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Spanische Literatur (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Spanische Literatur (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Spanische Literatur, die in kastilischer bzw. spanischer Sprache verfasste Literatur Spaniens. Zu den in anderen Sprachen innerhalb Spaniens verfassten Werken bzw. zu der außerhalb Spaniens in kastilischer Sprache verfassten Literatur siehe baskische Sprache, katalanische Literatur und lateinamerikanische Literatur. 2 MITTELALTER In der spanischen Literatur des Mittelalters herrschten christliche Themen vor, doch zeigen sich auch islamische und jüdische Einflüsse. Als älteste literarische Zeugnisse in kastilischer Sprache haben sich so genannte Chardschas erhalten, die um die Mitte des 11. Jahrhunderts verfasst wurden. Dabei handelt es sich um die Schlussstrophen umfangreicherer Sinngedichte arabischer oder hebräischer Provenienz. Darüber hinaus entstanden Epen spanischer Spielleute (juglares), die diese auf Marktplätzen und in Schlosshöfen vortrugen. Thematisch wurden zumeist die kriegerischen Auseinandersetzungen der christlichen Kleinreiche auf der Iberischen Halbinsel, der Widerstand gegen die Mauren und die Rivalitäten zwischen kastilischen und anderen christlichen Herrscherhäusern behandelt. In den spanischen Epentexten manifestierten sich germanische und arabische Einflüsse, insbesondere aber solche der französischen Literatur: Dennoch unterschieden sie sich von ihren Vorbildern, da sie vornehmlich Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit darstellten. Als ältestes erhaltenes Beispiel einer Spielmannsdichtung gilt das anonyme Heldenepos Poema del Cid oder Cantar de mio Cid (um 1140, Das Gedicht vom Cid), welches das Schicksal des Nationalhelden Rodrigo (Ruy) Diaz de Vivar, genannt El Cid, besingt. Im 13. Jahrhundert übersetzten und bearbeiteten Geistliche in Klöstern erstmals lateinische Heiligenviten und erbauliche Legenden. Diese klerikale, didaktisch-narrative Dichtung wird als mester de clerecía bezeichnet. Sie ist durch ihre Orientierung an strengen metrischen Regeln gekennzeichnet und unterscheidet sich in dieser Hinsicht gänzlich von den Dichtungen der juglares, der mester de juglaría. Als Hauptvertreter der mester de clericía gilt Gonzalo de Berceo, der mit seinen Heiligen- und Marienlegenden zugleich der erste namentlich bekannte spanische Dichter ist. Wesentliche Impulse für die Entwicklung der spanischen Prosaliteratur gingen von König Alfons X. von Kastilien und León aus, der ein ganzes Heer von Rechtsgelehrten, Historikern und Übersetzern mit der Aufgabe betraute, das gesamte Wissen der damaligen Zeit aus islamischen, jüdischen und christlichen Quellen zusammenzutragen und schriftlich niederzulegen. Im Zuge dieses Unternehmens wurden viele lateinische, hebräische und arabische Texte ins Spanische übersetzt: Auf diesem Weg konnten Elemente der orientalischen Kultur nach Westeuropa gelangen. Die spanische Prosaliteratur entwickelte sich früher als die meisten europäischen Prosaliteraturen. Während der Regierungszeit Alfons' X. wurde sie zu einem gängigen Darstellungsmedium und wurde vor allem von Don Juan Manuel, einem Neffen des Königs, weiterentwickelt, der eine Sammlung von Kurzprosatexten moralischen Inhalts (El conde Lucanor, 1328-1335, Der Graf von Lucanor) verfasste. Die erste spanische Ritterromanze- und damit eine Vorstufe des Ritterromans- ist die Verserzählung El caballero Cifar, die um 1305 entstand. Die Werke von Juan Ruiz gehören zu den bedeutendsten Dichtungen der spanischen Literatur. Sein Werk Libro de buen amor (1330, in erweiterter Fassung 1343, Aus dem Buch der guten Liebe) ist ein teils humoristischer Verstraktat über die Liebe in autobiographischer Form. 3 15. JAHRHUNDERT Im Verlauf des 15. Jahrhunderts nahm die Literaturproduktion in Spanien beträchtlich zu. Zu den herausragenden Dichtern dieser Epoche gehören Íñigo López de Mendoza Santillana, Juan de Mena und (insbesondere) Jorge Manrique mit seiner Elegie Coplas por la muerte de su padre (Verse anlässlich des Todes seines Vaters). Das Vorwort zu Mendoza Santillanas gesammelten Werken gilt zudem als erste poetologische Erörterung innerhalb der spanischen Literatur. Etwa zur gleichen Zeit entwickelten sich die spanischen Volksromanzen, die stofflich auf die Heldenepik zurückgriffen und in umfangreichen Balladensammlungen, den so genannten romanceros, zusammengestellt wurden. Vorgetragen wurden sie mit Instrumentenbegleitung. Später bezogen die romanceros auch aktuelle Ereignisse mit ein. Satirische und historische Schriften waren im 15. Jahrhundert weit verbreitet. Unter der gemeinsamen Regentschaft Ferdinands II. und Isabellas I. zwischen 1474 und 1504 erlebten die Geisteswissenschaften einen Aufschwung. Der wichtigste Gelehrte jener Zeit war der Lexikograph Elio Antonio Martinez de Jarava, der unter dem Pseudonym Antonio de Nebrija (oder Lebrija) mit Gramática sobre la lengua castellana (1492) eine Grammatik des Kastilischen herausbrachte. 1508 entstand der berühmteste spanische Ritterroman, Amadís de Gaula, in seiner heute bekannten Form. Das von einem unbekannten Verfasser stammende Werk inspirierte eine Vielzahl von Schriftstellern des 16. Jahrhunderts. Das Lesedrama in Prosa Tragicomedia de Calisto y Melibea (1499, Ain hipsche Tragedia von zwaien liebhabenden Mentschen) des Dichters Fernando de Rojas, bekannt unter dem Titel La Celestina (Celestina), ist - nach Miguel de Cervantes' Don Quijote (siehe unten) - das bedeutendste Werk der spanischen Literatur. In dialogischer Form behandelt La Celestina vordergründig die tragische Geschichte zweier sich liebender Adeliger, gibt aber tatsächlich ein desillusionierendes Sittengemälde der damaligen Gesellschaft ab. Die stilistische Virtuosität der Celestina diente den Autoren des so genannten goldenen Zeitalters in Spanien als Vorbild. 