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Pest 1 EINLEITUNG Pest, schwere Infektionskrankheit bei Menschen und Nagetieren, die von dem stäbchenförmigen gramnegativen Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen wird.

Publié le 15/06/2013

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Pest 1 EINLEITUNG Pest, schwere Infektionskrankheit bei Menschen und Nagetieren, die von dem stäbchenförmigen gramnegativen Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen wird. Im Mittelalter war ,,Pest" (lateinisch pestis: Seuche, Verderben) dagegen die allgemeine Bezeichnung für tödliche, epidemieartig auftretende Krankheiten. Heute tritt die Pest fast nur noch in Afrika, Asien und Südamerika auf; aus Europa und Nordamerika ist sie so gut wie verschwunden. Größere Epidemien gab es 1994 in der westindischen Stadt Surat (mehr als 6 000 Erkrankte, über 50 Tote) und 2006 in der Demokratischen Republik Kongo (mehr als 1 000 Erkrankte, über 40 Tote). Nach heutiger Erkenntnis ist der Pesterreger aus einem ursprünglich harmlosen Darmbakterium entstanden, das im Lauf weniger Jahrtausende Gene von nahe verwandten Bakterien übernahm und dadurch auch in Insekten und im Blut von Säugern überleben konnte. In Madagaskar wurde ein Pesterreger entdeckt, der gegen acht Antibiotika resistent war; die Resistenzgene befanden sich auf einem Plasmid (einem zusätzlichen ringförmigen DNA-Molekül; siehe Nucleinsäuren), das der Erreger von Salmonellen übernommen hatte (PLoS One, 2007). 2 BEULENPEST Beim Menschen kommen drei Formen der Pest vor: Beulenpest, Lungenpest und Pestsepsis. Am bekanntesten ist die Beulenpest (oder Bubonenpest), bei der die Erkrankten an den Leistenbeugen oder (seltener) in den Achselhöhlen oder am Hals charakteristische Beulen (in medizinischer Fachsprache Bubonen) bekommen: vergrößerte, entzündete Lymphknoten. Übertragen wird die Beulenpest durch Stiche verschiedener Insekten, die gewöhnlich als Parasiten auf Nagetieren leben und sich einen neuen Wirt suchen, wenn der bisherige stirbt. Am bedeutendsten unter diesen Insekten ist der Rattenfloh; ein auffallendes Rattensterben kann Hinweis auf eine Pestepidemie sein, die unter diesen Nagetieren grassiert. Offenbar spielte in historischen Zeiten jedoch auch die Kleiderlaus als Pestüberträger eine bedeutende Rolle. Die ersten Symptome der Beulenpest treten nach zwei- bis zehntägiger Latenzzeit auf: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gliederschmerzen und ein allgemeines Unwohlsein. Die Lymphknoten schwellen plötzlich an und schmerzen. Von Schüttelfrost begleitetes Fieber steigt auf 38,3 bis 40,5 °C. Puls und Atmung sind beschleunigt, und der Kranke wirkt erschöpft und teilnahmslos. Die Beulen schwellen bis zur Größe eines Hühnereies an. Falls die Krankheit nicht tödlich verläuft, geht die Temperatur nach etwa fünf Tagen zurück, und etwa zwei Wochen später hat sie wieder den Normalwert erreicht. Die Beulenpest geht ohne Behandlung in 25 bis 50 Prozent der Fälle in Pestsepsis über und verläuft dann tödlich. Eine milde Verlaufsform der Pest, bei der nur eine Beule auftritt, wird als abortive (nicht vollständig ausgebrochene) Pest bezeichnet. 3 LUNGENPEST Bei der Lungenpest ist die Lunge der wichtigste Infektionsherd; die Ansteckung erfolgt häufig durch Tröpfcheninfektion von einer bereits infizierten Person. Nach ein- bis zweitägiger Latenzzeit treten zunächst Husten und schleimiger, mit dunklem Blut durchsetzter Auswurf auf, der später dünnflüssig und hellrot wird. Später können ein Lungenödem und Kreislaufversagen hinzukommen. Lungenpest verläuft ohne Behandlung immer tödlich; der Tod tritt zwei bis fünf Tage nach dem Auftauchen der ersten Symptome ein. 4 PESTSEPSIS Pestsepsis, eine fast immer tödlich verlaufende Infektion des Blutes, ist zumeist Folge einer Beulen- oder Lungenpest. Sie kann jedoch auch primär (unmittelbar) entstehen, wenn kontaminierte Hände, Lebensmittel oder Gegenstände mit der Mund- oder Rachenschleimhaut in Berührung kommen. Pestsepsis beginnt mit plötzlich einsetzendem hohem Fieber; innerhalb einiger Stunden färbt sich die Haut der betroffenen Person dunkelrot. Oft stirbt der Kranke noch am selben Tag. Die dunkelrote Farbe, die bei allen Pestkranken kurz vor dem Tod auftritt, ist Folge des Atemversagens; sie hat der Pest den Namen ,,Schwarzer Tod" eingebracht. 