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Balthasar Gracián: Handorakel und Kunst der Weltklugheit (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Balthasar Gracián: Handorakel und Kunst der Weltklugheit (Sprache & Litteratur). Der spanische Humanist und Dichter Balthasar Gracián y Morales, bekannt vor allem durch sein Hauptwerk, den philosophisch-allegorischen Roman El Criticon (1651-1657), machte sich mit dem Handorakel und Kunst der Weltklugheit auch als Aphoristiker einen Namen. Im Gegensatz zu den witzig-ironischen Stücken der einschlägig bekannten französischen Autoren pflegte Gracián einen kühlen, strengen Stil, seine tiefen Einblicke in die menschliche Seele sind untypisch für seine Zeit und weisen auf spätere Epochen voraus. Die Übersetzung stammt von dem deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer, der das Werk Graciáns sehr schätzte. Balthasar Gracián: Handorakel und Kunst der Weltklugheit 24 Die Einbildungskraft zügeln, indem man bald sie zurechtweist, bald ihr nachhilft: denn sie vermag alles über unser Glück, und sogar unser Verstand erhält Berichtigung von ihr. Sie kann eine tyrannische Gewalt erlangen und begnügt sich nicht mit müßiger Beschauung, sondern wird tätig, bemächtigt sich sogar oft unsers ganzen Daseins, welches sie mit Lust oder Traurigkeit erfüllt, je nachdem die Torheit ist, auf die sie verfiel: denn sie macht uns mit uns selbst zufrieden oder unzufrieden, spiegelt einigen beständige Leiden vor und wird der häusliche Henker dieser Toren; andern zeigt sie nichts als Seligkeiten und Glücksfälle, unter lustigem Schwindeln des Kopfs. Alles dieses vermag sie, wenn nicht die vernünftige Obhut unserer selbst ihr den Zaum anlegt. (...) 107 Keine Selbstzufriedenheit zeigen. Man sei weder unzufrieden mit sich selbst, denn das wäre Kleinmut - noch selbstzufrieden, denn das wäre Dummheit. Die Selbstzufriedenheit entsteht meistens aus Unwissenheit und wird zu einer Glückseligkeit des Unverstandes, die zwar nicht ohne Annehmlichkeit sein mag, jedoch unserm Ruf und Ansehn nicht förderlich ist. Weil man die unendlich höhern Vollkommenheiten anderer nicht einzusehn imstande ist, wird man durch irgendein gemeines und mittelmäßiges Talent in sich höchlich befriedigt. Mißtrauen ist stets klug und überdies auch nützlich, entweder um dem übeln Ausgang der Sachen vorzubeugen, oder um sich, wenn er da ist, zu trösten; da ein Unglück den nicht überrascht, der es schon fürchtete. Auch Homer schläft zuzeiten, und Alexander fiel von seiner Höhe und aus seiner Täuschung. Die Dinge hängen von gar vielerlei Umständen ab, und was an einer Stelle und bei einer Gelegenheit einen Triumph feierte, wurde bei einer andern zu Schande. Inzwischen besteht die unheilbare Dummheit darin, daß die leerste Selbstzufriedenheit zu voller Blüte aufgegangen ist und mit ihrem Samen immer weiter wuchert. (...) 109 Kein Ankläger sein. Es gibt Menschen von finsterer Gemütsart, die alles zum Verbrechen stempeln, nicht von Leidenschaft, sondern von einem natürlichen Hange getrieben. Sie sprechen über alle ihr Verdammungsurteil aus; über jene für das, was sie getan haben; über diese für das, was sie tun werden. Es zeugt von einem grausamen, ja niederträchtigen Sinn: und sie klagen mit einer solchen Übertreibung an, daß sie aus Splittern Balken machen, die Augen damit auszustoßen. Überall sind sie Zuchtmeister, die ein Elysium in eine Galeere umwandeln möchten. Kommt gar noch Leidenschaft hinzu, so treiben sie alles aufs Äußerste. Im Gegenteil weiß ein edles Gemüt für alles eine Entschuldigung zu finden, und wenn nicht ausdrücklich, durch Nichtbeachtung. Balthasar Gracián: Handorakel und Kunst der Weltklugheit. Übersetzt von Arthur Schopenhauer. Stuttgart 1980, S. 15-55. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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