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der Philosophie

Publié le 22/02/2012

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Am Ende einer Vollendung befindet sich auch die Philosophie. In den Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie, am Schluß sowohl wie am Anfang, hat Hegel seinen eigenen Standpunkt der philosophischen Vollendung begriffen und das Reich des Gedankens zum Abschluß gebracht. Nach seiner Periodisierung der Geschichte der Philosophie steht sein eigenes System am Ende der dritten Epoche. Die erste Epoche reicht von Thaies bis Procius und umfaßt den Anfang und Niedergang der antiken Welt. Auf ihrem vollendeten Höhepunkt, bei Procius, geschieht die antike Versöhnung des Endlichen und Unendlichen, der irdischen und göttlichen Welt. Die zweite Epoche reicht vom Beginn der christlichen Zeitrechnung bis zur Reformation. In ihr geschieht auf einer höheren Stufe wieder dieselbe Versöhnung des Irdischen und des Göttlichen, um in der dritten Epoche, in der christlichen Philosophie von Descartes bis Hegel, zuletzt durch diesen vollendet zu werden.98 Die philosophischen Systeme dieser letzten Epoche bringen die zunächst nur geglaubt gewesene Versöhnung im Denken begreifend hervor.99 Sie alle sind im Prinzip nichts anderes als mehr oder minder vollständige Weisen der Einigung; an ihrem vollen Ende steht Hegels absolutes System: der absolute, christliche Geist, der sich in seinem Element, der Wirklichkeit, als der seinen begreift. Die wirkliche Welt ist damit im christlichen Sinne »geistig« geworden. Gemäß dieser Konstruktion der Epochen ist Hegels Geschichte des Geistes nicht nur vorläufig an beliebiger Stelle geschlossen, sondern definitiv und bewußt »beschlossen«.100 Auch ihre logische Form ist aus diesem geschichtlichen Grunde kein Urteil, sondern ein »Schluß«, ein Zusammenschluß von Anfang und Ende. Dieser Beschluß der Geschichte der Philosophie ist wie der Schluß der Phänomenologie, der Logik und Encyclopädie kein zufälliges bis hierher Gekommensein, sondern ein am »Ziel«- und deshalb ein »Resultat«-sein. Gleich Pro- 52 clus hat Hegel nun die Welt des christlichen Logos zur absoluten Totalität der konkret organisierten Idee zusammengeschlossen und damit das Ganze der drei Epochen beschlossen. Mit Bezug auf Proclus bemerkt er, daß eine solche Vereinigung aller Systeme in einem übergreifenden, totalen System kein bloßer Eklektizismus sei, sondern eine »tiefere Erkenntnis der Idee«, wie sie eintreten müsse »von Zeit zu Zeit«, d. h. im Abstand von Epochen.101 Bei Proclus stehe der Weltgeist an einer großen »Umkehr« vor dem absoluten »Bruch«, d. i. dem Einbruch des Christentums in die heidnische Welt. Die Göttlichkeit des Wirklichen sei für Proclus noch ein abstraktes Ideal gewesen, ehe es in der bestimmten Einzelheit des Gottmenschen Christus irdische Wirklichkeit wurde. Damit erst war die Sehnsucht der antiken Welt erfüllt und das Geschäft der Welt: sich mit dem Geiste auszusöhnen, ist von da ab der christlich-germanischen Welt übertragen. In einem Brief an Creuzer102 schreibt Hegel ebenfalls von dem »ungeheuren Schritt«, der vornehmlich des Proclus Verdienst sei und der wahre Wendepunkt des Übergangs der alten Philosophie in das Christentum. Eben einen solchen Schritt gelte es »jetzt wieder« zu machen. Es scheine ihm daher nichts so sehr an der Zeit zu sein als Creuzers neue Ausgabe des Proclus.103 Was ergibt sich aber daraus für Hegels Vollendung der christlichen Philosophie? Doch offenbar dies, daß sie ein letzter Schritt vor einer großen Umkehr und einem Bruch mit dem Christentum ist. Dann ist aber