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Jacques Derrida - Philosophie.

Publié le 17/06/2013

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Jacques Derrida - Philosophie. 1 EINLEITUNG Jacques Derrida (1930-2004), französischer Philosoph. In seiner von Martin Heidegger beeinflussten Verfahrensweise der Dekonstruktion stellt er die abendländische Metaphysik seit Platon konsequent in Frage. Neben Jean-Paul Sartre ist er der bedeutendste und einflussreichste französische Denker des 20. Jahrhunderts. Derrida wurde am 15. Juli 1930 in El Biar bei Algier (Algerien) geboren und stammt aus einer jüdischen Familie. Im Alter von zwölf Jahren musste er den Besuch einer höheren Schule abbrechen, weil der Schulrektor den Anteil der jüdischen Schüler von 14 auf 7 Prozent gesenkt hatte. Später konnte er seine Schulausbildung fortsetzen. Der Besuch der Philosophieklasse am Lycée Gauthier in Algier 1947/48 resultierte in der Leküre der Werke Søren Kierkegaards und Martin Heideggers und in einem nachhaltigen Interesse an diesem Fach. Ab 1952 studierte Derrida Philosophie an der École Normale Supérieure in Paris (bis 1956), wo er Freundschaft mit Louis Althusser und Michel Foucault schloss. Während des Algerienkrieges leistete er von 1957 bis 1959 seinen Militärdienst in der französischen Armee. Nach 1960 arbeitete er als Dozent für Philosophie an der Sorbonne, bevor er von 1964 bis 1984 Philosophiegeschichte an der École Normale Supérieure unterrichtete. Ab Ende der sechziger Jahre übernahm Derrida immer wieder Gastdozenturen in den USA, u. a. an der University of California in Irvine. Mit der Veröffentlichung des Buches L'écriture et la différance (1967; Die Schrift und die Differenz) avancierte er zum prominentesten Vertreter des Poststrukturalismus und zum Begründer der Dekonstruktion - einer offenen, undogmatischen Praxis der Textlektüre, die in der Folge großen Einfluss gewann. Mitstreiter der neuen Denkbewegung, die in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre von Paris ausging, waren vor allem Michel Foucault, Jacques Lacan und Gilles Deleuze. Im Kontext der Debatten um Strukturalismus, Poststrukturalismus, Dekonstruktion und Postmoderne wurde Derrida einer der wichtigsten und einflussreichsten Denker der modernen Philosophie. Bereits ein weltbekannter Philosoph, konnte er sich erst 1980 im Alter von 50 Jahren habilitieren. Seine mehr als 50 Buchveröffentlichungen vertreten kein System, kein Programm und keine Schule. 2001 wurde er mit dem Theodor-W.-Adorno-Preis ausgezeichnet. Derrida starb am 9. Oktober 2004 in Paris. 2 WERK Nachdem er Anfang der sechziger Jahre als Husserl-Übersetzer hervorgetreten war, veröffentlichte Derrida eine Reihe von einflussreichen Werken, in denen er seinen dekonstruktiven Ansatz beim Studium von Texten vorstellte: De la Grammatologie (1967; Grammatologie), Voix et le phénomène (1967; Die Stimme und das Phänomen) und L'écriture et la différance (1967; Die Schrift und die Differenz). Neben dem Prinzip der Dekonstruktion vertritt Derrida in seiner Lehre auch die Grundkonzepte der ,,dissémination" (Verbreitung) und der ,,différance" (Unterschied, Wortschöpfung Derridas auf Basis des Wortes ,,différence"). Die Aufgabe der Dekonstruktion schreibt das Prinzip Heideggers der ,,Destruktion" der westlichen Metaphysik fort: Die Gegenwart muss neu überdacht werden, das Subjekt steht sich selbst gegenüber. Diese Präsenz des Seins kommt vor allem in der Sprache zum Ausdruck. Derrida begann seine Arbeit daher mit einer Analyse des traditionellen Denkens und zeigte die Beständigkeit des Logozentrismus in der abendländischen Philosophie sowie die Vorherrschaft des Wortes und der Stimme über die Schrift und des Signifikats (des Begriffs) über den Signifikanten (das Laut- bzw. Schriftbild). Derrida vertritt die Ansicht, dass der