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Pazifismus - Politik.

Publié le 16/06/2013

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Pazifismus - Politik. 1 EINLEITUNG Pazifismus (von lateinisch pacificus: friedliebend), internationale politische Bewegung, die den Einsatz von Gewalt, insbesondere militärischer, zur Durchsetzung von Interessen aus vorwiegend ethischen Gründen kategorisch ablehnt. Die Erhaltung des Friedens, die Suche nach gewaltlosen Lösungen zwischenstaatlicher Konflikte und die Beseitigung der Ursachen von Gewalt in der Gesellschaft sind für Pazifisten oberste Prioritäten politischen Handelns, Kriegsdienstverweigerung ist für sie moralische Pflicht. Pragmatisch orientierte Gruppen der Friedensbewegung, die meist mit Pazifismus gleichgesetzt wird, relativieren das Kriterium der absoluten Gewaltlosigkeit, um der realpolitischen Sicherung des Friedens, z. B. durch das Zustandekommen kollektiver Sicherheitsverträge, besser dienen zu können (,,politischer Pazifismus"). Den Begriff Pazifismus in seinem modernen Verständnis prägte 1901 Emile Arnaud, der damalige Präsident der 1867 gegründeten Ligue Internationale de la Paix et de la Liberté (Internationale Liga für Frieden und Freiheit). Er fand damit eine zusammenfassende, international gültige Bezeichnung für eine Vielfalt organisierter bürgerlichreformerischer Bestrebungen der Friedensbewegung seiner Zeit. 2 GESCHICHTE Die ethisch-moralische Haltung, die dem Pazifismus zu Grunde liegt, hat ihre historischen Wurzeln in Religionen und Philosophien der vorchristlichen östlichen Antike (Hinduismus, Buddhismus, Konfuzianismus). Der moderne, westlich geprägte Pazifismus gründet auf christlichen Traditionen, die sich u. a. das Frühchristentum zum Vorbild nahmen. Die ersten pazifistischen Zirkel bildeten Quäker und Mennoniten in den USA und England. Der englische Quäker William Penn, Gründer der Kolonie Pennsylvania in Amerika, schrieb 1694 den Essay An Essay Towards the Present and Future Peace of Europe. Im Zuge der Aufklärung erhielten pazifistische Ideale neue philosophische Grundlegungen, am nachhaltigsten durch Immanuel Kant (Zum ewigen Frieden, 1795). Mit der politischen Emanzipation des Bürgertums, die im Parlamentarismus und in der Entstehung zahlreicher liberal-reformerischer politischer und gesellschaftlicher Organisationen ihren Ausdruck fand, bildeten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts Friedensgesellschaften, als erste u. a. Peace Societies in England (1816) und in den USA (1828), die Société de la Paix in der Schweiz (1834). Die Österreichische Friedensgesellschaft wurde 1891 von Bertha von Suttner gegründet, die Deutsche Friedensgesellschaft 1892 von Alfred H. Fried. Friedenskongresse (die ersten in London 1843, Brüssel 1848, Frankfurt/Main 1850) etablierten den Pazifismus als internationale Bewegung. 1891 schuf sie sich mit der Einrichtung des Internationalen Friedensbüros in Bern eine Organisationszentrale, konnte die ideologische Zersplitterung der Bewegung jedoch nicht überwinden. Dennoch gewann sie, nicht zuletzt durch die Wirkung pazifistischer Literatur (besonders Suttners Roman Die Waffen nieder!, 1889), zunehmend öffentliche Aufmerksamkeit. Als Erfolge vor dem 1. Weltkrieg konnten die Pazifisten vor allem das Zustandekommen und die Ergebnisse der Haager Friedenskonferenzen 1899 und 1907 verbuchen. Den Anliegen der Bewegung diente auch die von Suttner angeregte Stiftung der seit 1901verliehenen Nobelpreise. Zahlreiche Friedensnobelpreise gingen an Pazifisten und pazifistische Organisationen, u. a. an Frédéric Passy und Henri Dunant (1901), Bertha von Suttner (1905), das Internationale Friedensbüro (1910), Ferdinand Buisson und Ludwig Quidde (1927), Carl von Ossietzky (1935), die Hilfswerke der Quäker (1947), Albert Schweitzer (1952) und Martin Luther King (1964). Während und nach dem 1. Weltkrieg, in dem Pazifisten - vor allem in Großbritannien - den Kriegsdienst verweigerten, wirkten pazifistische Organisationen auf die Gründung des Völkerbundes hin. In der Weimarer Republik spiegelte sich die Krise des demokratischen Lagers auch in der pazifistischen Bewegung wider: Sie spaltete sich in verschiedene politische Richtungen auf. Das 1921 gegründete Deutsche Friedenskartell, das einen Großteil der Organisationen umfasste, löste sich 1929 auf. Unter dem Nationalsozialismus wurde der Pazifismus geächtet und von Beginn an scharf unterdrückt. Führende pazifistische Literaten, Wissenschaftler und Politiker gingen in die Emigration. Unter dem Eindruck der aggressiven faschistischen Diktaturen und des 2. Weltkrieges führte der radikale Pazifismus in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein weitgehend isoliertes Dasein in Großbritannien und den USA und fand erst mit der Antiatomkriegsbewegung im Kalten Krieg wieder breite Resonanz. Neue Impulse und zeitweise weltweite Beachtung erhielt der Pazifismus durch das Vorbild von Mahatma Gandhi im erfolgreichen Kampf gegen die britische Kolonialmacht in Indien in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts und die von Martin Luther King angeführte antirassistische Bürgerrechtsbewegung in den USA zwei Jahrzehnte später. Sie machten den Pazifismus, der bis dahin fast ausschließlich mit der Bereitschaft zu friedfertiger Nachgiebigkeit gleichgesetzt wurde, zum Inbegriff des gewaltlosen Widerstandes und des zivilen Ungehorsams gegen illegitime Herrschaft. 3 PAZIFISMUS IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND Zur Geschichte des Pazifismus in der Bundesrepublik Deutschland siehe Friedensbewegung. 4 ASPEKTE DER KRITIK Gegen den Pazifismus wurden und werden zahlreiche Argumente angeführt, nicht zuletzt auch von Kritikern, die seine Ziele weitgehend teilen. Auf der ethisch-moralischen Ebene wird dem fundamentalistischen Pazifismus entgegengehalten, eine prinzipielle Ablehnung von gewaltsamem Handeln sei z. B. zur Abwehr kriegerischer Aggression oder zur Verhinderung schwerer Menschenrechtsverletzungen (wie Völkermord) moralisch und rational nicht zu begründen. Politisch öffnet sich der Pazifismus unterschiedlichsten, auch einander widerstreitenden Interessen. Der - weithin gelungene - Versuch der Sowjetunion und der DDR in der Ära des Kalten Krieges, die Weltfriedensbewegung und einzelne pazifistische Bewegungen im Westen für ihre strategischen Interessen zu vereinnahmen, trugen zur zeitweisen Diskreditierung des Pazifismus insgesamt bei. Verfasst von: Wieland Eschenhagen Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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