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Engel - Religion.

Publié le 17/06/2013

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Engel - Religion. 1 EINLEITUNG Engel (griechisch angelos; hebräisch mal'ak), Mittler zwischen Gott und den Menschen, deren Aufgabe es ist, als ,,Bote" oder ,,Botschafter" zu fungieren. Die mythologische Figur des Engels ist in den drei großen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam beheimatet und wurzelt in der biblischen Überlieferung. Engelartige Wesen sind jedoch auch schon in den Mythen des Altertums bekannt. Dort werden sie von den Göttern ausgesandt und überbringen Botschaften, wie Hermes oder Iris im griechischen Sprachraum. Sie erweisen sich als Schutzgeister oder Wächter, sie kündigen den Tod an wie die Gesandten des Osiris in Ägypten oder geleiten die Verstorbenen ins Jenseits wie die Walküren im Norden. In der griechischen Mythologie lösen die Engelswesen als kosmische Kräfte die alten Naturgottheiten ab oder werden als Schutzgeister wirksam wie der Genius bei den Römern oder der Daimon bei den Griechen. Diese in allen Religionen Europas und des Alten Orients verbreiteten, aber in sich sehr verschiedenartigen Vorstellungen wurden in ihren wesentlichen Teilen in die Überlieferung der Bibel übernommen. 2 DIE BIBLISCHE ENGELSDARSTELLUNG In der ganzen Bibel wird von Engeln berichtet, die in das Schicksal der Menschen eingreifen. Zunächst verstand das Alte Testament unter einem Engel nicht immer nur einen himmlischen Boten, das Wort mal'ak bezeichnet vielmehr auch einen menschlichen Boten, der, von seinem Auftraggeber mit den entsprechenden Vollmachten ausgestattet, einen bestimmten Auftrag zu erfüllen hatte (Genesis 32, 4; Numeri 20, 14). In dieser Funktion war der Bote mehr als ein Träger von Nachrichten, formulierte er seine Botschaft grammatisch doch meist in der Ichform, was den Herrscher als persönlich anwesend gelten ließ. Häufiger jedoch als der menschliche Bote treten in der Bibel die Engel Gottes beziehungsweise die Engel des Herrn auf, über deren Aussehen unterschiedlich berichtet wird. Engel können einerseits in menschlicher Gestalt erscheinen, so dass ihre himmlische Herkunft nicht gleich erkennbar ist (Josua 5, 13). Andererseits wird ihr Aussehen oft auch als erschreckend geschildert (Richter 13, 6); sie können lodern wie eine Flamme (Exodus 22, 22) oder glänzen wie ein Blitz. Von Flügeln ist in der Bibel entgegen der heute geläufigen Vorstellung nur bei Seraphim und Cherubim die Rede (Jesaja 6, 2). Der Aufgabenbereich der Engel ist vielfältig. Sie sind beschrieben als überirdische Wesen, die als dienstbare Geister dem Herren Zebaoth (hebräisch: Heere; daher: Herr der Engelsheere) untertan sind und, obwohl sie mit großen Vollmachten ausgestattet sind, niemals eigenmächtig handeln. Als Boten Gottes überbringen sie u. a. Aufträge, Ermahnungen, Hilfeversprechen oder Strafandrohungen. Sie fungieren als Vermittler (Hiob 33, 23-25), Beschützer einzelner Personen (Genesis 21, 17), oder eines ganzen Volkes (Exodus 14, 19), ebenso können sie aber auch als Vernichtung bringende Engel in Erscheinung treten (2. Samuel 24, 16). Weiterhin spricht die Bibel von Engeln, die in keinem Kontakt mit den Menschen stehen, sondern in ewigem Lobpreis um den Thron Gottes stehen (1. Könige 22, 19). Im Hinblick auf die Anzahl der Engel nennt die Bibel ,,zehntausendmal Zehntausende" und ,,zwanzigtausendmal Zehntausend" (Daniel 7, 10; Offenbarung 9, 16), eine Zahl, die später jedoch relativiert wurde. So meint Dionysius Areopagita, diese Angaben seien nicht wörtlich zu nehmen, sondern deuteten nur an, dass die wahre Anzahl der Engel das Zählvermögen des Menschen übersteige. In den Apokryphen des Alten Testaments ist von sieben Engeln die Rede (Tobit 12, 15), die sich in unmittelbarer Nähe Gottes