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Expressionismus (Literatur und Film) (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Expressionismus (Literatur und Film) (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Expressionismus (Literatur und Film), von Kurt Hiller 1911 geprägter Begriff für die innovativen Literaturströmungen zwischen 1910 und 1925, die sich bewusst von der mimetischen Wirklichkeitsspiegelung des Naturalismus, der Seelenanalyse des Impressionismus sowie dem Ästhetizismus des Jugendstils und der Neoromantik abzugrenzen suchten. Stattdessen wandte sich die expressionistische (dezidiert antibürgerliche und antinationalistische) Generation mit ihrem radikal-subjektiven, in manchen Zügen dem italienischen Futurismus verwandten Sprachgestus vorwiegend existentiellen und gesellschaftsrelevanten Themen zu, wie Identitätsverlust und Machtmechanismen (Vater-Sohn-Konflikt, sexuelle Besessenheit), der Großstadtproblematik und den Repressionen im wilhelminischen Deutschland. Philosophische Wegbereiter waren Friedrich Nietzsche, Wilhelm Worringer (Abstraktion und Einfühlung, 1907), Sigmund Freud (Die Traumdeutung, 1900), Gustav Landauer (Aufruf zum Sozialismus, 1911) und Albert Einstein mit seiner Relativitätstheorie. Die stilistischen Verfahren expressionistischer Schriftsteller sind vielfältig, weshalb die Bezeichnung Expressionismus als Epochenbegriff umstritten ist. Je nach Definition werden auch Werke der älteren Generation (etwa Heinrich Manns) oder der Bewegung lediglich nahe stehender Schriftsteller wie Franz Kafka oder Arnolt Bronnen dem Expressionismus zugerechnet - obwohl gerade Kafka ,,Lärm und Wortgewimmel" der Bewegung (namentlich Johannes R. Bechers) scharf kritisierte. Zahlreiche scheinbar verbindende Zentralbegriffe der Zeit - allen voran der des ,,Geistes" - werden auf individuelle Weise mit Sinn gefüllt. Bezeichnend für das Selbstverständnis der expressionistischen Autoren jedoch bleibt ein ausgeprägtes ,,Wir"-Gefühl. Zentren des literarischen Expressionismus waren Berlin und Wien. Ausläufer gab es u. a. im Ruhrgebiet, im Elsass und in Innsbruck; wichtiges Organ in Innsbruck war die Literaturzeitschrift Der Brenner Ludwig von Fickers (1910-1934). 2 FRÜHEXPRESSIONISMUS (BIS 1914) Die Phase des Frühexpressionismus begann um 1910. Erste Ansätze fanden sich in der Lyrik, für die sich etwa in den Zeitschriften Der Sturm (1910-1932; von Herwarth Walden) und Aktion (1911-1932; von Franz Pfemfert; wichtiger Beiträger war u. a. Walter Serner) sowie in der von Kurt Hiller herausgegebenen Anthologie Der Kondor ein Forum bot. Für den frühexpressionistischen ,,Reihungsstil" (Silvio Vietta), der durch eine Sukzession von Bildern die Dynamik und Zerrissenheit des Großstadtlebens abzubilden sucht, wurde Jakob van Hoddis' Gedicht Weltende (1911) beispielgebend. Wie in Georg Heyms Der Krieg (1911) schlug sich auch bei van Hoddis außerdem die Marokkokrise nieder. Gottfried Benn und Georg Trakl fanden auf je eigene Weise zu einer zum Dunklen, Grausam-Triebhaften und Morbiden neigenden Bildlichkeit nach dem Muster des französischen Symbolismus und der Lyrik Baudelaires. August Stramms lapidare Wortgedichte im Telegrammstil suchten die Realitätserfahrung des Fragmentarischen und Disparaten einzufangen. Weitere Lyriker des Frühexpressionismus waren Franz Werfel, Ernst Blass, Yvan Goll, Johannes R. Becher und Ernst Stadler. Ästhetisch und thematisch machten sich Einflüsse des Barock, der Romantik sowie der Lyrik Walt Whitmans oder Arthur Rimbauds bemerkbar: u. a. spielte die Vanitasdichtung des 16. Jahrhunderts eine zentrale Rolle. Gängige poetische Verfahrensweisen waren Allegorie, Bildverdichtung und Typisierung. Die Erzählungen des Frühexpressionismus schilderten das Groteske oder Paradoxe bürgerlicher bzw. allgemeinmenschlicher Existenz (Alfred Döblins Die Ermordung einer Butterblume, Albert Ehrensteins Tubutsch), versuchten, die abstrakte Wirklichkeit des Urbanen aufzuzeigen (Paul