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Italienischer Film.

Publié le 20/06/2013

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Italienischer Film. 1 EINLEITUNG Italienischer Film, Geschichte des Films in Italien. Der italienische Film erreichte einen ersten Höhepunkt in den Jahren um 1910, als aufwendige Historienfilme wie Cabiria (1914; Cabiria) entstanden, ein Genre, das in den sechziger Jahren in Italien wiederbelebt wurde. Großen Einfluss auf die Filmästhetik übte der in den vierziger Jahren entstandene Neorealismus aus, der sich mit karger Schwarzweißphotographie um eine realistische Behandlung sozialer Probleme bemühte. Eine Reihe italienischer Regisseure, die in dieser Zeit mit ihrer Filmarbeit begannen, entwickelten in der Folge einen individuellen filmischen Stil und schufen Meisterwerke des europäischen Films: u. a. Luchino Visconti, Federico Fellini, Michelangelo Antonioni und Pier Paolo Pasolini. 2 VON DEN ANFÄNGEN BIS ZUM 2. WELTKRIEG Im Vergleich mit anderen europäischen Filmländern begann Italien erst relativ spät mit einer eigenen Produktion. Der Kameramann Vittorio Calcina, Generalvertreter der Gebrüder Lumière in Italien, drehte zwar bereits ab 1896 Dokumentarfilme, den ersten italienischen Spielfilm schuf aber erst Filoteo Albertini mit La presa di Roma, 20 Settembre 1870 (1905; Die Eroberung Roms). In der Zwischenzeit dominierte französische Importware den italienischen Markt. In der Zeit von 1905 bis 1914 stieg die Produktionsrate italienischer Filme dann steil an, weit mehr als die Hälfte aller Filme der Stummfilmperiode entstand innerhalb dieses Zeitraums in den Zentren Rom, Neapel, Mailand und Turin. Giovanni Pastrone produzierte mit dem Komiker André Deed in der Rolle des Cretinetti mehr als hundert Slapstick-Komödien. Als spezielles Genre kamen aus Italien historische Monumentalfilme, die auch international erfolgreich waren: Il Cid (1909; Der Cid, Regie Mario Caserini), La caduta die Troia (1911; Der Fall Trojas, Regie Giovanni Pastrone), Quo vadis (1912; Quo vadis, Regie Enrico Guazzoni), Gli ultimi giorni di Pompei (1913; Die letzten Tage von Pompeji, Regie Eleuterio Rodolfi). Als Höhepunkt dieser Gattung und des italienischen Stummfilms überhaupt gilt Giovanni Pastrones kostspieliger Karthago-Film Cabiria (1913; Cabiria) mit einer Spieldauer von über drei Stunden. Pastrone setzte hier zum ersten Mal den von ihm entwickelten Kamerawagen ein und erzielte damit sensationelle Effekte optischer Bewegung wie Raumtiefe, Rückfahrten und Nahaufnahmen. Zu den Regisseuren, die sich von diesem Film beeinflussen ließen, zählen auch die berühmten amerikanischen Regiepioniere D. W. Griffith und Cecil B. De Mille. Filmmelodramen, die beliebten Schauspielerinnen attraktive Rollen lieferten (,,Divenfilm"), blieben dem theatralischen Naturalismus verpflichtet, z. B. Fior di male (1915, mit Lyda Borelli), Assunta Spina (1915; Assunta Spina, mit Francesca Bertini), Cenere, (1916; Asche, mit Eleonora Duse). Der 1. Weltkrieg und die Wirtschaftsschwäche des Landes setzten dem Konsolidierungsprozess des italienischen Films ein abruptes Ende. In der Nachkriegszeit brachte der Massenimport von Hollywood-Produktionen die einheimische Filmindustrie an den Rand des Ruins. Diese Situation änderte sich erst mit der Erfindung des Tonfilms. Nicht nur in technischer Hinsicht stellt hier der psychologische Milieufilm Rotaie (1929; Schienen) von Mario Camerini, der stumm gedreht und nachträglich mit einer Tonspur versehen wurde, den zukunftsweisenden Ausgangspunkt dar; thematische und filmästhetische Komponenten machten ihn zu einem Vorläufer der Filme des Neorealismus. Das gilt in mancher Hinsicht auch für Sole (1929), einen der letzten Stummfilme Alessandro Blasettis, der Einflüsse des deutschen und sowjetischen Kinos zeigt. 3 DER TONFILM BIS ZUM ENDE DES 2. WELTKRIEGES Der Tonfilm führte zu einer starken Nachfrage nach italienischsprachigen Filmen. Das faschistische Regime Mussolinis unterstützte mit protektionistischen Maßnahmen die nationale Produktion, vermied aber über lange Zeit hin eine direkte Einflussnahme auf die Inhalte der Filme. 