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Globalisierung - Politik.

Publié le 16/06/2013

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Globalisierung - Politik. 1 EINLEITUNG Globalisierung, die zunehmende Internationalisierung des Wirtschaftsgeschehens. Weltumspannender Handel und die Bildung weltweiter Märkte für Kapital, Waren und Dienstleistungen führen zu einer immer engeren Verflechtung der Volkswirtschaften und verschärfen den internationalen Wettbewerb zwischen den Unternehmen. Als statistisches Kriterium für die Globalisierung gilt, dass der Welthandel schneller wächst als das Weltbruttoinlandsprodukt. 2 GLOBALISIERUNG - FRÜHER UND HEUTE Der Begriff ,,Globalisierung" wird erst seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts verwendet, die ihr zugrunde liegenden Sachverhalte sind aber auch Kennzeichen früherer Epochen: In der Antike war durch den Handel über die Seidenstraßen ein Markt entstanden, der von Portugal bis nach China reichte und damit einen großen Teil der Welt umfasste. In der frühen Neuzeit operierten mächtige, mit staatlichen Privilegien für den Überseehandel ausgestattete Handelskompanien (siehe Ostindische Kompanie) weltweit. Und die Zeit um 1900 war geprägt von einem deutlichen Wachstum des Welthandels mit London als Zentrum des internationalen Warenaustauschs. Eine neue Qualität erreichte die weltweite Vernetzung im ausgehenden 20. Jahrhundert. Die Fortschritte in der Kommunikationstechnologie ließen die transnationale Verflechtung stärker und schneller voranschreiten als je zuvor. Die unmittelbare weltweite Verfügbarkeit von Nachrichten und Informationen (u. a. Börsendaten) schuf die Voraussetzung für eine globale Markttransparenz. Internet und Telekommunikation erlaubten ökonomische Transaktionen von jedem Ort der Welt aus. Besonders der Handel mit Gütern, die sich schnell und mit geringen Kosten transferieren lassen, wurde durch diese Entwicklung beschleunigt. Der Geld- und Kapitalmarkt veränderte sich grundlegend, weil jederzeit per Computer gekauft und verkauft werden konnte. So können heute Nachrichten, die eine Verknappung von z. B. Erdöl befürchten lassen, zur umgehenden Verteuerung dieses Rohstoffes führen und auch andere Märkte (z. B. Autoindustrie) beeinflussen. 3 FOLGEN DER GLOBALISIERUNG Die Entwicklung globaler Märkte brachte für viele Unternehmen einschneidende Veränderungen: Statt wie bisher auf regionale oder nationale Märkte beschränkt zu sein, sind sie heute gezwungen, global konkurrenzfähig zu bleiben. Aufgrund der Notwendigkeit, Kosten einzusparen, werden Produktionsprozesse in Regionen mit geringerem Lohnniveau (,,Niedriglohnländer") ausgelagert. Ein Merkmal der Globalisierung ist daher auch die deutliche Zunahme der Direktinvestitionen besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern. In den Industrieländern fallen dadurch Arbeitsplätze in der Produktion weg. Zwar können dort im Falle einer erfolgreichen Expansion auch neue Arbeitsplätze entstehen, diese sind jedoch in anderen Bereichen, etwa der technischen Entwicklung, angesiedelt und erfordern meist eine höhere Qualifikation. In den Industrieländern ist deshalb eine hohe strukturelle Arbeitslosigkeit zu beobachten; ebenso beschleunigt sich die Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft. Für die Entwicklungs- und Schwellenländer bedeutet die Globalisierung Chance und zugleich Risiko. Hier entstehen Arbeitsplätze, deren Entlohnung - obwohl im internationalen Vergleich niedrig - das Durchschnittseinkommen nicht selten um ein Mehrfaches übersteigt. Die Industrialisierung beschleunigt sich, aber auch der tertiäre Sektor entfaltet sich, weil Dienstleistungen, z. B. Programmierarbeiten und Telefondienste, hierher verlagert werden. Ein Problem ist jedoch die Abhängigkeit dieser Wirtschaftszweige von ausländischen Unternehmen. Denn als ,,verlängerte Werkbank" der westlichen Industrieländer bauen die Schwellenländer keine sich selbst tragenden Wirtschaftsstrukturen auf. Oft sind nur wenige Branchen, und diese sehr stark, vertreten, und die erhoffte Ausstrahlung auf andere Bereiche bleibt aus. Die Volkswirtschaften dieser Staaten sind daher besonders stark von internationalen Krisen betroffen. Dies hat etwa die Asienkrise 1997/98 gezeigt, die fast allen der zuvor als Musterstaaten gelungener Entwicklung angesehenen asiatischen Tigerstaaten schwer zusetzte. 