Zechs Die Terrasse am Pol) oder der erstarrten wilhelminischen Gesellschaft den ,,Vitalismus" des Wahnsinns entgegenzustellen (Georg Heyms Der Irre). Ein radikal neues, vom bürgerlichen Realismus fortführendes Erzählen erprobte Carl Einstein mit seinem experimentellen Roman Bebuquin (1912). Wegbereiter des essayistischen Erzählens war neben Otto Flake Robert Müller, dessen Buch Tropen. Der Mythos der Reise (1915) zudem eines der wenigen Beispiele eines expressionistischen Romans darstellt (einen expressionistischen Detektivroman schrieb später Otto Soyka). Den Versuch, Literatur im Sinn der Romantik als ,,Neue Mythologie" zu bestimmen, unternahm der Prager Schriftsteller Paul Adler mit seiner polyphonen Wahnwitz- und Violonistengeschichte Nämlich und dem mythopoetischen Roman Die Zauberflöte. Weitere Erzähler der Zeit waren u. a. Kasimir Edschmid, Ernst Weiß, Theodor Däubler und Else Lasker-Schüler, die auch als Lyrikerin und Dramatikerin hervortrat (Hebräische Balladen, 1913; Die Wupper, 1909). Das frühexpressionistische Drama - erstes Beispiel ist Reinhard Sorges Der Bettler (1912) - beruft sich auf Vorläufer wie Frank Wedekind und August Strindberg, wobei es von Letzterem die Stationentechnik übernimmt: Anders als bei Strindbergs Nach Damaskus (1899) allerdings führen die locker aneinandergereihten Szenen nicht zur Katharsis des Helden, die Figuren bleiben in ihren Konflikten befangen. Zum Kreis frühexpressionistischer Dramatiker gehören Carl Sternheim, Walter Hasenclever (Der Sohn, 1914) und Georg Kaiser, der 1916 mit Von Morgens bis Mitternachts das erste deutsche Großstadtdrama schuf. (Die Verfilmung im Stil des kinematographischen Expressionismus erfolgte 1920.) War in der Prosa die Erzählung beliebteste Form, so suchte man auch auf der Bühne die Verknappung: Zahlreiche Einakter, z. B. von Alfred Döblin und Oskar Kokoschka, sind hierfür Beleg. 3 1. WELTKRIEG UND NACHKRIEGSZEIT Durch die desillusionierende Erfahrung des 1. Weltkrieges erhielt die sozial engagierte Gruppe des Expressionismus eine radikalpazifistisch-linksorientierte Stoßrichtung. In der Dramatik taten sich Ernst Toller, Reinhard Goering, Fritz von Unruh, Georg Kaiser und Carl Sternheim, in der Lyrik Franz Werfel, Max Hermann-Neiße, Albert Ehrenstein, Alfred Wolkenstein und Ernst Barlach mit politischen Texten hervor, wobei nicht selten die soziale Botschaft in Unbestimmtheit humanitärer Erlösungsutopien unterging (OMensch-Pathos). Eine wahre Flut von Zeitschriften suchte die Bewegung und ihre Programme einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Programmatisch für die revolutionär-marxistische Fraktion des expressionistischen Aktivismus wurde Heinrich Manns Essay Geist und Tat. Zentren waren Berlin (Kurt Hiller) und Wien (Robert Müller). Propagiert wurde der Aktivismus u. a. in den Ziel-Jahrbüchern Hillers und in der von René Schickele herausgegebenen Zeitschrift Die weißen Blätter. Das Scheitern der deutschen Räterepubliken nach dem Krieg zeigte einmal mehr die politische Naivität der expressionistischen Generation, deren ästhetisches Programm der Menschheitserneuerung durch das Dichterwort an der politischen Realität zerbrach. Viele Autoren, wie Paul Hatvani und Bertolt Brecht, wandten sich von den Idealen ihrer Frühzeit ab und riefen das ,,Ende des Expressionismus" (Frank Thiess) aus: ,,Der Expressionismus stirbt" (Yvan Goll). Bei Autoren wie Curt Corrinth wurde der expressionistische Stil zu bloßem Epigonentum. Bereits der Dadaismus setzte den missionarischen Tendenzen vieler Autoren die ,,Sinnlosigkeit" und Inhaltsleere ihrer Literaturproduktion entgegen. In den zwanziger Jahren wird der Expressionismus allmählich von der kühl analysierenden Neuen Sachlichkeit abgelöst. Kurt Pinthus' bedeutende Anthologie expressionistischer Gedichte Menschheitsdämmerung (1920) ist bereits Dokument einer abgeschlossenen Epoche. In den dreißiger Jahren entfachte Georg Lukács' an Gottfried Benn exemplifizierter Vorwurf, der Expressionismus erschöpfe sich in formalistischen Tendenzen und zeige eine deutliche Affinität zum Faschismus, eine heftige Expressionismus-Debatte. Heute wird die Leistung der Literatur zwischen 1910 und 1925 im Rahmen einer formalrevolutionären Moderne allgemein anerkannt. So fußte z. B. der Surrealismus in vielerlei Hinsicht auf den Maximen des Expressionismus, und namentlich Eugene O'Neill, Friedrich Dürrenmatt und Peter Rühmkorf wurden vom ihm in unterschiedlicher Weise beeinflusst. 