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Hermann Broch (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Hermann Broch (Sprache & Litteratur). Hermann Broch (1886-1951), österreichischer Schriftsteller. Mit seiner Trilogie Die Schlafwandler schuf er einen wichtigen Beitrag zu der von Robert Musil, Otto Flake und Robert Müller auf jeweils eigene Weise vollzogenen Essayisierung, d. h. Intellektualisierung, des Romans (siehe Essay). Broch wurde am 1. November 1886 in Wien geboren. Bevor er sich entschloss, Mathematik, Philosophie und Psychologie zu studieren, arbeitete er nach einem Ingenieurstudium von 1907 bis 1927 als Assistenzdirektor in der väterlichen Spinnfabrik Teesdorf. Während seines Studiums wurde er vom Wiener Kreis angeregt, dessen Hilflosigkeit bei Fragen der menschlichen Existenz ihn aber irritierte. Seine konservative Kulturkritik formulierte Broch schon früh, u. a. in Ludwig von Fickers bedeutendem Innsbrucker Organ des Expressionismus, Der Brenner. Dort erschienen 1913 kürzere Essays zu Thomas Mann, Karl Kraus und Immanuel Kant. Brochs Theorie vom bürgerlichen ,,Zerfall der Werte" nach der neuzeitlichen Auflösung religiöser und sozialer Bindung illustriert eindrucksvoll die Romantrilogie Die Schlafwandler mit ihren Teilen Pasedow oder Die Romantik, Esch oder Die Anarchie und Huguenau oder Die Sachlichkeit (1931/32). In einer Industrielandschaft zwischen Köln und Mannheim angesiedelt, bezeichnet das Schlafwandeln des Titels den tranceartigen Zwischenzustand der Figuren zwischen sinnentleerter Realität und beginnender Utopie. Dabei wird das von 1888 bis 1918 spielende Geschehen immer wieder von erläuternden Einschüben unterbrochen, um das Konzept eines Wertezerfalls auch theoretisch zu untermauern. Formal wird an den Versuch von Autoren wie Alfred Döblin, John Dos Passos, James Joyce oder André Gide angeknüpft, dem traditionell stringent erzählenden Roman angesichts einer veränderten, komplexer und undurchdringlicher gewordenen Realität eine neue Struktur zu geben. Maßgeblich war auch die Lektüre der Theorie des Romans (1916) von Georg Lukács mit ihrer Leitidee einer ,,transzedentalen Obdachlosigkeit" der bürgerlichen Welt. Vom Essayismus Musil'scher Provenienz unterschied sich Brochs Verfahren durch eine strikte Trennung reflexiver und narrativer Passagen. 1933 publizierte Broch in der renommierten Neuen Rundschau des Berliner S. Fischer Verlags die Novellen Die Heimkehr und Eine leichte Enttäuschung. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers verlagerte er 1936 kurzzeitig den Schwerpunkt seiner Arbeit hin zur politischen Publizistik, die gegen den Faschismus und seine Verletzung der Menschenrechte generell, namentlich gegen Italien und Deutschland, argumentierte. Unter dem Eindruck einer Völkerbund-Resolution (1936/37) wechselte er zahlreiche Briefe etwa mit Albert Einstein und Thomas Mann. Beim so genannten Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 wurde Broch wegen Verdachts auf oppositionelle Tätigkeit vorübergehend festgenommen. Noch im gleichen Jahr konnte er mit Hilfe von Joyce, Mann und Einstein über Schottland in die USA fliehen, wo er als Dozent an der Princeton University und an der Yale University tätig war. Unter dem Eindruck des Nationalsozialismus nahm Broch in den USA seine Studien zum Phänomen einer Psychologie der Massen wieder auf, welche er 1918 mit der Skizze Die Straße begonnen hatte. Hauptsächlich zwischen 1939 und 1943 entstanden, erschienen diese Analysen erst 1959 gesammelt unter dem Titel Massenpsychologie. Zu Brochs Spätwerk gehört Der Tod des Vergil (1945), der sich in Form des inneren Monologs mit der Ich- und Todeszentriertheit des sterbenden Protagonisten auseinandersetzt. Dichtung und Erkenntnis werden hier synonym gesetzt, dem Autor als Schöpfer einer symbolischen Mythologie sinnstiftende Funktion zuerkannt. Die elf Erzählkapitel des Novellenromans Die Schuldlosen (1950) mit den meisterlichen Prosatexten Erzählung der Magd Zerline und Der verlorene Sohn sind in einem Zeitraum zwischen 1918 und 1933 angesiedelt. Auch hier untersucht Broch die gesellschaftlichen Voraussetzungen, die den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland möglich machten. Brochs letztes - und unvollendet gebliebenes - Romanwerk wurde posthum unter dem Titel Bergroman (4 Bde., 1969; erster Teil unter dem Titel Die Verzauberung) veröffentlicht. Darin schildert er den Einbruch totalitärer Strukturen in eine scheinbar heile Dorfidylle. Hermann Broch starb am 30. Mai 1951 in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut. Außer den oben genannten Werken veröffentlichte er u. a. das Drama Die Entsühnung (1933) sowie die kultur- bzw. literaturgeschichtlich bedeutenden Essays Logik einer zerfallenen Welt (1930), Das Böse im Wertsystem der Kunst (1933), James Joyce und die Gegenwart (1936) und Hofmannsthal und seine Zeit (posthum 1955). In letzterem bezeichnete er die Stimmung des Wiener Fin de Siècle als ,,fröhliche Apokalypse" und formulierte nochmals den Gedanken eines entropischen ,,Wert-Vakuums" in der Zeit zwischen 1870 und 1890. In letzter Zeit berufen sich so unterschiedliche Autoren und Publizisten wie Carlos Fuentes, Milan Kundera, Susan Sontag und Barbara Frischmuth auf Broch als literarisches Vorbild. Hermann Broch: Wichtige Werke TITEL JAHR GATTUNG Logik einer zerfallenen Welt 1930 Essay Die Schlafwandler 1931/32 Romantrilogie Das Böse im Wertsystem der 1933 Kunst Essay Die Heimkehr 1933 Novelle Eine leichte Enttäuschung 1933 Novelle James Joyce und die Gegenwart 1936 Essay Der Tod des Vergil 1945 Roman Die Schuldlosen 1950 Roman Der Versucher 1953 Roman1 Hofmannsthal und seine Zeit 1955 Essay Massenpsychologie 1959 Abhandlung Bergroman 1969 Roman (Fragment) Die Entsühnung 1979 Drama Briefe 1913-1951 1981 Briefe 1 1976 unter dem Titel Die Verzauberung erschienen Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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