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Lao-tse: Tao te king - Anthologie.

Publié le 17/06/2013

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Lao-tse: Tao te king - Anthologie. Lao-tse ist für uns heute mehr eine Legende denn eine historische Person. Auch seine Autorschaft des Tao te king ist philologisch nicht gesichert. Dieses schmale Kompendium kurzer Lehrgedichte gehört zum Dunkelsten, aber auch Anregendsten der philosophisch-spirituellen Weltliteratur. Die überlieferten chinesischen Texte stellen Philologen und Übersetzer vor große Probleme. Das beginnt schon bei dem zentralen Begriff des Tao. Richard Wilhelm (1873-1930) wählte in seiner 1911 veröffentlichten Übersetzung das Wort ,,Sinn". Dabei ist zu bedenken, dass ,,Sinn" grundsätzlich eine doppelte Bedeutung besitzt: nicht nur als ,,Bedeutung", ,,Zusammenhang" etc., sondern auch als Richtung einer Bewegung (,,Uhrzeigersinn") und bedeutungsmäßig einander überschneidend als ,,Bewusstsein für" und ,,Absicht". Dieses Bedeutungsspektrum von ,,Sinn" sollte bei der Lektüre beachtet werden. Andere Übersetzer wählten das Wort ,,Weg". Doch greift die eigentliche Bedeutung des chinesischen Wortes ,,Tao" weit darüber hinaus und ist selbst bei geduldiger Lektüre eher zu erahnen als präzise festlegbar. Lao-tse: Tao te king 1 Der Sinn, der sich aussprechen läßt, ist nicht der ewige Sinn. Der Name, der sich nennen läßt, ist nicht der ewige Name. ,,Nichtsein" nenne ich den Anfang von Himmel und Erde. ,,Sein" nenne ich die Mutter der Einzelwesen. Darum führt die Richtung auf das Nichtsein zum Schauen des wunderbaren Wesens, die Richtung auf das Sein zum Schauen der räumlichen Begrenztheiten. Beides ist eins dem Ursprung nach und nur verschieden durch den Namen. In seiner Einheit heißt es das Geheimnis. Des Geheimnisses noch tieferes Geheimnis ist das Tor, durch das alle Wunder hervortreten. 2 Wenn auf Erden alle das Schöne als schön erkennen, so ist dadurch schon das Häßliche gesetzt. Wenn auf Erden alle das Gute als gut erkennen, so ist dadurch schon das Nichtgute gesetzt. Denn Sein und Nichtsein erzeugen einander. Schwer und Leicht vollenden einander. Lang und Kurz gestalten einander. Hoch und Tief verkehren einander. Stimme und Ton sich vermählen einander. Vorher und Nachher folgen einander. Also auch der Berufene: Er verweilt im Wirken ohne Handeln. Er übt Belehrung ohne Reden. Alle Wesen treten hervor, und er verweigert sich ihnen nicht. Er erzeugt und besitzt nicht. Erwirkt und behält nicht. Ist das Werk vollbracht, so verharrt er nicht dabei. Und eben weil er nicht verharrt, bleibt er nicht verlassen. 7 Der Himmel ist ewig und die Erde dauernd. Sie sind dauernd und ewig, weil sie nicht sich selber leben. Deshalb können sie ewig leben. Also auch der Berufene: Er setzt sein Selbst hintan, und sein Selbst kommt voran. Er entäußert sich seines Selbst, und sein Selbst bleibt erhalten. Ist es nicht also: Weil er nichts Eigenes will, darum wird sein Eigenes vollendet? 25 Es gibt ein Ding, das ist unterschiedslos vollendet. Bevor der Himmel und die Erde waren, ist es schon da, so still, so einsam. Allein steht es und ändert sich nicht. Im Kreis läuft es und gefährdet sich nicht. Man kann es nennen die Mutter der Welt. Ich weiß nicht seinen Namen. Ich bezeichne es als Sinn. Mühsam einen Namen ihm gebend, nenne ich es: groß. Groß, das heißt immer bewegt. Immer bewegt, das heißt ferne. Ferne, das heißt zurückkehrend. So ist der Sinn groß, der Himmel groß, die Erde groß, und auch der Mensch ist groß. Vier Große gibt es im Räume, und der Mensch ist auch darunter. Der Mensch richtet sich nach der Erde. Die Erde richtet sich nach dem Himmel. Der Himmel richtet sich nach dem Sinn. Der Sinn richtet sich nach sich selber. 33 Wer andre kennt, ist klug. Wer sich selber kennt, ist weise. Wer andere besiegt, hat Kraft. Wer sich selber besiegt, ist stark. Wer sich durchsetzt, hat Willen. Wer sich genügen läßt, ist reich. Wer seinen Platz nicht verliert, hat Dauer. Wer auch im Tode nicht untergeht, der lebt. 40 Rückkehr ist die Bewegung des Sinns. Schwachheit ist die Wirkung des Sinns. Alle Dinge unter dem Himmel entstehen im Sein. Das Sein entsteht im Nichtsein. Laotse: Tao te king. Das Buch vom Sinn und Leben. Übersetzt von Richard Wilhelm. München, 2000. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Allein steht es und ändert sich nicht.Im Kreis läuft es und gefährdet sich nicht.Man kann es nennen die Mutter der Welt.Ich weiß nicht seinen Namen.Ich bezeichne es als Sinn.Mühsam einen Namen ihm gebend,nenne ich es: groß.Groß, das heißt immer bewegt.Immer bewegt, das heißt ferne.Ferne, das heißt zurückkehrend.So ist der Sinn groß, der Himmel groß, die Erde groß,und auch der Mensch ist groß.Vier Große gibt es im Räume,und der Mensch ist auch darunter.Der Mensch richtet sich nach der Erde.Die Erde richtet sich nach dem Himmel.Der Himmel richtet sich nach dem Sinn.Der Sinn richtet sich nach sich selber. 33 Wer andre kennt, ist klug.Wer sich selber kennt, ist weise.Wer andere besiegt, hat Kraft.Wer sich selber besiegt, ist stark.Wer sich durchsetzt, hat Willen.Wer sich genügen läßt, ist reich.Wer seinen Platz nicht verliert, hat Dauer.Wer auch im Tode nicht untergeht, der lebt. 40 Rückkehr ist die Bewegung des Sinns.Schwachheit ist die Wirkung des Sinns.Alle Dinge unter dem Himmel entstehen im Sein.Das Sein entsteht im Nichtsein. Laotse: Tao te king.

Das Buch vom Sinn und Leben. Übersetzt von Richard Wilhelm.

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