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Leopold Mozart: Gründliche Violinschule - Texte.

Publié le 22/06/2013

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Leopold Mozart: Gründliche Violinschule - Texte. Leopold Mozarts Gründliche Violinschule (1756) gilt mit ihrer umfassenden Behandlung aller Aspekte des Violinspiels als Vademekum des Geigenspiels im 18. Jahrhundert. Das Werk übte lange Zeit großen Einfluss aus und erweckt auch heute noch Interesse. Wie der Textauszug zeigt, legt der Autor in seinen Ausführungen großes Gewicht auf detaillierte Erläuterungen zur richtigen Geigenhaltung und Bogenführung als Voraussetzung für perfektes Geigenspiel. Sein Sohn, der berühmte Komponist Wolfgang Amadeus Mozart, erhielt von seinem Vater eine gründliche Ausbildung und beherrschte das Instrument bereits im Kindesalter. Leopold Mozart: Gründliche Violinschule Das zweyte Hauptstück. Wie der Violinist die Geige halten, und den Bogen führen solle. §. 1. Wenn der Meister nach genauer Ausfrage findet, daß der Schüler alles itzt Abgehandelte wohl begriffen und dem Gedächtnisse recht eingepräget hat: alsdann muß er ihm die Geige (welche etwas stark bezogen seyn solte) in die linke Hand richten. Es sind aber hauptsächlich zweyerley Arten die Violin zu halten; welche, weil man sie mit Worten kaum genug erklären kann, zu mehrerem Begriffe in Abbildungen hier vorgestellet sind. §. 2. Die erste Art die Violin zu halten, hat etwas angenehmes und sehr gelassenes. Fig. I. Es wird nämlich die Geige ganz ungezwungen an der Höhe der Brust seitwärts, und so gehalten: daß die Striche des Bogens mehr in die Höhe als nach der Seiten gehen. Diese Stellung ist ohne Zweifel in den Augen der Zuseher ungezwungen und angenehm; vor den Spielenden aber etwas schwer und ungelegen, weil, bey schneller Bewegung der Hand in die Höhe, die Geige keinen Halt hat, folglich nothwendig entfallen muß; wenn nicht durch eine lange Uebung der Vortheil, selbe zwischen dem Daume und Zeigefinger zu halten, eroberet wird. §. 3. Die zwote ist eine bequeme Art. Fig. II. Es wird nämlich die Violin so an den Hals gesetzet, daß sie am vordersten Theile der Achsel etwas auflieget, und jene Seite, auf welcher das (E) oder die kleinste Seyte ist, unter das Kinn kömmt: dadurch die Violin, auch bey der stärkesten Bewegung der hinauf und herab gehenden Hand, an seinem Orte allezeit unverrückt bleibet. Man muß aber hierbey den rechten Arm des Schülers beobachten: damit der Ellenbogen bey Führung des Striches nicht zu sehr in die Höhe komme; sondern immer etwas nahe, doch ungezwungen, zum Leibe gehalten werde. Man besehe den Fehler in der Abbildung Fig. III. Man kan diesem Fehler vorbeugen, wenn man den Theil der Violin, wo die (E) Seyte liegt etwas mehr gegen die Brust herein wendet, um zu verhindern, daß der rechte Arm, wenn auf der (G) Seyte zu spielen ist, sich nicht zu sehr erheben muß. §. 4. Der Griff, oder vielmehr der Hals der Violin muß nicht gleich einem Stück Holz in die ganze Hand hineingelegt, sondern zwischen den Daumen und Zeigefinger also genommen werden, daß er an einer Seite an dem Ballen unter dem Zeigefinger, an der andern Seite an den obern Theil des Daumengliedes anstehe, die Haut aber, welche in der Fuge der Hand den Daumen und Zeigefinger zusammen hänget, keinesweges berühre. Der Daume muß nicht zu viel über das Griffbrett hervorstehen: sonst hindert er im Spielen, und benimmt der (G) Seyte den Klang. Er muß auch mehr vorwärts gegen den zweyten und dritten Finger, als zurück gegen dem ersten gehalten werden; weil dadurch die Hand sich auszudehnen mehr Freyheit erlanget. Man versuche es nur: und der Daume wird gemeiniglich den zweyten Finger, wenn er (F) oder (Fis) auf der (D) Seyte greift, gegenüber zu stehen kommen. Der hintere Theil der Hand (nämlich gegen dem Arm) muß frey bleiben, und die Violin muß nicht darauf liegen: denn hiedurch würden die Nerven, welche den Arm und die Finger zusammen verbinden, an einander