4 RENAISSANCE UND GOLDENES ZEITALTER Während der Regentschaft König Karls I. von 1516 bis 1556 entwickelte sich Spanien zur bedeutendsten europäischen Macht mit zahlreichen Kolonien in Übersee. Bestimmend für das Schaffen der spanischen Schriftsteller dieser Epoche waren die philosophischen und künstlerischen Maßstäbe der Renaissance. Insbesondere die Ideen des holländischen Humanisten Erasmus von Rotterdam prägten u. a. die Werke des Philosophen Juan Luis Vives und des Theologen Juan de Valdés. Der Franziskanermönch und Chronist Antonio de Guevara y de Norona verfasste zahlreiche didaktische Schriften in Form des Dialogs. Die wichtigsten Geschichtsschreiber der spanischen Renaissance und des goldenen Zeitalters waren Diego Hurtado de Mendoza und der Jesuit Juan de Mariana. 4.1 Lyrik Während der Renaissance und des goldenen Zeitalters erlebten die in Versen abgefassten Hirtenspiele als dramatische Beispiele der Schäferdichtung eine erste Blüte. Orientiert an italienischen Vorbildern wie Sonett, Kanzone, Terzine und Blankvers schuf etwa Juan Boscán Almogaver Hirtendichtung im Stil der Idyllen. Garcilaso de la Vega fand durch Abwandlung der italienischen Vorgaben zu einem eigenen Stil. Mitte des 16. Jahrhunderts förderte die Gegenreformation in Spanien die geistlich orientierte Literatur. Der erste Vertreter dieser neuen Richtung war der Dichter, Gelehrte und Augustinermönch Fray Luis de León, der in seiner Lyrik - nur 24 Beispiele sind erhalten- christliche Frömmigkeit neben sensible Naturbetrachtungen stellte; zu seinen Prosatexten gehören die Traktate De los nombres de Cristo (1583) und La perfecta casada (1583, Die vollkommene Gattin). Die Werke des Karmelitermönchs Johannes vom Kreuz sind stark von der Mystik geprägt. Zu seinen schönsten Gedichten gehören Cántico espiritual (Göttliche Liebesflamme, auch: Das Lied der Liebe) und Llama de amor viva (Lebendige Liebesflamme) sowie das mystische Noche escura del alma (Die dunkle Nacht der Seele); letzteres beschreibt die Sehnsucht der Seele nach der Vereinigung mit Gott, die sie schließlich in einer Erfahrung erreicht, die eine Parallele zur Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi darstellt. Ein weiterer bedeutender Dichter dieser Epoche war Fernando de Herrera: Seine Werke charakterisiert ein barockopulenter Stil, der die folgende Phase der spanischen Literatur nachhaltig prägte. Die spanische Barockdichtung, die im 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, ist vor allem durch eine kühne Metaphorik und eine bisweilen manieriert wirkende Sprachvirtuosität gekennzeichnet. Eindrucksvolle Beispiele hierfür lieferte der von Francesco Petrarca beeinflusste Luis de Góngora y Argote, der dem Schwulststil des Gongorismus seinen Namen gab. Herreras Poetik Anotaciones a las obras de Garcilaso de la Vega (1580) ist die bedeutendste spanische Dichtungstheorie des 16. Jahrhunderts. Von eminenter Bedeutung für die Entwicklung der spanischen Literatur ist auch der Satiriker Francisco Gómez de Quevedo y Villegas. Er gilt als Hauptrepräsentant des so genannten Conceptismo, der sich durch die Verwendung kühner Metaphern, Wortspiele und Paradoxa auszeichnet. 4.2 Prosa Ab etwa 1530 entstanden bemerkenswerte Prosatexte mystischer Provenienz, darunter die des Dominikanermönchs Fray Luis de Granada. Als bedeutendste Vertreterin der religiösen Prosa des 16. Jahrhunderts gilt die Karmeliterin Teresa von Ávila, die u. a. die Unterweisungsschrift Camino de perfección (Wege der Vollkommenheit, gedruckt 1583) und die mystisch-kontemplative Beschreibung Castillo interior (1577, Die Seelenburg) verfasste. Der wichtigste Theologe des goldenen Zeitalters war der jesuitische Philosoph Francisco Suárez, der mit seinen in lateinischer Sprache verfassten Werken als wichtigster Vertreter der spanischen Barockscholastik gilt. Dazu gehören ein fünfbändiger Kommentar zur Summa Theologica des Thomas von Aquin, der zwischen 1590 und 1603 entstand, die Disputationes Metaphysicae (1597; Metaphysische Disputationen), De Legibus (1612; Über das Recht) und De Divina Gratia (posthum 1620; Über die göttliche Gnade). Von außerordentlicher Bedeutung für die Entwicklung der spanischen Literatur war auch Francisco Gómez de Quevedo y Villegas, der sich kritisch mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Missständen in Spanien auseinandersetzte. Zu seinen politischen Werken zählen Política de dios, gobierno de Cristo y tiranía de Satanás (1635) und La vida de Marco Bruto (1644). Ferner verfasste er philosophische Studien, Liebesgedichte, Satiren und Burlesken, die eine idealisierte Vergangenheit heraufbeschwören und den Sittenverfall der Gegenwart beklagen. Auch die Essayistik war in der spanischen Literatur des 17. Jahrhunderts von großer Bedeutung. Herausragend hierbei sind die Empresas (1640) von Diego Saavedra y Fajardo, eine Utopie über den idealen christlichen Herrscher, die berühmten Satiren Los sueños (1627, Quevedos wunderliche Träume) von Quevedo y Villegas, in denen dieser die Laster der Gesellschaft geißelte, sowie die Romanallegorie El criticón (1651-1657, Criticon oder Über die allgemeinen Laster des Menschen) von Baltasar Gracián y Morales. Diese Werke sind allesamt im Stil des für die spanische Barockliteratur kennzeichnenden Conceptismo abgefasst. Garcilaso de la Vega wurde mit seiner Geschichte der Inkas und der spanischen Eroberung Perus, die Comentarios reales que tratan del origen de los Incas (zwei Teile, 1609 und 1617; Geschichte der Incas, Könige von Peru). Außerdem schrieb er die romanhaft ausgearbeitete Chronik über die Expedition des spanischen Forschers Hernando de Soto, La Florida del Inca o historia del adelantado Hernando de Soto (1605, Geschichte der Eroberung von Florida). Zu Antonio de Guevaras bekanntesten Schriften gehören der moralsatirische Traktat Menosprecio de corte y alabanza de aldea (1539, Das vergnügte Land- und beschwerliche Hofleben) und La década de Césares (1539). Zu seinen Lebzeiten waren diese Werke weit verbreitet, heute haben sie in erster Linie historische Bedeutung. 