Hegels Vollendung der antiken und christlichen Philosophie dasselbe, was sie bei Proclus war: eine »Versöhnung des Verderbens«. Ihr höchster Hervorgang ist gleichzeitig mit dem Beginn eines Untergangs, zu einer Zeit, wo »alles in Auflösung und Streben nach einem Neuen begriffen ist«.104 So ist die alexandrinische Philosophie die letzte Blüte des untergehenden römischen Reichs, und nicht anders ist es im IJ. und 16. Jahrhundert beim Abschluß der zweiten Epoche gewesen, als das germanische Leben des Mittelalters eine veränderte Form gewann. »Die Philosophie fängt an mit dem Untergang einer reellen Welt; wenn sie auftritt ..., Grau in Grau malend, so ist die Frische der Jugend, der Lebendigkeit schon fort; und es ist ihre Versöhnung eine Versöhnung nicht in der Wirklichkeit, sondern in der ideellen Welt. Die Philosophen in Griechenland haben sich von den Staatsgeschäften zurückgezogen; sie sind Müßiggänger, wie das Volk sie nannte, und haben sich in die Gedankenwelt zurückgezogen. Es ist dies eine wesentliche Bestimmung, die bewährt wird in der Geschichte der Philosophie selbst.« 105 Auch Hegels Staatsphilosophie malt Grau in Grau 53 und will die »fertig« gewordene Welt nicht verjüngen, sondern nur noch erkennen. Als ein solches Erkennen ist sie ein Anerkennen, eine Versöhnung mit dem »was ist«. Der Gedanke ist nun ganz bei sich, und zugleich umfaßt er als organisierte Idee das Universum als »intelligent« gewordene, einsichtig-durchsichtige Welt. Die gesamte vorhandene »Gegenständlichkeit« ist eins geworden mit ihrer »Selbsterzeugung «. »Es scheint, daß es dem Weltgeist jetzt gelungen ist, alles fremde, gegenständliche Wesen von sich abzutun und sich endlich als absoluten Geist zu erfassen, und was ihm gegenständlich wird, aus sich zu erzeugen und es, mit Ruhe dagegen, in seiner Gewalt zu behalten. «106 In dieser Einheit von Gegenständlichkeit und Selbsttätigkeit liegt der erfüllt-vollendete Sinn der »neuen« Epoche beschlossen. Nur auf Grund dieser endgeschichtlichen Intention ist Hegels Beschluß der Geschichte der Philosophie in seinem ganzen Pathos und Gewicht zu verstehen: »Bis hierher ist nun der Weltgeist gekommen. Die letzte Philosophie ist das Resultat aller früheren; nichts ist verloren, alle Prinzipien sind erhalten. Diese konkrete Idee ist das Resultat der Bemühungen des Geistes durch fast 2500 Jahre (Thaies wurde 640 v. Chr. geboren), seiner ernsthaftesten Arbeit, sich selbst objektiv zu werden, sich zu erkennen: Tantae molis erat se ipsam cognoscere mentem. « Die Zweisinnigkeit von Hegels Vollendung als Erfüllung und Endung bekundet sich in der Veränderung von Vergils »romanam condere gentem« 107 in ein »se ipsam cognoscere mentem«. Diese Umformung besagt: um das römische Weltreich erst einmal zu begründen, war dieselbe Mühe erfordert wie zuletzt, um sich endlich im geistigen Reich zu ergründen. Indem Hegel mit dem »Mut der Erkenntnis« eine Epoche von zweieinhalb Jahrtausenden abschloß und eben damit auch eine neue erschloß, hat er in der Tat die Geschichte des christlichen Logos beendet. Was er selbst von der Kunst sagt, daß sie das absolute Interesse verliert, sobald »alles heraus ist«, und daß ihre Nachfolger gezwungen sind, sich gegen die gesamte Vergangenheit zu erheben, dasselbe gilt infolge seiner Vollendung nun auch von der in ihm beschlossenen Philosophie: eine ganze Welt der Sprache, Begriffe und Bildung ging mit Hegels Geschichte des Geistes zu Ende. An diesem Ende beginnt unsere eigenste »Geistes-Geschichte« — wie ein lucus a non lucendo. Hegel hat dem endgeschichtlichen Sinn der von ihm vollbrachten Vollendung keinen