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Alfred Brehm: Unsere Rauchschwalbe - Biologie.

Publié le 09/06/2013

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Alfred Brehm: Unsere Rauchschwalbe - Biologie. Obwohl die wissenschaftliche Vogelberingung erst fünf Jahre nach dem Tod Alfred Brehms eingeführt wurde, wusste dieser - auch auf Grund eigener Beobachtungen während seiner Afrikaexpedition - um die Saisonwanderungen der Rauchschwalbe. Schon Brehm verweist auf die Gefahren für Zugvögel, die vom Singvogelfang in Südeuropa ausgehen; Singvögel wurden seinerzeit aber durchaus auch in Mitteleuropa in großer Zahl gefangen. Alfred Brehm: Unsere Rauchschwalbe Das Brutgebiet der Rauchschwalbe umfaßt ganz Europa diesseits des Polarkreises und ebenso West- und Mittelasien, ihr Wandergebiet außerdem Afrika und Südasien nebst den großen Eilanden im Süden des Erdteiles. Sie ist es, die seit altersgrauer Zeit freiwillig dem Menschen sich angeschlossen und in seinem Hause Herberge genommen hat, die, falls der Mensch ihr gestattet, sich im Palaste wie in der Hütte ansiedelt und nur da, wo alle geeigneten Wohnungen fehlen, sich mit passenden Gesimsen steiler Felsenwände behilft, aber noch heutzutage diese mit dem ersten feststehenden Hause vertauscht, das in solcher Wildnis errichtet wurde; sie versucht selbst in der beweglichen Jurte des Wanderhirten Heimatsrechte zu gewinnen. Ihre Anhänglichkeit an das Wohnhaus des Menschen hat ihr dessen Liebe erworben, ihr Kommen und Gehen im Norden der Erde sie von alters her als Boten und Verkündiger guter und böser Tage scheinen lassen. Die Rauschschwalbe trifft durchschnittlich zwischen dem 1. und 15. April, ausnahmsweise früher, selten später, bei uns ein und verweilt in ihrer Heimat bis Ende September oder Anfang Oktober, Nachzügler selbstverständlich abgerechnet. Während der Zugzeit sieht man sie in ganz Afrika. Bis zu den Ländern am Vorgebirge der Guten Hoffnung dringt sie vor, und ebenso ist sie in allen Tiefländern Indiens, auf Ceylon und den Sundainseln Wintergast. Gelegentlich ihrer Wanderung überfliegt sie Länderstrecken, die jahraus jahrein verwandte Schwalben beherbergen und diesen also alle Erfordernisse zum Leben bieten müssen, ohne hier auch nur zu rasten. So sah ich sie bereits am 13. September im südlichen Nubien erscheinen, so beobachtete ich sie auf ihrem Rückzuge nur wenige Tage früher, als sie bei uns einzutreffen pflegt, in Chartum, am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil, zwischen dem 15. und 16. Grade nördlicher Breite. Höchst selten kommt es vor, daß im Inneren Afrikas noch im Hochsommer eine Rauchschwalbe gesehen wird, und ebenso selten begegnet man einer im Winter in Ägypten oder sonstwo im Norden des Erdteiles. Unmittelbar nach ihrer Heimkehr findet sie sich bei ihrem alten Neste ein, oder schreitet zur Erbauung eines neuen. Damit beginnt ihr Sommerleben mit all seinen Freuden und Sorgen. (...) Sie jagt nur im Fluge und zeigt sich unfähig, sitzende Beute aufzunehmen. Deshalb gerät sie bei länger anhaltendem Regenwetter, das die Kerfe in ihre Schlupfwinkel bannt, oft in harte Not und müht sich ängstlich, die festsitzenden durch nahes Vorüberstreichen aufzuscheuchen und zum Fliegen zu bringen. Je nach Witterung und Tageszeit jagt sie in höheren oder tieferen Schichten der Luft und ist deshalb dem Volke zum Wetterpropheten geworden. Gute Witterung deckt ihren Tisch reichlich und erhöht