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Joseph Roth (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Joseph Roth (Sprache & Litteratur). Joseph Roth, eigentlich Moses Joseph Roth, (1894-1939), österreichischer Schriftsteller. In seinen vom Realismus des 19. Jahrhunderts geprägten Gesellschaftsromanen wie Radetzkymarsch (1932) und Die Kapuzinergruft (1938) entwarf er ein resignativ-nostalgisches Panorama der untergegangenen Donaumonarchie Österreich-Ungarn. Zentrales Motiv zur Beschreibung des Schicksals der Ostjuden ist immer wieder der Ahasver-Mythos (Flucht ohne Ende, 1927, Juden auf Wanderschaft, Essays, 1927). Roth wurde am 2. September 1894 als Sohn eines Holz- und Getreidehändlers im gallizischen Brody bei Lemberg geboren. Nach einem Studium der Philosophie und Germanistik in Lemberg (1913) und Wien (1914) nahm er nach 1916 zunächst als Feldjäger, später als Mitarbeiter des Pressedienstes am 1. Weltkrieg teil. Zuvor war mit der Novelle Der Vorzugsschüler 1915 Roths Erzähldebüt erschienen. Während des Militärdienstes publizierte Roth erste Feuilletonartikel und Gedichte in Prager und Wiener Zeitungen. 1918 kehrte er nach Wien zurück und wurde ein Jahr später Beiträger der linksliberalen Tageszeitung Neuer Tag. Nach seiner Übersiedlung nach Berlin 1920 heiratete Roth 1922 Friederike Reichler. 1923 kehrte er nach Wien zurück. Roths erste, zumeist vom Stil einer objektiv-distanzierten Erzählhaltung getragenen Romane Das Spinnennetz (1923), Hotel Savoy (1924) und Die Rebellion (1924) wurden in der Arbeiter-Zeitung, der Frankfurter Zeitung und im Berliner Vorwärts vorabgedruckt. Von sozialistischen Gedanken getragen, schildert etwa Das Spinnennetz vor dem Hintergrund zeitgeschichtlicher Ereignisse und politischer Auseinandersetzungen die Verstrickung eines sozial verunsicherten Kleinbürgers in Phantasmagorien der Macht. Darüber hinaus arbeitete Roth während dieser Jahre u. a. beim Berliner Börsenkurier und beim Prager Tagblatt mit. 1925 reiste Roth als Korrespondent der Frankfurter Zeitung nach Paris. Ein Aufenthalt in der Sowjetunion 1926 führte zu seiner Abkehr vom Sozialismus (Artikelserie Reise in Rußland). Es folgten Reise nach Albanien und Briefe aus Deutschland, beide 1927. Von nun an wurden das Ostjudentum und der Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie zu zentralen Themen, so in Flucht ohne Ende (1927), Rechts und Links (1929), Der stumme Prophet (1929, vollständig erstmals 1966), Hiob (1930) und Radetzkymarsch (1932). Flucht ohne Ende formuliert einmal mehr das Schreibprogramm einer Neuen Sachlichkeit: ,,Es handelt sich nicht mehr darum, zu ,dichten'. Das Wichtigste ist das Beobachtete." Aber bereits Hiob. Roman eines einfachen Mannes markiert den Wandel des Autors vom links orientierten Schriftsteller zum eher konservativen Verfasser poetisch-mythischer, Gegenwart symbolisch überhöhender Erzählwelten. In Roths Hauptwerk Radetzkymarsch greifen privates Scheitern und historische Entwicklung an Hand der Geschichte vierer Generationen der Familie Trotta unentwirrbar ineinander: ,,Die Geschichte will uns nicht mehr! Diese Zeit will sich erst selbständige Nationalstaaten schaffen." 1928, dem Jahr des Beginns einer intensiven Freundschaft mit Stefan Zweig, wurde Roths Frau wegen fortschreitender Schizophrenie in eine Pflegeanstalt eingewiesen, wo man sie 1940 im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten ermordete. Während der nächsten Jahre arbeitete der Autor für die Münchner Neuesten Nachrichten, die Neue Rundschau und die Literarische Welt. 1933 emigrierte Roth nach Paris, wo er, in Hotelzimmern lebend, bei einigen Exilzeitschriften mitarbeitete, infolge privater Probleme und politischer Desillusionierung aber immer mehr dem Alkohol verfiel. In dieser Zeit entstanden Das falsche Gewicht. Die Geschichte eines Eichmeisters (1937), Die Kapuzinergruft (1938) und Die Legende vom heiligen Trinker (1939), die unter Zuhilfenahme anachronistischer, hilflos-vereinsamter Protagonisten nicht zuletzt die k. u. k. Vielvölkermonarchie als politische Alternative zu faschistischen und nationalistischen Modellen verklären. Der Roman Kapuzinergruft, der im Titel auf die Grabstätte der österreichischen Kaiser anspielt, greift mit der Figur des Leutnants Franz-Ferdinand Trotta auf den Radetzkymarsch zurück und schildert dessen Leben in einer oberflächlichen und sinnentleerten Scheinwelt nach dem Krieg. Am Ende steht die resignative Erkenntnis, dass mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus alte Werte endgültig verloren sind (,,Wohin soll ich, ich jetzt, ein Trotta?"). Die Erzählung Legende vom heiligen Trinker beleuchtet nicht zuletzt das Schicksal ihres Verfassers selbst, der im sterbenden Protagonisten ein Alter ego schuf. 1936 lernte Roth in Ostende die Schriftstellerin Irmgard Keun (Das kunstseidene Mädchen, 1932) kennen, mit der er eine anderthalb Jahre andauernde Beziehung einging. 1937 und 1938 folgen letzte Reisen nach Polen (auf Einladung des dortigen PEN-Clubs), Wien und Amsterdam. Im Todesjahr erschien Die Geschichte von der 1002. Nacht. Roth starb am 27. Mai 1939 an den Folgen seiner Trunksucht in dem Pariser Armenhospital Necker. Weitere Werke Roths sind Zipper und sein Vater (1928), Tarabas. Ein Gast auf dieser Erde (1934), Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht (1936), und Leviathan (posthum 1940). Verfilmt wurden u. a. Die Kapuzinergruft (1971, Regie J. Schaaf), Hiob (1978, Regie M. Kehlmann), Tarabas (1982, von M. Kehlmann) und Das Spinnennetz (1989, Regie Bernhard Wicki). Der Schriftsteller Hermann Kesten, zugleich Herausgeber einer Werkausgabe des Österreichers, charakterisierte Roth treffend als ,,Rigorist im Moralischen und Ästhetischen": ,,Durch seine Romane schreiten Verzweifelte, besonders Jünglinge, in den Untergang. Er liebte die Leidenschaften. Wahrheit und Gerechtigkeit, Maß und Melodie, Vernunft und Reinheit sind die Merkmale seiner Schriften. Er war ein Romantiker, aber mit den Augen eines Realisten. Er kam aus dem Osten und ging in den Westen." Joseph Roth: Wichtige Werke TITEL JAHR GATTUNG Das Spinnennetz 1923 Roman Hotel Savoy 1924 Roman Die Rebellion 1924 Roman Flucht ohne Ende 1927 Essay Juden auf Wanderschaft 1927 Essay Hiob 1930 Roman Radetzkymarsch 1932 Roman Tarabas 1934 Roman Beichte eines Mörders, erzählt in einer 1936 Nacht Roman Die Kapuzinergruft 1938 Roman Die Legende vom heiligen Trinker 1939 Erzählung Berliner Saisonbericht 1984 Sammlung publizistischer Texte Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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