Das Politische Testament Friedrichs des Großen - Geschichte.
Publié le 15/06/2013
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Das Politische Testament Friedrichs des Großen - Geschichte. 1752 verfasste König Friedrich II. von Preußen sein Politisches Testament, in der Absicht, ,,der Nachwelt mitzuteilen, was ich durch Erfahrung gelernt habe". Im folgenden Auszug behandelt er die Frage, ob ein Landesfürst selbst regieren soll. Friedrich war der Auffassung, dass ein Fürst alle Fäden in seiner Hand behalten müsse, und dass er als ,,der erste Diener seines Staates ... nach Kräften für das Wohl des Staates" arbeiten müsse. Damit formulierte er die Grundprinzipien des aufgeklärten Absolutismus. Das Politische Testament Friedrichs des Großen Soll ein Landesfürst selbst regieren? In einem Staat wie diesem muß der Fürst zwangsläufig seine Geschäfte selbst führen, da er ja, wenn er klug ist, nur dem öffentlichen Interesse folgen wird, das zugleich sein eigenes ist, und ein Minister in den Angelegenheiten, die seine eigenen Interessen betreffen, immer abweichende Ansichten hat; er wird, statt Personen von Verdienst zu befördern, die Stellen mit seinen Geschöpfen besetzen und versuchen, sich mit Hilfe einer Anzahl von Personen, die er an sein eigenes Schicksal bindet, selbst stärker zu machen. Während der Fürst den Adel unterstützt, wird er den Klerus in seine ihm angemessenen Schranken verweisen, er wird in keiner Weise zulassen, daß die Prinzen von Geblüt intrigieren oder Ränke schmieden, und das Verdienst belohnen, ohne daß jenes Interesse ins Spiel kommt, das die Minister in allem, was sie tun, insgeheim verfolgen. Wenn es aber notwendig ist, daß der Fürst selbst die inneren Angelegenheiten seines Staates leitet, um wieviel notwendiger ist es dann, daß er seine Politik selbst betreibt, Bündnisse eingeht, die er allein für angebracht hält, seine Pläne selbst entwirft und in heiklen und bedenklichen Lagen allein Stellung bezieht. Finanzen, innere Verwaltung, Politik und Militärwesen sind so eng miteinander verbunden, daß es unmöglich ist, eines dieser Gebiete zu behandeln und die anderen dabei nicht zu berücksichtigen. Wenn das geschieht, bekommt das den Fürsten schlecht. In Frankreich regieren vier Minister das Königreich: der Generalkontrolleur der Finanzen, der Marineminister, der Kriegsminister und der Minister für auswärtige Angelegenheiten. Diese vier Könige verstehen einander nicht und werden sich auch nie einig; von da kommen all die Widersprüche, die wir in der französischen Regierung erleben: der eine stürzt aus Mißgunst um, was der andere mit Geschick aufbaut; kein System, keine Planung; der Zufall regiert, und alles in Frankreich vollzieht sich so, wie die Hofintrigen laufen; die Engländer wissen alles, was sich in Versailles abspielt; keinerlei Geheimnis und folglich keinerlei Politik. Eine gut geführte Regierung muß auf einem System beruhen, das ebenso geschlossen ist, wie es ein System der Philosophie sein kann, so daß alle getroffenen Maßnahmen wohl erwogen sind, und die Finanzen, die Politik und das Heerwesen ein und dasselbe Ziel verfolgen, das Festigung des Staates und Wachstum seiner Macht heißt. Nun, ein System kann nur einem Kopf entspringen; es muß also von dem des Fürsten ausgehen. Faulheit, Schwelgerei und Schwachsinn sind die Gründe, die die Fürsten daran hindern, das hohe Amt, ihren Völkern Glück zu bereiten, zu erfüllen. Solche Fürsten machen sich so verächtlich, daß sie zum Gerede und Gespött ihrer Zeitgenossen werden und ihre Namen höchstens auf der Zeittafel ihrer Epoche erscheinen. Sie verkümmern auf dem Thron, unwürdig, ihn innezuhaben, und nur damit beschäftigt, ihre eigenen Wünsche zu befriedigen. Die Nachlässigkeit, die sie ihren Völkern gegenüber an den Tag legen, wird geradezu kriminell. Ein Fürst ist nicht in diesen hohen Rang erhoben, man vertraut ihm nicht die höchste Gewalt an, damit er in Trägheit dahinlebt, sich auf Kosten des Volkes mästet und glücklich ist, während jedermann leidet. Der Fürst ist der erste Diener seines Staates. Er wird gut besoldet, damit er die Würde seines Standes wahren kann; aber man verlangt von ihm, daß er nach Kräften für das Wohl des Staates arbeitet und zumindest mit Aufmerksamkeit die hauptsächlichsten Geschäfte regelt. Ohne Zweifel braucht er Hilfe; die Arbeit im einzelnen geht für ihn zu weit; er muß aber ein Ohr für jedermanns Klagen haben und denen rasch Gerechtigkeit widerfahren lassen, die man unterdrücken will. Einst kam eine Frau mit einer Bitte zu einem König von Epirus, der sie hart anfuhr und ihr sagte, sie solle ihn in Ruhe lassen: ,,Und wozu bist du denn König", entgegnete sie, ,,wenn nicht, um mir Recht zu verschaffen?" Ein schöner Ausspruch, an den sich Fürsten ohne Unterlaß erinnern sollten. Friedrich II. von Preußen: Schriften und Briefe. Aus dem Französischen übersetzt von Herbert Kühn. Herausgegeben von Ingrid Mittenzwei. Leipzig 1985, S. 183ff. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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