direkten, wohl aber einen mittelbaren Ausdruck gegeben. Er bekundete ihn dadurch, daß er im erinnernden Rückblick auf das Gewesene denkt, im »Greisenalter des Geistes«, und zugleich 54 im fragenden Vorblick auf ein mögliches Neuland des Geistes, wobei er jedoch von einem Wissen ausdrücklich absieht. Spärliche Hinweise auf Amerika, das seit dem Beginn des Jahrhunderts als das künftige Land der Freiheit galt, fassen die Möglichkeit ins Auge, daß der Weltgeist aus Europa ausziehen könnte. »Amerika ist somit das Land der Zukunft, in welchem sich in vor uns liegenden Zeiten... die weltgeschichtliche Wichtigkeit offenbaren soll; es ist ein Land der Sehnsucht für alle die, welche die historische Rüstkammer des alten Europa langweilt. Napoleon soll gesagt haben: cette vieille Europe m'ennuie. Aber was bis jetzt sich dort ereignet, ist nur der Widerhall der alten Welt und der Ausdruck fremder Lebendigkeit, und als ein Land der Zukunft geht es uns hier überhaupt nichts an.« Desgleichen beschließt Hegel einen Hinweis auf die künftige Bedeutung der slawischen Welt, die er als ein »Mittelwesen« in dem Kampf des christlichen Europa mit Asien verstand, mit dem Satz, daß er diese ganze Masse aus der Behandlung ausschließe, weil sie bisher nicht als ein selbständiges Moment in der Reihe der Gestaltungen der Vernunft aufgetreten sei: »Ob dies in der Folge geschehen werde, geht uns hier nichts an.« 108 Weniger zurückhaltend drückt sich Hegel in einem Brief an seinen Schüler, den Baron Boris von Uxküll, aus, dessen Inhalt Rosenkranz überliefert hat.109 Europa, heißt es dort, sei bereits eine Art Käfig geworden, in dem nur noch zwei Sorten von Menschen sich frei zu bewegen scheinen: diejenigen, welche selbst zu den Verschließern gehören, und diejenigen, welche sich in diesem Käfig einen Platz ausgesucht haben, wo sie weder für noch wider die Drähte zu agieren haben. Wenn aber die Dinge so liegen, daß man sich mit ihrem Zustand nicht wahrhaft vereinigen kann, dann sei es vorteilhafter, sich selbst auf gut epikuräisch zu leben und als Privatperson für sich zu bleiben — eine Stellung, die zwar die eines Zuschauers, aber doch auch von großer Wirksamkeit sei. Diesem europäischen Käfig stellt Hegel Rußlands Zukunft gegenüber. Die andern, modernen Staaten haben anscheinend das Ziel ihrer Entwicklung schon erreicht und vielleicht den Kulminationspunkt bereits überschritten, ihr Zustand sei statarisch geworden; wogegen Rußland in seinem Schoß eine »ungeheure Möglichkeit von Entwicklung seiner intensiven Natur« trage.110 - Es ist höchst unglaubwürdig, daß Hegel, wie es Rosenkranz deuten möchte, hier nur gescherzt hat, um seinen russischen Freund aufzumuntern. Vielmehr nahm er gerade in diesem Brief die Stimmung der Folgezeit ahnend vorweg, nachdem er schon selber in der Rechtsphilosophie »Grau in Grau« gemalt hatte. Zehn Jahre später wurde seine Versöhnung mit dem, was ist, durch 55 die Julirevolution von neuen Entzweiungen angegriffen und durch eine »zwecklose Neuerungssucht« in Frage gestellt, gegen die er sich machtlos fühlte, während seine nächsten Schüler den Anstoß aus der politischen Wirklichkeit in seine Philosophie übertrugen. Ein universitätspolitisches Zerwürfnis mit E. Gans, dem späteren Herausgeber der Hegeischen Geschichts- und Rechtsphilosophie, von dessen freiheitlicher Auslegung des Rechts der Weg weiter zu Rüge, Marx und Lassalle führt, verbitterte ihm die letzten Monate seines Lebens.111 Die Möglichkeit des Fortgangs zu einer neuen Entzweiung ist aber auch schon in Hegels eigenem geschichtlichen Bewußtsein angelegt und vorgesehen. Denn das philosophische