4.2.1 Neue Erzählformen Um 1550 entwickelten sich mehrere neue Romangattungen, darunter der Schäferroman, der Maurenroman und der Schelmenroman. Der in einer idealisierten Hirtenidylle angesiedelte Schäferroman kam aus Italien bzw. Portugal nach Spanien. Als bedeutendstes spanisches Werk dieser Gattung gilt La Diana (um 1559, Diana) des aus Portugal stammenden Literaten Jorge de Montemayor. Im Maurenroman, einer in Spanien entstandenen Gattung, vereinigten sich die literarischen Ausprägungen vorangegangener Jahrhunderte (darunter Ritter- bzw. Abenteuerroman) mit den im 16. Jahrhundert neu hinzugekommenen Stiltendenzen. Inhaltlich griffen diese Romane unter christlicher Perspektive die Kämpfe mit den Mauren auf. Der erste Maurenroman ist wohl der anonym veröffentlichte El Abencerraje (1598). Die literarische Tradition des Schelmenromans, der der Idyllik von Hirten- und Maurendichtung ein eher pessimistisches Weltbild entgegenstellte und aus der Perspektive eines sozial Mindergestellten argumentierte, beginnt mit Lazarillo de Tormes (1554). Ihm folgten zu Beginn des 17. Jahrhunderts zahlreiche weitere Werke, darunter Guzmán de Alfarache (1599-1604, Das Leben des Guzmán von Alfarache) von Mateo Alemán oder Historia de la vida del Buscón (1626, Der abenteuerliche Buscon) von Francisco Gómez de Quevedo y Villegas. Der spanische Schelmenroman übte auf die Entwicklung des europäischen Romans maßgeblichen Einfluss aus. Vicente Espinels autobiographische Relaciones de la vida del Escudero Marcos de Obregón (1618, Leben und Begebenheiten des Escudero Marcos de Obregon) etwa verwendete der französische Schriftsteller Alain-René Lesage als Vorlage für seinen Gil Blas (1747). Als Satire auf die verzerrte Welt der galanten Ritterromane konzipierte der spanische Schriftsteller Miguel de Cervantes Saavedra den Roman El ingenioso hidalgo Don Quijote de La Mancha (1605-1615, Der sinnreiche Junker Don Quijote von La Mancha), dessen weltfremder, teils aber auch geistreich argumentierender Held sich aus Liebe zu seiner Angebeteten Dulcinea mit seinem bodenständigen Diener Sancho Pansa in zahlreiche - eingebildete - Abenteuer begibt. Darüber hinaus entwarf Cervantes im Don Quijote ein erzähltechnisch innovatives, äußerst facettenreiches Panorama der spanischen Gesellschaft. Weniger bekannt sind Cervantes' Novellensammlung Novelas ejemplares (1613, Exemplarische Novellen) und sein phantastischer Abenteuerroman Los trabajos de Persiles y Sigismunda (1617, Die Leiden des Persiles und der Sigismunda), der zu den Meisterwerken der spanischen Barockprosa gehört. 4.3 Drama Zu den besten spanischen Dramen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gehören die lyrischen Spiele von Gil Vicente, der zugleich als Begründer des portugiesischen Dramas gilt. Herausragend sind seine drei Moralitäten bzw. Auto sacramentales Auto da barca do inferno (1516, Die Fahrt zur Hölle), Auto da barca do purgatório (1518, Das Fegefeuer) und Auto da barca do glória (1519, Die Erlösung). Unter den Dramatikern der Zeit traten auch Lope de Rueda und Cervantes mit eigenen Stücken hervor. Zumeist waren diese Dramen im Stil der italienischen Renaissancekomödie abgefasst. Juan de la Cueva de la Garoza wählte für seine Theaterstücke zumeist ein Sujet des spanischen Mittelalters oder der Antike, so für seine Komödie Comedia del infamador (1581). Seine Poetik Exemplar poético o arte poética Espanola (1606) hatte großen Einfluss auf das spanische Drama, vor allem auf die volkstümlichen Komödien Lope de Vegas. Ein weiterer bedeutender Dramatiker des goldenen Zeitalters war Guillén de Castro y Bellvis, der etwa 50 Theaterstücke schrieb. Sein bekanntestes Bühnenwerk trägt den Titel Las mocedades del Cid (1618, Der Cid); es diente Pierre Corneilles Meisterwerk Le Cid (Der Cid) als Vorlage. Die spanische Comedia, die unter Lope de Vega zur Vollendung kam, war ein dreiaktiges Versdrama mit tragikomischen Motiven. Sie variierte für gewöhnlich im Versmaß (siehe Verslehre) und orientierte sich nicht an den Regeln der Poetik des Aristoteles. Lope de Vega leitete die Geschichtsthematik seiner Theaterstücke zumeist von den alten romanceros ab. Von seinen angeblich 1500 Comedias sind rund 500 erhalten, darunter Fuenteovejuna (1612 bis etwa 1614, Das Dorf Fuente Ovejuna), Peribáñez y el Comendador de Ocaña (1614 bis etwa 1616, Das Weib des Andern) und El caballero de Olmedo (1620-1625, Der Ritter von Olmedo). Weitere Beispiele der Comedia verfasste Tirso de Molina, darunter La prudencia en la mujer (1633; Die Weisheit der Frauen) und Don Gil de las calzas verdes (1635; Don Gil mit den grünen Hosen). El burlador de Sevilla y convidado de piedra (1630, Don Juan, der Wüstling), das erste literarische Werk, das den Stoff um Don Juan aufgriff, wurde ebenfalls lange Zeit Tirso de Molina zugeschrieben. Heute gilt sein Zeitgenosse Andrés de Claramonte (1580-1626) als Verfasser. Auch der ebenfalls Corneille inspirierende Juan Ruiz de Alarcón Mendoza machte sich mit seinen im städtischen Milieu spielenden Sittenkomödien wie Las paredes oyen (Die Wände hören) und La verdad sospechosa (Die verdächtige Wahrheit) um die Entwicklung der Comedia verdient. Den Höhepunkt des Dramas im goldenen Zeitalter bildet zweifellos das Schaffen Pedro Calderóns de la Barca. Seine bühnenwirksamen, philosophischen Stücke sind von einer äußerst komplexen Handlungskomposition charakterisiert. Dazu gehören La vida es sueño (um 1635, Das Leben ist Traum) und El alcalde de Zalamea (1642, Der Richter von Zalamea). Nach 1650 widmete sich Calderón de la Barca ausschließlich der Gattung der Auto sacramentales und damit der allegorischen Darstellungen des christlichen Heilsgeschehens. Zwei Stücke dieser Gattung, El gran teatro del mundo (1649, Das große Welttheater) und La cena del rey Baltasar (um 1634, Das Nachtmahl des Königs Balthasar), gehören zu den bedeutendsten Fronleichnamsspielen und werden noch heute in Spanien aufgeführt. Calderón gilt sowohl wegen dieser geistlichen als auch wegen seiner weltlichen Stücke als einer der größten spanischen Dramatiker. Unter anderem Francisco de Rojas Zorrilla und Agustín Moreto y Cavana wurden von Calderón beeinflusst. 