Devoir de Philosophie

Heimito von Doderer (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

Extrait du document

Heimito von Doderer (Sprache & Litteratur). Heimito von Doderer (1896-1966), österreichischer Schriftsteller. Mit seinen monumentalen Romanen Die Strudelhofstiege (1951) und Die Dämonen (1956) exemplifizierte er seine Theorie eines episch breiten, objektiv-realistischen Erzählens. Doderer wurde am 5. September 1896 in Weidlingau nahe Wien geboren. Nach einem Studium der Jurisprudenz geriet er während des 1. Weltkrieges 1916 in russische Gefangenschaft, wo er in einem sibirischen Offizierslager zu schreiben begann. Nach seiner Rückkehr 1920 nahm er das Studium (diesmal Geschichtswissenschaft) in Wien wieder auf. Mit seinem verehrten Vorbild und Wohnungsnachbar Albert Paris Gütersloh verband ihn eine langjährige Freundschaft (Der Fall Gütersloh, 1930), die sich in einer 1986 herausgegebenen Korrespondenz dokumentiert. Doderer begann seine literarische Laufbahn mit Gedichten (Gassen und Landschaft, 1923) und kurzen Erzählwerken über das Leiden der Gefangenschaft (Die Bresche, 1924). 1930 erschien sein Roman Das Geheimnis des Reichs, dem der Kriminalroman Ein Mord, den jeder begeht (1938) und Ein Umweg (1940) folgten. Letzterer entwirft ein österreichisches Sittengemälde nach der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, wobei der Titel programmatisch Doderers Idee einer indirekten Schicksalsverknüpfung menschlichen Lebens reflektiert. Am 2. Weltkrieg nahm Doderer als Hauptmann der Luftwaffe teil. Den Versuch, die Tradition des Bildungs- bzw. Familienromans zu ironisieren, ohne auf die Idee einer ,,Menschwerdung" des bürgerlichen Individuums zu verzichten, unternahm er in seinem ersten großen Wurf, dem bereits vor dem Krieg begonnenen Roman Die Strudelhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre (1951). Der Autor selbst wollte ihn als das ,,Zentrum der Substanz meines Schaffens überhaupt" verstanden wissen. Er machte ihn mit einem Schlag berühmt. Auch hier - wie später in Die Dämonen. Nach der Chronik des Sektionsrates Geyrenhoff (1956) - entwarf Doderer ein komplexes Panorama der österreichischen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts, was ihm vor allem durch ein barock überbordendes Personal einander polyphon gegenüberstehender Figuren gelang. Dabei wird das Schema eines kontinuierlich sich entwickelnden Handlungsablaufs immer wieder unterwandert: die Strudelhofstiege, ein labyrinthisches Treppensystem und Verbindung zweier Wiener Straßen (im Roman der ,,Nabel der Welt"), ist hierfür Symbol. In den Dämonen, deren Titel an den gleichnamigen Roman Fjodor M. Dostojewskijs gemahnt, bekommt der sozialkritische Aspekt des Doderer'schen Erzählens einen geläutert-antifaschistischen Impuls (1933 war der Schriftsteller bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers begeistert in die österreichische NSDAP eingetreten). Jegliche Ideologie erscheint hier als zerstörerische ,,zweite Wirklichkeit". 1962 konnte der Autor nochmals mit dem Roman Die Merowinger oder Die totale Familie Aufmerksamkeit erregen, einer Groteske über den Versuch Childerichs III. von Bartenbruch, durch Verwandten-Ehen nominell sein eigener Ahnherr zu werden. Doderer starb am 23. Dezember 1966 in Wien. Weitere Romane Doderers sind Die erleuchteten Fenster oder Die Menschwerdung des Amtsrates Zihal (1950) und der auf vier Teile angelegte, jedoch Fragment gebliebene Roman Nr. 7 (1. Teil Die Wasserfälle von Slunj, 1963, 2. Teil Der Grenzwald, 1967), der das Modell einer ,,reinen Kunstform" bestmöglich illustrieren sollte. Seine Poetologie eines gleichsam ,,stummen Romans", der keinerlei Botschaft mehr vermittelt, sondern ganz ,,Gestaltung des Lebens" ist, erläuterte der Autor in Grundlagen und Funktionen des Romans (1958). Doderers Tagebücher erschienen 1964 (Tangenten) bzw. posthum 1976 (Comentarii 1951-1956), 1985 (Comentarii 1957-1966) und 1996 (Tagebücher 1920-1939). Darüber hinaus schrieb er den Gedichtband Ein Weg im Dunklen (1957), die Erzählungen Das letzte Abenteuer (1953), Die Posaunen von Jericho (1958), Die Peinigung der Lederbeutelchen (1959), Meine 19 Lebensläufe (1966) und Unter schwarzen Sternen (1966) sowie die Essaysammlungen Repertorium (posthum 1969) und Die Wiederkehr der Drachen (posthum 1970). Das Romanfragment Jutta Bamberger enthält der aus dem Nachlass herausgegebene Band Frühe Prosa (1968). Nach Doderer ist ein mit 20 000 Euro dotierter Literaturpreis benannt; er wird von einem Mäzen aus Köln finanziert und soll Autoren im deutschsprachigen Raum unterstützen, deren Werk sich in der Tradition Doderers durch hohe Sprachsensibilität und -originalität auszeichnet. Die Doderer-Gesellschaft mit Sitz in Berlin, die die Ehrung vergibt, wurde 1995 gegründet und will die ,,Wiederentdeckung" des in Vergessenheit geratenen Werks von Doderer initiieren. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Liens utiles