Wissen um das Substanzielle der Zeit geschieht zwar im Geiste der ihm zugehörigen Zeit und ist also nur »formell«, als gegenständliches Wissen, darüber hinaus. Zugleich ist aber mit diesem sich abhebenden Darüberwissen auch ein Unterschied gesetzt, der zu einer weiteren Entwicklung treibt: der Unterschied »zwischen dem Wissen und dem was ist«. Daraus ergibt sich die Möglichkeit und Notwendigkeit eines Fortgangs zu neuen Entzweiungen sowohl in der Philosophie wie in der Wirklichkeit. »So ist der formelle Unterschied auch ein realer, wirklicher Unterschied. Dies Wissen ist es dann, was eine neue Form der Entwicklung hervorbringt. « 112 Das Wissen revolutioniert durch seine freie Form auch den substanziellen Gehalt. Die sich vollendende Philosophie wird zur Geburtsstätte des Geistes, der später zu einer wirklichen, neuen Gestaltung drängt.113 Und in der Tat ist Hegels Abschluß der Geschichte des Wissens die Geburtsstätte geworden, aus der das geistige und politische Geschehen des 19. Jahrhunderts entsprang. Wenige Jahre nach seinem Tode hat Heine am Schluß seiner »Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland« (1834) den Franzosen die Augen zu öffnen versucht für die leibhaftige Revolution, welche aus der Reformation und der deutschen Philosophie hervorgehen könnte: »Mich dünkt, ein methodisches Volk, wie wir, mußte mit der Reformation beginnen, konnte erst hierauf sich mit der Philosophie beschäftigen und durfte nur nach deren Vollendung zur politischen Revolution übergehen. Diese Ordnung finde ich ganz vernünftig. Die Köpfe, welche die Philosophie zum Nachdenken benutzt hat, kann die Revolution nachher zu beliebigen Zwecken abschlagen. Die Philosophie hätte aber nimmermehr die Köpfe gebrauchen können, die von der Revolution, wenn diese ihr vorherging, abgeschlagen worden wären. Laßt euch aber nicht bange sein, ihr deutschen Republikaner; die deutsche Revolution wird darum nicht milder und sanfter ausfallen, weil ihr die Kantsche 56 Kritik, der Fichtesche Transzendentalidealismus und gar die Naturphilosophie vorausging. Durch diese Doktrinen haben sich revolutionäre Kräfte entwickelt, die nur des Tages harren, wo sie hervorbrechen und die Welt mit Entsetzen und Bewunderung erfüllen können. Es werden Kantianer zum Vorschein kommen, die auch in der Erscheinungswelt von keiner Pietät etwas wissen wollen und erbarmungslos mit Schwert und Beil den Boden unseres europäischen Lebens durchwühlen, um auch die letzten Wurzeln der Vergangenheit auszurotten. Es werden bewaffnete Fichteaner auf den Schauplatz treten, die in ihrem Willensfanatismus weder durch Furcht noch durch Eigennutz zu bändigen sind..., ja, solche Transzendentalidealisten wären bei einer gesellschaftlichen Umwälzung sogar noch unbeugsamer als die ersten Christen, da diese die irdischen Marter ertrugen, um dadurch zur himmlischen Seligkeit zu gelangen, der Transzendentalidealist aber die Marter selbst für eitel Schein hält und unerreichbar ist in der Verschanzung des eigenen Gedankens. Doch noch schrecklicher als alles wären Naturphilosophen, die handelnd eingriffen in eine deutsche Revolution und sich mit dem Zerstörungswerk selbst identifizieren würden. Denn wenn die Hand des Kantianers stark und sicher zuschlägt, weil sein Herz von keiner traditionellen Ehrfurcht bewegt wird; wenn der Fichteaner mutvoll jeder Gefahr trotzt, weil sie für ihn in der Realität gar nicht existiert; so wird der Naturphilosoph dadurch furchtbar sein, daß er mit den ursprünglichen Gewalten der Natur in Verbindung tritt, daß er die dämonischen Kräfte des altgermanischen Pantheismus beschwören