5 VON 1700 BIS ZUR GEGENWART Im Laufe des 17. Jahrhunderts verlor Spanien an politischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Diese Tendenz setzte sich während des Spanischen Erbfolgekrieges von 1701 bis 1714 und unter der Herrschaft der ersten Bourbonenkönige in Spanien zwischen 1700 und 1759 fort. Dementsprechend stagnierte die Entwicklung der spanischen Literatur. Als Literat der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ragt allein der Benediktinermönch Benito Jerónimo Feijoo y Montenegro heraus, der sich in seinen Essays für die Ideale der Aufklärung stark machte und ein naturwissenschaftlich-technisches Denken propagierte. 5.1 Klassizismus Während der Regentschaft des aufgeklärten Monarchen Karl III., der von 1759 bis 1788 herrschte, geriet die spanische Literatur unter den Einfluss des französischen Klassizismus. Beispiele hierfür sind die Theaterstücke von Nicolás Fernández de Moratín und die seines Sohnes Leandro Fernández de Moratín ( El sí de las niñas, 1805). Der Dramatiker Ramón de la Cruz dagegen gestaltete seine Einakter nach spanischer Tradition. Einen großen Einfluss auf den spanischen Klassizismus hatte auch die Renaissancedramatik Ponce de Leóns. Weitere wichtige Vertreter des spanischen Klassizismus waren Gaspar Melchor de Jovellanos y Ramírez und Juan Meléndez Valdés. Zu seinen Gedichtbänden gehören Poesías (1785) und Los besos de amor. Obras inéditas (posthum 1897). Als Lyriker machte sich José de Cadalso y Vázquez einen Namen, der in seinen Essays satirisch-kritisch zur spanischen Gesellschaft Stellung nahm (Cartas marruecas, 1793). Napoleons Vordringen nach Spanien (1808) und die absolutistische Herrschaft Ferdinands VII. bewirkten eine neuerliche Stagnation der literarischen Aktivität während der ersten drei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Zu den herausragenden Dichtern jener Zeit gehört Manuel José Quintana. 5.2 Romantik Obgleich das goldene Zeitalter die europäische Romantik in anderen Ländern prägte, entstanden in Spanien selbst erst ab den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts romantische Werke von Bedeutung. Ángel de Rivas Saavedra schuf das entscheidende spanische Drama der Romantik, Don Alvaro o la fuerza del sino (1835). An ihm orientierte sich José Zorrilla y Moral, der überdies - wie auch Rivas - in seinen Verserzählungen wie Cantos del trovador (3 Bde., 1840/41) und Granada (1852) legendäre und historische Stoffe verarbeitete. Sein Don Juan Tenorio (1844) kommt noch heute einmal jährlich zu Allerseelen in Madrid auf die Bühne - erzählt es doch die Errettung des Verführers vor den Qualen der Hölle durch die Liebe einer Frau. Ein weiteres bedeutendes Stück von ihm ist Traidor, incofeso y mártir (1849). Den revolutionären Geist der Romantik verkörperte der Dichter José Leonardo de Espronceda y Delgado, zu dessen Hauptwerken die Verserzählung El estudiante de Salamanca (1840, Der Student von Salamanca), ebenfalls eine Variation des Don-Juan-Motivs, sowie das fragmentarische Versepos El diablo mundo (Der Weltteufel), eine Art Faustdichtung, gehören. Unter den Lyrikern der Zeit ragt Gustavo Adolfo Bécquer heraus, der die Romanzendichtung neu belebte. Sein bekanntestes erzählerisches Werk sind die Leyendas (1871, Legenden), eine leichtfüßige, musikalische Prosa von poetische Phantastik. Los ojos verdes (Die grünen Augen) ist häufiger in Anthologien phantastischer Literatur anzutreffen. Im Bereich der Prosa taten sich die Kostumbristen (Costumbristas) mit ihrer teils malerisch-verklärenden Schilderung regionaler Gesellschaften hervor. Des Weiteren entstanden Satiren, so die von Mariano José de Larra, der vor allem durch seine bissigen Zeitungs- und Zeitschriftenartikel bekannt wurde: seine Alltagsskizzen Artículos de costumbres gaben dem Zeitungs- und Zeitschriftengenre eine neue Stoßrichtung, indem Larra der wehmütigen Nostalgie bisheriger Verfasser den beißenden Spott seiner Gesellschaftsporträts entgegenstellte. Darüber hinaus verfasste er mehrere Dramen. Die Liebesthematik seines Romans El doncel de Don Enrique el doliente (1834, Der Doncel) und des Dramas Macías (1834) hingegen zeigen Larra in der Tradition der Romantik. Daneben übersetzte er zahlreiche französische Dramen. 5.3 Realismus In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann sich in Spanien - ebenso wie in anderen Ländern - der Realismus innerhalb der Literatur durchzusetzen. Einen Höhepunkt dieser Entwicklung stellt das Werk von Benito Pérez Galdós dar. Mit seinem 46-bändigen Hauptwerk Episodios nacionales (1873-1879 und 1897-1912) zeichnete der Autor einen fiktiven Abriss der spanischen Geschichte seines Jahrhunderts. Darüber hinaus verfasste er Tendenzromane, die zu aktuellen religiösen, sozialen und politischen Themen Stellung nahmen, darunter Doña Perfecta (1876, über religiöse Intoleranz). Als sein Hauptwerk gilt Fortunata y Jacinta (1886/87, Fortunata und Jacinta). Sein Roman Tristana wurde 1970 von Luis Buñuel mit Cathérine Deneuve in der Hauptrolle verfilmt. Zu den realistischen Regionalisten der spanischen Literatur zählen José María de Pereda y Sanchez de Pourrúa (Santander), Pedro Antonio de Alarcón y Ariza und Juan Valera y Alcalá Galiano (Andalusien) sowie Emilia Gräfin von Pardo Bazán (Galicien). Pedro Antonio de Alarcón y Arizas Erzählung El sombrero de tres picos (1874, Der Dreispitz) diente als Grundlage für das gleichnamige Ballett von Manuel de Falla. Emilia Gräfin von Pardo Bazán, zu deren bedeutendsten Werken Pascual López (1879), La madre naturaleza (1887), Cuentos de amor (1894), Misterio (1903) und Cuentos de la tierra (1922) gehören, steht an der Schwelle zum Naturalismus. Auch Leopoldo García de las Alas y Ureña ist dem Naturalismus zuzurechnen: Seine Bücher La regenta (1884-1885, Die Präsidentin) und Su único hijo (1890) gelten als die beiden größten spanischen naturalistischen Romane des Jahrhunderts. Valera y Alcalá Galianos etablierte eine von Charles Baudelaire adaptierte Ästhetik des Hässlichen in der spanischen Literatur. International bekannt wurden Armando Palacio Valdés und Vicente Blasco Ibáñez, zu dessen Werken die Romane Cañas y barro (1902), La Catedral (1903), Sangre y arena (1908, Die blutige Arena) und Los cuatro jinetes del Apocalipsis (1916, Die apokalyptischen Reiter) gehören, letzteres eine Familiengeschichte zur Zeit des 1. Weltkrieges. Als maßgeblichem Kritiker und Literaturhistoriker im Spanien des 19. Jahrhunderts kommt Marcelino Menéndez