gerücket, folglich gesperret, und der dritte und vierte Finger sich auszustrecken gehindert. Wir sehen täglich die Beyspiele an solchen plumpen Spielern, bey denen alles schwermüthig läßt; weil sie sich durch ungeschickte Haltung der Violin und des Geigebogens selbst einschränken. Um nun diesem Uebel vorzubeugen, so bediene man sich des folgenden Vortheiles. Man setze den ersten Finger auf das (f) der (E) Seyte, den zweyten auf das (c) der (A) Seyte, den dritten auf das (g) der (D) Seyte, und den vierten oder kleinen Finger auf das (d) der (G) Seyte, doch so, daß keiner aufgehoben werde, bis nicht alle vier Finger richtig, und zugleich auf dem vorgeschriebenen Platze stehen. Man bemühe sich alsdann bald den ersten, bald den dritten, bald den zweyten bald den vierten aufzuheben und gleich wieder nieder zu stellen; doch ohne die andern drey von ihrem Orte wegzulassen. Man hebe aber den Finger nur so viel auf, daß er die Seyte nicht berühre: und man wird sehen, daß diese Uebung der kürzeste Weg ist die wahre Stellung der Hand zu erlernen, und daß man hiedurch zu einer ungemeinen Fertigkeit gelanget seiner Zeit die Doppelgriffe rein vorzutragen. §. 5. Der Bogen wird an seinem untersten Theile, nicht zu weit von der unten angebrachten Nusse, in die rechte Hand zwischen den Daumen und zwischen oder auch ein wenig hinter das mittlere Glied des Zeigefingers, doch nicht steif, sondern leicht und ungezwungen genommen. Man sehe es in der Abbildung Fig. IV. Und obgleich der erste Finger bey der Verstärkung der Verminderung des Tones des meiste thun muß; so soll doch auch der kleine Finger allezeit auf dem Bogen liegen bleiben: weil er zur Mässigung des Bogenstriches durch das Anhalten und Nachlassen vieles beyträgt. Sowhol die, welche den Bogen mit dem ersten Glide des Zeigefingers halten, als jene, welche den kleinen Finger vom Bogen weglassen, werden finden, daß die oben vorgeschriebene Art weit vorträglicher sey einen rechtschaffenen und mannbaren Ton aus der Violin herauszubringen; wenn sie anders es zu versuchen nicht zu eigensinnig sind. Man muß aber auch den ersten, nämlich den Zeigefinger nicht zu sehr auf dem Bogen ausstrecken, und von den übrigen entfernen. Man mag alsdann den Bogen mit dem ersten oder zweyten Gliede des Zeigefingers halten; so ist die Ausstreckung des Zeigefingers allezeit ein Hauptfehler. Denn dadurch wird die Hand steif: weil die Nerven angespannet sind. Und der Bogenstrich wird schwermüthig, plump, ja recht ungeschickt: da er mit dem ganzen Arme gemacht wird. Man siehet diesen Fehler in der Abbildung Fig. V. §. 6. Wenn nun der Schüler auch dieses recht verstehet: so mag er die im ersten Abschnitte des ersten Hauptstücks §. 14. eingerückte Musikleiter oder A, b, c, unter beständiger Beobachtung der folgenden Regeln abzuspielen den Anfang machen. Erstens, muß die Geige nicht zu hoch aber auch nicht zu nieder gehalten werden. Das Mittel ist das Beste. Man halte demnach die Schnecke der Violin dem Mund, oder höchstens den Augen gleich: man lasse sie aber auch nicht tiefer sinken, als so, daß die Schnecke der Brust gleich komme. Hierzu trägt vieles bey, wenn man die Noten, so man abspielen will, nicht zu nieder hinleget; sondern etwas erhöhet vor das Angesicht bringet, damit man sich nicht niederbiegen, sondern vielmehr den Leib gerad halten muß. Zweytens, bringe man den Bogen mehr gerad als nach der Seite auf die Violin: denn hierdurch erhält man mehr Stärke, und biegt dem Fehler vor, den einige haben, welche so sehr mit dem Bogen nach der Seite kommen, daß sie, wenn sie ein wenig nachdrücken, mehr mit dem Holze als mit den Pferdhaaren geigen. Drittens, muß der Strich nicht mit dem ganzen Arme geführet werden. Man bewege das Achselglied wenig, den Ellenbogen stärker, das Glied der Hand aber natürlich, und ungezwungen. (a) [(a) Will der Schüler den Ellebogen nicht biegen, und geigt folglich mit einem steifen Arm und starker Bewegung der Achsel; so stelle man ihn mit dem rechten