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Konservativismus - Politik.

Publié le 16/06/2013

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Konservativismus - Politik. 1 EINLEITUNG Konservativismus, auch Konservatismus, eine in sich heterogene geistige, politische, soziale und ökonomische Denkhaltung, -richtung und -strömung, die sich im beginnenden 19. Jahrhundert als Gegenposition zu Liberalismus, Aufklärung und Französischer Revolution herausbildete. Ihr Grundgedanke ist der Wille zur Erhaltung und Bewahrung des historisch Gewordenen und des Bestehenden; Schlüsselbegriffe des Konservativismus sind deshalb Kontinuität und Tradition überlieferter Werte im Gegensatz zu Fortschrittsgläubigkeit, Reformeifer und revolutionären Bestrebungen. Der Begriff Konservativismus leitet sich her von lateinisch conservare (bewahren) und tauchte als politischer Begriff erstmals auf im Titel der von François René de Chateaubriand in den Jahren 1818 bis 1820 herausgegebenen Zeitschrift Le Conservateur. Der Konservativismus gibt dem historisch Bewährten und Vertrauten in allen gesellschaftlichen Bereichen den Vorzug vor dem Neuen und dem Wandel der Verhältnisse. Gemeinsame Merkmale der verschiedenen konservativen Strömungen sind der Glaube an die göttliche Vorsehung, an überliefertes Recht, an den untrennbaren Zusammenhang von Privateigentum und Freiheit des Individuums sowie an die Überlegenheit des hierarchisch organisierten Staates. Der Konservativismus strebt nach der Erhaltung des historisch gewachsenen Wertesystems innerhalb des existierenden gesellschaftlichen Systems, das ihm als ein organisch gewachsenes und wachsendes Gebilde gilt. Gesellschaftlichen Wandel akzeptiert er nur, wenn er dessen Notwendigkeit für begründet hält. Er sieht sich in bewusster Gegnerschaft sowohl zum Individualismus wie auch zum Kollektivismus, billigt der Autorität einen hohen und regulativen Stellenwert zu und begreift das Individuum als Teil eines übergreifenden Ganzen. 2 DIE ANFÄNGE Als ,,Stammvater" des Konservativismus gilt der britische Staatsmann Edmund Burke, der 1790 in seinen berühmt gewordenen Reflections on the Revolution in France (Betrachtungen über die französische Revolution) die Grundsätze und Ziele der Französischen Revolution scharf kritisierte. Burke betrachtete die Gesellschaft als ein organisches, hierarchisch gegliedertes Ganzes und die Individuen als Teile dieses Ganzen mit unterschiedlichen Rollen und bestimmten Funktionen. Seiner Vorstellung nach sollte in jeder Gesellschaft eine durch Geburt, soziale Herkunft, Bildung und Besitz geprägte ,,natürliche" Elite die Führung bilden. Die Gesellschaft selbst sollte von intersubjektiv anerkannten Sitten, Bräuchen und Überlieferungen zusammengehalten werden, gesellschaftlicher und Wertewandel sollten nur zulässig sein, sofern sie unumgänglich und allgemein akzeptiert sind. Aus dieser Haltung heraus lehnte Burke die Prinzipien der Gleichheit, der Repräsentation und der Volksherrschaft in Form des allgemeinen Wahlrechts und der Mehrheitsregierung ab. Dahinter verbarg sich - bei Burkes Anhängern teilweise bis ins 20. Jahrhundert - die Verteidigung der feudalagrarischen Gesellschaftsordnung gegen den sich entwickelnden liberal-bürgerlichen Kapitalismus und den ihm inhärenten Demokratiebegriff. 3 KONSERVATIVISMUS IM 19. JAHRHUNDERT Aufgegriffen, abgewandelt und weiterentwickelt wurden die Ideen Burkes zunächst in Frankreich von Joseph de Maistre und Louis Gabriel Ambroise de Bonald; hier standen die Verteidigung der kirchlichen Autorität, die Legitimierung der Monarchie und die Erhaltung der feudal-ständischen Wirtschaftsordnung im Vordergrund. In Deutschland verbreitete vor allem Friedrich Gentz im Rückgriff auf die gesellschaftliche Organismuslehre der deutschen Romantik die Ideen Burkes. Im Zuge der europaweiten Metternich'schen Restauration wurde konservatives Gedankengut