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Alfred Brehm: Der Baummarder - Biologie.

Publié le 09/06/2013

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Alfred Brehm: Der Baummarder - Biologie. Alfred Brehm schildert in dem folgenden Auszug aus Brehms Thierleben das Leben des Baummarders, der heute in der Roten Liste gefährdeter Arten geführt wird. Brehm war zwar von der Schönheit dieses kleinen Raubtieres und seiner Jungenfürsorge beeindruckt, geißelte aber zugleich seine ,,Blutgier" und seine ,,Untaten" gegenüber dem Jagdwild. Brehm: Der Baummarder Als vorzüglichstes Mitglied der Sippe gilt uns der Edel-, Baum- oder Buchmarder (Martes abietum), ein ebenso schönes als bewegliches Raubtier von etwa 55 Zentimeter Leibes- und 30 Zentimeter Schwanzlänge. Der Pelz ist oben dunkelbraun, an der Schnauze fahl, an der Stirn und den Wangen lichtbraun, an den Körperseiten und dem Bauche gelblich, an den Beinen schwarzbraun und an dem Schwanze dunkelbraun. Ein schmaler dunkelbrauner Streifen zieht sich unterhalb der Ohren hin. Zwischen den Hinterbeinen befindet sich ein rötlichgelber, dunkelbraun gesäumter Flecken, der sich zuweilen in einem schmutziggelben Streifen bis zur Kehle fortzieht. Diese und der Unterhals sind schön dottergelb gefärbt, und hierin liegt das bekannteste Merkmal unseres Tieres. (...) Das Vaterland des Edelmarders erstreckt sich über alle bewaldeten Gegenden der nördlichen Erdhälfte. In Europa findet er sich in Skandinavien, Rußland, England, Deutschland, Frankreich, Ungarn, Italien und Spanien, in Asien bis zum Altai, südlich bis zu den Quellen des Jenissei. Solch ausgedehntem Verbreitungskreise entsprechend, ändert er namentlich in seinem Felle nicht unwesentlich ab. (...) Der Edelmarder bewohnt die Laub- und Nadelwälder und findet sich um so häufiger, je einsamer dichter und finsterer dieselben sind. Er ist ein echtes Baumtier und klettert so meisterhaft, daß ihn kein anderes Raubsäugetier hierin übertrifft. Hohle Bäume, verlassene Nester von wilden Tauben, Raubvögeln und Eichhörnchen wählt er am liebsten zu seinem Lager; selten sucht er auch in Felsenritzen eine Zufluchtsstelle. Auf seinem Lager ruht er gewöhnlich während des ganzen Tages; mit Beginn der Nacht aber, meist schon vor Sonnenuntergang, geht er auf Raub aus und stellt nun allen Geschöpfen nach, von denen er glaubt, daß er sie bezwingen könnte. Vom Rehkälbchen und Hasen herab bis zur Maus ist kein Säugetier vor ihm sicher. Er beschleicht und überfällt sie plötzlich und würgt sie ab. Daß er sich, mindestens zuweilen, auch an junge oder schwache Rehe wagt, ist neuerdings von mehreren Forstleuten beobachtet worden. Dem Förster Schaal wurden zwei zerrissene und verendetet Rehkälber eingeliefert; unser Gewährsmann schrieb aber die Untat schwachen Hunden zu, bis er gelegentlich eines Pürschganges den Edelmarder auf einem Rehkalbe, dessen Klagen ihn herbeigelockt hatten, sitzen sah und dieses bei näherer Untersuchung genau in derselben Weise wie die früheren verwundet fand; Oberförster Kogho berichtet von ähnlichen Fällen. Gleichwohl gehört es zu den seltenen Vorkommnissen, daß dieser sich an so große Säugetiere wagt; das beliebteste Haarwild, das er jagt, sind und bleiben die baumbewohnenden Nager, insbesondere Eichhörnchen und Bilche. Unter dieser ebenso niedlichen als nichtsnutzigen, beziehentlich schädlichen Sippschaft richtet er arge Verheerungen an, wie ich dies gelegentlich der Beschreibung des Eichhörnchens zu schildern haben werde. Daß er ein sonstwie ihm sich bietendes Säugetier, das bewältigen zu können er glaubt, nicht verschmäht, ist selbstverständlich, weil Marderart. Einen Hasen überfällt er im Lager oder während jener sich äset; die Wasserratte soll er sogar in ihrem Elemente verfolgen. Ebenso verderblich wie unter den Säugetieren haust der Edelmarder übrigens auch unter den Vögeln. Alle