4 KRITIK AN DER GLOBALISIERUNG Doch nicht nur in Krisenzeiten zeigen sich die Gefahren der Globalisierung. Um für ausländische Investitionen die notwendigen Voraussetzungen (z. B. Infrastruktur) zu schaffen, haben sich zahlreiche Staaten hoch verschuldet. Die Hoffnung, damit langfristig die Zukunft zu sichern, erfüllt sich häufig nicht. Vielmehr zeigt sich, dass sich die Volkswirtschaften der Entwicklungs- und Schwellenländer nicht nur mit den etablierten Industriestaaten, sondern auch untereinander in einem scharfen Wettbewerb um die günstigsten Bedingungen befinden. Heben die Investitionen den Lebensstandard, steigt auch das Lohnniveau. Wenn dies nicht durch andere Faktoren, z. B. den Ausbau der Infrastruktur, die Ausbildung von Fachkräften oder staatliche Subventionen, ausgeglichen werden kann, wird die Ansiedlung neuer Produktionsstätten unwahrscheinlicher; selbst eine Abwanderung von Unternehmen in Regionen mit (noch) niedrigerem Lohnniveau droht. Die große Mobilität des Kapitals begünstigt diejenigen multinationalen Unternehmen, denen als Global Player eine zuvor nicht gekannte Macht zufällt. Mit der Möglichkeit, Produktionsstätten in viele Teile der Welt zu verlegen und damit vor Ort Menschen in die Arbeitslosigkeit zu entlassen, können sie auch Staaten gegeneinander ausspielen. Diese sehen sich in einen Konkurrenzkampf um günstige Produktionsbedingungen verwickelt: Um das eigene Land als Kapitalstandort attraktiver zu machen und nicht zu den Globalisierungsverlierern zu gehören, sehen sich die jeweiligen Regierungen zu weitreichenden Zugeständnissen an die Unternehmen gezwungen. In der Debatte über die Attraktivität des ,,Standorts Deutschland" etwa wurde über die Senkung der Arbeitskosten, insbesondere der Lohnnebenkosten, die Ausweitung der Wochenarbeitszeit und eine Reform der Unternehmensbesteuerung diskutiert. Als weitere Faktoren, die ein Land als Kapitalstandort attraktiv machen, gelten u. a. politische Stabilität, gute Infrastruktur, gut ausgebildete Arbeitskräfte und geringe bürokratische Hürden. Viele Menschen in den westlichen Industrieländern sehen durch die Auswirkungen der Globalisierung ihren Wohlstand oder sogar ihre wirtschaftliche Existenz bedroht. Zur Erhaltung ihres Arbeitsplatzes sehen sie sich gezwungen, Mehrarbeit zu leisten oder nehmen Reallohneinbußen und Einschnitte bei der sozialen Sicherung in Kauf. Dennoch führen selbst hohe Gewinne der multinationalen Unternehmen nicht zu sicheren und gut bezahlten Arbeitsplätzen. Stattdessen nehmen die Einkommensunterschiede zwischen den wenigen Führungskräften und den Angestellten oder Arbeitern immer weiter zu. Globalisierungskritiker weisen zudem auf einen gefährlichen Machtverlust der Politik hin. Nicht mehr Regierungen, deren Handeln durch Verfassungen und internationale Abkommen vorgegeben und die in Wahlen vom Volk kontrolliert werden, würden das Leben der Menschen bestimmen, sondern der Konkurrenzkampf zwischen nur ihrem Gewinnstreben verpflichteten Konzernen in einer ,,anarchischen Wirtschaftsordnung, die über Leichen geht" (Heiner Geißler). Die bekannteste globalisierungskritische Organisation ist die 1998 in Frankreich gegründete attac. Eine zentrale Forderung von attac ist die Einführung der nach dem Wirtschaftswissenschaftler James Tobin benannten Tobinsteuer, die Devisentransaktionen finanziell belasten und dadurch kurzfristige Währungsspekulationen unterbinden soll. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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