4 FILM Angeregt von der expressionistischen Malerei und der Aufführungspraxis Max Reinhardts am Deutschen Theater in Berlin, versuchten verschiedene Regisseure vor allem nach dem 1. Weltkrieg, diese Darstellungsprinzipien auf die Filmleinwand zu übertragen, wobei in der so genannten Kino-Debatte schon bald zwischen abgefilmten, am Text orientierten Theaterproduktionen und ,,eigentlichem", rein visuell akzentuiertem Kunstfilm mit eigener Bildsprache unterschieden wurde - dementsprechend begann der Begriff des Autorenkinos sich auszubilden. Eine der Voraussetzungen stellte die Abkehr vom Kurz- hin zum abendfüllenden Film zwischen 1911 und 1914 dar; von der Begeisterung expressionistischer Literaten für die Lichtspielhäuser der Großstädte zeugt Kurt Pinthus' Kinobuch (1914) mit Szenarien etwa von Max Brod, Else Lasker- Schüler, Albert Ehrenstein oder Walter Hasenclever. Auch der erzieherische Wert der Volksbelustigung wurde diskutiert (Franz Pfemfert, Das Kino als Erzieher, 1911). Frühe, innovative Beispiele für Expressionistisches im Film sind Max Macks Der Andere (1913) mit Albert Bassermann in der Hauptrolle sowie Stellan Ryes Teufelspakt- und Doppelgängergeschichte Der Student von Prag (erste Fassung 1913; Kamera Guido Seeber) nach einem phantastischen Roman von Hanns Heinz Ewers. Charakteristisch für den kinematographischen Expressionismus waren stilisiert-abstrakt gemalte (anstatt gebauter) Kulissen, wie sie erstmals in Stellan Ryes Das Haus ohne Türen und Fenster (1914) verwendet wurden, verzerrte Perspektiven und eine in Groß- bzw. Nahaufnahmen festgehaltene exaltierte Gestik bzw. Mimik der Schauspieler: Die grotesk-phantastische Außenwelt fungierte als Spiegelbild psychischer Prozesse. Auf Außenaufnahmen wurde zumeist bewusst verzichtet. Im Unterschied zum amerikanischen Film (der Detektivfilm um Figuren wie Stuart Webbs mit seinen ,,urban"-nervösen Cuts war im deutschsprachigen Raum überaus populär und zog hier eine Nick Carter-Reihe nach sich) blieb ein langsamer Schnittrhythmus typisch. Berühmte expressionistische Kunstfilms sind Robert Wienes Das Kabinett des Dr. Caligari (1919; Buch gemeinsam mit dem stilbildenden Autor Carl Mayer; die Dekoration schufen die Sturm-Maler Walter Röhrig, Hermann Warm und Walter Reimann) und Paul Wegeners gemeinsam mit Henrik Galeen in Szene gesetztes Mythenepos Der Golem (1920) - Wegener schwebte bei seiner Tätigkeit als Regisseur ,,kinetische Lyrik" vor, wobei der ,,eigentliche Dichter des Films ... die Kamera sein" sollte. Des Weiteren setzte Friedrich Wilhelm Murnaus dem Genre des Horrorfilms zuzurechnende Vampirgeschichte Nosferatu (1921) Akzente. Danach entstanden Karl Grunes Die Straße (1923) und Georg Wilhelm Pabsts Die freudlose Gasse (1925). Der expressionistische Stummfilm (siehe Filmgeschichte), in dem häufig prominente Schauspieler und Schauspielerinnen mitwirkten - darunter Asta Nielsen, Greta Garbo, Pola Negri, Werner Krauss, Conrad Veidt oder Fritz Kortner -, bildet einen in der Folgezeit nicht mehr erreichten Höhepunkt des deutschen Films und wirkte international stilprägend in seiner Epoche. Seine Wirkung zeigt sich nicht zuletzt auch in den Filmen Fritz Langs, der mit Der müde Tod (1921; Buch Thea von Harbou) selbst ein Spätwerk der Bewegung vorgelegt hatte, wie dem Kriminalfilm Dr. Mabuse, der Spieler (2 Teile, 1921/22) oder dem Sciencefictionmeisterwerk Metropolis (1926). Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Schüler, Albert Ehrenstein oder Walter Hasenclever.