5 VORBEUGUNG UND BEHANDLUNG Man kann Pestepidemien durch hygienische Verhältnisse und die Bekämpfung von Ratten vorbeugen; so sollte man den Transport von Ratten auf Schiffen zu verhindern versuchen, in deren Ausgangshäfen die Krankheit ausgebrochen ist. Beim Ausbruch einer Pestwelle ist es wichtig, die Menschen mit Insektiziden gegen Rattenflöhe zu schützen. Erst danach sollte eine intensive Rattenbekämpfung einsetzen, denn die Flöhe gehen bei einem starken Rückgang ihres Hauptwirtes (Ratten) verstärkt auf den Menschen über. Auch der Kampf gegen den Hunger verringert das Auftreten der Pest, da Hungersnöte zu einer geringeren Widerstandskraft gegen die Krankheit führen. Menschen, die einem unmittelbaren Erkrankungsrisiko ausgesetzt sind, können vorbeugend mit Sulfonamiden oder Tetracyclinen (Antibiotika) behandelt werden; Atemmasken bieten Schutz vor Lungenpest. Eine vorbeugende Impfung mit abgetöteten Erregern wird heute wegen der dabei auftretenden Nebenwirkungen nicht mehr durchgeführt. Pesterkrankungen werden mit Antibiotika (Streptomycin, Chloramphenicol, Tetracyclinen) behandelt. Kranke werden isoliert, sie müssen Bettruhe einhalten, reichlich trinken und bekommen leicht verdauliche Nahrung. 6 GESCHICHTE Seit mindestens 3 000 Jahren traten immer wieder als Pest bezeichnete Epidemien auf; Ausgangspunkt waren meist die zentralasiatischen Hochsteppen. Seit 224 v. Chr. wurde in China von Pestepidemien berichtet, auch im antiken Griechenland war eine pestartige Krankheit bekannt. Vom 6. bis zum 8. Jahrhundert wurde Europa von den ersten Pandemien (Epidemien großen Ausmaßes) überrollt; die verheerendste, größte Pandemie suchte von 1347 bis 1352 ganz Europa heim. Die Epidemie hatte 1347 von Nordafrika auf Sizilien übergegriffen und sich im Lauf der folgenden drei Jahre über ganz Europa bis nach Island ausgebreitet. Der ,,Schwarze Tod", wie man diese Epidemie im Nachhinein bezeichnete, forderte schätzungsweise 25 Millionen Todesopfer, d. h. etwa ein Drittel der Bevölkerung, entvölkerte ganze Ortschaften und Landstriche und hatte tief greifende Auswirkungen auf das Weltbild der mittelalterlichen Menschen und auf das Wirtschaftsleben. Bis ins 18. Jahrhundert flackerten derartige Epidemien in Europa immer wieder in unterschiedlicher Ausprägung auf; die letzte große Epidemie ereignete sich 1665/66 in London und forderte hier Zehntausende Todesopfer. 1894 nahm eine erneute Pandemie in China ihren Ausgang. Durch Handelsschiffe wurde die Krankheit von Hongkong und Bombay aus in praktisch alle großen Häfen der Welt exportiert, kam nach Afrika, zu den pazifischen Inseln, nach Australien und Amerika; 1900 erreichte sie San Francisco. Neuerdings wurde die Hypothese aufgestellt, die als ,,Pest" bzw. ,,Schwarzer Tod" bezeichneten Epidemien vom Altertum bis etwa 1800 seien vorwiegend durch andere Krankheiten wie hämorrhagische Fieber ausgelöst worden. Da in der Pulpa (dem weichen inneren Gewebe) von Zähnen mittelalterlicher Opfer des ,,Schwarzen Todes" DNA des Pesterregers nachgewiesen wurde, gilt die Pest jedoch heute zumindest als Hauptverursacher dieser Epidemien. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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