befinden. Kennt das Buch Daniel lediglich die beiden Erzengel Michael und Gabriel, wird in Tobit der Erzengel Raphael eingeführt, in den nichtkanonischen Schriften Henoch, dem Buch der Jubiläen und in der BaruchApokalypse werden weitere Erzengel erwähnt, die jedoch von der Synode von Laodikeia im 4. Jahrhundert nicht anerkannt wurden. Über die Erschaffung und Herkunft der Engel gibt die Bibel keine Auskunft. Umso mehr Gedanken machten sich seit der frühen Christenheit die Theologen. Die einen glaubten, dass die Engel bereits vor Erschaffung der Welt existierten, andere meinten, diese seien als Lichtwesen zusammen mit dem Licht am ersten Tag der Schöpfung ins Leben gerufen worden. Die Aussagen des Neuen Testaments setzen die alttestamentarischen Vorstellungen über die Engel voraus. Als Boten treten Engel bei der Verkündigung (Matthäus 1, 20) und der Geburt Jesu auf (Lukas 2, 10) und stehen ihm dienend zur Seite. In den späteren Schriften des Neuen Testaments wird Jesus als Herrscher über die Engelscharen dargestellt (Kolosser 1, 15-17; Philipper 2, 6-9), und in der Offenbarung spielen Engel eine große Rolle als ausführende Kräfte des Gerichtes Gottes über die Menschen (Offenbarung 15-16). Ist von einem Engelsturz im Alten Testament noch nicht die Rede, gehört für das frühe Christentum und das Spätjudentum die Vorstellung von einem Aufruhr und Sturz eines Teils der Engel zum Glaubensgut. Das Neue Testament spricht an zwei Stellen von Engeln, die gesündigt haben und dafür in die Finsternis gestoßen wurden (Judasbrief, Vers 6; 2. Petrus 2, 4). Die späteren Versuche, den Sturz der Engel zu begründen, gehen in zwei Richtungen: Nach der ersten Variante wird vor der Erschaffung der Welt der ranghöchste Engel Luzifer vom Stolz ergriffen; er kann es nicht ertragen, unter Gott zu stehen. Nach der anderen Variante ärgerte sich Luzifer nach Vollendung der Schöpfung über den präexistenten Christus, der die Züge des soeben aus Erde geformten Menschen trug und den Luzifer deshalb nicht als göttlich verehren wollte. 3 DIE ENGELSVORSTELLUNGEN IM JUDENTUM, CHRISTENTUM UND ISLAM 3.1 Judentum Die Engelsvorstellungen des Judentums sind naturgemäß den christlichen sehr ähnlich, da sie auf denselben biblischen und außerbiblischen Überlieferungen gegründet sind. Laut jüdischer Überlieferung wurden Engel am ersten oder zweiten Tage der Schöpfung erschaffen, sie sprechen hebräisch und sagen die Zukunft voraus (Talmud, Traktat Chagiga 16 a). Ihre äußere Gestalt gleicht der menschlichen, doch bestehen sie halb aus Feuer und halb aus Wasser, ferner fehlt ihnen der böse Trieb des Menschen, und sie bedürfen keiner Nahrung. Die Zahl der Engel ist unübersehbar groß, und es besteht eine Hierarchie zwischen niederen und höherstehenden Engeln. Eine wichtige Bedeutung kommt dem Todesengel zu, der durch einen Gifttropfen tötet, den er von der Spitze seines Schwertes in den Mund des Sterbenden gleiten lässt. Im Allgemeinen grausam, lässt er sich jedoch manchmal umstimmen und verschiebt die Todesstunde. Ihm bleibt nichts verborgen, da er ganz mit Augen bedeckt ist (Talmud, Traktat Awoda Sara 20 b). Die jüdische Tradition kennt keine Engelsverehrung, die Gebete richten sich immer an Gott und nicht an seine himmlischen Diener. Während des Mittelalters kam es zu einer rationalistischen Ausgestaltung der Engellehre, die jener der Scholastik ähnelte und ihren Hauptvertreter in Moses Maimonides hatte, einem großen jüdischen Gelehrten und Verfasser der Mischne Thora. Seiner Ansicht nach sind Engel für die prophetischen und visionären Erfahrungen der Menschen zuständig. Da sie ebenso wie Gott in körperlicher Form nicht sichtbar werden können, geht Maimonides davon aus, dass jedem Geschehen, in dem die Bibel von dem Auftreten eines Engels spricht, ein Traum oder eine ekstatische Vision zugrunde liegt. Die ebenfalls im 13. Jahrhundert entstandene mystische Richtung der Kabbala gibt Anleitungen für einen sicheren Aufstieg zu Gott über den Baum der Engel durch das Befolgen bestimmter Riten und die Kenntnis geheimer Losungsworte, welche die auf dem Weg lauernden Dämonen überwinden. Moderne Reformjuden wie auch die Vertreter eines aufgeklärten orthodoxen Judentums interpretieren Engelsvorstellungen auf symbolische und poetische Weise. 