Österreichischer Film.
Publié le 20/06/2013
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6 DER NACHKRIEGSFILM
Am 27.
April 1945 bekam Österreich seine Selbständigkeit zurück.
Auf die wiedererlangte Freiheit reagierte das österreichische Kino jedoch nicht mit neuen Ideen.
In denNachkriegsjahren wurden vor allem Reise- und Heimatfilme produziert, durch die sich die Bewohner der zerbombten Städte an einem Stück heiler Welt erfreuen konnten.Als erster Wien-Film nach dem 2.
Weltkrieg wurde 1946 unter der Regie von Geza von Cziffra Glaube an mich gedreht, eine sentimentale Liebesgeschichte in einem eleganten Tiroler Berghotel.
In den folgenden Jahren kam es trotz der wirtschaftlichen Not und dem Mangel an Rohfilmmaterial zum Ausbau der österreichischenFilmproduktion.
Einer der erfolgreichsten Streifen der Nachkriegsjahre war Hofrat Geiger (1947; mit Paul Hörbiger, Maria Andergast und Hans Moser); das Lied Mariandl aus dem Wachauer Landl avancierte zu einem der Schlager des Jahres.
Die erste Produktion mit einem zeitgemäßen Thema war das Kriegsheimkehrerdrama Der weite Weg (1946; Regie Eduard Hoesch) über ein junges Ehepaar (gespielt von Maria Andergast und Hans Holt) in den letzten Tagen der Kriegswirren und danach.
Weitere Filme, diesich mit den Problemen der jüngeren Vergangenheit beschäftigten, waren z.
B.
Der Prozeß (1948) und Das andere Leben (1948).
7 DIE FÜNFZIGER JAHRE
In den fünfziger Jahre hatte der österreichische Film mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen.
Zwar wurden seit 1948 wieder Filme nach Westdeutschland verkauft, doch dasAusmaß des Absatzes war limitiert.
Basierend auf der Zahl der Kinos in Österreich und in Westdeutschland wurde eine Einfuhrquote von 1:4 beschlossen.
Die Alpenrepublikwar nun wieder vom Verleih und Vertrieb des großen Nachbarn abhängig.
Zahlreiche österreichische Filme der fünfziger Jahre porträtierten Gestalten der Geschichte.
NachErzherzog Johanns große Liebe (1950; Regie Hans Schott-Schöbinger) folgten u.
a.
die Lebensbilder von Kaiserin Maria Theresia, Andreas Hofer, Oberst Redl, Erzherzog Franz Ferdinand, Johann Strauß, Franz Schubert und Wolfgang Amadeus Mozart.
Der größte Erfolg der fünfziger Jahre gelang jedoch Ernst Marischka mit seiner Sissi -Trilogie über das Leben der österreichischen Kaiserin Elisabeth.
Hauptdarstellerin Romy Schneider avancierte mit Sissi (1955), Sissi, die junge Kaiserin (1956) und Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin (1957) zum beliebtesten Star des deutschsprachigen Kinos der fünfziger Jahre.
Neben den historischen Filmen gehörten aber auch kitschige Heimatfilme wie Echo der Berge (1954; Regie Alfons Stummer), der in Deutschland unter dem Titel Der Förster vom Silberwald lief, zum festen Repertoire des österreichischen Films der fünfziger Jahre.
Ein weiteres beliebtes Genre war der musikalische Unterhaltungsfilm.
Einer der erfolgreichsten Regisseure dieser Filme war FranzAntel mit Hallo Dienstmann (1952), Verliebte Leute (1954), Kaisermanöver (1954) und Der Kongreß tanzt (1955).
Ein großer Kritikererfolg der fünfziger Jahre war die österreichisch-jugoslawische Koproduktion Die letzte Brücke (1954; Poslednji most ) von Helmut Käutner.
Durch diesen Antikriegsfilm stieg Maria Schell, die eine deutsche Ärztin im jugoslawischen Partisanenkrieg spielte, zum gefeierten Star auf und wurde bei den Filmfestspielen von Cannes als beste Darstellerin geehrt.
8 DIE SECHZIGER JAHRE
Von 1960 an nahm die Zahl der Kinobesucher, und damit auch die Zahl der Filmproduktionen, in Österreich rapide ab.
Die Gründe dafür waren die zunehmende Zahl vonFernsehgeräten in den Privathaushalten und der aufkommende Wohlstand, der das Freizeitverhalten der Bevölkerung veränderte.
Mit den fünfziger Jahren verabschiedetensich auch der Monarchie- und Heimatfilmboom von den österreichischen Kinoleinwänden.
Vorherrschende Genres der sechziger Jahre waren Komödien sowie Kriminal- undAgentenfilme.
Zu den beliebtesten Lustspielen gehörten die Erlebnisse des singenden und blödelnden Grafen Bobby (mit Peter Alexander in der Hauptrolle); der erste Filmeiner ganzen Graf-Bobby-Reihe war Die Abenteuer des Grafen Bobby (1961; Regie Geza von Cziffra).
Populäre Kriminalfilme waren Ein Alibi zerbricht (1963; Regie Alfred Vohrer) und die österreichisch-italienische Koproduktion Maigret und sein größter Fall (1966; Regie Alfred Weidenmann) mit Heinz Rühmann in der Titelrolle.