ihren frischen Mut, schlechtes Wetter läßt sie darben und macht sie still und traurig. Sie bedarf, ihrer großen Regsamkeit halber, unverhältnismäßig viel an Nahrung und frißt, solange sie sich fliegend bewegt. Das Verzehrte verdaut sie rasch; die unverdaulichen Überreste der Mahlzeit, Flügeldecken, Schilder und Beine der Kerfe, speit sie zu Gewöllen geballt wieder aus. Durch Anlage und Bau des Nestes unterscheidet sich die Rauchschwalbe von ihren deutschen Verwandten. Falls es irgend möglich, baut sie das Nest in das Innere eines Gebäudes, so, daß es von oben her durch eine weit überragende Decke geschützt wird. Ein Tragbalken an der Decke des Kuhstalles oder der Flur des Bauernhauses, ein Dachboden, den die besenführende Magd meidet, oder irgend eine andere Räumlichkeit, die eher den Farbensinn eines Malers als das Reinlichkeitsgefühl einer Hausfrau befriedigt, mit kurzen Worten, alternde, verfallende, mehr oder minder schmutzige, vor Zug und Wetter geschützte Räume sind die Nistplätze, die sie besonders liebt. Hier kann es vorkommen, daß förmliche Siedelungen entstehen. Das Nest selbst wird an dem Balken oder an der Wand, am liebsten an rauhen und unten durch vorspringende Latten, Pflöcke und dergleichen verbesserten Stellen festgeklebt. Es ähnelt etwa dem Vierteile einer Hohlkugel; seine Wände verdicken sich an der Befestigungsstelle; der im ganzen wagerecht stehende Rand zieht sich hier meist auch etwas höher hinauf. Die Breite beträgt ungefähr 20, die Tiefe 10 cm. Der Stoff ist schlammige oder mindestens fette Erde, die klümpchenweise ausgeklaubt, mit Speichel überzogen und vorsichtig angeklebt wird. Andere Stoffe verwendet sie selten; doch erhielt ich ein Nest, das einzig und allein aus zertrümmerter Knochenkohle bestand und in üblicher Weise zusammengekleistert worden war. Feine, zwischen die Nestwände eingelegte Halme und Haare tragen zur besseren Festigung bei; das eigentliche Bindemittel aber ist der Speichel. Bei schöner Witterung vollendet ein Schwalbenpaar das Aufmauern der Nestwandungen innerhalb 8 Tagen. Hierauf wird der innere Raum mit zarten Hälmchen, Haaren, Federn und ähnlichen weichen Stoffen ausgekleidet, und die Kinderwiege ist vollendet. Ein an geschützten Orten stehendes Schwalbennest dient lange, lange Jahre, vielleicht nicht seinen Erbauern allein, sondern auch nachfolgenden Geschlechtern. Etwaige Schäden bessert das Paar vor Beginn der Brut sorgfältig aus; die innere Ausfüllung wird regelmäßig erneuert, im übrigen jedoch nichts an dem Baue verändert, solange er besteht. (...) Ungeachtet ihrer Gewandtheit und trotz ihrer Anhänglichkeit an den Menschen droht der Schwalbe mancherlei Gefahr. Bei uns zu Lande ist der Baumfalke der gefährlichste von allen natürlichen Feinden; in Südasien und Mittelafrika übernehmen andere seines Geschlechtes seine Rolle. Die jungen Schwalben werden durch alle Raubtiere, welche im Inneren des Hauses ihr Wesen treiben, und mehr noch durch Ratten und Mäuse gefährdet. Zu diesen Feinden gesellt sich hier und da der Mensch. In Italien wie in Spanien werden alljährlich Hunderttausende von Schwalben durch Bubenjäger vertilgt, obgleich ein Sprichwort der Spanier sagt, daß derjenige, welcher eine Schwalbe umbringe, seine Mutter töte. Brehms Tierleben. Allgemeine Kunde des Tierreichs. Vögel, Band 2. Leipzig 1893, S. 519-524. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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