Arm nahe an eine Wande: er wird, wenn er beym Herabstriche den Ellebogen gegen die Wand stößt, solchen ganz gewiß biegen lernen.] Ich sage: das Glied der Hand soll man natürlich bewegen. Ich verstehe hierdurch: ohne lächerliche und unnatürliche Krümmungen zu machen; ohne es gar zu sehr auswärts zu biegen, oder etwa gar steif zu halten: sondern man lasse die Hand sinken, wenn man den Bogen abwärts ziehet; bey dem Hinaufstriche aber biege man die Hand natürlich und ungezwungen, auch nicht mehr und nicht weniger, als es der Gang des Bogens erforderet. Uebrigens merke man sich, daß die Hand, ja vielmehr der Zeigefinger bey der Mäßigung des Tones das meiste thun muß. Viertens, muß man sich gleich anfangs an einen langen, unabgesetzten, sanften und fliessenden Bogenstrich gewöhnen. Man muß nicht mit der Spitze des Bogens oder mit gewissen schnellen Strichen, die kaum die Seyte berühren, fortgeigen; sondern allezeit ernsthaft spielen. Fünftens: muß der Schüler mit dem Bogen nicht bald hinauf an das Griffbrett, bald aber herunter an den Sattel, oder gar nach der Quer geigen; sondern den Bogen an einem von dem Sattel nicht zu weit entfernten Orte in einer beständigen Gleichheit führen, und durch ein gemäßigtes Niederdrücken und Auslassen den guten und reinen Ton suchen und mit Gedult zu erhalten sich befleissen. Sechstens, müssen die Finger auf den Seyten nicht nach der Länge hingeleget, sondern die Glieder derselben erhöhet, die vordersten Theile der Finger aber stark niedergedrückt werden. Sind die Seyten nicht wohl niedergedrücket: so klingen sie nicht rein. Man erinnere sich immer des am Ende des §. 4. vorgeschriebenen Hilfsmittel; man sey nicht zu weichlich und lasse sich durch die kleine Empfindlichkeit, die diese Uebung anfangs wegen der Ausspannung der Nerven verursachet, nicht abschrecken. Man merke sich Siebentens als eine Hauptregel, daß man die Finger die einmal liegen, so lange unverrückt liegen lasse, bis man sie, durch die beständige Verwechselung der Noten, aufzuheben gezwungen wird; und dann lasse man sie gerade ober dem vormals gegriffenen Tone stehen. Man hüte sich einen oder mehr Finger in die Höhe zu strecken, oder beym Aufheben der Finger immer mit der Hand zusammen zurücken, und den kleinen oder noch mehr Finger unter den Hals der Violin stecken. Man halte vielmehr die Hand allezeit in einer beständigen Gleichheit und ieden Finger über seinem Tone: um hierdurch sowohl die Sicherheit im Greifen, als die Reinigkeit und Geschwindigkeit im Spielen zu erhalten. Es muß Achtens die Geige unbeweglich gehalten werden. Dadurch verstehe ich: daß man die Violin nicht immer mit iedem Striche hin und her drehen, und sich dadurch bey den Zuschauern zum Gelächter machen solle. Ein vernünftiger Lehrmeister muß gleich anfangs auf alle dergleichen Fehler sehen, und allezeit die ganze Stellung des Anfängers wohl beobachten, damit er ihm auch nicht den kleinsten Fehler nachsiehet: denn nach und nach wird eine eiserne Gewohnheit daraus, die nicht mehr abzuziehen ist. Es giebt eine Menge solcher Unarten. Die gewöhnlichsten derselben sind das Bewegen der Violin; das hin und her Drehen des Leibes oder Kopfes; die Krümmung des Mundes oder das Rümpfen der Nase, sonderbar wenn etwas ein wenig schwer zu spielen ist; das Zischen, Pfeifen oder gar zu vernehmliche Schnauben mit dem Athem aus dem Munde, Halse oder Nase bey Abspielung einer oder der andern beschwerlichen Note; die gezwungenen und unnatürlichen Verdrehungen der rechten und linken Hand, sonderheitlich des Ellenbogens; und endlich die gewaltige Bewegung des ganzen Leibes, wodurch sich auch oft der Chor, oder das Zimmer wo man spielet erschüttert, und die Zuhörer bey dem Anblicke eines so mühsamen Holzhauers entweder zum Gelächter oder zum Mitleiden bewogen werden. (...) Leopold Mozart: Gründliche Violinschule. Augsburg 1756, S. 54ff. Neudruck Leipzig 1956/1968. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« natürlich, und ungezwungen.