1926 übernahm die Regierung das 1924 gegründete Istituto Nazionale LUCE und schaffte sich so ein Monopol auf Informationsfilme wie Wochenschauen; einige wenige Spielfilme zur ,,faschistischen Revolution" datieren erst nach 1930. In der überwiegenden Mehrzahl entstanden aber in den 23 Jahren der Ära Mussolini anspruchslose Unterhaltungsfilme, Komödien, Kostümfilme und Melodramen. Diese eskapistischen Filme, die Wohlstand und Optimismus vorspiegelten, wurden unter dem Schlagwort ,,telefoni bianci" (weiße Telefone) als Inbegriff des Luxus zusammengefasst. Der erste italienische Tonfilm, der in die Kinos kam, war die sentimentale Komödie La canzone dell'amore (1930; Liebeslied) von Gennaro Righelli. Die beiden wichtigsten Regisseure der dreißiger Jahre waren Mario Camerini und Alessandro Blasetti. Camerini, ein Meister der eleganten Komödie, konnte sich durchaus mit den populären amerikanischen Charakterkomödien von Frank Capra oder Preston Sturges messen; u. a. drehte er Gli uomini, che mascalzoni (1932; Männer, was für Schufte), Darò un millione (1935, mit dem jungen Vittorio de Sica in der Hauptrolle) und Il signor Max (1937). Blasetti bevorzugte den heroisch-spannenden Film, er inszenierte Un' avventura di Salvator Rosa (1940; Der geheimnisvolle Rächer) und La corona di Ferro (1941; Die eiserne Krone). Die Starschauspielerinnen dieser Zeit waren Assia Noris und Elsa Merlini. Eckdaten nicht nur der italienischen Filmgeschichte sind die Gründung der römischen Filmakademie Centro Sperimentale di Cinematografia (CSC) im Jahr 1935, der 6. August 1932, an dem in Venedig das erste Filmfestival der Welt im Rahmen der ,,Biennale"-Kunstausstellung stattfand, und Oktober 1937, der Eröffnungsmonat von Cinecittà, der Filmstadt vor den Toren Roms. 4 NEOREALISMUS Drei während der Kriegsjahre entstandene Filme in karger Schwarzweißästhetik markieren die eigentliche Geburtsstunde des Neorealismus: Quattro passi tra le nuvole (1942; Vier Schritte in die Wolken, Regie Alessandro Blasetti), I Bambini ci guardano (1942; Kinder sehen uns an, Regie Vittorio De Sica) und Ossessione (1943; Von Liebe besessen, Regie Luchino Visconti). Mit dem ,,Resistenza"-Film Roma, città aperta (1945; Rom, offene Stadt), den Roberto Rossellini während der letzten Kriegsmonate unter extremsten Bedingungen gedreht hatte, meldete sich der italienische Film nach dem 2. Weltkrieg international als künstlerische und moralische Instanz zurück. Rossellini setzte seine ,,Trilogie des Krieges" mit Paisà (1946; Paisà) und Germania, anno zero (1947; Deutschland im Jahre Null), der im zerstörten Berlin gedreht wurde, fort. Der Neorealismus war nicht nur der markanteste Stil der Nachkriegsjahre, sondern Teil einer grundsätzlichen Besinnung auf die Wirklichkeit. Er zeichnet sich aus durch direkte Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Problemen der Zeit und das Streben nach einer fundamentalen Erneuerung des Menschen. Dabei wiesen nur wenige Filme eine dezidiert marxistische Weltsicht auf wie etwa La terra trema (1948; Die Erde bebt) von Visconti. Die Filmemacher zeigten mit ihrer Kamera die unmittelbare Gegenwart: das Italien am Ende des 2. Weltkrieges mit Armut, Hunger, Zerstörung, Kriegsgefangenen und Soldaten der Alliierten; sie drehten an Originalschauplätzen und zum Teil mit Laiendarstellern. Zu den berühmten Hauptwerken des Neorealismus zählen des Weiteren drei Filme von Vittorio De Sica, Sciuscia (1946; Schuhputzer), Ladri di biciclette (1948; Fahrraddiebe) sowie Umberto D. (1952; Umberto D.), und Viscontis Bellissima (1951; Bellissima). Den unterschiedlichen weltanschaulichen Grundpositionen entsprechend, differenzierten sich im Neorealismus verschiedene thematische und auch formale Stilvarianten aus. Nebeneinander finden sich so unterschiedliche Werke wie Giuseppe De Santis' polemisches Sozialdrama Riso Amaro (1949; Bitterer Reis), christlich-humanistische Filmerzählungen wie Luigi Zampas Vivere in Pace (1946; In Frieden leben) oder De Sicas und Cesare Zavattinis volkstümliche Legende Miracolo