Auch der erzieherische Wert der Volksbelustigung wurde diskutiert (Franz Pfemfert, Das Kino als Erzieher , 1911).

Frühe, innovative Beispiele für Expressionistisches im Film sind Max Macks Der Andere (1913) mit Albert Bassermann in der Hauptrolle sowie Stellan Ryes Teufelspakt- und Doppelgängergeschichte Der Student von Prag (erste Fassung 1913; Kamera Guido Seeber) nach einem phantastischen Roman von Hanns Heinz Ewers. Charakteristisch für den kinematographischen Expressionismus waren stilisiert-abstrakt gemalte (anstatt gebauter) Kulissen, wie sie erstmals in Stellan Ryes Das Haus ohne Türen und Fenster (1914) verwendet wurden, verzerrte Perspektiven und eine in Groß- bzw.

Nahaufnahmen festgehaltene exaltierte Gestik bzw.

Mimik der Schauspieler: Die grotesk-phantastische Außenwelt fungierte als Spiegelbild psychischer Prozesse.

Auf Außenaufnahmen wurde zumeist bewusst verzichtet.

Im Unterschied zumamerikanischen Film (der Detektivfilm um Figuren wie Stuart Webbs mit seinen „urban”-nervösen Cuts war im deutschsprachigen Raum überaus populär und zog hier eineNick Carter -Reihe nach sich) blieb ein langsamer Schnittrhythmus typisch.

Berühmte expressionistische Kunstfilms sind Robert Wienes Das Kabinett des Dr.

Caligari (1919; Buch gemeinsam mit dem stilbildenden Autor Carl Mayer; die Dekoration schufen die Sturm -Maler Walter Röhrig, Hermann Warm und Walter Reimann) und Paul Wegeners gemeinsam mit Henrik Galeen in Szene gesetztes Mythenepos Der Golem (1920) – Wegener schwebte bei seiner Tätigkeit als Regisseur „kinetische Lyrik” vor, wobei der „eigentliche Dichter des Films … die Kamera sein” sollte.

Des Weiteren setzte Friedrich Wilhelm Murnaus dem Genre des Horrorfilms zuzurechnende VampirgeschichteNosferatu (1921) Akzente.

Danach entstanden Karl Grunes Die Straße (1923) und Georg Wilhelm Pabsts Die freudlose Gasse (1925). Der expressionistische Stummfilm ( siehe Filmgeschichte), in dem häufig prominente Schauspieler und Schauspielerinnen mitwirkten – darunter Asta Nielsen, Greta Garbo, Pola Negri, Werner Krauss, Conrad Veidt oder Fritz Kortner –, bildet einen in der Folgezeit nicht mehr erreichten Höhepunkt des deutschen Films und wirkte internationalstilprägend in seiner Epoche.

Seine Wirkung zeigt sich nicht zuletzt auch in den Filmen Fritz Langs, der mit Der müde Tod (1921; Buch Thea von Harbou) selbst ein Spätwerk der Bewegung vorgelegt hatte, wie dem Kriminalfilm Dr.

Mabuse, der Spieler (2 Teile, 1921/22) oder dem Sciencefictionmeisterwerk Metropolis (1926). Verfasst von:Thomas KösterMicrosoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation.

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