y Pelayo große Bedeutung zu. 5.4 Die Generation von 98 Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts formierte sich die Generation von 98, zu der u. a. der Philosoph Miguel de Unamuno y Jugo, der Romancier Ramón María del Valle-Inclán, der Lyriker Antonio Machado y Ruíz, der Essayist José Martínez Ruíz, der Schriftsteller Pío Baroja y Nessi und der Dramatiker Jacinto Benavente y Martínez gehörten. Ziel der Gruppe war eine grundsätzliche ästhetisch-stilistische Umorientierung. Impulse hatte dabei die Dichtung des nicaraguanischen Lyrikers Rubén Darío, eines Hauptvertreters des Modernismo, gegeben. Innerhalb der Generation von 98 vertrat Miguel de Unamuno y Jugo mit Werken wie Del sentimiento trágico de la vida en los hombres y en los pueblos (1913, Das tragische Lebensgefühl) oder L'agonie du christianisme (1925, Die Agonie des Christentums, spanisch 1928) eine dem Existentialismus und dem Solipsismus Max Stirners gleichermaßen verwandte Position. Valle-Incláns Werke sind dem Ästhetizismus zuzurechnen: Gerade in den drei zum Spätwerk überleitenden Comedias barbaras (19071923, Barbarische Komödien) manifestierte sich dort ebenso wie in der von Valle-Inclán geschaffenen Form der esperpentos (Schauerpossen) seine radikal antibürgerliche, politisch zum Anarchismus tendierende Haltung. Der Lyriker Antonio Machado y Ruíz verschrieb sich u. a. in seinem Meisterwerk Campos de Castilla (1912) der Geschichte Kastiliens. Pío Baroja y Nessis Hauptwerk ist der 20-bändige Romanzyklus Memorias de un hombre de acción (1913-1931), eine Reihe lose miteinander verbundener Romane, in deren Mittelpunkt ein Titelheld steht, der zur Zeit der spanischen Karlistenkriege im Baskenland lebte; Barojas Gesamtwerk umfasst mehr als 100 Bände. Den Höhepunkt im Schaffen Jacinto Benaventes stellt zweifellos das Drama Los intereses creados (1907, Der tugendhafte Glücksritter oder Crispin als Meister seines Herrn) dar, für das er 1922 den Literatur-Nobelpreis erhielt. 5.5 20. Jahrhundert Die von den Vertretern der Generation von 98 zur Jahrhundertwende eingeleitete ,,Modernisierung" der spanischen Literatur fand zur Zeit des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) ein Ende. Eine Vielzahl von Autoren wurde mit Schreibverbot belegt oder floh ins Exil. Zu den herausragenden spanischen Lyrikern zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte Juan Ramón Jiménez, der 1956 den Literatur-Nobelpreis erhielt; eines seiner bedeutendsten Werke ist die schwermütige, Phantastisches und Reales grandios verknüpfende Prosaelegie Platero y yo (1917, Platero und ich) über einen Mann und seinen Esel. Der Kulturphilosoph und Schriftsteller José Ortega y Gasset schrieb formvollendete Prosa und wurde durch seine Analyse von Massenphänomenen international bekannt ( Der Aufstand der Massen, 1930). Zu den bedeutenden Prosaisten der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zählen auch der Schriftsteller Ramón Pérez de Ayala und der Essayist Gabriel Miró Ferrer. Als führender Vertreter des literarischen Expressionismus in Spanien profilierte sich Ramón Gómez de la Serna mit Roman- und Bühnenwerken. Auch der Kritiker und Essayist Eugenio d'Ors y Rovira, die Essayisten Salvador de Madariaga y Rojo und Gregorio Marañón y Posadillo sowie der Kritiker Ramón Menéndez Pidal taten sich im Bereich der Prosa hervor. Zu Madariagas herausragenden Romanen gehören El corazón de piedra verde (1942, Das Herz von Jade) und Guerra en la Sangre (1957, Krieg im Blut) über Themen der lateinamerikanischen Geschichte. 5.5.1 Lyrik In der spanischen Lyrik der zwanziger und dreißiger Jahre kommt der Generation von 1927 eine zentrale Rolle zu. Als bedeutendster Vertreter dieser Gruppe gilt Federico García Lorca: Wichtige Themen sind die Macht des Schicksals und die Allgegenwart des Todes innerhalb literarischer Werke wie Lorcas Romancero gitano (1928, Zigeunerromanzen), das in der Kultur Andalusiens verwurzelt ist und Einflüsse sowohl der arabischen Kultur als auch der Lebenswelt der in Spanien lebenden Roma aufweist; seine melodische und reine Sprache ist stark lyrisch und zeichnet sich durch eine ungewöhnliche, bisweilen komplizierte Metaphorik aus. Des Weiteren gehörten Jorge Guillén, Rafael Alberti und Vicente Aleixandre y Merlo zur Gruppe. Guillén wurde mit seiner Lyriksammlung Cántico (1928, überarbeitet 1936, 1945 bzw. 1950, Lobgesang) bekannt. In Clamor (3 Bde., 1963, Klage) befasste er sich mit der politischen und sozialen Situation des Landes. Als Gegner des Franco-Regimes wurde Guilléns Grundton immer pessimistischer: 1939 ging er ins Exil. Als Albertis Meisterwerk gilt Sobre los ángeles (1929, Über die Engel), eine Allegorie mit Elementen des Surrealismus, in dem Engel die Mächte der wirklichen Welt darstellen. Kennzeichnend für die Lyrik Aleixandre y Merlos, der 1977 den Nobelpreis für Literatur erhielt, sind romantisch-visionäre, teils surrealistische Elemente (Antología total, 1975), was bereits in seinem ersten Gedichtband Ámbito (1928) deutlich wird. Einem Kreis von Schriftstellern, der als Generation von 1936 bezeichnet wird und deren Werke tief religiös inspiriert waren, gehörten Germán Bleiberg, Carmen Conde, Luis Felipe Vivanco Bergamín, Juan Panero, Leopoldo Panero, Luis Rosales Camacho, Dionisio Ridruejo und Miguel Hernández: Letzterer wurde mit seinem Gedichtband El rayo que no cesa (1936) einer großen Leserschaft bekannt. Der Generation von 1936 folgte eine Dichtergruppe, die sich bewusst sozialkritisch gab. Ihr gehörten Rafael Morales, Vicente Gaos, Carlos Bousoño, Blas de Otero, Gabriel Celaya, Victoriano Crémer, José Hierro, Eugenio García González de Nora und José Maria Valverde an. In den fünfziger Jahren dann entstanden in Barcelona um Carlos Barral und Jaime Gil de Biedma sowie parallel hierzu in Asturien (Angel Gonzáles, Carlos Bousoño), Gallizien (José Angel Valente), Extremadura (Claudio Rodríguez) und Valencia (Francisco Brines) Bewegungen, die eine weniger moralische, mehr auf ästhetische Modernität ausgerichtete Lyrik propagierten. Auch die Dichtungen in Lorenzo Gomís' Sammlung Poesía 1950-1975 (1978) sind in ihrem religiös-visionären Duktus wieder äußerst subjektiv. 