a Milano (1950; Das Wunder von Mailand) und Renato Castellanis komödiantisch-proletarische Skizzen Sotto il sole di Roma (1948; Unter der Sonne Roms). Die Problematik von Recht und Gesetz behandeln Filme von Alberto Lattuada wie Il Bandito (1946; Der Bandit) oder Senza Pietà (1948; Ohne Gnade) sowie In Nome della Legge (1948; Im Namen des Gesetzes) von Pietro Germi. Der unterschiedliche kulturelle Hintergrund der Regisseure des Neorealismus führte dazu, dass sie mit der Zeit je eigene Wege einschlugen. Auch führte der Sieg der Democrazia Cristiana bei den ersten demokratischen Wahlen 1948 zum Auseinanderbrechen der antifaschistischen Einheitsfront, die den gemeinsamen ideologischen Nenner auch für den Neorealismus gebildet hatte. In den beginnenden fünfziger Jahren reklamierte die Linke das neorealistische Kino für sich und warf Roberto Rossellini nach der Entstehung von Stromboli, terra di dio (1949/50; Stromboli), Francesco, giullare di dio (1950; Franziskus, der Gaukler Gottes) und Viaggio in Italia (1953; Liebe ist stärker) Verrat am Neorealismus vor. Federico Fellinis poetischer Film La Strada (1954; Das Lied der Straße) ist ein Nachzügler. In den siebziger Jahren bezogen sich einige jüngere Regisseure mit ihren Filmen ausdrücklich auf die Tradition des Neorealismus, u. a. Vittorio und Paolo Taviani mit Padre Padrone (1977; Padre Padrone - Mein Vater, mein Herr), Ermanno Olmi mit L'albergo degli zoccoli (1978; Der Holzschuhbaum) und Francesco Rosi mit Cristo si è fermato a Eboli (1979; Christus kam nur bis Eboli). 5 DIE FÜNFZIGER UND SECHZIGER JAHRE Wie schon in den zwanziger Jahren sah sich die italienische Filmindustrie der fünfziger Jahre mit der Konkurrenz Hollywoods konfrontiert. Im Jahr 1955 kam das neue Medium Fernsehen nach Italien. Unter dem zweifachen Druck zur Kommerzialisierung entwickelte der italienische Film ein neues, dem Massengeschmack angenähertes Profil. Es entstanden billig produzierte Komödien und ,,Sandalen-Filme" (Hercules- und Maciste-Reihe) für den boomenden heimischen Markt. Aus der unüberschaubaren Menge italienischer Familien-, Liebes-, Berufs- und Standeskomödien ragen Filme wie Divorzio all'Italiana (1961; Scheidung auf Italienisch, Regie Pietro Germi), Ieri, Oggi, Domani (1963; Gestern, heute, morgen, Regie Vittorio De Sica) oder Dramma della gelosia (1970; Eifersucht auf Italienisch, Regie Ettore Scola) heraus, auch die Unterhaltungsfilme von Dino Risi, die der Mitwirkung von Publikumslieblingen wie Marcello Mastroianni, Ugo Tognazzi oder Vittorio Gassman ihre zeitlose Wirkung verdanken. Die Einspielergebnisse erreichten in der Mitte der fünfziger Jahre Rekordwerte. Die hervorragend ausgebauten Studios in Cinecittà lockten auch amerikanisches Geld nach Rom, da hier unter technisch guten Bedingungen billiger produziert werden konnte als in den USA. Ein berühmtes Beispiel hierfür sind die epischen Historienspektakel Quo vadis? (1951; Quo vadis?, Regie Mervin LeRoy) und Ben Hur (1959; Ben Hur, Regie William Wyler), doch auch künstlerisch ambitionierte Großprojekte wie Viscontis Romanverfilmung Il gattopardo (1963; Der Leopard, nach Tomasi di Lampedusa) wurden von amerikanischen Filmgesellschaften wie z. B. Twentieth Century Fox realisiert. In den fünfziger Jahren avancierten Sophia Loren, Gina Lollobrigida und Silvana Mangano zu Sexsymbolen und Stars des italienischen Kinos. In der Filmkomödie hatte Alberto Sordi mit Totò einen enormen Erfolg, u. a. mit Guardi e ladri (1951; Räuber und Gendarm). Luchino Visconti brachte mit Senso (1954; Sehnsucht) den ersten seiner literarisch-historischen ,,Dekadenz"-Filme heraus, die dann sein Spätwerk dominierten: La caduta degli dei (1968; Die Verdammten), Morte a Venezia (1970; Tod in Venedig, nach Thomas Mann) und Ludwig (1972; Ludwig II.). Daneben war er aber auch Schöpfer verstörend moderner Filme, die häufig von der Zensur verstümmelt wurden wie Sandra (1965; Sandra) oder Lo straniero (1967; Der Fremde, nach Albert Camus). Der Beginn des neuen Jahrzehnts markiert mit drei bedeutenden Filmen einen Höhepunkt in der jüngeren