( a) [(a) Will der Schüler den Ellebogen nicht biegen, und geigt folglich mit einem steifen Arm und starker Bewegung der Achsel; so stelle man ihn mit dem rechten Arm nahe an eine Wande: er wird, wenn er beym Herabstriche den Ellebogen gegen die Wand stößt, solchen ganz gewiß biegenlernen.] Ich sage: das Glied der Hand soll man natürlich bewegen.

Ich verstehe hierdurch: ohne lächerliche und unnatürliche Krümmungen zu machen; ohne es gar zusehr auswärts zu biegen, oder etwa gar steif zu halten: sondern man lasse die Hand sinken, wenn man den Bogen abwärts ziehet; bey dem Hinaufstriche aber biegeman die Hand natürlich und ungezwungen, auch nicht mehr und nicht weniger, als es der Gang des Bogens erforderet.

Uebrigens merke man sich, daß die Hand, javielmehr der Zeigefinger bey der Mäßigung des Tones das meiste thun muß. Viertens, muß man sich gleich anfangs an einen langen, unabgesetzten, sanften und fliessenden Bogenstrich gewöhnen.

Man muß nicht mit der Spitze des Bogens oder mit gewissen schnellen Strichen, die kaum die Seyte berühren, fortgeigen; sondern allezeit ernsthaft spielen. Fünftens: muß der Schüler mit dem Bogen nicht bald hinauf an das Griffbrett, bald aber herunter an den Sattel, oder gar nach der Quer geigen; sondern den Bogen an einem von dem Sattel nicht zu weit entfernten Orte in einer beständigen Gleichheit führen, und durch ein gemäßigtes Niederdrücken und Auslassen den guten undreinen Ton suchen und mit Gedult zu erhalten sich befleissen. Sechstens, müssen die Finger auf den Seyten nicht nach der Länge hingeleget, sondern die Glieder derselben erhöhet, die vordersten Theile der Finger aber stark niedergedrückt werden.

Sind die Seyten nicht wohl niedergedrücket: so klingen sie nicht rein.

Man erinnere sich immer des am Ende des §.

4.

vorgeschriebenenHilfsmittel; man sey nicht zu weichlich und lasse sich durch die kleine Empfindlichkeit, die diese Uebung anfangs wegen der Ausspannung der Nerven verursachet,nicht abschrecken. Man merke sich Siebentens als eine Hauptregel, daß man die Finger die einmal liegen, so lange unverrückt liegen lasse, bis man sie, durch die beständigeVerwechselung der Noten, aufzuheben gezwungen wird; und dann lasse man sie gerade ober dem vormals gegriffenen Tone stehen.

Man hüte sich einen oder mehrFinger in die Höhe zu strecken, oder beym Aufheben der Finger immer mit der Hand zusammen zurücken, und den kleinen oder noch mehr Finger unter den Hals derViolin stecken.

Man halte vielmehr die Hand allezeit in einer beständigen Gleichheit und ieden Finger über seinem Tone: um hierdurch sowohl die Sicherheit imGreifen, als die Reinigkeit und Geschwindigkeit im Spielen zu erhalten. Es muß Achtens die Geige unbeweglich gehalten werden.

Dadurch verstehe ich: daß man die Violin nicht immer mit iedem Striche hin und her drehen, und sich dadurch bey den Zuschauern zum Gelächter machen solle.

Ein vernünftiger Lehrmeister muß gleich anfangs auf alle dergleichen Fehler sehen, und allezeit die ganzeStellung des Anfängers wohl beobachten, damit er ihm auch nicht den kleinsten Fehler nachsiehet: denn nach und nach wird eine eiserne Gewohnheit daraus, dienicht mehr abzuziehen ist.

Es giebt eine Menge solcher Unarten.

Die gewöhnlichsten derselben sind das Bewegen der Violin; das hin und her Drehen des Leibes oderKopfes; die Krümmung des Mundes oder das Rümpfen der Nase, sonderbar wenn etwas ein wenig schwer zu spielen ist; das Zischen, Pfeifen oder gar zuvernehmliche Schnauben mit dem Athem aus dem Munde, Halse oder Nase bey Abspielung einer oder der andern beschwerlichen Note; die gezwungenen undunnatürlichen Verdrehungen der rechten und linken Hand, sonderheitlich des Ellenbogens; und endlich die gewaltige Bewegung des ganzen Leibes, wodurch sichauch oft der Chor, oder das Zimmer wo man spielet erschüttert, und die Zuhörer bey dem Anblicke eines so mühsamen Holzhauers entweder zum Gelächter oder zumMitleiden bewogen werden.

(…) Leopold Mozart: Gründliche Violinschule. Augsburg 1756, S.

54ff.

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