Devoir de Philosophie

Gottfried Benn (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

Extrait du document

Gottfried Benn (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Gottfried Benn (1886-1956), deutscher Schriftsteller. Er war einer der bedeutendsten Lyriker der deutschen Literatur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Gesamtwerk ist geprägt vom Wandel einer zunächst stark expressiven hin zu hermetischer Sprachlichkeit. Benn wurde am 2. Mai 1886 als Sohn eines lutherischen Pfarrers in Mansfeld (Westprignitz) geboren. In Marburg studierte er ab 1903 zunächst Philosophie und evangelische Theologie, nach zwei Jahren siedelte er nach Berlin über und wechselte zur Medizin. Nach dem Abschluss des Studiums wurde er 1911 Unterarzt in einem Prenzlauer Infanterieregiment, wo er ein Jahr später mit der Arbeit Über die Häufigkeit des Diabetes mellitus im Heer dissertierte. Von 1912 bis 1914 arbeitete er als Assistenzarzt an einer Berliner Klinik, wo er an circa 2 000 Obduktionen teilnahm; aus diesem beruflichen Umfeld stammten die Themen seiner frühen, dem Expressionismus zuzurechnenden Gedichte in den Bänden Morgue (1912) und Fleisch (1916), deren unverhohlene Drastik die literarische Avantgarde begeisterte, eine breite Öffentlichkeit aber stark verschreckte. 1913 hatte Benn eine Liebesbeziehung zu der expressionistischen Dichterin Else Lasker-Schüler, der er den im selben Jahr erschienenen Gedichtband Söhne widmete. Während des 1. Weltkrieges war Benn als Militärarzt u. a. im besetzten Brüssel tätig, wo seine bekannten, hoch intellektualistischen Rönne-Novellen entstanden. Nach dem Krieg ließ sich Benn zum Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten ausbilden. Auch die dort gewonnenen Erfahrungen schlugen sich in seiner Lyrik nieder. 1931 veröffentlichte Benn gemeinsam mit Paul Hindemith sein von der Kritik als allzu nihilistisch verurteiltes Oratorium Das Unaufhörliche, das unter der Regie von Otto Klemperer zur Aufführung kam. Zu dieser Zeit stellte der Essayismus wegen der metaphorischen, uneigentlichen Offenheit des Genres den Schwerpunkt seines Schaffens dar. In seinem umstrittenen Essay Der neue Staat und die Intellektuellen etwa begrüßte Benn aus dem Glauben an die Kraft des Irrationalen heraus die Machtergreifung Adolf Hitlers im Jahr 1933. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein Jahr lang Mitglied in der Preußischen Akademie der Künste, deren Aufruf zu Gleichschaltung er, ,,unter Anerkennung der veränderten politischen Lage" vor die Wahl von Linientreue oder Ausschluss gestellt, bereitwillig unterzeichnete. Nachdem er seinen Irrtum erkannt und sich vom Nationalsozialismus abgewandt hatte (,,Wie groß fing das an, wie dreckig sieht es heute aus"), wurde Benn 1938 mit Schreibverbot belegt und aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, was faktisch einem Publikationsverbot auch seiner früheren Schriften gleichkam. Bereits 1935 hatte er seine Tätigkeit als Militärarzt wieder aufgenommen - er betrachtete sie als eine ,,aristokratische Form der Emigration" - und leistete bis 1945 Dienst beim Heer. Seine zweite Frau Herta von Wedemeyer, die er 1938 geheiratet hatte, nahm sich kurz nach Beendigung des 2. Weltkrieges aus Verzweiflung das Leben, nachdem sie lange Zeit nichts von ihrem Mann gehört hatte und ihn für tot hielt. Nach längerem Schweigen (,,zum Schreiben bin ich zu müde") setzte mit der illegalen Veröffentlichung des Bandes Gedichte 1936-1943 und der Beschäftigung mit dem