3.2 Christentum Das Christentum stellte die Existenz der Engel nie in Frage, setzte sich aber dennoch intellektuell mit ihnen auseinander, wobei es vor allem um eine Präzisierung und Harmonisierung der oft widersprüchlichen biblischen Aussagen über die Engel ging, aber auch um eine Abgrenzung der christlichen Engelsvorstellung von den philosophischen Strömungen der Zeit, vor allem der Gnosis und des Neuplatonismus. Von der Antike bis zum Mittelalter war daher jeder Theologe bemüht, seinen Teil zu einer Systematisierung der Lehre von den Engeln beizutragen. Augustinus, Pachomius oder Benedikt von Nursia gehörten zu den bekanntesten, doch die erste große Systematisierung der Engellehre entstand um 500 durch Dionysius Areopagita (PseudoDionysius). In seinem Werk Hierarchia coelestis (Von der himmlischen Hierarchie) entwirft er auf Grund biblischer und neuplatonischer Vorstellungen eine neunstufige Engelhierarchie im Himmel, die spiegelgleich zu der kirchlichen auf Erden ist mit all ihren Ämtern und Diensten. Nach neuplatonischer Philosophie teilte Pseudo-Dionysius die Hierarchie der Engel in drei Triaden ein, die ihrerseits wieder in je drei, insgesamt also neun Chöre, unterteilt sind. Die ranghöchste Triade umfasst die Chöre der Seraphim, Cherubim und die Throne, die anbetend um Gottes Thron stehen und das Licht der Erkenntnis unmittelbar erfassen. Sie geben es weiter an die mittlere Triade, bestehend aus Herrschaften, Mächten und Gewalten, die das Licht ihrerseits weiterreichen an die dritte Triade, die Fürstentümer, Erzengel und Engel, die dann das Licht der Offenbarung an die Menschen austeilen. Mit dieser Einteilung ist der Ausdruck Engel, der ursprünglich nur den Boten Gottes bezeichnet, zu einem Sammelbegriff geworden, der alle Gott dienenden Geister einschließt. Die Lehre des Pseudo-Dionysius wirkte auch in der Scholastik weiter und wurde von einem ihrer Hauptvertreter, Thomas von Aquin, weitgehend übernommen. Die dichterische Ausgestaltung dieser Lehre erfolgte bei Dante, der in seiner Göttlichen Komödie ebenfalls die Aufteilung der Chöre übernahm. Eine ebenso weitreichende Wirkung hatte die Engellehre Gregors des Großen. Er sah in den biblischen Engelchören Gruppen, die von Gott mit speziellen Aufgaben betraut waren. Nach seiner Auffassung bildeten die Seraphim und Cherubim die erste Gruppe, die lobpreisend und kontemplativ Gottes Thron umgeben. Die zweite Gruppe besteht aus fünf Engelchören, die in Welt und Kosmos wirken. Die Erzengel und Engel bilden die dritte Gruppe, die sich direkt an die Menschen wendet. Einen großen Einschnitt in den christlichen Engelsglauben brachten im 18. Jahrhundert die Ideen der Aufklärung. Soweit man Gott als höchstes Wesen überhaupt akzeptierte, war er allenfalls ,,der große Uhrmacher", der zwar die Welt geschaffen, sie dann aber ihrem eigenen Schicksal überlassen hat. Engel als Boten zur Menschenwelt galten somit als überflüssig. 