Filmgeschichte Italiens: Viscontis Sozialdrama Rocco e i suoi fratelli (1960; Rocco und seine Brüder), Fellinis opulentes Sittengemälde La dolce vita (1960; Das süße Leben) und Michelangelo Antonionis ,,ciné-roman" L'avventura (1960; Die mit der Liebe spielen), der eine filmische Beschreibung der Identitätsproblematik unternimmt. Parallel zum Phänomen der französischen ,,Nouvelle Vague" trat eine neue Generation von italienischen Regisseuren auf, deren Filme mittlerweile zu den Klassikern der Moderne zählen: Mit seiner Trilogie L'avventura (1960), La notte (1961; Die Nacht) und L'eclisse (1962; Liebe 1962) untersuchte Michelangelo Antonioni die ,,Krankheit der Gefühle" und provozierte begeisterte Zustimmung und radikale Ablehnung gleichermaßen. Insgesamt fand der italienische Kunstfilm zu dieser Zeit international viel Aufmerksamkeit. Der eigenwilligste Vertreter der neuen Generation war Pier Paolo Pasolini, der häufig soziale Randexistenzen in den Mittelpunkt seiner Filme stellte, z. B. in Accatone (1961; Accatone - Wer nie sein Brot mit Tränen aß) oder in Mamma Roma (1962; Mamma Roma). Mit gesellschaftskritischem Anspruch traten auch Bernardo Bertolucci mit Prima della rivolucione (1964; Vor der Revolution) und Marco Bellocchio mit I pugni in tasca (1965; Mit der Faust in der Tasche) hervor. In den sechziger Jahren entwickelte sich das Subgenre des Italowesterns, das mit seiner eigentümlichen Ästhetik auf den amerikanischen Wildwestfilm zurückwirkte. Bezeichnend für die italienischen Western sind die desillusionierte Weltsicht und eine ritualisierte, melodramatische Darstellung der Gewalt. Als Meister dieses Filmtyps gilt Sergio Leone mit seiner ,,Dollar-Trilogie", Per un pugno di dollari (1964; Für eine Handvoll Dollar), Per qualche dollaro in pìu (1965; Für ein paar Dollar mehr) und Il buono, il brutto il cattivo (1966; Zwei glorreiche Halunken), sowie dem Klassiker C'era una volta il West (1968; Spiel mir das Lied vom Tod). Großen Anteil am Erfolg hatte die Musik von Ennio Morricone, der an allen Leone-Filmen beteiligt war. Ein weiterer prominenter Vertreter dieses Genres war Sergio Corbucci mit Django (1966; Django) und Il grande silenzio (1968; Leichen pflastern seinen Weg). 6 ENTWICKLUNG SEIT DEN SIEBZIGER JAHREN Die siebziger Jahren stehen unter dem Vorzeichen der Internationalisierung bei Großproduktionen, z. B. Bernardo Bertolucci mit La dernier tango a Paris (1972; Der letzte Tango in Paris, mit Marlon Brando) und seinem historischen Zweiteiler 1900 (1975/76; 1900) oder Michelangelo Antonioni mit Professione: Reporter (1975; Beruf: Reporter, mit Jack Nicholson). Der ,,italienischste" unter den großen Meistern der Nachkriegszeit blieb Fellini, dessen Filme stets Italien zum Schauplatz hatten und der seine individuelle Handschrift entwickeln und behalten konnte. Seinen idealen Hauptdarsteller fand er in Marcello Mastroianni, der unter seiner Regie bereits in La dolce vita an der Seite von Anita Ekberg gespielt hatte. Berühmte Filme Fellinis sind Satyricon (1969; Fellinis Satyricon), Fellini - Roma (1971; Fellinis Roma), Amarcord (1973; Amarcord) und Il Casanova di Fellini (1976; Fellinis Casanova). Andere wichtige Vertreter des Autorenfilms dieser Zeit sind Marco Ferreri mit seinen intellektuellen Kultfilmen Dillinger è morto (1968; Dillinger ist tot) oder La grande Abuffata (1973; Das große Fressen); Ferreris Filme schwanken zwischen drastischem Realismus und Metaphorik und drehen sich um die Themen Vitalität, Zerstörung und Tod. Francesco Rosis Meisterwerke Salvatore Giulamo (1960; Wer erschoss Salvatore G.?) und Cadaveri eccelenti (1976; Die Macht und ihr Preis) gelten als die besten der politischen Filme, die sich mit der Problematik des Südens befassen. In den siebziger Jahren traten auch zwei Regisseurinnen hervor, die internationales Renommee erwarben: Liliana Cavani mit Il portiere di notte (1974; Der Nachtportier) und Lina Wertmüller mit Film d'amore e d'anarchia (1973; Liebe und Anarchie). In den achtziger und neunziger Jahren waren ausschließlich italienische Großproduktionen wie Gianni Amelios