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Entwicklungsländer.

Publié le 15/06/2013

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Entwicklungsländer. 1 EINLEITUNG Entwicklungsländer, Sammelbegriff für Staaten, die wirtschaftlich und gesellschaftlich gegenüber dem Modell der westlichen Industriestaaten einen erheblichen Rückstand aufweisen. Es existiert allerdings bis heute keine weltweit verbindliche Einordnungsliste. Die Vereinten Nationen, die Weltbank und der Entwicklungshilfeausschuss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verwenden zwar die gleichen oder ähnliche Kriterien, bewerten diese aber unterschiedlich. Mehr als zwei Drittel aller Staaten werden - mit unterschiedlicher Einstufung - zu den Entwicklungsländern gezählt; die größte Anzahl an Entwicklungsländern weist Afrika auf, gefolgt von Asien und Amerika. 2 MERKMALE Entwicklungsländer weisen eine Reihe von bestimmten Merkmalen auf, die in unterschiedlicher Dichte vorkommen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist ihr Volkseinkommen niedrig und die Einkommensverteilung äußerst ungleich. Einer zahlenmäßig kleinen, sehr reichen Oberschicht steht eine mitunter extrem arme Bevölkerungsmehrheit gegenüber. Eine Mittelschicht existiert dagegen kaum. Oft reicht die Nahrungsmittelproduktion nicht aus, die Versorgung für alle Einwohner sicherzustellen. Unterernährung und ein schlechter allgemeiner Gesundheitszustand sind die Folgen. Die Bevölkerung in den Entwicklungsländern wächst in der Regel überdurchschnittlich stark (mehr als 2,5 Prozent pro Jahr), wogegen Arbeitsplätze knapp sind. Die staatliche Infrastruktur ist in allen Bereichen (Verkehr, Kommunikation, Bildung und Gesundheit) mangelhaft. Wirtschaftlich dominiert die Landwirtschaft, ihre Produktionsmethoden sind aber veraltet. Für Investitionen fehlt das Geld. Die Handelsbilanzen dieser Staaten sind meist defizitär. Die aus dem Warenexport, oft Rohstoffe und landwirtschaftliche Güter, erzielten Gewinne reichen nicht aus, die Einfuhr benötigter Produkte zu finanzieren. Um ein Mindestmaß staatlicher Funktionen zu gewähren, und um das nackte Überleben ihrer Bevölkerung finanzieren zu können, sind Entwicklungsländer auf den Beistand der wohlhabenden Industriestaaten angewiesen. Dieser wird als Entwicklungshilfe in Form von finanzieller, materieller und personeller Unterstützung geleistet. 3 URSPRUNG DES BEGRIFFS Der Begriff Entwicklungsland entstand kurz nach dem 2. Weltkrieg und ist im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen. Zum einen wurden ab 1945 aus ehemaligen Kolonialgebieten souveräne Staaten. In drei Wellen erfasste diese Entwicklung zuerst Asien, dann Afrika und schließlich ab den siebziger Jahren auch die Inselwelten der Karibik und des südlichen Pazifik. Zum anderen verschärfte sich kurz nach dem Ende des Krieges der Gegensatz zwischen den kapitalistischen Staaten Amerikas und Westeuropas und den sozialistischen Ländern unter Führung der Sowjetunion. Aus amerikanischer Sicht wurde es notwendig, die neu entstandenen Staaten vor dem Einfluss der marxistischen Ideologie zu schützen. Zu diesem Zweck präsentierte man ihnen das eigene Modell als Alternative. Ziel sollte nicht die klassenlose Gesellschaft sein, sondern die moderne Industriegesellschaft amerikanischer Prägung. Bis sie dieses Stadium erreicht oder sich wenigstens daran angenähert hatten, galten die neuen Staaten als unterentwickelt. Wenig später entstand daraus die Wortschöpfung Entwicklungsland. 4 DIFFERENZIERUNGSPROZESSE Außer ihrer am Wertekatalog der Industriestaaten gemessenen Rückständigkeit haben Entwicklungsländer wenig Gemeinsamkeiten. Zu ihnen gehören sehr große und sehr kleine Staaten, Länder mit geringer und Länder mit hoher Bevölkerungszahl. Manche dieser Staaten verfügen über enorme Rohstoffvorräte, andere wiederum sind ausgesprochen rohstoffarm. Unter den Begriff Entwicklungsland fallen die alten Nationalstaaten Lateinamerikas genauso wie die künstlich von den Kolonialmächten geschaffenen jungen Staaten Afrikas. Auch kulturell und politisch lassen sich keine gemeinsamen Nenner finden. Dennoch wurden die Entwicklungsländer als homogener Block, als so genannte Dritte Welt gesehen. Die Zweifel an dieser Interpretation wurden aber seit den siebziger Jahren immer lauter. Heute haben die extrem unterschiedlichen Wirtschaftserfolge der einzelnen Entwicklungsländer das Bild der Geschlossenheit definitiv zerstört. Die Dritte Welt ist in mehrere Ländergruppen auseinandergebrochen. 