3.3 Islam Auch im Islam existiert eine ausführliche Engelslehre, der Glaube an die Engel (arabisch: malak, Plural mala'ika) zählt zu den islamischen Glaubensgrundsätzen. Ihre Existenz und ihr Wirken gelten auch heute als Tatsache, weshalb ihr Schmähen als Blasphemie gilt. Nach islamischem Verständnis sind Engel als geflügelt vorgestellte und aus Licht geschaffene, geschlechtslose geistige Kräfte oder Wesen, die Gott lobpreisen und die Menschen beschützen, sie aber auch überwachen und züchtigen. Zu ihren Aufgaben gehört es, gute und schlechte Taten aufzuzeichnen. Engel stehen ganz im Dienste Gottes, ihre hervorstechenden Eigenschaften sind ihre Fehlerlosigkeit und ihre Schönheit. Der bedeutendste Engel im Islam ist Jibril (Gabriel), der Engel der Offenbarung, der als Überbringer der Gottesworte an die Propheten und des Korans an Mohammed gilt. Weitere namentlich genannte Engel sind u. a. Israfil, Azra'il, Mika'il und der abgefallene Engel Iblis, der aus Ärger über die Erschaffung des Menschen Gott den Gehorsam verweigerte. 4 DIE DARSTELLUNG DER ENGEL IN DER CHRISTLICHEN KUNST Die Künstler der frühen Christenheit (siehe frühchristliche Kunst und Architektur) stellten Engel als Männer da, die von irdischen Männern nicht zu unterscheiden waren. Sie trugen eine weiße Tunika, einen mantelartigen Umhang als Obergewand und Sandalen, eine Kleidung, die bis ins Mittelalter auf den bildlichen Darstellungen die Engelskleidung blieb. Flügel hatten die Engel zunächst nicht, erst seit dem 5. Jahrhundert erhielten alle Engel mächtige Flügel - auch wenn diese in der Bibel lediglich bei den Cherubim und Seraphim zu finden sind - und dazu den Nimbus (Heiligenschein) als Ausdruck ihrer Lichtgestalt. Im byzantinischen Einflussbereich (siehe byzantinische Kunst und Architektur) trugen die Engel von Anfang an Flügel und wurden, je nach Rang und Stellung, mit prunkvoller byzantinischer Hoftracht ausgestattet. Oft wurden sie mit dem Purpurmantel, dem kaiserlichen Ornat, ausgezeichnet und standen auf Podesten, eine zeichenhafte Erhöhung, die sich auch im Westen über die Jahrhunderte erhalten hat. Im Mittelalter blieb das Engelbild südlich der Alpen weitgehend der byzantinischen Tradition verpflichtet. Im Norden hingegen wurden Gestalt und Gebärden dynamischer und ausdrucksstärker, wie in der frühmittelalterlichen Buchmalerei zu sehen ist. Seit dem 13. Jahrhundert war die Engelsdarstellung einem ständigen Wandel unterworfen. Engel trugen vielerlei symbolische Gegenstände wie Kerzen oder Buchrollen, als Lobsänger Gottes wurden sie mit Musikinstrumenten ausgestattet. Anzahl, Farbe, Form und Größe der Flügel variierten von mächtigen Schwingen bis zu den Stummelflügeln der Putten. Unter dem Eindruck der höfischen Kultur entstanden ritterliche Engel, besonders der Erzengel Michael wurde oft in voller Rüstung oder im Kettenhemd dargestellt. Der priesterliche Engel war in liturgische Kleidung gehüllt, das antike weiße Engelsgewand wurde zur Albe, dem priesterlichen Untergewand. Ein einschneidender Wandel, der das Engelsbild bis in die Gegenwart prägt, war im 14. Jahrhundert der Frauen- und Mädchenengel, eine Neuorientierung, die bei Giotto und seinen Zeitgenossen ihren Anfang nahm. Weibliche Engel wurden mit sehr viel Schönheit ausgestattet, ihre Flügel und Gewänder waren prächtig, oft der zeitgenössischen Mode angepasst; häufig musizierten sie. Der herbe Ernst der Männerengel wich einem Ausdruck paradiesischer Freude. Eine weitere einschneidende Veränderung vollzog sich im 15. Jahrhundert in der Darstellung der Kinderengel, als Ausdruck einer gefühlsbetonten, mystischen Frömmigkeit. Während der oft vogelähnlich aussehende Kinderengel ein Phänomen des Nordens war, entwickelte sich in der italienischen Frührenaissance der Typus des übermütigen kleinen nackten Engelputto (lateinisch puttus: kleiner Knabe), teils mit, teils ohne Flügel. Visuell immer weiter reduziert, blieb schließlich das Bild eines Engelsköpfchens mit Flügeln übrig. Ikonographisch gehen Putti auf die antiken Eroten zurück, die als geflügelte Knaben an römischen Grabmälern zu finden sind. 5 ENGEL IN DER HEUTIGEN ESOTERIK Das spirituelle Interesse an einer jenseitigen Geisterwelt hat sich im Lauf der Zeit aus den konfessionellen Kirchen in die esoterischen Bewegungen