sozialkritischer Einwandererfilm Lamerica (1994; Lamerica) die Ausnahme. Bertolucci war als Einziger seiner Generation noch international erfolgreich aktiv und wurde für The Last Emperor (1987; Der letzte Kaiser) mit einem Oscar ausgezeichnet. Mit Stealing Beauty/Io ballo da sola (Gefühl und Verführung, mit Liv Tyler in der Hauptrolle) realisierte Bertolucci 1996 seit vielen Jahren wieder einen Film in Italien. Insgesamt leidet der zeitgenössische italienische Film seit Anfang der achtziger Jahre an einem dramatischen Rückgang der Kinobesucherzahlen. Zum Niedergang der nationalen Filmindustrie tragen auch die Vernachlässigung durch den Staat und der rapide Anstieg der Zahl privater Fernsehsender bei. Seit 1980 wurden 80 Prozent aller italienischen Spielfilme zumindest teilweise von den drei staatlichen RAI-Kanälen oder von Silvio Berlusconis Fininvest-Gruppe finanziert. Die finanziellen Einbußen an den Kinokassen machen es immer aussichtsloser für junge Talente, Filme auf internationalem Niveau zu drehen. Mit dem Oscar ausgezeichnet wurde Giuseppe Tornatores Cinema Paradiso (1989; Cinema Paradiso); auch Gabriele Salvatore mit seiner liebenswerten Soldatenkomödie Mediterraneo (1990; Mediterraneo) und Gianni Amelio mit Il ladro di bambini (1992; Gestohlene Kinder) kamen gut bei Publikum und Kritik an. Neuerdings gewinnt ein bestimmter Typus von Komödie an Boden, der sich von der sentimentalen ,,italienischen Komödie" alten Stils durch scharfen Witz und intellektuelle Ironie unterscheidet. Mit dem Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes sowie einem Oscar als bester ausländischer Film wurde La vita è bella (1998; Das Leben ist schön) des italienischen Schauspielers und Regisseurs Roberto Benigni ausgezeichnet. Dem umstrittenen Werk wurde von einem Teil der Kritiker attestiert, der erste gelungene Versuch zu sein, den Holocaust zum Gegenstand der Filmkomödie zu machen. Mit seiner opulenten Collodi-Adaption Pinocchio (2002; Pinocchio), der Inszenierung einer nationalen Symbolfigur, gelang Benigni der kommerziell erfolgreichste Film in der Geschichte des italienischen Kinos. Der Schauspieler-Regisseur Nanni Moretti stellte seine ,,Low-Budget-Filme" mit seiner eigenen kleinen Produktionsfirma Sacher Film her; viele Filme Morettis, der als ,,italienischer Woody Allen" bezeichnet wurde, konnten internationale Auszeichnungen erringen, so Palombella Rossa (1989; Wasserball und Kommunismus), Caro Diario (1993; Liebes Tagebuch), Aprile (1998; Aprile) oder La stanza del figlio (2001; Das Zimmer meines Sohnes). Große internationale Aufmerksamkeit erhielt Silvio Soldini mit seiner skurrilen Komödie Pane e tulipani (2000; Brot und Tulpen). Mit dem Melodram Brucio nel vento (2001; Brennen im Wind) und der Familienkomödie Agata e la tempesta (2004; Agata und der Sturm) konnte Soldini an diesen Erfolg anknüpfen. Mit Leben und Tod eines engagierten Mafia-Kritikers befasste sich Marco Tullio Giordanas Politthriller I cento passi (2000; 100 Schritte). Zu einem ähnlichen Thema legte Roberto Faenza, der schon mit der Antonio-Tabucchi-Verfilmung Sostiene Pereira (1995; Erklärt Pereira) auf sich aufmerksam gemacht hatte, den viel diskutierten Film Alla luce del sole (2005; Am helllichten Tag) vor, ein Werk über die Verflechtungen der sizilianischen Mafia mit der Kirche. Weitere Filme der jüngsten Zeit, die international Aufsehen erregten, sind Gabriele Salvatores' Io non ho paura (2002; Ich habe keine Angst), Emanuele Crialeses Respiro (2002; Lampedusa), Alessandro D'Alatris Casomai (2002; Casomai - Trauen wir uns), Sergio Castellittos Non ti muovere (2004; Don't Move, mit Penelope Cruz) und Saviero Costanzos Private (2004; Private), der bei den Filmfestspielen von Locarno mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet wurde. Verfasst von: Cornelia Fischer Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Democrazia Cristiana bei den ersten demokratischen Wahlen 1948 zum Auseinanderbrechen der antifaschistischen Einheitsfront, die den gemeinsamen ideologischenNenner auch für den Neorealismus gebildet hatte.