In den sechziger Jahren stieg in Österreich die Zahl der alternativen Filmproduktionen, die aber nur von einem kleinen Publikumskreis geschätzt wurden.
Führende Köpfe derkleinen avantgardistischen Szene waren Ferry Radax, Kurt Kren, Ernst Schmidt Jr., Valie Export und Peter Kubelka.
9 DER NEUE ÖSTERREICHISCHE FILM
Der neue österreichische Film ist zwischen den kommerziellen Erfolgen der vorausgegangenen Jahrzehnte und alternativen Produktionen einzuordnen.
Der Übergang vom„alten” zum „neuen” Film fand in Österreich ohne programmatische Texte, wie in Deutschland (Oberhausener Manifest), oder Wenden, wie die Nouvelle Vague in Frankreich,statt.
Als Zeitmarke kann lediglich der Zusammenbruch der überkommenen Produktionsbedingungen in den sechziger Jahren gewertet werden, die sich im weiteren Sinnnoch aus den Erfolgen der Wien-Film im Dritten Reich herleiteten.
Als erster „neuer” österreichischer Spielfilm gilt Georg Lhotzkys Moos auf den Steinen (1968).
In den siebziger Jahren hatte der österreichische Film wieder große Absatzschwierigkeiten.
In den Kinos liefen zwischen 1970 und 1975 fast keine einheimischen Produktionen.
DasKinogeld floss ins Ausland.
Um diesen Zustand zu ändern, wurde 1973 vom österreichischen Unterrichtsministerium ein Beirat ins Leben gerufen, der über die Vergabe vonFilmförderungen zu entscheiden hatte.
Durch den Beirat wurde eine Mindestproduktion von anspruchsvollen Filmen gesichert und der völlige Verfall der Filmkulturverhindert.
Von Mitte der siebziger Jahre an ging es mit der österreichischen Filmproduktion dann auch wieder aufwärts.
Am 25.
November 1980 wurde von derösterreichischen Regierung das von den Filmschaffenden lang erwartete Bundesgesetz über die Förderung des österreichischen Films verabschiedet.
Durch denÖsterreichischen Filmförderungsfonds werden seither inländische Produktionen in größerem Stil unterstützt.
Seit 1983 wird ein Österreichischer Filmpreis an jenenösterreichischen Film vergeben, der innerhalb von zwölf Monaten die höchste Besucherzahl erreicht hat.
Zu den bedeutendsten Filmen der siebziger Jahre gehören WilhelmPellerts Jesus von Ottakring (1976), Jörg A.
Eggers Ich will leben (1976) und die österreichisch-französische Koproduktion Zerschossene Träume (1977) von Peter Patzak. Publikumserfolge der achtziger Jahre waren u.
a.
Franz Novotnys Exit – nur keine Panik (1980), Franz Antels Der Bockerer (1981), Wolfgang Glücks Der Schüler Gerber (1981), die deutsch-österreichisch-ungarische Koproduktion Mephisto von István Szabó und Niki Lists Müllers Büro (1986).
In Der Bockerer wird das Schicksal des Fleischhauers Karl Bockerer im Dritten Reich erzählt.
Das 1981 mit dem Oscar als bester ausländischer Film prämierte Werk Mephisto nach dem gleichnamigen Roman von Klaus Mann schildert das opportunistische Verhalten des Schauspielers Hendrik Höfgen gegenüber dem nationalsozialistischem Regime; zu seinem internationalen Erfolgtrug vor allem die herausragende schauspielerische Leistung von Hauptdarsteller Klaus Maria Brandauer bei.
Müllers Büro ist eine gesangsuntermalte Kriminalkomödie, die durch die Parodie bekannter Filmklassiker zu einem der größten Kassenerfolge des neuen österreichischen Films wurde.
Weitere Filmemacher, die den Film der achtziger und neunziger Jahre in Österreich geprägt haben, sind Axel Corti, Peter Patzak, Xaver Schwarzenberger, Valie Export,Herbert Risz, John Cook, Fritz Lehner, Kitty Gschöpf (alias Kitty Kino), Georg Lhotsky, Käthe Kratz, Lukas Stepanik, Bernhard Frankfurter und Michael Haneke.
Derauffälligste Trend im österreichischen Film der neunziger Jahre war das gehäufte Erscheinen von Komödien, deren Darsteller aus der Kabarettszene kamen.
Zu diesenKabarettisten gehörten u.
a.
Josef Hader, Alfred Dorfer, Hans Peter Heinzl, Lukas Resetarits, Erwin Steinhauer und Andreas Vitasek.
Typische Beispiele dieses Trendkinossind Indien (1993; Regie Paul Harather), Muttertag (1993; Regie Harald Sicheritz), Schwarzfahrer (1996; Regie Nikolaus Leytner) und Komm, süßer Tod (2000; Regie Wolfgang Murnberger).
Ein internationaler Erfolg war Michael Hanekes Die Klavierspielerin (2001), eine Elfriede-Jelinek-Adaption mit Isabelle Huppert in der Titelrolle, eine österreichisch-französische Koproduktion, die bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde.
2008 wurde das österreichisch-deutsche KZ-Drama Die Fälscher (2007) von Stefan Ruzowitzky mit einem Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ ausgezeichnet.
Verfasst von:Richard StrenzMicrosoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation.
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