kann, und daß alsdann in ihm jene Kampflust erwacht, die wir bei den alten Deutschen finden und die nicht kämpft, um zu vernichten, noch um zu siegen, sondern bloß um zu kämpfen. Das Christentum - und das ist sein schönstes Verdienst — hat jene brutale germanische Kampflust einigermaßen besänftigt, konnte sie jedoch nicht zerstören, und wenn einst der zähmende Talisman, das Kreuz, zerbricht, dann rasselt wieder empor die ... unsinnige Berserkerwut, wovon die nordischen Dichter so viel singen und sagen. Jener Talisman ist morsch, und kommen wird der Tag, wo er kläglich zusammenbricht... Ich rate euch, ihr Franzosen, verhaltet euch alsdann sehr stille, und bei Leibe! hütet euch zu applaudieren. Wir könnten das leicht mißverstehen und euch, in unserer unhöflichen Art, etwas barsch zur Ruhe verweisen ... Ich meine es gut mit euch, und deshalb sage ich euch die bittere Wahrheit. Ihr habt von dem befreiten Deutschland mehr zu fürchten als von der ganzen heiligen Alliance mitsamt allen Kroaten und Kosaken ... Was 57 man eigentlich gegen euch vorbringt, habe ich nie begreifen können. Einst im Bierkeller zu Göttingen äußerte ein junger Altdeutscher, daß man Rache an den Franzosen nehmen müsse für Konradin von Stauffen, den sie zu Neapel geköpft. Ihr habt das gewiß längst vergessen. Wir aber vergessen Nichts. Ihr seht, wenn wir mal Lust bekommen, mit euch anzubinden, so wird es uns nicht an triftigen Gründen fehlen. Jedenfalls rate ich euch daher, auf eurer Hut zu sein. Es mag in Deutschland vorgehen, was da wolle, es mag der Kronprinz von Preußen oder der Doktor Wirth zur Herrschaft gelangen, haltet euch immer gerüstet ... Ich meine es gut mit euch, und es hat mich schier erschreckt, als ich jüngst vernahm, eure Minister beabsichtigten, Frankreich zu entwaffnen. — Da ihr trotz eurer jetzigen Romantik gegeborene Klassiker seid, so kennt ihr den Olymp. Unter den nackten Göttern und Göttinnen ... seht ihr eine Göttin, die, obgleich umgeben von solcher Freude und Kurzweil, dennoch immer einen Panzer trägt und den Helm auf dem Kopf und den Speer in der Hand behält. Es ist die Göttin der Weisheit.« Die von Heine verkündete deutsche Revolution ist damals nicht zum Ausbruch gekommen, aber was durch Hegels Schüler geschah, ist bis heute wirksam geblieben. Ein Jahrzehnt nach Heines aufreizender Warnung erschienen in ein und demselben Jahr 1843 die folgenden umstürzenden Schriften: Feuerbachs »Grundsätze der Philosophie der Zukunft«, Proudhons »De la creation de l'ordre dans l'humanite«, B. Bauers »Das entdeckte Christentum« und Kierkegaards »Entweder — Oder«. Mit Ausnahme Proudhons sind sie Schüler und Gegner von Hegel gewesen, die seine Theorie praktizierten. Durch sie wurde offenbar, daß Hegels philosophische Theologie wirklich ein Ende war und ein Wendepunkt in der Geschichte des Geistes und der alteuropäischen Bildung. An die Stelle von Hegels Vermittlung trat der Wille zu einer Entscheidung, die wieder schied, was Hegel vereint hat: Antike und Christentum, Gott und die Welt, Innerlichkeit und Äußerlichkeit, Wesen und Existenz. Andrerseits hat sich aber auch nur eine so vollendete Komposition wie die Hegeische wieder vollständig in ihre Teile auflösen können. Die kritische Schärfe der Linkshegelianer hat ihren geschichtlichen Maßstab an der Entschiedenheit von Hegels Versöhnung. Ihren faßlichsten Ausdruck fand sie in seiner Staats- und Religionsphilosophie. Auf deren Destruktion zielen auch die Bestrebungen seiner Schüler, gerade weil es ihnen um den »wirklichen« Staat und das »wirkliche« Christentum ging.

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