In den beginnenden fünfziger Jahren reklamierte die Linke das neorealistische Kino für sich und warf Roberto Rossellininach der Entstehung von Stromboli, terra di dio (1949/50; Stromboli ), Francesco, giullare di dio (1950; Franziskus, der Gaukler Gottes ) und Viaggio in Italia (1953; Liebe ist stärker ) Verrat am Neorealismus vor.

Federico Fellinis poetischer Film La Strada (1954; Das Lied der Straße ) ist ein Nachzügler.

In den siebziger Jahren bezogen sich einige jüngere Regisseure mit ihren Filmen ausdrücklich auf die Tradition des Neorealismus, u.

a.

Vittorio und Paolo Taviani mit Padre Padrone (1977; Padre Padrone – Mein Vater, mein Herr ), Ermanno Olmi mit L’albergo degli zoccoli (1978; Der Holzschuhbaum ) und Francesco Rosi mit Cristo si è fermato a Eboli (1979; Christus kam nur bis Eboli ). 5 DIE FÜNFZIGER UND SECHZIGER JAHRE Wie schon in den zwanziger Jahren sah sich die italienische Filmindustrie der fünfziger Jahre mit der Konkurrenz Hollywoods konfrontiert.

Im Jahr 1955 kam das neueMedium Fernsehen nach Italien.

Unter dem zweifachen Druck zur Kommerzialisierung entwickelte der italienische Film ein neues, dem Massengeschmack angenähertesProfil.

Es entstanden billig produzierte Komödien und „Sandalen-Filme” ( Hercules - und Maciste -Reihe) für den boomenden heimischen Markt.

Aus der unüberschaubaren Menge italienischer Familien-, Liebes-, Berufs- und Standeskomödien ragen Filme wie Divorzio all’Italiana (1961; Scheidung auf Italienisch , Regie Pietro Germi), Ieri, Oggi, Domani (1963; Gestern, heute, morgen , Regie Vittorio De Sica) oder Dramma della gelosia (1970; Eifersucht auf Italienisch , Regie Ettore Scola) heraus, auch die Unterhaltungsfilme von Dino Risi, die der Mitwirkung von Publikumslieblingen wie Marcello Mastroianni, Ugo Tognazzi oder Vittorio Gassman ihre zeitlose Wirkungverdanken.

Die Einspielergebnisse erreichten in der Mitte der fünfziger Jahre Rekordwerte.

Die hervorragend ausgebauten Studios in Cinecittà lockten auch amerikanischesGeld nach Rom, da hier unter technisch guten Bedingungen billiger produziert werden konnte als in den USA.

Ein berühmtes Beispiel hierfür sind die epischenHistorienspektakel Quo vadis? (1951; Quo vadis?, Regie Mervin LeRoy) und Ben Hur (1959; Ben Hur, Regie William Wyler), doch auch künstlerisch ambitionierte Großprojekte wie Viscontis Romanverfilmung Il gattopardo (1963; Der Leopard, nach Tomasi di Lampedusa) wurden von amerikanischen Filmgesellschaften wie z.

B. Twentieth Century Fox realisiert.

In den fünfziger Jahren avancierten Sophia Loren, Gina Lollobrigida und Silvana Mangano zu Sexsymbolen und Stars des italienischenKinos.