integriert in das Konzept vom ,,Bündnis von Thron und Altar" (Monarchie, Aristokratie, Armee, Bürokratie und Klerus) gegen die im Zuge des sich entwickelnden Kapitalismus immer stärker werdenden nationalistischen, liberalen und demokratischen Tendenzen. In Preußen entwarf Friedrich Julius Stahl in enger Verbindung mit dem Christlich-germanischen Kreis seine konservative Staatstheorie (,,Autorität, nicht Majorität"), eine der wenigen zusammenhängenden Theorien des Konservativismus. In seinem Ursprungsland Großbritannien nahm der Konservativismus nach und nach demokratisches Gedankengut in sich auf und formierte sich 1835 in der aus dem Toryismus hervorgehenden Konservativen Partei. In Frankreich kam es erst 1875 während der Dritten Republik zu einer Verschmelzung von Konservativismus und Republikanismus. In Deutschland hingegen blieb der Konservativismus weitgehend den Interessen des Großgrundbesitzes verhaftet, befand sich in ständiger Auseinandersetzung mit der sich ausdehnenden Industriegesellschaft und der immer stärker werdenden Arbeiterbewegung und verschmolz weitgehend mit nationalistischen Strömungen. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verschärfte sich vor allem in Deutschland der Widerspruch zwischen Konservativismus und demokratischer Massenbewegung - bis der 1. Weltkrieg dem deutschen Konservativismus seine bisherige soziale Basis entzog. Die europäischen Konservativen verweigerten sich lange Zeit demokratischen Prinzipien und Institutionen, teilweise lehnten sie auch - außer in Großbritannien - die Teilnahme an Wahlen und das allgemeine Wahlrecht zugunsten des monarchischen Prinzips im Sinne Metternichs ab. Nach dem Vorbild der britischen Konservativen Partei entstanden jedoch schließlich auch in anderen europäischen Ländern konservative Parteien, z. B. 1883 in Dänemark und 1884 in Norwegen. In Ländern wie Italien, Österreich und Belgien wurde das konservative Spektrum von katholischen oder gemischt-konfessionellen Parteien abgedeckt. 4 DER AMERIKANISCHE KONSERVATIVISMUS In den USA waren Politiker wie John Adams, Alexander Hamilton, James Madison und John Jay zwar stark beeinflusst von den Ideen Burkes, aber die politische und gesellschaftliche Entwicklung in den USA unterschied sich doch erheblich von der in der Alten Welt. Denn es gab in den USA stets einen breiten gesellschaftlichen Konsens, der wirtschaftlichen Individualismus und Demokratie um den Preis starker Einschränkungen der Staatsgewalt miteinander vereinte. Der amerikanische Konservativismus hatte im Grunde mit den Ideen Burkes außer Werten wie Religion und Familie wenig gemein und stand dem Liberalismus wesentlich näher; als seine Hauptmerkmale lassen sich benennen: wirtschaftlicher Individualismus, Sozialdarwinismus und Nationalismus. Als beste Regierung galt jene, die am wenigsten regierte. Dem Geist des amerikanischen Konservativismus am meisten verpflichtet ist bis heute zweifellos die Republikanische Partei, nicht zuletzt durch ihre christlich-fundamentalistische Grundorientierung. 5 KONSERVATIVISMUS IM 20. JAHRHUNDERT Nach dem Zusammenbruch des monarchischen Prinzips Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte der europäische Konservativismus eine weitgehend antirepublikanische und antiparlamentarische Haltung, die sich z. B. in Deutschland gegen die Weimarer Republik richtete und später als ,,konservative Revolution" (Armin Mohler) bezeichnet wurde, tatsächlich aber dem Nationalsozialismus Vorschub leistete. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges waren die gesellschaftlichen Grundlagen des traditionellen Konservativismus weitgehend zerstört; bis dahin hochgehaltene Prinzipien wie Monarchie und Affinität zu Klerus und Armee sowie völkisches Denken als gesellschaftspolitische Konstituenten konnten nicht mehr aufrechterhalten werden - der Konservativismus konvertierte gewissermaßen (gemäß seinem ursprünglichen Prinzip: Wandel nur dann, wenn er sein muss) zur parlamentarischen Demokratie als ,,bester Staatsform unter allen schlechten" (Winston Churchill). Damit wurde eine Annäherung zwischen den bis dahin - außer in den USA - unvereinbaren Positionen des Konservativismus und des Liberalismus möglich; verstärkt wurde die Annäherung durch die gemeinsame Gegnerschaft zum Kommunismus und dessen Herrschaftsformen. In Westdeutschland war der Konservativismus nach dem 2. Weltkrieg wegen seiner unbestreitbaren Verbindungen zum Nationalsozialismus weitgehend diskreditiert; erst nachdem er sich unter christlichem Vorzeichen als CDU und CSU neu formiert hatte, stieß er wieder auf breite Akzeptanz. Für den Anpassungsprozess des deutschen Konservativismus an die Prinzipien des Liberalismus und der Demokratie steht unter anderem das 1947 verabschiedete Ahlener Programm der CDU. Ende der fünfziger Jahre entwickelte sich auf ähnlicher Grundlage ein vom Antikommunismus und Blockdenken geprägter Neokonservativismus (,,Keine Experimente!" und ,,Alle Wege führen nach Moskau!" waren zentrale Wahlkampfslogans der CDU/CSU in der Adenauer-Ära), der in den sechziger und siebziger Jahren durch die Gegnerschaft zur antiautoritären Studentenbewegung starken Auftrieb erhielt. Verstärkt durch die Wirtschaftskrise 1973/74 propagierte der damalige Neokonservativismus eine Stabilisierung tradierter Werte und ethisch-moralischer Normen wie Familie und Religion, gesteigerte Leistungsbereitschaft und die Akzeptanz sozialer Ungleichheit. Zugleich erhob er die Forderung nach einem ,,starken Staat". Vor allem in den USA während der Regierungszeit von Ronald Reagan (1981-1989, Reagonomics) und in Großbritannien unter Margaret Thatcher ( 1979-1990, Thatcherismus) sowie in Deutschland während der Kanzlerschaft Helmut Kohls (1982-1998) erlebte der Neokonservativismus eine Blütezeit als eine Art Konglomerat von Altkonservativismus im Sinne Burkes und Liberalismus im Sinne der ursprünglich abgelehnten parlamentarischen Demokratie. Heute haben sich die meisten konservativen Parteien in Europa weitgehend dem Selbstverständnis des amerikanischen Konservativismus angeglichen und argumentieren entlang des Begriffspaares Neoliberalismus/Globalisierung und der wie auch immer zu verstehenden Modernisierung, was sie in ihrem politischen Erscheinungsbild nur noch schwer unterscheidbar macht von anderen, z. B. sozialdemokratischen Parteien. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« nach Moskau!” waren zentrale Wahlkampfslogans der CDU/CSU in der Adenauer-Ära), der in den sechziger und siebziger Jahren durch die Gegnerschaft zur antiautoritärenStudentenbewegung starken Auftrieb erhielt.

Verstärkt durch die Wirtschaftskrise 1973/74 propagierte der damalige Neokonservativismus eine Stabilisierung tradierterWerte und ethisch-moralischer Normen wie Familie und Religion, gesteigerte Leistungsbereitschaft und die Akzeptanz sozialer Ungleichheit.

Zugleich erhob er die Forderungnach einem „starken Staat”. Vor allem in den USA während der Regierungszeit von Ronald Reagan (1981-1989, Reagonomics) und in Großbritannien unter Margaret Thatcher ( 1979-1990,Thatcherismus) sowie in Deutschland während der Kanzlerschaft Helmut Kohls (1982-1998) erlebte der Neokonservativismus eine Blütezeit als eine Art Konglomerat vonAltkonservativismus im Sinne Burkes und Liberalismus im Sinne der ursprünglich abgelehnten parlamentarischen Demokratie.

Heute haben sich die meisten konservativenParteien in Europa weitgehend dem Selbstverständnis des amerikanischen Konservativismus angeglichen und argumentieren entlang des BegriffspaaresNeoliberalismus/Globalisierung und der wie auch immer zu verstehenden Modernisierung, was sie in ihrem politischen Erscheinungsbild nur noch schwer unterscheidbarmacht von anderen, z.

B.

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