Der lutherische Sinn von Rose und Kreuz
Publié le 22/02/2012
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Gemessen am urpsrünglich lutherischen Sinn von Rose und Kreuz ist
die Differenz von Hegel und Goethe in ihrer Stellung zum Christentum
unbedeutend. Der Sinn von Luthers Wappen, welches ein schwarzes
Kreuz inmitten eines von weißen Rosen umgebenen Herzens darstellt,
ergibt sich aus der Umschrift: »Des Christen Herz auf Rosen
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geht, wenn's mitten unterm Kreuze steht.« Den genaueren Sinn seines
Wappens hat Luther in einem Brief von 1530 an Lazarus Spengler erklärt:
»Weil ihr begehrt zu wissen, ob mein Petschaft recht troffen sei,
will ich euch mein erste Gedanken anzeigen zu guter Gesellschaft, die
ich auf mein Petschaft wollt fassen, als in ein Merkzeichen meiner
Theologie. Das erst sollt ein Kreuz sein: schwarz im Herzen, das seine
natürliche Farbe hätte, damit ich mir selbs Erinnerung gäbe, daß der
Glaube an den Gekreuzigten uns selig machet. Denn so man von Herzen
glaubt, wird man gerecht. Obs nun wohl ein schwarz Kreuz ist,
mortificiret, und soll auch wehe tun, noch läßt es das Herz in seiner
Farbe, verderbt die Natur nicht, das ist, es tötet nicht, sondern behält
lebendig. - Justus enim fide vivet, sed fide crucifixi. - Solch Herz
aber soll mitten in einer weißen Rosen stehen, anzuzeigen, daß der
Glaube Freude, Trost und Friede gibt, und kurz in eine weiße fröhliche
Rosen setzt, nicht wie die Welt Fried und Freude gibt, darumb
soll die Rose weiß, und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister
und aller Engel Farbe. Solche Rose Jtehet im himmelfarben Felde,
daß solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlischen
Freude zukunftig; itzt wohl schon drinnen begriffen, und durch
Hoffnung gefasset, aber noch nicht offenbar.« In einer Antithese zusammengefaßt
heißt es auf einem mit dem Wappen versehenen Blatt
von 1543: »Weil Adam lebt (das ist sündigt), verschlingt der Tod
das Leben. Wenn aber Christus stirbt (das ist gerecht wird), verschlingt
das Leben den Tod.«
Diese christliche Ausdeutung von Kreuz und Rose steht ebensosehr im
Gegensatz zur vernünftigen Umdeutung Hegels wie zu der humanen
von Goethe. Denn das Herz des Christen ist paradoxerweise gerade
dann auf Rosen gebettet, wenn es, in der Nachfolge Christi, das
Kreuz des Leidens auf sich nimmt und also mitten »unterm« Kreuze
steht. Das christlich verstandene Kreuz ist weder durch Humanität
gemildert, noch hat es die Rose als vernünftiges Zentrum in sich, sondern
es ist so widermenschlich und wider-vernünftig wie überhaupt im
Verhältnis zum natürlichen Menschen, d. i. Adam, der Christ. Darum
kann man auch nur in einem sehr abgeschwächten Sinn von Hegels
und Goethes Protestantismus sprechen.
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