Hühnerarten, die bei uns leben, haben in ihm einen furchtbaren Feind. Leise und geräuschlos schleicht er zu ihren Schlafplätzen hin, mögen diese nun Bäume oder der flache Boden sein; ehe noch die sonst so wachsame Henne eine Ahnung von dem blutgierigen Feinde bekommt, sitzt dieser ihr auf dem Nacken und zermalmt ihr mit wenigen Bissen den Hals oder reißt ihr die Schlagadern auf, an dem herausfließenden Blute gierig sich labend. Außerdem plündert er alle Nester der Vögel aus, sucht die Bienenstöcke heim und raubt dort den Honig oder geht den Früchten nach und labt sich an allen Beeren, die auf dem Boden wachsen, frißt auch Birnen, Kirschen und Pflaumen. Wenn ihm Nahrung im Walde zu mangeln beginnt, wird er dreister; in der höchsten Not kommt er zu den menschlichen Wohnungen. Hier besucht er die Hühnerställe und Taubenhäuser und richtet Verwüstungen an wie kein anderes Tier, mit Ausnahme der Glieder seiner eigenen Sippschaft. Er würgt weit mehr ab, als er verzehren kann, oft den ganzen Stall, und nimmt nur eine einzige Henne oder eine einzige Taube mit sich weg. So wird er der gesamten kleinen Tierwelt wahrhaft verderblich und ist deshalb fast mehr gefürchtet als jedes andere Raubtier. Ende Januar oder Anfang Februar beginnt die Rollzeit. Der Beobachter, der bei Mondschein in einem großen Walde unsern Strauchdieb zufällig entdeckt, sieht jetzt mehrere Marder im tollsten Treiben auf den Bäumen sich bewegen. Fauchend und knurrend jagen sich die verliebten Männchen, und wenn beide gleich stark sind, gibt es im Gezweige einen tüchtigen Kampf zur Ehre des Weibchens, das nach Art ihres Geschlechts an diesem eifersüchtigen Treiben Gefallen zu finden scheint und die verliebten Bewerber längere Zeit hinhält, bis es endlich dem stärksten sich ergibt. Nach neunwöchentlicher Tragzeit, also zu Ende des März oder im Anfang des April, wirft das Weibchen drei bis vier Junge in ein mit Moos ausgefüttertes Lager in hohle Bäume, selten in Eichhorn- oder Elsternester oder in eine Felsenritze. Die Mutter sorgt mit aufopfernder Liebe für die Familie und geht, voll Besorgnis sie zu verlieren, niemals aus der Nähe des Lagers. Schon nach wenigen Wochen folgen die Jungen der Alten bei ihren Lustwandelungen auf die Bäume nach und springen auf den Ästen munter und hurtig umher, werden von der vorsichtigen Alten auch in allen Leibesübungen tüchtig eingeschult und bei der geringsten Gefahr gewarnt und zur eiligen Flucht angetrieben. Solche Junge kann man ziemlich leicht auffüttern und anfangs mit Milch und Semmel, später mit Fleisch, Eiern, Honig und Früchten lange erhalten. (...) Man verfolgt den Edelmarder überall auf das nachdrücklichste, weniger um seinem Würgen zu steuern, als vielmehr, um sich seines wertvollen Felles zu bemächtigen. Am leichtesten erlegt man ihn bei frischem Schnee, weil dann nicht bloß seine Fährte auf dem Boden, sondern auch die Spur auf den beschneiten Ästen verfolgt werden kann. Zufällig bemerkt man ihn wohl auch ab und zu einmal im Walde liegen, gewöhnlich der Länge nach ausgestreckt auf einem Baumaste. Von dort aus kann man ihn leicht herabschießen und, wenn man gefehlt hat, oft noch einmal laden, weil er sich manchmal nicht von der Stelle rührt und den Jäger unverwandt im Auge behält. (...) Das Pelzwerk des Edelmarders ist das kostbarste aller unserer einheimischen Säugetiere und ähnelt in seiner Güte am meisten dem eines Zobels. Die schönsten Felle liefert Norwegen, die nächstbesten Schottland; die übrigen, in der hier eingehaltenen Reihe abnehmend, kommen aus Italien, Schweden, Norddeutschland, der Schweiz, der Tatarei, Rußland, der Türkei und Ungarn. Man schätzt diesen Pelz ebenso seiner Schönheit wie seiner Leichtigkeit halber. Brehms Thierleben. Band 5. Hamburg 1927, S. 41ff. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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