In der Filmkomödie hatte Alberto Sordi mit Totò einen enormen Erfolg, u.

a.

mit Guardi e ladri (1951; Räuber und Gendarm ). Luchino Visconti brachte mit Senso (1954; Sehnsucht ) den ersten seiner literarisch-historischen „Dekadenz”-Filme heraus, die dann sein Spätwerk dominierten: La caduta degli dei (1968; Die Verdammten ), Morte a Venezia (1970; Tod in Venedig, nach Thomas Mann) und Ludwig (1972; Ludwig II. ).

Daneben war er aber auch Schöpfer verstörend moderner Filme, die häufig von der Zensur verstümmelt wurden wie Sandra (1965; Sandra ) oder Lo straniero (1967; Der Fremde, nach Albert Camus). Der Beginn des neuen Jahrzehnts markiert mit drei bedeutenden Filmen einen Höhepunkt in der jüngeren Filmgeschichte Italiens: Viscontis Sozialdrama Rocco e i suoi fratelli (1960; Rocco und seine Brüder ), Fellinis opulentes Sittengemälde La dolce vita (1960; Das süße Leben ) und Michelangelo Antonionis „ciné-roman” L’avventura (1960; Die mit der Liebe spielen ), der eine filmische Beschreibung der Identitätsproblematik unternimmt.

Parallel zum Phänomen der französischen „Nouvelle Vague” trat eine neue Generation von italienischen Regisseuren auf, deren Filme mittlerweile zu den Klassikern der Moderne zählen: Mit seiner Trilogie L’avventura (1960), La notte (1961; Die Nacht ) und L’eclisse (1962; Liebe 1962 ) untersuchte Michelangelo Antonioni die „Krankheit der Gefühle” und provozierte begeisterte Zustimmung und radikale Ablehnung gleichermaßen.

Insgesamt fand der italienische Kunstfilm zu dieser Zeit international viel Aufmerksamkeit.

Der eigenwilligste Vertreter der neuen Generation warPier Paolo Pasolini, der häufig soziale Randexistenzen in den Mittelpunkt seiner Filme stellte, z.

B.

in Accatone (1961; Accatone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß ) oder in Mamma Roma (1962; Mamma Roma ).

Mit gesellschaftskritischem Anspruch traten auch Bernardo Bertolucci mit Prima della rivolucione (1964; Vor der Revolution ) und Marco Bellocchio mit I pugni in tasca (1965; Mit der Faust in der Tasche ) hervor. In den sechziger Jahren entwickelte sich das Subgenre des Italowesterns, das mit seiner eigentümlichen Ästhetik auf den amerikanischen Wildwestfilm zurückwirkte.Bezeichnend für die italienischen Western sind die desillusionierte Weltsicht und eine ritualisierte, melodramatische Darstellung der Gewalt.

Als Meister dieses Filmtyps giltSergio Leone mit seiner „Dollar-Trilogie”, Per un pugno di dollari (1964; Für eine Handvoll Dollar ), Per qualche dollaro in pìu (1965; Für ein paar Dollar mehr ) und Il buono, il brutto il cattivo (1966; Zwei glorreiche Halunken ), sowie dem Klassiker C’era una volta il West (1968; Spiel mir das Lied vom Tod ).

Großen Anteil am Erfolg hatte die Musik von Ennio Morricone, der an allen Leone-Filmen beteiligt war.

Ein weiterer prominenter Vertreter dieses Genres war Sergio Corbucci mit Django (1966; Django ) und Il grande silenzio (1968; Leichen pflastern seinen Weg ). 6 ENTWICKLUNG SEIT DEN SIEBZIGER JAHREN Die siebziger Jahren stehen unter dem Vorzeichen der Internationalisierung bei Großproduktionen, z.

B.

Bernardo Bertolucci mit La dernier tango a Paris (1972; Der letzte Tango in Paris , mit Marlon Brando) und seinem historischen Zweiteiler 1900 (1975/76; 1900 ) oder Michelangelo Antonioni mit Professione: Reporter (1975; Beruf: Reporter, mit Jack Nicholson).

Der „italienischste” unter den großen Meistern der Nachkriegszeit blieb Fellini, dessen Filme stets Italien zum Schauplatz hatten und der seineindividuelle Handschrift entwickeln und behalten konnte.

Seinen idealen Hauptdarsteller fand er in Marcello Mastroianni, der unter seiner Regie bereits in La dolce vita an der Seite von Anita Ekberg gespielt hatte.

Berühmte Filme Fellinis sind Satyricon (1969; Fellinis Satyricon ), Fellini – Roma (1971; Fellinis Roma ), Amarcord (1973; Amarcord ) und Il Casanova di Fellini (1976; Fellinis Casanova ).