5.5.2 Prosa Der Roman entwickelte sich nach dem 2. Weltkrieg zur bevorzugten Gattung der spanischen Literatur. Ausgeprägte pikareske Tendenzen zeichnen sich in den Werken des Schriftstellers Juan Antonio de Zunzunegui y Loredo ab, so in La ulcera (1948) und La quiebra (1957). Den Spanischen Bürgerkrieg verarbeitete Max Aub in La verdadera historia de la muerte de Francisco Franco (1960). Auch in den Werken des Schriftstellers und Soziologen Francisco Ayala ist der Bürgerkrieg ein zentrales Thema, so in seinem von Pessimismus geprägten - besten- Roman Muertes de perro (1958). Die Romane La familia de Pascual Duarte (1942, Pascual Duartes Familie) von Camilo José Cela und Nada (1944) von Carmen Laforet gehören zu den bekanntesten Werken jener realistisch-pessimistischen Strömung, die als Tremendismo bezeichnet wird. Ein eher traditioneller Realismus kennzeichnet die Werke von Ignacio Agustí und José María Gironella, dessen Hauptwerk die Romantrilogie Los cipreses creen en Dios (1953, Die Zypressen glauben an Gott) darstellt; hier wird der Ausbruch des Bürgerkrieges anhand einer politisch zerrissenen Familie aufgearbeitet. Miguel Delibes verfasste neben Reiseberichten zumeist realistische Romane, darunter La sombra del ciprés es alargada (1947) und Cinco horas con Mario (1966, Fünf Stunden mit Mario). Zu den Hauptthemen der Schriftstellerin Ana María Matute gehören Kinderschicksale und erste Identitätserfahrungen ( Los niños tontos, 1956, Seltsame Kinder; Primera memoria, 1959, Erste Erinnerung). El jarama (1955, Am Jarama) ist ein rein objektivistisch-präzis beschreibender Roman des Schriftstellers Rafael Sánchez Ferlosio. Juan Goytisolo wiederum wandte sich einer existentiellen Problematik zu, die er mit der Erstarrung der spanischen Gesellschaft in Verbindung brachte. Sein Hauptwerk ist die Trilogie Álvaro Mendiola, bestehend aus den Romanen Señas de identidad (1966; Identitätszeichen), Reivindicación del conde don Julián (1970; Rückforderung des Conde don Julián) und Juan sin tierra (1975; Johann ohne Land). Als bedeutendster spanischer Romanschriftsteller seiner Generation gilt Ramón José Sender, der während des Spanischen Bürgerkrieges aufseiten der Republikaner kämpfte und einige Zeit im mexikanischen Exil lebte ( Mr. Witt en el cantón, 1935; Crónica del alba, 1942; Requiem por un campesino Español, 1962, Requiem für einen spanischen Landmann). In den siebziger Jahren brillierte Francisco Umbral mit seinen sozialgeschichtlichen Romanen Las ninfas (1976) und La noche que llegue al Café Gijón (1977). Julián Ríos versuchte sich in den achtziger Jahren mit seinem sprachmächtig-experimentellen Roman Larva. Babel, una noche de San Juan (1983, Larva. Babel, eine Johannisnacht) in der Nachfolger von James Joyce; in den neunziger Jahren entstanden Los sombreros de Alícia (1992, Hüte für Alicia) und Amores que atan / Belles Lettres (1995, Bindende Liebschaften / Belles Lettres). Ein weiterer herausragender Vertreter der spanischen Prosaliteratur ist zweifellos der Schriftsteller und Ingenieur Juan Benet mit seinen Meisterwerken Herrumbrosas Ianzas (1983ff., Rostige Lanzen) und En la penumbre (1982, Im Halbschatten). Eduardo Mendoza legte mit seinem dritten Roman La ciudad de los prodigos (1986, Die Stadt der Wunder) ein Buch vor, das auch international zum Bestseller avancierte. In den achtziger Jahren erschienen auch Julio Llamazares' schmale Prosapoesien Luna de lobos (1985) und La lluvia amarilla (1988, Der gelbe Regen). 1989 bekam Camelio José Cela den Nobelpreis für Literatur zugesprochen; als sein bester Roman gilt gemeinhin La colmena (1951, Der Bienenkorb), mit dem er die Entwicklung der Gattung innerhalb der spanischen Literatur voranbrachte. Miguel Delibes brillierte 1991 mit seiner Liebesgeschichte Señora de rojo sobre fondo gris (Frau in rot auf grauem Grund); im gleichen Jahr erschien Enrique Vila-Matas' mit viel schwarzem Humor durchsetzter Erzählband Suicidos ejemplares (Vorbildliche Selbstmorde). 1993 erhielt Delibes mit dem Cervantes-Preis den bedeutendsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt. Ein weiterer bedeutender spanischer Schriftsteller ist Jorge Semprún, der 1994 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Auf dem Gebiet der Essayistik traten insbesondere Julián Marías, ein Schüler Ortega y Gassets, sowie José Gaos, Pedro Lain Entralgo, José Ferrater Mora, María Zambrano (Ortega y Gassets Lieblingsschülerin), José Luis Aranguren, Francisco Ayala, Guillermo Díaz Plaja, Ricardo Gullón und Guillermo de Torre hervor. Einflussreiche literaturkritische Schriften verfassten Américo Castro, Dámaso Alonso und Joaquín Casalduero. 5.5.3 Drama Unter den Dramen der spanischen Gegenwartsliteratur ragen die düster symbolhaften Tragödien García Lorcas klar heraus; dazu zählen seine symbolische Tragödie Bodas de sangre (1933, Bluthochzeit), die auf eine wahre Begebenheit zurückgeht und Eifersucht und den Tod zweier Rivalen im Kampf um eine Frau zum Inhalt hat- sie leitete eine neue Phase in der Entwicklung des modernen poetischen Theaters ein -, Yerma (1934), La casa de Bernarda Alba (aufgeführt 1945, Bernarda Albas Haus) sowie die Tragikomödie Doña Rosita la soltera (1935, Doña Rosita bleibt ledig oder Die Sprache der Blumen). Daneben gehören Alejandro Casona (Los árboles mueren de pie, 1949, Bäume sterben aufrecht) und Antonio Buero Vallejomit mit seinen existentialistisch zugespitzten Theaterstücken ( Historia de una escalera, 1949; Geschichte einer Leiter) zu den Dramatikern von Rang. Wichtige Theaterdichter der fünfziger Jahre waren Alfonso Sastre ( Escuadra hacia la muerte, 1953) und Alfonso Paso (Juicio contra un sinvergüenza, 1959). Auch Carlos Arniches y Barrera, Jacinto Grau Delago, Lauro Olmo und Antonio Gala traten mit wichtigen Theaterstücken hervor. Herausragend sind die am absurden Theater wie auch an Antonin Artauds Theater der Grausamkeit geschulten Dramen Fernando Arrabals. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« 4.2 Prosa Ab etwa 1530 entstanden bemerkenswerte Prosatexte mystischer Provenienz, darunter die des Dominikanermönchs Fray Luis de Granada.

