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Jürgen Habermas - Soziologie.

Publié le 15/06/2013

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Jürgen Habermas - Soziologie. 1 EINLEITUNG Jürgen Habermas (*1929), deutscher Soziologe und Philosoph. Er gilt als wichtigster Vertreter der zweiten Generation der Frankfurter Schule, die er mit sozialwissenschaftlichen Analysen und Theorien weiterentwickelte. Mit seiner Theorie des kommunikativen Handelns (1981) legte er eine der bedeutendsten Theorien der Gegenwartsgesellschaft vor. Er ist weltweit der bekannteste und meistrezipierte lebende Philosoph des deutschsprachigen Raums. Zuhause im Grenzgebiet von Philosophie, Soziologie, Geschichtswissenschaft und Linguistik, tritt er gleichermaßen als Gesellschaftstheoretiker, Kulturkritiker und politischer Essayist hervor. Habermas wurde am 18. Juni 1929 in Düsseldorf geboren. Er studierte Philosophie, Geschichte, Psychologie, deutsche Literatur und Ökonomie in Göttingen, Zürich, Bonn und Marburg. Von 1955 bis 1959 war er Assistent am von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer geleiteten Institut für Sozialforschung in Frankfurt/Main. 1961 wurde er Professor für Philosophie in Heidelberg, 1964 übernahm er einen Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie in Frankfurt/Main. Neben Carl Friedrich von Weizsäcker war er von 1971 bis 1981 Direktor des Starnberger Max-Planck-Instituts für die Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt. Ab 1983 lehrte er wieder bis zu seiner Emeritierung an der Frankfurter Universität Sozial- und Geschichtsphilosophie. 2 WERK Bekannt wurde Habermas Ende der fünfziger Jahre durch sein offensives Eintreten für eine Bildungsreform und vor allem durch seine Habilitationsschrift Der Strukturwandel der Öffentlichkeit (1962), in der er die Grundlagen eines aufklärerischen und gesellschaftskritischen Denkens und Handelns, das sich den demokratischen Traditionen verpflichtet weiß, anhand von historischen Entwicklungsstudien zur bürgerlichen Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts nachzeichnet. Seine wissenschaftlichen und politischen Publikationen brachten Habermas in ein zwiespältiges Verhältnis zur Studentenbewegung der sechziger Jahre. Einerseits stand er als ehemaliger Assistent Adornos und als einer der Hauptpersönlichkeiten im Positivismusstreit auf der Seite der Kritischen Theorie, andererseits lehnte er manchen intoleranten Aktionismus der Bewegung als ,,Linksfaschismus" ab. In seiner vielfach beachteten Studie Erkenntnis und Interesse (1968) knüpfte er an die wissenschaftssoziologischen Fragen an, die bereits im Zentrum der erkenntniskritischen Arbeiten von Horkheimer und Adorno gestanden hatten, und postuliert das Bewusstmachen der Interessenabhängigkeit von Erkenntnis, in der Wissenschaft wie auch in jeglichem politischen wie gesellschaftlichen Handeln. Der Diskurs der Wissenschaften ist nach seiner Auffassung dem Wesen nach eine Erscheinung der gesellschaftlichen Öffentlichkeit; rein objektive, also völlig von Interessen gereinigte Erkenntnis kann es somit nicht geben. Anders als Horkheimer und Adorno jedoch sieht Habermas in der Struktur der bürgerlichen Gesellschaft die Möglichkeit ihrer Kritik angelegt, da er ihren demokratisch verfassten Institutionen stärker vertraut und auch im Bewusstsein der Bürger das grundlegende Bekenntnis zur Demokratie erkennt, das in der Weimarer Republik nicht gegeben war. Diese Bereitschaft zur Demokratie lässt seiner Ansicht nach Diskussion und Kritik im öffentlichen Raum als Motor des politischen Fortschritts wirksam werden. Kritik soll an den Regeln des vernünftigen Gesprächs aller Bürger orientiert sein, deren Zustimmung die Voraussetzung aller politischen Entscheidungen ist (Konsensprinzip). Habermas beschäftigte sich deshalb intensiv - häufig gemeinsam mit Karl-Otto Apel - mit der Frage nach den Bedingungen und Möglichkeiten eines vernunftgeleiteten Diskurses. Beide entwickelten die Konzeption einer Diskursethik, deren Grundlage die notwendige, aber oft nicht als vorhanden anzunehmende kommunikative Kompetenz aller Diskursteilnehmer ist. Schon in Technik und Wissenschaft als Ideologie (1968) hatte Habermas das ,,kommunikative Handeln" dem ,,zweckrationalen" gegenübergestellt und einen alternativen Gebrauch der Vernunft entfaltet, der auf den Positionen der Aufklärung aufbaut und gegen den allein technisch orientierten Gebrauch der Vernunft gerichtet ist. Die kommunikative Kompetenz des Einzelnen und der Gesellschaft als der Kommunikationsgemeinschaft aller Bürger soll die demokratische Diskussion garantieren. Diesen Ansatz verfolgt Habermas insbesondere in seinem breit angelegten Hauptwerk Theorie des kommunikativen Handelns (1981), das u. a. im Rückgriff auf das Werk Max Webers den Bogen schlägt zwischen erkenntnistheoretischen wie wissenssoziologischen Überlegungen und der Theorie einer von anonymen Systemen ,,kolonialisierten" modernen Lebenswelt. Ansatzpunkt für Kritik und Diskussion ist für Habermas die grundsätzlich herrschaftsfreie Struktur der Kommunikation, insbesondere die der Sprache. Sie bildet nicht nur ein Verständigungsmedium, sondern enthält eine ethische Dimension, denn sie ist zugleich das Fundament für normative, an gegenseitig geteilten Werten orientierte persönliche Beziehungen. Verständlichkeit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit sind konstitutive Bestandteile der in der Kommunikation angelegten Vernunft. Wer kommuniziert, wer Sprache benutzt, setzt damit immer zugleich - bewusst oder unbewusst - die Anerkennung seines Gesprächspartners wie die Absicht der gegenseitigen Verständigung voraus, außer er verfolgt eindeutig strategische Absichten. Sprache enthält notwendig und ,,unhintergehbar" die Wurzel einer aufklärerischen diskurs- oder transzendentalpragmatischen Ethik. Dennoch ist mit dieser ,,kontrafaktischen", utopischen Grundlage der Kommunikation die Tatsache realer sozialer Entfremdung nicht aus der Welt. Habermas sieht Verdinglichungsaspekte, aber auch Entwicklungsmöglichkeiten der Vernunft in der Dialektik von gesellschaftlichem System und Lebenswelt. Den Begriff des Systems übernahm er aus der soziologischen Systemtheorie, wie sie von Talcott Parsons und Niklas Luhmann entwickelt wurde, mit dem er einen ähnlichen Theoriestreit austrug wie im Positivismusstreit mit dem Kritischen Rationalismus, dokumentiert durch die Veröffentlichung Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie? (1971, zusammen mit Luhmann). Insbesondere in den Ansätzen einer technokratisch operierenden Politik erkennt Habermas die negativen Folgen einer Gesellschaftstheorie, die die politische Kommunikation als wesentliches Moment der Moderne unterbelichtet lässt und soziale Prozesse somit vorwiegend als mechanische Interaktionen von Systemen begreift. Diese verstehen Zustimmung, Konsens und Legitimation nicht als eine Leistung, die sie bei den Individuen zu erzeugen verpflichtet sind, sondern setzen sie als gegeben voraus. Soziales Handeln ist nach dieser Konzeption nicht kommunikativ, sondern vorwiegend strategisch, so dass die kommunikative Dimension der Lebenswelt unterwandert wird. Diese Entfremdungsprozesse vollziehen sich in modernen Gesellschaften insbesondere durch ,,Verrechtlichung", d. h. durch die immer weitgreifender angelegte Reglementierung ehemals kommunikativ abgewickelter Alltagsprozesse durch rechtliche Vorschriften und Bestimmungen. In seinem Werk Faktizität und Geltung (1992) wandte sich Habermas in konsequenter Fortsetzung seiner bisherigen