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Rittertum 1 EINLEITUNG Rittertum, der Stand der Ritter und besonders deren Ehren- und Verhaltenskodex im Mittelalter.

Publié le 15/06/2013

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Rittertum 1 EINLEITUNG Rittertum, der Stand der Ritter und besonders deren Ehren- und Verhaltenskodex im Mittelalter. Es entwickelte sich in der Karolingerzeit aus dem germanischen Gefolgschaftswesen, erlebte im 13. Jahrhundert, während der Kreuzzüge und unter den staufischen Kaisern, seine Blütezeit und im 14. und 15. Jahrhundert seinen Niedergang. 2 URSPRÜNGE DES RITTERTUMS Die germanischen Krieger der Völkerwanderungszeit kämpften in der Regel noch zu Fuß. Erst die karolingischen Hausmeier und Könige stellten unter dem Eindruck des Ansturms der Araber, Wikinger und Ungarn schlagkräftige, schwer gerüstete Reitertruppen auf. Als wirtschaftliche Grundlage für ihren Dienst erhielten die adeligen Ritter von ihrem König bzw. Lehensherrn Grund und Boden als Lehen und bildeten insofern ein wesentliches Element des Lehenswesen. Ab dem 12. Jahrhundert wurde der Begriff Ritter auch auf die Gefolgschaft der Ritter, vor allem auf die Ministerialen erweitert, von denen sich die adeligen Ritter sozial zunächst noch deutlich abgrenzten, mit denen sie sich jedoch gegen Ende des 12. Jahrhunderts in der Kultur des Rittertums zusammenfanden. Edelmut, christliche Tugenden, höfische Sitte und die Verehrung einer vornehmen Dame (Minne) sollten als ritterliche Tugenden den idealen Ritter auszeichnen. Er sollte - wie die Helden der epischen Dichtung - tapfer, loyal und großzügig sein. Nach Auffassung der Kirche sollte er sein Schwert in den Dienst der Armen und Bedürftigen stellen und im Rahmen der Kreuzzüge das Heilige Land von den Ungläubigen befreien. Aus Südfrankreich kam die Vorstellung, ein Ritter solle einer Dame von Stand dienen und ihr seine leidenschaftliche Liebe schenken, auch wenn diese Liebe keine Aussicht auf Erfüllung hatte: Die Dame war meist einem anderen versprochen oder sogar verheiratet. Dieser ritterliche Ehrenkodex spiegelt sich in den französischen Romanzen und Chansons de Geste, die von Troubadouren verbreitet wurden. Im 13. Jahrhundert erlebte das Rittertum seine Blütezeit. Es breitete sich in ganz Europa aus, dominierte die adelige Lebensweise und Kultur und hatte großen Einfluss auf die weltliche Literatur. 3 AUFNAHME IN DEN RITTERSTAND Der Beruf des Ritters musste erlernt werden. Mit ungefähr sieben Jahren kam ein für den Ritterstand bestimmter adeliger Junge in das Haus eines Ritters und diente dort zunächst als Page; anschließend wurde er Knappe, diente seinem Herrn im Feld und erwarb kriegerische Fertigkeiten. Wenn er den Umgang mit Waffen erlernt hatte, wurde er durch die Schwertleite, ab dem späten 12. Jahrhundert durch den Ritterschlag in den Ritterstand aufgenommen und wurde dadurch zugleich lehnsfähig. Im 13. Jahrhundert wurden Schwertleite bzw. Ritterschlag durch immer aufwendigere Zeremonien verdrängt. Ein Knappe musste seine Rüstung - so wollte es die Kirche - auf einem Altar niederlegen und sie betend und fastend die Nacht über bewachen. Vor dem Anlegen der Rüstung nahm er ein rituelles Bad. Ein hochrangiger Adeliger schlug ihn schließlich zum Ritter. Anschließend wurden ein Turnier und ein Fest abgehalten. Turniere waren im 12. Jahrhundert noch blutige Übungsschlachten. Im 13. Jahrhundert wurden sie zu sorgfältig organisierten Zweikämpfen um die Gunst der zusehenden Frauen, oft sogar mit stumpfen Waffen. Da ein eben zum Ritter geschlagener Knappe nicht nur für Rüstung und Schlachtross, sondern auch für die kostspielige Zeremonie selbst aufkommen musste, waren immer weniger Knappen zum Ritterschlag bereit. Die berittenen Truppen rekrutierten sich deshalb in zunehmendem Maß aus Söldnern und Landbesitzern, die mit ihrer Stellung als Waffen tragende Knappen zufrieden waren. 4 DIE VERBREITUNG RITTERLICHER IDEALE Die Ideale des Rittertums übten starke Anziehungskraft aus, auch noch nach dem Niedergang des Rittertums. La Vita nuova (um 1293; Das erneuerte Leben) von Dante zeigt, in welchem Ausmaß z. B. die Patrizier von Florenz die Vorstellungen der höfischen Liebe übernommen hatten. Das Libro del Cortegiano (1528; deutsche Übersetzung 1565: Das Buch vom Hofmann) von Castiglione beschreibt die Übernahme vieler ritterlicher Tugenden durch die Kavaliere der Renaissance. Die Tatsache, dass William Caxton im späten 15. Jahrhundert das Libre del l'orde de cavalleria von Raimundus Lullus aus dem 13. Jahrhundert ins Englische übersetzte (unter dem Titel Book of the Order of Chivalry), führt die ungebrochene Beliebtheit des Rittertums noch im ausgehenden Mittelalter vor Augen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als der spanische Dichter Cervantes mit seinem Roman Don Quijote (Teil I 1605, Teil II 1615) eine Satire auf die zeitgenössischen Ritterromane verfasste, war das Rittertum bereits verschwunden, lebte aber in der Literatur weiter. An der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert erfuhr es in der Romantik noch einmal für kurze Zeit eine Renaissance. Der Rittertitel wird heute noch in mehreren europäischen Staaten verliehen. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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