5 SCHWELLENLÄNDER Bei den so genannten Schwellenländern handelt es sich um diejenigen Länder, welche die typischen Strukturmerkmale der Unterentwicklung überwunden haben und sich an der Entwicklungsschwelle zu einem Industrieland befinden. Welche Länder in die Kategorie Schwellenländer einzuordnen sind, ist aufgrund unterschiedlicher Definitionen und Kriterien nicht eindeutig. Zu den Schwellenländern werden meist Argentinien, Brasilien und Mexiko gezählt; umstrittener ist die Zugehörigkeit von Malaysia, Thailand und Indonesien, und die asiatischen Tigerstaaten der ,,ersten Generation", Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur, die lange als ,,klassische" Schwellenländer galten, werden unterdessen meist zu den Industriestaaten gerechnet. 6 ÖL EXPORTIERENDE STAATEN Damit sind vor allem die Staaten am Persischen Golf gemeint. Sie zeichnen sich durch ein sehr hohes Pro-Kopf-Einkommen aus, das jedoch ausschließlich auf den Ölexport zurückzuführen ist. Der Industrialisierungsgrad ist jedoch äußerst niedrig und stagniert. 7 EHEMALIGE OSTBLOCKSTAATEN Die ehemaligen Ostblockstaaten werden erst seit kurzem unter der Rubrik Entwicklungsland geführt. Albanien machte 1989 den Anfang, 1993/94 folgten die kaukasischen und zentralasiatischen Republiken Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. Sie unterscheiden sich von anderen Entwicklungsländern schon allein aufgrund der Tatsache, dass ihre Unterentwicklung auf besondere historisch-kulturelle Ursachen zurückzuführen ist. Ihr Pro-KopfEinkommen liegt im Vergleich mit anderen Entwicklungsländern meist im mittleren Bereich. Bemerkenswert ist der hohe Industrialisierungsgrad, über den zumindest einige dieser Staaten verfügen. Das Niveau ihrer Ausbildungssysteme liegt ebenfalls weit über dem anderer Entwicklungsländer. 8 AM WENIGSTEN ENTWICKELTE LÄNDER Diese Kategorie wurde 1971 von der UNO unter der offiziellen Bezeichnung Least Developed Countries (LDC) eingeführt. Sie gilt für Staaten, die besonders große Entwicklungsprobleme haben. Als offizielle Bemessungsgrundlage gilt zunächst ein Pro-Kopf-Einkommen von weniger als 750 US-Dollar jährlich. Als weitere Kriterien werden ein Lebensqualitätsindex und ein Wirtschaftsindex angelegt: Der Lebensqualitätsindex (Human Assets Index, HAI) erfasst die Lebenserwartung, die Kindersterblichkeitsrate, die Kalorienversorgung pro Kopf, die Einschulungsrate und die Alphabetisierungsquote; in den Wirtschaftsindex (Economic Vulnerability Index, EVI), der die Stabilität oder Störungsanfälligkeit von Wirtschaften beschreibt, fließen u. a. die Krisenanfälligkeit der Agrarproduktion und des Exports ein, der Anteil nicht traditioneller wirtschaftlicher Aktivitäten am Bruttoinlandsprodukt und die Exportstruktur. Viertes und letztes Kriterium ist die Einwohnerzahl, die nicht über 75 Millionen liegen darf. Staaten, die in die Kategorie LDC fallen, haben einen besseren Zugang zu nicht rückzahlbaren Zuschüssen und zu Krediten mit besonders günstigen Bedingungen. Insgesamt gelten 50 Entwicklungsländer als Least Developed Countries: 34 in Afrika, 15 in Asien und Ozeanien sowie eines in Mittelamerika. Insbesondere in Afrika südlich der Sahara hat sich die Situation vieler Staaten verschärft. An den Rand des Weltwirtschaftsgeschehens gedrängt, droht manchen dieser Länder der Kollaps. Das Wort Entwicklung hat in diesem Kontext längst seinen eigentlichen Sinn verloren und ist reduziert auf bloße Armutsbekämpfung. 9 INTERNATIONALE ZUSAMMENSCHLÜSSE Trotz aller Unterschiede haben die Entwicklungsländer immer versucht, ihre Interessen gegenüber den internationalen Organisationen und gegenüber den einzelnen Industriestaaten möglichst gemeinsam durchzusetzen. Neben mehreren regionalen wirtschaftlichen und politischen Zusammenschlüssen existieren auch überregionale, u. a.: Die Gruppe der blockfreien Staaten: Sie ist der lockere Zusammenschluss von mehr als hundert Ländern und Befreiungsbewegungen. Erstmals formiert hat sich die Blockfreienbewegung auf der Konferenz von Bandung (Indonesien) 1955. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist es, keinem Militärbündnis anzugehören. Sie sieht ihre Rolle darin, eine unabhängige Politik für ihre Mitgliedsstaaten zu formulieren. Nach dem Ende des Kalten Krieges hat sie viel an Bedeutung verloren. Die Gruppe der 77: Sie versteht sich als das entwicklungspolitische Sprachrohr der Entwicklungsländer bei den Vereinten Nationen. 1967 in Algier gegründet, zählt sie heute rund 130 Mitglieder. Verfasst von: Pierre Jadin Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« der Sahara hat sich die Situation vieler Staaten verschärft.