traditionelle Ansatz im Umgang mit einem Text eine Reihe von irreführenden vorgefertigten Auffassungen über die Art des Textes beinhaltet. In seinem Werk behandelt er literarische Texte, wie z. B. Schriften von Antonin Artaud, Jean Genet, Maurice Blanchot, Francis Ponge, James Joyce oder Paul Celan, sowie philosophische Texte, vor allem von Nietzsche, Hegel oder Emmanuel Levinas. Derrida versucht, Licht in die marginalen Bereiche eines Textes zu bringen und Vorurteile über den philosophischen Diskurs auszuräumen. Der durchschnittliche Leser stellt sich vor, dass die Sprache in der Lage ist, Gedanken auszudrücken, ohne diese zu verändern. Er denkt weiter, dass in der Hierarchie der Sprache das geschriebene Wort erst an zweiter Stelle nach dem gesprochenen Wort steht und dass der Autor eines Textes die Sinnquelle des Textes darstellt. Derrida nimmt die Dekonstruktion als Hilfsmittel zum Lesen eines Textes - er kehrt diese allgemein herrschenden Auffassungen um und stellt die Vorstellung in Frage, der zufolge ein Text nur einen einzigen und unwandelbaren Sinn hat. Dekonstruktion bezeichnet das Zerlegen eines Textes in einem Verstehensprozess, dessen Ergebnis nicht ,,eine wahre" Interpretation ist, sondern mehrere ,,Wahrheiten" zulässt. Dekonstruktion beinhaltet Destruktion und Konstruktion. Systeme und Hierarchien werden zerstört, um neu wieder aufgebaut zu werden. Im politischen Sinn verfügt der Dekonstruktivismus daher über einen antitotalitären, antidogmatischen Zug. Derridas Dekonstruktion pflegt einen Umgang mit Texten, der Widersprüche zulässt und Misstrauen gegen geschlossene, eindeutige Interpretationen hegt. Auch das hierarchische Verhältnis von Schrift und Stimme (Rede) wird zugunsten der Schrift verkehrt. Gleichzeitig erweitert Derrida den Schriftbegriff und fragt nach dem Vorhandensein des anderen im Gegenwärtigen (présence), nach der ins Traditionelle ,,eingesetzten Spur", dem Unterschied (différance), dem Jenseitigen im Diesseitigen. In seinem Konzept einer so genannten Grammatologie wird auch das Verhältnis von Bild- und Schriftzeichen wichtig. Das Auffinden einer ,,Spur" setzt ein neues, freieres Lesen voraus, die auch die absolute Instanz des Autors in Frage stellt. Vielmehr wird in Derridas Vorstellung die Schrift grundsätzlich als veränderliche Struktur begriffen, die in ein Verhältnis zum Rezipienten tritt und auch die metaphysische Tradition einer letzten Bedeutung (der ,,Botschaft") negiert. In dieser Auflösung des Logozentrismus der westlichen Philosophie und unter Heranziehung der Psychoanalyse, des Strukturalismus und der Linguistik verficht Derrida somit die These, dass die Interpretation der Schrift niemals beendet sein könne. Derrida entwickelte diesen Ansatz weiter und behauptet, dass die Intentionen des Autors eines Textes nicht bedingungslos akzeptiert werden können. Dadurch sind mehrere legitime Interpretationen eines einzigen Textes möglich. Auf diese Weise werden die Sinnhaftigkeit und die unterschiedlichen Bedeutungsnuancen eines Textes zu einer produktiven Kraft. Derrida nennt diese Verbindung ,,différance" und zeigt auf, dass die genaue Analyse des Sinnes eines Textes aufgrund der ,,dissémination", der möglichen verschiedenen Bedeutungen, unmöglich ist. In Derridas späteren Schriften tritt die thematische Bedeutung von Rede, Gegenwart und Schrift stark zurück. Stattdessen rückt eine Diskussion der philosophischen Praxis seiner Zeitgenossen ins Zentrum des Interesses. Außerdem wird in De l'esprit (1988) bewusst versucht, auch Heidegger in eine metaphysische Traditionslinie einzuordnen. In Derridas Spätwerk zeichnet sich verstärkt eine ethische und politische Dimension ab, u. a. entstanden Schriften über die Apartheid und den Irak-Krieg. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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