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Claude Simon (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Claude Simon (Sprache & Litteratur). Claude Simon (1913-2005), französischer Schriftsteller. Als Hauptvertreter des Nouveau Roman gehört er zu den großen Schriftstellern der modernen französischen Literatur. 1985 wurde er mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Simon wurde am 10. Oktober 1913 als Sohn eines französischen Offiziers in Tananarive (heute Antananarivo) auf Madagaskar geboren und wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters, der zu Beginn des 1. Weltkrieges gefallen war, ab 1914 bei der Familie seiner Mutter im südfranzösischen Perpignan auf. Nach dem Abitur studierte er Malerei in Paris, Oxford und Cambridge. In den dreißiger Jahren unternahm er ausgedehnte Reisen in Europa, vorübergehend nahm er 1937 auf Seiten der Republikaner am Spanischen Bürgerkrieg teil. Während des 2. Weltkrieges geriet Simon als Soldat 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft, aus der er jedoch fliehen konnte. Er schloss sich der Résistance an und hielt sich bis zum Ende des Krieges verborgen. Seine Erlebnisse als Soldat während des 2. Weltkrieges wurden prägend für sein späteres literarisches Schaffen. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen wurden Themen wie Tod, Verfall und Verlust bestimmend für seine literarischen Arbeiten, in denen die Macht der Imagination und der Erinnerung als Gegengewicht wirken. Nachdem sein erster Roman Le Tricheur (1945) erschienen war, ließ sich Simon in den östlichen Pyrenäen nieder, wo er als freier Schriftsteller und Weinbauer lebte. Mit seinen ab Ende der fünfziger Jahre entstandenen Romanen, die sich durch große ästhetische Strenge und Konsequenz auszeichnen, vollzog er einen radikalen Bruch mit der Erzähltradition. Simon erhielt 1985 den Nobelpreis für Literatur, im selben Jahr wurde er mit dem französischen Verdienstorden Grand Croix de l'Ordre National du Mérite geehrt. Claude Simon starb am 6. Juli 2005 in Paris. Neben Alain Robbe-Grillet und Nathalie Sarraute gilt Simon als einer der bedeutendsten Vertreter des Nouveau Roman, einer experimentellen Strömung der französischen Literatur, die sich gegen die Konzepte traditioneller Erzählkunst, insbesondere gegen lineare Erzählweise und psychologische Charakterisierung von Figuren, wandte. Während Simons frühe Werke noch dem konventionellen Erzählen verpflichtet sind, stieß er, beeinflusst von Schriftstellern wie Marcel Proust, James Joyce oder William Faulkner, mit seinem Roman Le vent (1957; Der Wind) auf neues Terrain vor. Diese an Details der sinnlich wahrnehmbaren Oberflächen interessierte Erzähltechnik ist in besonderer Weise geeignet, Probleme der menschlichen Wahrnehmung und der sprachlichen Wiedergabe von Wirklichkeit zu gestalten. Die Erfahrung des 2. Weltkrieges wurde das Lebensthema in Simons autobiographisch geprägten, einer radikalen Ästhetik verpflichteten Werk, das keinen ethisch-politischen Überbau trägt. Sein Hauptwerk La route de Flandres (1960; Die Straße in Flandern), der zweite Teil eines vierbändigen Zyklus, schildert mit großer sprachlicher Präzision die Vernichtung der Kavallerieschwadron im Mai 1940, der Simon nach seiner Einberufung zum Militärdienst im 2. Weltkrieg angehörte. Die prägnanteste Szene daraus, der traumatisch erlebte und mit überwacher Sensibilität geschilderte Tod eines Rittmeisters, wird in Simons erzählerischem Werk wiederholt vergegenwärtigt. Zum narrativen Programm Simons gehört die Schilderung überdeutlich wahrgenommener Augenblicke, die ohne gerichtete Perspektive, ohne erzählerische Absicht, ohne psychologische Erklärungen und ohne moralischen Appell festgehalten werden. Ferner gehören zu diesem Zyklus die Bände L'herbe (1958; Das Gras), Le palace (1962; Der Palast) und Histoire (1967; Geschichte), die ein begrenztes Inventar von wiederkehrenden Figuren und Motiven aufweisen. Auf diese Weise werden archetypische seelische Dispositionen der Protagonisten dargestellt. Auch durch außergewöhnlich lange Satzkonstruktionen von manchmal mehr als tausend Wörtern und die Erzähltechnik des Stream of consciousness vermittelt Simon literarisch einen Eindruck von der Komplexität des menschlichen Seelenlebens und vom Reichtum der Welt. Die hyperrealistisch geschilderte Dingwelt, in der es keine Subjekte gibt, macht die Unbehaustheit des Menschen schmerzlich bewusst. Zu den weiteren Höhepunkten von Simons Erzählkunst gehört außerdem der Roman Les géorgiques (1981; Georgica), der zahlreiche Elemente früherer Werke wieder aufnimmt und als Summe von Simons literarischem Schaffen gelten kann. Es handelt sich um die Geschichte dreier Figuren, die an verschiedenen Kriegen beteiligt sind und die schreibend ihre Erlebnisse festhalten: ein napoleonischer General, ein Freiwilliger im Spanischen Bürgerkrieg und ein französischer Kavallerist während des Flandernfeldzugs 1940. Unter Verwendung autoreflexiver Verfahren, die den Schreibprozess vergegenwärtigen, entsteht ein dichtes Geflecht von Erinnerungen, die ohne Anekdoten, Nostalgie und Sentimentalität präsentiert werden. Individuelle und kollektive Geschichte erscheint nicht aus höherer Warte geordnet, sondern als Mosaik einzelner Momente, die Authentizität und Plastizität entstehen lassen. Zu Simons weiteren Erinnerungsromanen zählen L'Acacia (1989; Die Akazie), ein Meisterwerk der Antikriegsliteratur, das seine eigene Geschichte und die seiner Familie behandelt, Le Jardin des Plantes (1997; Le Jardin des Plantes), in dem er ein weiteres Mal seine Kriegserlebnisse thematisiert, und Le tramway (2001; Die Trambahn), eine während einer Straßenbahnfahrt in präzisen Bildern präsentierte Vergegenwärtigung des Milieus seiner Kindheit. Simons etwa 20 Romane umfassendes OEuvre wurde in viele Sprachen übersetzt. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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