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Die Abdankung Kaiser Wilhelms II.

Publié le 15/06/2013

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Die Abdankung Kaiser Wilhelms II. - Geschichte. Während die Revolution in Deutschland immer weiter an Boden gewann, berieten am 9. November 1918 im deutschen Hauptquartier in Spa (Belgien) der Große Generalstab und Kaiser Wilhelm II. über die militärische und politische Lage und das weitere Vorgehen angesichts der Revolution in Deutschland: Rückeroberung des revolutionären Deutschland oder friedliche Rückkehr in die Heimat. Schon bald allerdings wurde dem Generalstab und dem Kaiser die Initiative entzogen - von der Reichsregierung in Berlin, die den Kaiser dringlich zur Abdankung aufforderte bzw. dann ohne Einverständnis des Kaisers dessen Abdankung erklärte. Der im Folgenden wiedergegebene Text ist ein Auszug aus einem Protokoll, das die in Spa anwesenden Generäle gut ein halbes Jahr später über die Vorgänge um die Abdankung Wilhelms II. veröffentlichten. Die Abdankung Kaiser Wilhelms II. (...) Währenddessen liefen fortgesetzt erneute Ferngespräche von der Reichskanzlei ein, in denen auf die sofortige Abdankung mit der Begründung gedrängt wurde, daß in Berlin heftige Straßenkämpfe stattfänden, Berlin flösse in Blut, die Truppen seien übergegangen. Nur durch sofortige Abdankung könne der Bürgerkrieg vermieden werden. Auch sei dies der einzige Weg, die Dynastie noch zu retten. Es handle sich aber nicht mehr um Stunden, sondern nur noch um Minuten. Der wiederholte Versuch des Staatssekretärs z. D. v. Hintze, den Reichskanzler Prinz Max von Baden persönlich am Telephon zu sprechen, um Einspruch gegen die Art und Form dieses Drängens einzulegen, glückte erst, nachdem die später erwähnte Wolff-Depesche über die Abdankung bereits herausgegeben war. Ebenso mißlangen die Versuche, vom Kriegsministerium oder den anderen militärischen Behörden in Berlin Auskunft über den Umfang und die Bedeutung der gemeldeten Straßenkämpfe zu erlangen. Nur mit dem Chef des Generalstabes beim Gouvernement Berlin gelang es endlich, Verbindung herzustellen. Er schilderte die Straßenkämpfe als wesentlich geringfügiger: ,,es sei keine Rede davon, daß die Straßen in Blut flössen, nur zwanzig bis dreißig Verwundete seien gemeldet, die Truppen aber in der Mehrzahl zu den Revolutionären übergegangen." Der Kaiser ließ durch den Staatssekretär v. Hintze eine Erklärung aufsetzen, daß er bereit sei, um Bürgerkrieg und Blutvergießen zu vermeiden, als Deutscher Kaiser abzudanken, aber nicht als König von Preußen. König von Preußen wolle er bleiben, auch aus dem Grunde, um nicht durch den bei seiner Abdankung ganz zweifellos erfolgenden Abgang der Mehrzahl der Offiziere die Armee führerlos zu machen und hierdurch eine Auflösung des Heeres herbeizuführen. Den Oberbefehl über dieses solle der Feldmarschall übernehmen, der Kaiser selbst aber würde bei den preußischen Truppen bleiben. Während der Niederschrift dieser Erklärung traf eine neue telephonische Mitteilung aus der Reichskanzlei ein, die Abdankungserklärung müsse binnen weniger Minuten erfolgen, sonst sei alles verloren. Als Staatssekretär v. Hintze die inzwischen vom Kaiser genehmigte und vollzogene Erklärung nach Berlin zu telephonieren begann, wurde er von der Reichskanzlei mit den Worten unterbrochen, das nütze nichts, es müsse völlige Abdankung ausgesprochen werden. Staatssekretär v. Hintze möge zuhören, was ihm jetzt telephoniert würde. Auf den hiergegen erfolgenden Einspruch des letzteren und sein Verlangen, der Reichskanzlei zunächst den Entschluß des Kaisers bekanntzugeben, gelang ihm zwar die telephonische Übermittlung desselben, im unmittelbaren Anschluß hieran wurde ihm aber eröffnet, daß bereits nachstehende Erklärung durch das Wolffsche Büro veröffentlicht wäre, die alsbald durch Funkspruch auch bei einzelnen Truppenteilen bekannt geworden ist: ,,Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Throne zu entsagen. Der Reichskanzler bleibt noch solange im Amte, bis die mit der Abdankung des Kaisers, dem Thronverzicht des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen und der Einsetzung der Regentschaft verbundenen Fragen geregelt sind. Er beabsichtigt, dem Regenten die Ernennung des Abgeordneten Ebert zum Reichskanzler ... vorzuschlagen ..." Auf den sofort erhobenen entschiedenen Protest des Staatssekretärs wurde ihm erwidert, nach den Vorgängen in Berlin wäre eine andere Entschließung Seiner Majestät, als die durch Wolff bekanntgegebene, nicht zu erwarten gewesen. Mit der vom Staatssekretär mitgeteilten Entscheidung Seiner Majestät sei nichts mehr anzufangen. Als es dem ersteren jetzt erst gelang, den Reichskanzler persönlich zu sprechen, äußerte dieser, daß er für die durch das Wolffsche Büro veröffentlichte Erklärung voll eintrete. Der Reichskanzler hatte also die Abdankung des Kaisers und Königs ohne jede Ermächtigung veröffentlichen lassen. Von einem Verzicht des Kronprinzen war bisher überhaupt nicht die Rede gewesen. Der Kronprinz war weder orientiert, noch gefragt, noch gehört worden. Auf die dem Kaiser gegen 2 Uhr nachmittags erstattete Meldung über dieses Vorgehen erklärte er: ,,Ich bin und bleibe König von Preußen und als solcher bei meinen Truppen." Er ließ den Generalfeldmarschall und den General Groener (...) von der neuen Wendung, die die Dinge genommen, in Kenntnis setzen. Um 4 Uhr nachm. begaben sich der Generalfeldmarschall, Staatssekretär v. Hintze, Generaloberst v. Plessen, Admiral Scheer, die Generäle Groener und Frhr. v. Marschall und Legationsrat v. Grünau zum Kaiser, um ihm auf Grund einer kurz vorher stattgefundenen Nachprüfung der bisherigen Verhandlungen abermals zu melden, daß militärische Kräfte weder zur Niederwerfung der Revolution, noch zur Rückgängigmachung der in Berlin ausgesprochenen Abdankung zur Verfügung ständen. Es wurde vorgeschlagen, einen Protest gegen die Abdankungserklärung aufzusetzen und vom Kaiser unterschrieben als Dokument an sicherer Stelle niederzulegen, zunächst aber nicht zu veröffentlichen. Der Kaiser war hiermit einverstanden (...) Johannes Hohlfeld (Hg.): Dokumente der Deutschen Politik und Geschichte von 1848 bis zur Gegenwart. Band 2: Das Zeitalter Wilhelms II. 1890-1918. Berlin o. J., S. 407ff. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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