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Christian Friedrich Daniel Schubart: Die Fürstengruft (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Christian Friedrich Daniel Schubart: Die Fürstengruft (Sprache & Litteratur). Mit seiner 1774 ins Leben gerufenen Zeitschrift Deutsche Chronik schuf der deutsche Dichter und Schriftsteller Christian Friedrich Daniel Schubart ein kritisches Organ der deutschen Aufklärung. Auch in seinem lyrischen Werk findet sich Kritik an absolutistischer Willkürherrschaft, wie das Gedicht Die Fürstengruft (1780) belegt, das ihn in ganz Deutschland bekannt machte. Aufgrund seiner obrigkeitskritischen Gesinnung musste er auf Befehl des Herzogs Karl Eugen von Württemberg eine zehnjährige Haft verbüßen. Christian Friedrich Daniel Schubart: Die Fürstengruft DIE FÜRSTENGRUFT Da liegen sie, die stolzen Fürstentrümmer, Ehmals die Götzen ihrer Welt! Da liegen sie, vom fürchterlichen Schimmer Des blassen Tags erhellt! Die alten Särge leuchten in der dunkeln Verwesungsgruft wie faules Holz; Wie matt die großen Silberschilde funkeln, Der Fürsten letzter Stolz! Entsetzen packt den Wandrer hier am Haare, Geußt Schauer über seine Haut, Wo Eitelkeit, gelehnt an eine Bahre, Aus hohlen Augen schaut. Wie fürchterlich ist hier des Nachhalls Stimme! Ein Zehentritt stört seine Ruh. Kein Wetter Gottes spricht mit lautrem Grimme: O Mensch, wie klein bist du! Denn ach! hier liegt der edle Fürst, der Gute! Zum Völkersegen einst gesandt, Wie der, den Gott zur Nationenrute Im Zorn zusammenband. An ihren Urnen weinen Marmorgeister, Doch kalte Tränen nur, von Stein, Und lachend grub - vielleicht ein welscher Meister - Sie einst dem Marmor ein. Da liegen Schädel mit verloschnen Blicken, Die ehmals hoch herabgedroht, Der Menschheit Schrecken! - Denn an ihrem Nicken Hing Leben oder Tod. Nun ist die Hand herabgefault zum Knochen, Die oft mit kaltem Federzug Den Weisen, der am Thron zu laut gesprochen, In harte Fesseln schlug. Zum Totenbein ist nun die Brust geworden, Einst eingehüllt in Goldgewand, Daran ein Stern und ein entweihter Orden Wie zween Kometen stand. Vertrocknet und verschrumpft sind die Kanäle, Drin geiles Blut wie Feuer floß, Das schäumend Gift der Unschuld in die Seele, Wie in den Körper goß. Sprecht, Höflinge, mit Ehrfurcht auf der Lippe, Nun Schmeichelein ins taube Ohr! Beräuchert das durchlauchtige Gerippe Mit Weihrauch wie zuvor! Er steht nicht auf, euch Beifall zuzulächeln, Und wiehert keine Zoten mehr, Damit geschminkte Zofen ihn befächeln, Schamlos und geil wie er. Sie liegen nun, den eisern Schlaf zu schlafen, Die Menschengeißeln, unbetraurt! Im Felsengrab, verächtlicher als Sklaven, In Kerker eingemaurt. Sie, die im ehrnen Busen niemals fühlten Die Schrecken der Religion Und gottgeschaffne, beßre Menschen hielten Für Vieh, bestimmt zur Frohn; Die das Gewissen, jenen mächt'gen Kläger, Der alle Schulden niederschreibt, Durch Trommelschlag, durch welsche Trillerschläger Und Jagdlärm übertäubt; Die Hunde nur und Pferd' und fremde Dirnen Mit Gnade lohnten und Genie Und Weisheit darben ließen; denn das Zürnen Der Geister schreckte sie. Die liegen nun in dieser Schauergrotte, Mit Staub und Würmern zugedeckt, So stumm! So ruhmlos! noch von keinem Gotte Ins Leben aufgeschreckt. Weckt sie nur nicht mit eurem bangen Ächzen, Ihr Scharen, die sie arm gemacht, Verscheucht