verlagert. Erich von Däniken hat die alten Göttermythen als dunkle Erinnerungen an Besucher aus dem All interpretiert: Als Beweis zieht er auch die biblischen Engelsgeschichten heran. Der Biologe Rupert Sheldrake versucht einen Zusammenhang zwischen der überlieferten Engellehre und der modernen Naturwissenschaft zu finden und fordert zusammen mit dem Theologen Matthew Fox eine ,,Resakralisierung" der Erde und des Weltalls, da in allen Lebewesen wie auch in der unbelebten Materie komplexe Aktivitätsstrukturen am Werk seien, die mit Engeln gleichzusetzen seien. Nach Sheldrake und Fox ist das Universum einem evolutionären Prozess unterworfen, der von ,,morphischen Feldern" gesteuert wird, die wie das menschliche Gehirn schöpferische Intelligenzen sind. Ein weiteres Kuriosum der Esoterik ist das von der Innsbrucker Hausfrau Gabriele Bitterlich (1896-1978) ins Leben gerufene ,,Engelwerk". Über Jahre hinweg will sie in Offenbarungen alles über das Wirken der Engel und Teufel erfahren haben; ihre Erkenntnisse hat sie auf über 80 000 Manuskriptseiten zusammengestellt. Die Anhänger des Werkes können über ein Stufensystem von Weihen in den inneren Kreis der Engelwelt gelangen. Auch der persönliche Schutzengel hat sich in der Esoterik wieder einen Platz erobert. So soll die von der katholischen Kirche heiliggesprochene Gemma Galgani (1878-1903) ein enges und vertrautes Verhältnis zu ihrem Schutzengel gehabt haben, ebenso Therese Neumann von Konnersreut (1898-1962), die über ihren Schutzengel Informationen über das Innenleben ihrer Besucher erhielt. Allgemein lässt sich feststellen, dass der Glaube an einen persönlichen Schutzengel weit verbreitet ist. Zahlreiche Bücher und Zeitungsartikel befassen sich mit eindrucksvollen Erfahrungen mit Schutzengeln, es gibt sogar spezielle Ratgeber über die Kontaktierung und Zusammenarbeit mit Schutzengeln. 6 ENGEL IN DER LITERATUR Besonders in der Epoche des Barock spielten die Engel in Dichtung und Dramatik eine große Rolle. Sie wurden als Schutzengel oder in ihrer kosmischen Funktion als Erhalter des Weltalls gepriesen, wie bei Johannes Scheffler (1624-1677), der sich nach seiner Herkunft Angelus Silesius, Schlesischer Engel, nannte. In dieser Zeit wuchs auch das Interesse an einer psychologisierenden Deutung des Teufels, wie in John Miltons berühmtem Versepos Paradise Lost (Das verlorene Paradies), später dann bei Friedrich Gottlieb Klopstock oder in Johann Wolfgang von Goethes Faust. Die Romantik propagierte gegen die rationalistische Welt der Aufklärung eine durch das Gefühl erkennbare Wirklichkeit hinter der sichtbaren Welt und versuchte, im Rahmen einer neuen Wertschätzung des Mittelalters, den Engeln wieder einen ganzheitlichen Stellenwert einzuräumen. Der Engel als Metapher für die hintergründigen Dimensionen des menschlichen Dasein findet sich auch bei moderneren Schriftstellern wie Rainer Maria Rilke, Robert Walser, Franz Kafka oder Max Frisch. Auch die moderne bildende Kunst sieht im Engel ein Symbol für eine geheimnisvolle Wirklichkeit, die hinter der Alltagsexistenz liegt, so bei Lovis Corinth, Ernst Barlach, Paul Klee, Marc Chagall oder Bill Viola. Verfasst von: Bettina Wenzel Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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« Das Christentum stellte die Existenz der Engel nie in Frage, setzte sich aber dennoch intellektuell mit ihnen auseinander, wobei es vor allem um eine Präzisierung undHarmonisierung der oft widersprüchlichen biblischen Aussagen über die Engel ging, aber auch um eine Abgrenzung der christlichen Engelsvorstellung von denphilosophischen Strömungen der Zeit, vor allem der Gnosis und des Neuplatonismus. Von der Antike bis zum Mittelalter war daher jeder Theologe bemüht, seinen Teil zu einer Systematisierung der Lehre von den Engeln beizutragen.

