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Johannes Calvin: Christliche Glaubenslehre - Anthologie.

Publié le 17/06/2013

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Johannes Calvin: Christliche Glaubenslehre - Anthologie. Johannes Calvin veröffentlichte seine Schrift Institutio Christianae Religionis erstmals im März 1536. Sie wurde zum grundlegenden Werk seiner Theologie und des sich daraus entwickelnden Calvinismus. Über zwanzig Jahre lang, bis 1559, arbeitete er an dieser Schrift weiter. Bernhard Spiess, der den lateinischen Text der Fassung von 1536 ins Deutsche übertrug, war Gymnasiallehrer für Religion am königlichen Gymnasium in Wiesbaden. Der Textausschnitt stammt aus dem ersten Kapitel, das die Überschrift trägt: ,,Vom Gesetz, enthält eine Auslegung der zehn Gebote." Johannes Calvin: Christliche Glaubenslehre Er hat alle Fülle himmlischer Güter zur Erde herniedersteigend mit sich gebracht, um dieselbe mit reichlich spendender Hand auf uns auszugiessen (Joh. 1, 14 u. 16; 7, 38; Röm. 8, 32). Dies sind aber die Gaben des hg. Geistes, durch welchen wir wiedergeboren, aus der Gewalt und den Fesseln des Teufels befreit, zu Söhnen Gottes aus Gnaden (unentgeltlich) angenommen und zu jedem guten Werke geheiligt werden. Durch Ihn ersterben auch, so lange wir in diesem sterblichen Leibe gehalten werden, in uns die schlechten Begierden und Fleischeslüste, kurz alles Böse, was nur noch die verdrehte und verkehrte Verderbtheit unserer Natur erzeugt; durch Ihn werden wir von Tag zu Tag erneuert, um in einem neuen Leben (in der Erneuerung des Lebens) zu wandeln und der Gerechtigkeit zu leben. Alle diese Güter werden uns von Gott angeboten und geschenkt in unserem Herrn Christo: nemlich unentgeltliche Sündenvergebung, Friede und V e r s ö h n u n g mit Gott, die Gaben und Gnaden des hg. Geistes, wenn wir mit sicherem Glauben sie ergreifen und annehmen, mit grosser Zuversicht auf die göttliche Güte gestützt und gleichsam darauf ruhend, ohne Zaudern und Zweifeln, dass das Wort Gottes, welches uns alle diese Heilsgüter zusichert (Röm. 3, 21 f.; 5, 1 f.), Kraft und Wahrheit sei. Mit Einem Wort, wenn wir mit Christo Gemeinschaft haben, so besitzen wir in Ihm selbst alle himmlischen Schätze und G a b e n d e s h g. G e i s t e s, die uns zum Heil und Leben hinleiten. Dies erreichen wir jedoch nur durch den wahren und lebendigen Glauben, indem wir erkennen, dass all unser Gut in Ihm selbst bestehe, wir aber nur in Ihm etwas sind, und indem wir als gewiss bei uns annehmen, dass wir in Ihm selbst Gottes Kinder werden und Erben des Himmelreichs (Joh. 1, 12 u. Röm. 8, 14, 31 ff.). Diejenigen hingegen, welche keinen Anteil an Christo haben, sie mögen beschaffen sein, wie sie wollen, sie mögen treiben und ersinnen, was sie wollen, gehen dennoch ins Verderben und die Verwirrung ab sowie in das Gericht des ewigen Todes, als von Gott verworfene und von aller Heilshoffnung ausgeschlossene Geschöpfe (Joh. 3, 18; 1 Joh. 5, 16). Von uns freilich stammt sowenig, als sie in unserer Tüchtigkeit liegt, eine solche Selbsterkenntnis nebst dem Bewusstsein unserer Dürftigkeit und unseres Seelenschadens, durch welche wir uns selbst vor Gott erniedrigen und niederwerfen, ebenso aber auch Seine Barmherzigkeit suchen lernen. Nicht anders steht es mit dem Ursprung unseres Glaubens, der uns den Genuss der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit gewährt, welche Er uns in Seinem Gesalbten (Christus) erweiset. Und weil eben beides, Sündenerkenntnis und Glaube, nicht aus unserer Kraft und Fähigkeit herzuleiten, so muss man Gott bitten, Er wolle durch ungeheuchelte Sinnesänderung ( R e u e ) uns zu jener Selbsterkenntnis und durch einen gewissen Glauben zu dieser Erkenntnis Seiner Langmut und Freundlichkeit führen, die Er in Seinem Christus darreicht, damit wir gerade unter Seiner Leitung zur ewigen Glückseligkeit hingeführt werden, dem einzigen Weg, auf dem man überhaupt zum Vater gelangt (Philipp. 1, 6; Joh. 14, 69; Röm. 5, 2, 15). Johannes Calvin: Christliche Glaubenslehre. Übersetzt von Bernhard Spiess. Wiesbaden 1887, S. 30f. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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