Roman Phänotyp noch in der Kriegszeit eine neue Schaffensphase und eine anders perspektivierte Auseinandersetzung mit Funktion und Bedeutung der Sprache ein, die Lyrik 1948 explizit als Gedankenlyrik fasst - eine Idee, die allerdings auch in früheren Gedichten schon eine Rolle spielte: ,,Man will ja mit einem Gedicht nicht ansprechend sein, gefallen, sondern es soll die Gehirne spannen und reizen, aufbrechen, durchbluten, schöpferisch machen". Mit dieser Wirkungsperiode übte Benn einen großen Einfluss auf die Lyrik der deutschen Nachkriegszeit aus. 1951 war Benn der erste Schriftsteller, der den Georg-Büchner-Preis erhielt, nachdem dieser in einen allgemeinen Literaturpreis umgewandelt worden war. Der Autor starb am 7. Juli 1956 in Berlin an einer Krebserkrankung. Heute kümmert sich die Gottfried-Benn-Gesellschaft in Bremen um sein Andenken, unter anderem mit der Ausrichtung von Benn-Tagen, die in Kooperation mit Radio Bremen von einem ausführlichen Rahmenprogramm begleitet werden. 2 WERK Benns drastische Gedichtbände Morgue (1912) und Fleisch (1916) zeichnen in grellen Bildern eine Welt von Krankheit, Tod, Siechtum und körperlichem Verfall: ,,Hier diese Reihe sind zerfallene Schöße / und diese Reihe ist zerfallene Brust". Zusammen mit den Erzählungen des Bandes Gehirne (1916) leihen diese Sammlungen, die auch die berühmten Gedichte Kleine Aster oder Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke enthalten, einem extremen Nihilismus Ausdruck und bestechen durch eine oftmals extrem provokante metaphorische Sprache (,,Ein Mann im Sprung, sich beugend vor Begattung, / Straußeneier fressend, dass die Schwellung schwillt"). Die darin scheinbar zum Ausdruck gebrachte Menschenverachtung spiegelt allerdings vielmehr die Erfahrung der Barbarei im Kriege wider. Als Ausweg aus der Grausamkeit der Welt erscheint hier der Rückzug in eine stark regressistische, bisweilen auch exotistische Ferne, die in elegischem Tonfall besungen wird (,,Oh, dass wir unsre Ur-ur-ahnen wären / Ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor"). Benns letzte Gedichtbände, darunter Statische Gedichte (1948), Trunkene Flut (1949), Fragmente (1951), Destillationen (1953) und Aprèslude (1955), zeugen nach wie vor von enormer Sprachgewalt. Doch der Zynismus seiner früheren Jahre ist zugunsten einer stark hermetischen Bildlichkeit verschwunden. Reflektiert wird nicht zuletzt die Frage einer ästhetisch sich in Sprache manifestierenden Gegenwelt zum Schrecken der Geschichte, der gerade durch seine Aussparung immer wieder in naturhaften Bildern durchscheint. Aus Benns stark von T. S. Eliot und W. H. Auden beeinflusstem Spätwerk sprechen der Glaube an die Autonomie der Kunst und das Bekenntnis zu strenger Form und Stil, das sich mit kühlem Realismus paart (,,Nur noch flüchtig alles / Neuralgien morgens, / Halluzinationen abends / angelehnt an Trunk und Zigaretten"). Benn verfasste eine Anzahl kritischer Essays, die unter anderem in den Bänden Das moderne Ich (1919), Nach dem Nihilismus (1932) und Ausdruckswelt (1949) erschienen. Seine Autobiographie veröffentlichte er 1950 unter dem Titel Doppelleben. Benns umfangreiche Korrespondenz ist in weiten Teilen erhalten; viele seiner Briefe, die von der Literaturwissenschaft zunehmend als Teil seines literarischen Werks anerkannt werden, sind veröffentlicht worden, unter vielen anderen die Briefwechsel mit Paul Hindemith, Friedrich Wilhelm Oelze und Ernst Jünger. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Liens utiles