Andere wichtige Vertreter des Autorenfilms dieser Zeit sind Marco Ferreri mit seinen intellektuellen Kultfilmen Dillinger è morto (1968; Dillinger ist tot ) oder La grande Abuffata (1973; Das große Fressen ); Ferreris Filme schwanken zwischen drastischem Realismus und Metaphorik und drehen sich um die Themen Vitalität, Zerstörung und Tod.

Francesco Rosis Meisterwerke Salvatore Giulamo (1960; Wer erschoss Salvatore G.? ) und Cadaveri eccelenti (1976; Die Macht und ihr Preis ) gelten als die besten der politischen Filme, die sich mit der Problematik des Südens befassen.

In den siebziger Jahren traten auch zwei Regisseurinnen hervor, die internationales Renommee erwarben: Liliana Cavani mit Il portiere di notte (1974; Der Nachtportier ) und Lina Wertmüller mit Film d’amore e d’anarchia (1973; Liebe und Anarchie ). In den achtziger und neunziger Jahren waren ausschließlich italienische Großproduktionen wie Gianni Amelios sozialkritischer Einwandererfilm Lamerica (1994; Lamerica ) die Ausnahme.

Bertolucci war als Einziger seiner Generation noch international erfolgreich aktiv und wurde für The Last Emperor (1987; Der letzte Kaiser ) mit einem Oscar ausgezeichnet.

Mit Stealing Beauty/Io ballo da sola (Gefühl und Verführung, mit Liv Tyler in der Hauptrolle) realisierte Bertolucci 1996 seit vielen Jahren wieder einen Film in Italien.

Insgesamt leidet der zeitgenössische italienische Film seit Anfang der achtziger Jahre an einem dramatischen Rückgang der Kinobesucherzahlen.

Zum Niedergangder nationalen Filmindustrie tragen auch die Vernachlässigung durch den Staat und der rapide Anstieg der Zahl privater Fernsehsender bei.

Seit 1980 wurden 80 Prozentaller italienischen Spielfilme zumindest teilweise von den drei staatlichen RAI-Kanälen oder von Silvio Berlusconis Fininvest-Gruppe finanziert.

Die finanziellen Einbußen anden Kinokassen machen es immer aussichtsloser für junge Talente, Filme auf internationalem Niveau zu drehen. Mit dem Oscar ausgezeichnet wurde Giuseppe Tornatores Cinema Paradiso (1989; Cinema Paradiso ); auch Gabriele Salvatore mit seiner liebenswerten Soldatenkomödie Mediterraneo (1990; Mediterraneo ) und Gianni Amelio mit Il ladro di bambini (1992; Gestohlene Kinder ) kamen gut bei Publikum und Kritik an.

Neuerdings gewinnt ein bestimmter Typus von Komödie an Boden, der sich von der sentimentalen „italienischen Komödie” alten Stils durch scharfen Witz und intellektuelle Ironie unterscheidet.

Mitdem Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes sowie einem Oscar als bester ausländischer Film wurde La vita è bella (1998; Das Leben ist schön ) des italienischen Schauspielers und Regisseurs Roberto Benigni ausgezeichnet.

Dem umstrittenen Werk wurde von einem Teil der Kritiker attestiert, der erste gelungeneVersuch zu sein, den Holocaust zum Gegenstand der Filmkomödie zu machen.

Mit seiner opulenten Collodi-Adaption Pinocchio (2002; Pinocchio ), der Inszenierung einer nationalen Symbolfigur, gelang Benigni der kommerziell erfolgreichste Film in der Geschichte des italienischen Kinos. Der Schauspieler-Regisseur Nanni Moretti stellte seine „Low-Budget-Filme” mit seiner eigenen kleinen Produktionsfirma Sacher Film her; viele Filme Morettis, der als„italienischer Woody Allen” bezeichnet wurde, konnten internationale Auszeichnungen erringen, so Palombella Rossa (1989; Wasserball und Kommunismus ), Caro Diario (1993; Liebes Tagebuch ), Aprile (1998; Aprile ) oder La stanza del figlio (2001; Das Zimmer meines Sohnes ).

Große internationale Aufmerksamkeit erhielt Silvio Soldini mit seiner skurrilen Komödie Pane e tulipani (2000; Brot und Tulpen ).

Mit dem Melodram Brucio nel vento (2001; Brennen im Wind ) und der Familienkomödie Agata e la tempesta (2004; Agata und der Sturm ) konnte Soldini an diesen Erfolg anknüpfen.

Mit Leben und Tod eines engagierten Mafia-Kritikers befasste sich Marco Tullio Giordanas. »

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