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Manierismus (Kunst) Manierismus (Kunst) (italienisch maniera: Stil, ,,Manier"), Bezeichnung für den Kunststil zwischen Renaissance und Barock, der sich seit etwa 1520 in Italien entwickelte.

Publié le 19/06/2013

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Manierismus (Kunst) Manierismus (Kunst) (italienisch maniera: Stil, ,,Manier"), Bezeichnung für den Kunststil zwischen Renaissance und Barock, der sich seit etwa 1520 in Italien entwickelte. Das Ende dieser Epoche wird unterschiedlich angesetzt, zwischen 1590 und 1650. Charakteristische Merkmale der manieristischen Malerei sind gestreckte Proportionen der Figuren, die in übertriebener, häufig gedrehter Haltung dargestellt sind und deren Beziehung zum umgebenden Raum häufig unklar ist, eine unrealistische, oft theatralisch wirkende Behandlung des Hintergrunds und die scheinbar willkürliche Auswahl dünner, häufig nicht harmonierender Farben von emailartigem Glanz, die in gesuchten Hell-Dunkel-Kontrasten gegeneinandergesetzt werden. Der Manierismus bedeutete eine Neuorientierung: weg von der distanzierten Ausgewogenheit und Klarheit der Hochrenaissance, hin zu mehr Dramatik und Komplexität und das Streben nach gefühlsbetonten Effekten, Bewegungen und Kontrasten. Damit nahm er teilweise den Stil des Barock vorweg, der sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Europa zu entwickeln begann. Der Manierismus war nicht nur eine Gegenbewegung zur Hochrenaissance, sondern entsprang auch dieser und entwickelte sie bis an die Grenzen des Möglichen weiter, wie wir anhand der Darstellung des Menschen durch die Meister der Spätrenaissance, Raffael und Michelangelo, sehen können; hier finden sich erste manieristische Anklänge. Ihre Werke gaben den Anstoß für die Entwicklung des Manierismus, zum Beispiel in Michelangelos Jüngstem Gericht (1536-1541, Sixtinische Kapelle, Vatikan), das stilistische Ähnlichkeiten mit den Werken manieristischer Maler aufweist. Als eigenständige Stilrichtung erkennbar wurde der Manierismus ab etwa 1520, z. B. im Werk des Römers Giulio Romano, eines Schülers von Raffael. Die führenden Manieristen in Florenz waren Rosso Fiorentino und Iacopo da Pontormo. Zu ihren bedeutendsten Werken gehören die Kreuzabnahme (1521) in der Pinacoteca Communale in Volterra von Rosso oder Pontormos Freskenzyklus zum Leidensweg Christi (1522-1525) in der Certosa di Galluzzo. Parmigianino, ein Künstler aus Norditalien, schuf eine stark überlängte Madonna dal collo lungo (Madonna mit dem langen Hals, 1534-1540, Uffizien, Florenz), eine Komposition in extrem betonter Vertikalität, bei der die räumlichen Beziehungen ambivalent bleiben. Auch die Arbeiten des Malers Domenico Beccafumi aus Siena, etwa seine Geburt Mariä (1544, Pinacoteca Nazionale, Siena), sind durch ihre dramatische Verwendung von Licht und Schatten typische Werke des Manierismus. Pontormos Schüler Bronzino, Hofmaler der Medici, übertrug die manieristische Technik auf die Allegorien- und Porträtmalerei, bei der die individuellen Züge des Porträtierten zugunsten einer glatt-distanzierten höfischen Idealnorm in den Hintergrund treten. Im ausgehenden 16. Jahrhundert waren die Gebrüder Taddeo und Federico Zuccaro führende Vertreter des Manierismus. Ab etwa 1580 wich der Manierismus einem realistischeren Stil. Als für den Manierismus typische Künstler gelten ferner Giuseppe Arcimboldo, von dem besonders die skurrilen, aus Tieren, Früchten oder Büchern komponierten Köpfe und Figuren berühmt geworden sind, und der spanische Maler El Greco, dessen Gemälde lang gezogene, oft von