Als bedeutendste Vertreterin derreligiösen Prosa des 16.

Jahrhunderts gilt die Karmeliterin Teresa von Ávila, die u.

a.

die Unterweisungsschrift Camino de perfección (Wege der Vollkommenheit, gedruckt 1583) und die mystisch-kontemplative Beschreibung Castillo interior (1577, Die Seelenburg ) verfasste.

Der wichtigste Theologe des goldenen Zeitalters war der jesuitische Philosoph Francisco Suárez, der mit seinen in lateinischer Sprache verfassten Werken als wichtigster Vertreter der spanischen Barockscholastik gilt.

Dazu gehören einfünfbändiger Kommentar zur Summa Theologica des Thomas von Aquin, der zwischen 1590 und 1603 entstand, die Disputationes Metaphysicae (1597; Metaphysische Disputationen ), De Legibus (1612; Über das Recht ) und De Divina Gratia (posthum 1620; Über die göttliche Gnade ).

Von außerordentlicher Bedeutung für die Entwicklung der spanischen Literatur war auch Francisco Gómez de Quevedo y Villegas, der sich kritisch mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Missständen inSpanien auseinandersetzte.

Zu seinen politischen Werken zählen Política de dios, gobierno de Cristo y tiranía de Satanás (1635) und La vida de Marco Bruto (1644).

Ferner verfasste er philosophische Studien, Liebesgedichte, Satiren und Burlesken, die eine idealisierte Vergangenheit heraufbeschwören und den Sittenverfall der Gegenwartbeklagen. Auch die Essayistik war in der spanischen Literatur des 17.

Jahrhunderts von großer Bedeutung.

Herausragend hierbei sind die Empresas (1640) von Diego Saavedra y Fajardo, eine Utopie über den idealen christlichen Herrscher, die berühmten Satiren Los sueños (1627, Quevedos wunderliche Träume ) von Quevedo y Villegas, in denen dieser die Laster der Gesellschaft geißelte, sowie die Romanallegorie El criticón (1651-1657, Criticon oder Über die allgemeinen Laster des Menschen ) von Baltasar Gracián y Morales.

Diese Werke sind allesamt im Stil des für die spanische Barockliteratur kennzeichnenden Conceptismo abgefasst.

Garcilaso de la Vega wurde mit seiner Geschichte der Inkas und der spanischen Eroberung Perus, die Comentarios reales que tratan del origen de los Incas (zwei Teile, 1609 und 1617; Geschichte der Incas, Könige von Peru ).

Außerdem schrieb er die romanhaft ausgearbeitete Chronik über die Expedition des spanischen Forschers Hernando de Soto, La Florida del Inca o historia del adelantado Hernando de Soto (1605, Geschichte der Eroberung von Florida ).

Zu Antonio de Guevaras bekanntesten Schriften gehören der moralsatirische Traktat Menosprecio de corte y alabanza de aldea (1539, Das vergnügte Land- und beschwerliche Hofleben ) und La década de Césares (1539).

Zu seinen Lebzeiten waren diese Werke weit verbreitet, heute haben sie in erster Linie historische Bedeutung. 4.2. 1 Neue Erzählformen Um 1550 entwickelten sich mehrere neue Romangattungen, darunter der Schäferroman, der Maurenroman und der Schelmenroman.

Der in einer idealisierten Hirtenidylleangesiedelte Schäferroman kam aus Italien bzw.

Portugal nach Spanien.

Als bedeutendstes spanisches Werk dieser Gattung gilt La Diana (um 1559, Diana ) des aus Portugal stammenden Literaten Jorge de Montemayor.

Im Maurenroman, einer in Spanien entstandenen Gattung, vereinigten sich die literarischen Ausprägungen vorangegangenerJahrhunderte (darunter Ritter- bzw.

Abenteuerroman) mit den im 16.

Jahrhundert neu hinzugekommenen Stiltendenzen.

Inhaltlich griffen diese Romane unter christlicherPerspektive die Kämpfe mit den Mauren auf.

Der erste Maurenroman ist wohl der anonym veröffentlichte El Abencerraje (1598).

Die literarische Tradition des Schelmenromans, der der Idyllik von Hirten- und Maurendichtung ein eher pessimistisches Weltbild entgegenstellte und aus der Perspektive eines sozial Mindergestelltenargumentierte, beginnt mit Lazarillo de Tormes (1554).