die Raben, daß von ihrem Krächzen Kein Wütrich hier erwacht! Hier klatsche nicht des armen Landmanns Peitsche, Die nachts das Wild vom Acker scheucht! An diesem Gitter weile nicht der Deutsche, Der siech vorüberkeucht! Hier heule nicht der bleiche Waisenknabe, Dem ein Tyrann den Vater nahm; Nie fluche hier der Krüppel an dem Stabe, Von fremdem Solde lahm. Damit die Quäler nicht zu früh erwachen, Seid menschlicher, erweckt sie nicht. Ha! früh genug wird über ihnen krachen Der Donner am Gericht. Wo Todesengel nach Tyrannen greifen, Wenn sie im Grimm der Richter weckt, Und ihre Greul zu einem Berge häufen, Der flammend sie bedeckt. Ihr aber, beßre Fürsten, schlummert süße Im Nachtgewölbe dieser Gruft! Schon wandelt euer Geist im Paradiese, Gehüllt in Blütenduft. Jauchzt nur entgegen jenem großen Tage, Der aller Fürsten Taten wiegt, Wie Sternenklang tönt euch des Richters Waage, Drauf eure Tugend liegt. Ach, unterm Lispel eurer frohen Brüder - Ihr habt sie satt und froh gemacht - Wird eure volle Schale sinken nieder, Wenn ihr zum Lohn erwacht. Wie wird's euch sein, wenn ihr vom Sonnenthrone Des Richters Stimme wandeln hört: ,,Ihr Brüder, nehmt auf ewig hin die Krone, Ihr seid zu herrschen wert." Christian Friedrich Daniel Schubart: Die Fürstengruft. In: Schubarts Werke in einem Band. Berlin und Weimar 1965, S. 283ff. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Die Schrecken der ReligionUnd gottgeschaffne, beßre Menschen hieltenFür Vieh, bestimmt zur Frohn; Die das Gewissen, jenen mächt’gen Kläger,Der alle Schulden niederschreibt,Durch Trommelschlag, durch welsche TrillerschlägerUnd Jagdlärm übertäubt; Die Hunde nur und Pferd’ und fremde DirnenMit Gnade lohnten und GenieUnd Weisheit darben ließen; denn das ZürnenDer Geister schreckte sie. Die liegen nun in dieser Schauergrotte,Mit Staub und Würmern zugedeckt,So stumm! So ruhmlos! noch von keinem GotteIns Leben aufgeschreckt. Weckt sie nur nicht mit eurem bangen Ächzen,Ihr Scharen, die sie arm gemacht,Verscheucht die Raben, daß von ihrem KrächzenKein Wütrich hier erwacht! Hier klatsche nicht des armen Landmanns Peitsche,Die nachts das Wild vom Acker scheucht!An diesem Gitter weile nicht der Deutsche,Der siech vorüberkeucht! Hier heule nicht der bleiche Waisenknabe,Dem ein Tyrann den Vater nahm;Nie fluche hier der Krüppel an dem Stabe,Von fremdem Solde lahm. Damit die Quäler nicht zu früh erwachen,Seid menschlicher, erweckt sie nicht.Ha! früh genug wird über ihnen krachenDer Donner am Gericht. Wo Todesengel nach Tyrannen greifen,Wenn sie im Grimm der Richter weckt,Und ihre Greul zu einem Berge häufen,Der flammend sie bedeckt. Ihr aber, beßre Fürsten, schlummert süßeIm Nachtgewölbe dieser Gruft!Schon wandelt euer Geist im Paradiese,Gehüllt in Blütenduft. Jauchzt nur entgegen jenem großen Tage,Der aller Fürsten Taten wiegt,Wie Sternenklang tönt euch des Richters Waage,Drauf eure Tugend liegt. Ach, unterm Lispel eurer frohen Brüder –Ihr habt sie satt und froh gemacht –Wird eure volle Schale sinken nieder,Wenn ihr zum Lohn erwacht. Wie wird’s euch sein, wenn ihr vom SonnenthroneDes Richters Stimme wandeln hört:„Ihr Brüder, nehmt auf ewig hin die Krone,Ihr seid zu herrschen wert.” Christian Friedrich Daniel Schubart: Die Fürstengruft. In: Schubarts Werke in einem Band. Berlin und Weimar 1965, S.

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