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Veränderte Rahmenbedingungen ?

Publié le 06/01/2010

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 Gegen Ende des iz. Jahrhunderts existierten somit mehrere philosophische Entwürfe. Sie alle bezogen sich in irgendeiner Form auf Avicenna. Aber das hinderte ihre Verfasser nicht daran, unterschiedliche Ansichten zu vertreten, da sie gegenüber den Ideen, die er verbreitet hatte, jeweils eine andere Haltung einnahmen. Einige Denker warfen Avicenna vor, das Ideal der Wissenschaftlichkeit preisgegeben zu haben, und forderten, man solle zur strikten Beweislehre des Aristoteles zurückkehren (das gilt vor allem für Averroes). Andere meinten, Avicenna habe sich nicht weit genug von Aristoteles entfernt, denn die Philosophie müsse näher an der (sufischen) Erfahrung positioniert werden (Suhrawardî; auch Ibn Tufail). Wieder andere folgten Avicenna einfach und bemühten sich, seine Lehre in Handbüchern zu resümieren und zu verbreiten (Näheres dazu unten S. 92, f.). Und dann gab es noch eine Fraktion, die versuchte, seine Vorstellungen in ein theologisches Rahmenkonzept einzubinden, indem sie einige seiner Aussagen als häretisch brandmarkte und andere in das eigene metaphysische bzw. physikalische Konzept aufnahm (Ghazâlî und andere). All diese Ansätze sollten im 13. Jahrhundert und darüber hinaus fortgesetzt werden (mit der Einschränkung, dass Averroes’ Ideen weniger rezipiert wurden). Insofern kann man nur festhalten, dass die Philosophie in der islamischen Welt nach 12.00 keineswegs stagnierte, sondern eher an Bedeutung und Resonanz gewann. Hinzugefügt werden muss allerdings, dass diese Entwicklung unter veränderten Vorzeichen stattfand. Denn das Philosophieren unterlag von jetzt an anderen Bedingungen. Sie müssen zuerst erwähnt und in ihren wichtigsten Zügen skizziert werden, bevor wir uns wieder der Philosophie selbst zuwenden können. Eine der Veränderungen bestand darin, dass die meisten islamischen Gelehrten (d. h. die meisten Theologen und Juristen) von jetzt an die aristotelische Logik als methodische Grundlage anerkannten. Dieser Schritt war eigentlich schon von Ghazâlî eingeleitet worden (vgl. oben S. 57 f.). Aber was er an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert postuliert hatte, wurde erst hundert Jahre später in die Tat umgesetzt. Maßgeblichen Anteil daran hatte ein Mann namens Fakhraddîn ar-Râzî (gest. 1210). Er verfasste Das Große Buch der Logik, ein luzides und übersichtliches Handbuch, das unter den religiösen Gelehrten breiten Anklang fand. Von da an nahmen die logischen Studien einen ungeahnten Aufschwung. Denn jetzt begann eine rege Publikationstätigkeit, die nicht nur während des ganzen 13. Jahrhunderts fortdauerte, sondern weit darüber hinaus anhielt. Ihr bekanntestes Ergebnis ist wohl Die Einführung in die Logik (al-Îsâghûdjî fî l-mantiq, ein Titel, der bewusst auf die Eisagoge des Porphyrios anspielt) von Athîraddîn al-Abharî (gest. um 1265); dieses Werk wurde bis ins 20. Jahrhundert im Unterricht verwendet und von einer unübersehbaren Zahl von Gelehrten kommentiert. Daneben kann man aber auch andere viel gelesene Autoren nennen: Afdaladdîn al-Khûnadjî (gest. 1248) etwa, Nadjmaddîn al-Kâtibî (gest. 1276), Sa’daddîn at-Taftâzânî (gest. 1389) und Abû Abdallâh as-Sanûsî (gest. um 1490); oder auch Abdarrahmân al-Akhdarî (gest 1546), der das am häufigsten zitierte Lehrgedicht über die Logik (Die glänzende Leiter) schrieb. Der Grund für diesen enormen Aufschwung liegt darin, dass die Logik in das Unterrichtsprogramm der Madrasa, der islamischen Hochschule, integriert wurde. Das sicherte ihr einen festen Platz in der höheren Bildung. Zugleich bedeutete es, dass zum ersten Mal ein Teilgebiet der Philosophie Einzug in den Kanon der offiziell geförderten Wissenschaften hielt. Bei dieser partiellen Entscheidung blieb es jedoch nicht. Denn man konnte die aristotelische Logik (mitsamt der Kategorienlehre) nicht übernehmen, ohne über die aristotelische Ontologie (mitsamt ihren Konsequenzen für die Physik und die Metaphysik) nachzudenken. Das geschah denn auch in der Folgezeit mit dem Ergebnis, dass die islamische Theologie weitere wichtige Anregungen aus der Philosophie aufnahm. Diese Entwicklung zeigt sich bereits an der Struktur der theologischen Werke. Sie veränderte sich vom späten 12.

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