Ihm folgten zu Beginn des 17.

Jahrhunderts zahlreiche weitere Werke, darunter Guzmán de Alfarache (1599-1604, Das Leben des Guzmán von Alfarache ) von Mateo Alemán oder Historia de la vida del Buscón (1626, Der abenteuerliche Buscon ) von Francisco Gómez de Quevedo y Villegas.

Der spanische Schelmenroman übte auf die Entwicklung des europäischen Romans maßgeblichen Einfluss aus.

Vicente Espinels autobiographische Relaciones de la vida del Escudero Marcos de Obregón (1618, Leben und Begebenheiten des Escudero Marcos de Obregon ) etwa verwendete der französische Schriftsteller Alain-René Lesage als Vorlage für seinen Gil Blas (1747). Als Satire auf die verzerrte Welt der galanten Ritterromane konzipierte der spanische Schriftsteller Miguel de Cervantes Saavedra den Roman El ingenioso hidalgo Don Quijote de La Mancha (1605-1615, Der sinnreiche Junker Don Quijote von La Mancha ), dessen weltfremder, teils aber auch geistreich argumentierender Held sich aus Liebe zu seiner Angebeteten Dulcinea mit seinem bodenständigen Diener Sancho Pansa in zahlreiche – eingebildete – Abenteuer begibt.

Darüber hinaus entwarf Cervantes im Don Quijote ein erzähltechnisch innovatives, äußerst facettenreiches Panorama der spanischen Gesellschaft.

Weniger bekannt sind Cervantes’ Novellensammlung Novelas ejemplares (1613, Exemplarische Novellen ) und sein phantastischer Abenteuerroman Los trabajos de Persiles y Sigismunda (1617, Die Leiden des Persiles und der Sigismunda ), der zu den Meisterwerken der spanischen Barockprosa gehört. 4.3 Drama Zu den besten spanischen Dramen aus der ersten Hälfte des 17.

Jahrhunderts gehören die lyrischen Spiele von Gil Vicente, der zugleich als Begründer des portugiesischenDramas gilt.

Herausragend sind seine drei Moralitäten bzw.

Auto sacramentales Auto da barca do inferno (1516, Die Fahrt zur Hölle ), Auto da barca do purgatório (1518, Das Fegefeuer ) und Auto da barca do glória (1519, Die Erlösung ).

Unter den Dramatikern der Zeit traten auch Lope de Rueda und Cervantes mit eigenen Stücken hervor. Zumeist waren diese Dramen im Stil der italienischen Renaissancekomödie abgefasst.

Juan de la Cueva de la Garoza wählte für seine Theaterstücke zumeist ein Sujet desspanischen Mittelalters oder der Antike, so für seine Komödie Comedia del infamador (1581).

Seine Poetik Exemplar poético o arte poética Espanola (1606) hatte großen Einfluss auf das spanische Drama, vor allem auf die volkstümlichen Komödien Lope de Vegas.

Ein weiterer bedeutender Dramatiker des goldenen Zeitalters war Guillén deCastro y Bellvis, der etwa 50 Theaterstücke schrieb.

Sein bekanntestes Bühnenwerk trägt den Titel Las mocedades del Cid (1618, Der Cid ); es diente Pierre Corneilles Meisterwerk Le Cid (Der Cid) als Vorlage. Die spanische Comedia, die unter Lope de Vega zur Vollendung kam, war ein dreiaktiges Versdrama mit tragikomischen Motiven.

Sie variierte für gewöhnlich im Versmaß (siehe Verslehre) und orientierte sich nicht an den Regeln der Poetik des Aristoteles.

Lope de Vega leitete die Geschichtsthematik seiner Theaterstücke zumeist von den alten romanceros ab.

Von seinen angeblich 1500 Comedias sind rund 500 erhalten, darunter Fuenteovejuna (1612 bis etwa 1614, Das Dorf Fuente Ovejuna ), Peribáñez y el Comendador de Ocaña (1614 bis etwa 1616, Das Weib des Andern ) und El caballero de Olmedo (1620-1625, Der Ritter von Olmedo ).

Weitere Beispiele der Comedia verfasste Tirso de Molina, darunter La prudencia en la mujer (1633; Die Weisheit der Frauen ) und Don Gil de las calzas verdes (1635; Don Gil mit den grünen Hosen ).

El burlador de Sevilla y convidado de piedra (1630, Don Juan, der Wüstling ), das erste literarische Werk, das den Stoff um Don Juan aufgriff, wurde ebenfalls lange Zeit Tirso de Molina zugeschrieben.

Heute gilt sein Zeitgenosse Andrés de Claramonte (1580-1626) als Verfasser.

Auch der ebenfalls Corneille inspirierende Juan Ruiz de AlarcónMendoza machte sich mit seinen im städtischen Milieu spielenden Sittenkomödien wie Las paredes oyen (Die Wände hören) und La verdad sospechosa (Die verdächtige Wahrheit) um die Entwicklung der Comedia verdient. Den Höhepunkt des Dramas im goldenen Zeitalter bildet zweifellos das Schaffen Pedro Calderóns de la Barca.

Seine bühnenwirksamen, philosophischen Stücke sind voneiner äußerst komplexen Handlungskomposition charakterisiert.

Dazu gehören La vida es sueño (um 1635, Das Leben ist Traum ) und El alcalde de Zalamea (1642, Der Richter von Zalamea ).

Nach 1650 widmete sich Calderón de la Barca ausschließlich der Gattung der Auto sacramentales und damit der allegorischen Darstellungen des christlichen Heilsgeschehens.

Zwei Stücke dieser Gattung, El gran teatro del mundo (1649, Das große Welttheater ) und La cena del rey Baltasar (um 1634, Das Nachtmahl des Königs Balthasar ), gehören zu den bedeutendsten Fronleichnamsspielen und werden noch heute in Spanien aufgeführt.

Calderón gilt sowohl wegen dieser geistlichen als auch wegen seiner weltlichen Stücke als einer der größten spanischen Dramatiker.

Unter anderem Francisco de Rojas Zorrilla und Agustín Moreto y Cavana wurden vonCalderón beeinflusst. 5 VON 1700 BIS ZUR GEGENWART Im Laufe des 17.

Jahrhunderts verlor Spanien an politischer und wirtschaftlicher Bedeutung.

Diese Tendenz setzte sich während des Spanischen Erbfolgekrieges von 1701bis 1714 und unter der Herrschaft der ersten Bourbonenkönige in Spanien zwischen 1700 und 1759 fort.

Dementsprechend stagnierte die Entwicklung der spanischen. »

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