Arbeit dem Gebiet der Rechtsphilosophie zu. Der Begriff der Lebenswelt geht auf das Werk von Alfred Schütz zurück, dessen phänomenologisch orientierte Soziologie an den Strukturen des Alltags ansetzt, um das Funktionieren von Gesellschaft zu erklären. Hier findet Habermas die Kommunikation als Handlungsmodus wieder, der nicht nur über die inhaltliche Auseinandersetzung, sondern bereits in seiner formalen Verfasstheit den Keim der kritischen Rationalität mit sich führt, da sie eben jene Anerkennung des anderen als eines gleichberechtigten und autonomen Gesprächspartners voraussetzt, die in der politischen Wirklichkeit der Sozialtechnologie verschwindet. Um sich frei entfalten und die Träume der Aufklärung realisieren zu können, muss der kritische Impuls der Lebenswelt gegen die Systemmacht gestärkt werden. Habermas greift daher auch in aktuelle, tagespolitische Konflikte und Auseinandersetzungen ein. Seine publizistische Tätigkeit, vornehmlich in der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit, richtet sich gegen Versuche, aufklärerische Tendenzen bzw. Institutionen zu unterlaufen oder zu behindern, und machte ihn so auch einer breiteren politischen Öffentlichkeit bekannt. 1986 löste er eine nachhaltige Debatte, den so genannten Historikerstreit, aus, eine Auseinandersetzung über neokonservative Tendenzen in der deutschen Geschichtsschreibung, die die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen durch das Gleichsetzen mit anderen Völkermorden nivellieren wollte. Entgegen einem in den achtziger und neunziger Jahren aufkommenden Nationalismus plädierte er für einen ,,Verfassungspatriotismus", ein Begriff, der ebenso zum Schlagwort wurde wie der der ,,Neuen Unübersichtlichkeit" von 1985. Habermas wurde mit vielen wichtigen Kulturpreisen ausgezeichnet. Neben dem Hegel-Preis, dem Sigmund-Freud-Preis, dem Geschwister-Scholl-Preis und dem Adorno-Preis erhielt er 1999 den Theodor-Heuss-Preis sowie den Hessischen Kulturpreis. 2001 wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet und 2003 mit dem Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Sozialwissenschaften. Weitere Werke sind u. a. Theorie und Praxis (1963, erweitert 1971), Zur Logik der Sozialwissenschaften (1967), Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus (1973), Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus (1976), Moralbewußtsein und kommunikatives Handeln (1983), Die neue Unübersichtlichkeit (1985), Nachmetaphysisches Denken. Philosophische Aufsätze (1988), Die nachholende Revolution. Kleine Politische Schriften VII. (1989), Die Einbeziehung des Anderen (1996), Die postnationale Konstellation. Politische Essays (1998) und Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik? (2001). Verfasst von: Friedhelm Lövenich Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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« dem Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Sozialwissenschaften. Weitere Werke sind u.

a.

Theorie und Praxis (1963, erweitert 1971), Zur Logik der Sozialwissenschaften (1967), Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus (1973), Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus (1976), Moralbewußtsein und kommunikatives Handeln (1983), Die neue Unübersichtlichkeit (1985), Nachmetaphysisches Denken.

Philosophische Aufsätze (1988), Die nachholende Revolution.

Kleine Politische Schriften VII. (1989), Die Einbeziehung des Anderen (1996), Die postnationale Konstellation.

Politische Essays (1998) und Die Zukunft der menschlichen Natur.

Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik? (2001). Verfasst von:Friedhelm LövenichMicrosoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation.

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