religiöser Inbrunst erfüllte, mystisch verzückte Figuren zeigen. Mit dem Werk Grecos fand diese Epoche der Kunstgeschichte ihren Abschluss. Die Bildhauerkunst des Manierismus findet ihren reinsten Ausdruck in den Marmor- und Bronzeskulpturen des Giambologna, eines italienischen Künstlers flämischer Herkunft, und den virtuosen, gelegentlich bizarren Schöpfungen des florentinischen Bildhauers und Goldschmiedes Benvenuto Cellini, der ebenfalls am Hof der Medici arbeitete. Der Einfluss des Manierismus auf Kunstgewerbe und Architektur lässt sich zunächst im Werk von Giulio Romano, z. B. der Architektur und Freskenausmalung des Palazzo del Tè in Mantua (begonnen um 1525), ablesen. Auch Michelangelos Innenausstattung und Raumgestaltung der Biblioteca Medicea-Laurenziana (1524-1559) in Florenz ist in der Konzeption manieristisch. Eine manieristische Gartenanlage ist der Park von Bomarzo (1580) mit seinen in Stein gehauenen Monstren, allegorischen Figuren und Masken sowie der die Realität in Frage stellenden Schein-Architektur (z. B. ein schief gebauter Turm). ,,Manierismus" als Epochen- und Stilbegriff wurde in der Kunstgeschichte relativ spät eingeführt. Im 16. Jahrhundert bezeichnete Giorgio Vasari mit maniera den Spätstil Michelangelos, 1792 wählten ihn Luigi Lanzi und im 19. Jahrhundert Jakob Burckhardt zur Kennzeichnung der Epoche, aber erst nach 1920 wird der Begriff in der Kunstwissenschaft diskutiert. Es war lange Zeit umstritten, wie sinnvoll die Einschaltung dieser Periode zwischen Hochrenaissance und Barock ist, oder inwieweit der Begriff ,,Spätrenaissance" treffender ist. Andererseits wurde der Begriff auf Literatur, Musik, Philosophie, Theologie und alltägliche Lebensstile übertragen. Verallgemeinert meint der Begriff jede subjektiv gefärbte, gegen ,,klassische" Kulturformen gerichtete Haltung, deren Merkmale Phantastik, spielerische, stilisierte und gezierte Formen, gewollte Deformationen, bewusste Verstöße gegen harmonische Regeln und Proportion sind. Noch weiter verallgemeinert und dann auch meist deutlich abwertend gemeint, umreißt der Begriff jede kulturelle Spät- und Verfallsform oder Gegenbewegung, die irrational, stark formalisierend, lebensfern, übertrieben, überfeinert und dekadent ist. Einflussreich wurden die Arbeiten der Manierismus-Forscher Ernst Robert Curtius und Gustav René Hocke, die im Manierismus ein immer wieder auftretendes Phänomen der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte sehen, das gleichberechtigt - als ,,Komplementärerscheinung" - neben den ,,klassischen" Perioden steht. Hocke spricht von einer ,,dialektischen Beziehung Klassik-Manierismus", die für die ganze europäische Kunst- und Literaturgeschichte gilt. Er hat fünf manieristische Epochen herausgearbeitet: Alexandrien (etwa 350 bis 150 v. Chr., entspricht ungefähr dem Hellenismus), die Zeit der ,,Silbernen Latinität" in Rom (etwa 14 bis 138 n. Chr.), das späte Mittelalter, die manieristische Epoche im engeren Sinne von 1520 bis 1650, die Romantik von 1800 bis 1830 und die frühe Moderne von 1880 bis 1950. Dabei fiel ihm auf, dass sich die Renaissance als ,,Wiedergeburt" der Antike gerade auf die ,,manieristischen" Perioden der Antike bezog, deren manieristische Momente aber verdrängte, bis diese im nachfolgenden Manierismus schließlich ihren Ausdruck fanden. Hocke betont auch den starken Einfluss des Manierismus auf moderne und gegenwärtige Kunstformen (siehe moderne Kunst und Architektur), z. B. den Surrealismus. Verfasst von: Wolfgang Blümel Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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