An den Rand des Weltwirtschaftsgeschehens gedrängt, droht manchen dieser Länder der Kollaps.

Das WortEntwicklung hat in diesem Kontext längst seinen eigentlichen Sinn verloren und ist reduziert auf bloße Armutsbekämpfung. 9 INTERNATIONALE ZUSAMMENSCHLÜSSE Trotz aller Unterschiede haben die Entwicklungsländer immer versucht, ihre Interessen gegenüber den internationalen Organisationen und gegenüber den einzelnenIndustriestaaten möglichst gemeinsam durchzusetzen.

Neben mehreren regionalen wirtschaftlichen und politischen Zusammenschlüssen existieren auch überregionale, u.a.: Die Gruppe der blockfreien Staaten: Sie ist der lockere Zusammenschluss von mehr als hundert Ländern und Befreiungsbewegungen.

Erstmals formiert hat sich dieBlockfreienbewegung auf der Konferenz von Bandung (Indonesien) 1955.

Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist es, keinem Militärbündnis anzugehören.

Sie sieht ihreRolle darin, eine unabhängige Politik für ihre Mitgliedsstaaten zu formulieren.

Nach dem Ende des Kalten Krieges hat sie viel an Bedeutung verloren. Die Gruppe der 77: Sie versteht sich als das entwicklungspolitische Sprachrohr der Entwicklungsländer bei den Vereinten Nationen.

1967 in Algier gegründet, zählt sie heuterund 130 Mitglieder. Verfasst von:Pierre JadinMicrosoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation.

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