Augustinus, Pachomiusoder Benedikt von Nursia gehörten zu den bekanntesten, doch die erste große Systematisierung der Engellehre entstand um 500 durch Dionysius Areopagita (Pseudo-Dionysius).

In seinem Werk Hierarchia coelestis (Von der himmlischen Hierarchie) entwirft er auf Grund biblischer und neuplatonischer Vorstellungen eine neunstufige Engelhierarchie im Himmel, die spiegelgleich zu der kirchlichen auf Erden ist mit all ihren Ämtern und Diensten. Nach neuplatonischer Philosophie teilte Pseudo-Dionysius die Hierarchie der Engel in drei Triaden ein, die ihrerseits wieder in je drei, insgesamt also neun Chöre, unterteiltsind.

Die ranghöchste Triade umfasst die Chöre der Seraphim, Cherubim und die Throne, die anbetend um Gottes Thron stehen und das Licht der Erkenntnis unmittelbarerfassen.

Sie geben es weiter an die mittlere Triade, bestehend aus Herrschaften, Mächten und Gewalten, die das Licht ihrerseits weiterreichen an die dritte Triade, dieFürstentümer, Erzengel und Engel, die dann das Licht der Offenbarung an die Menschen austeilen.

Mit dieser Einteilung ist der Ausdruck Engel, der ursprünglich nur denBoten Gottes bezeichnet, zu einem Sammelbegriff geworden, der alle Gott dienenden Geister einschließt. Die Lehre des Pseudo-Dionysius wirkte auch in der Scholastik weiter und wurde von einem ihrer Hauptvertreter, Thomas von Aquin, weitgehend übernommen.

Diedichterische Ausgestaltung dieser Lehre erfolgte bei Dante, der in seiner Göttlichen Komödie ebenfalls die Aufteilung der Chöre übernahm. Eine ebenso weitreichende Wirkung hatte die Engellehre Gregors des Großen.

Er sah in den biblischen Engelchören Gruppen, die von Gott mit speziellen Aufgaben betrautwaren.

Nach seiner Auffassung bildeten die Seraphim und Cherubim die erste Gruppe, die lobpreisend und kontemplativ Gottes Thron umgeben.

Die zweite Gruppe bestehtaus fünf Engelchören, die in Welt und Kosmos wirken.

Die Erzengel und Engel bilden die dritte Gruppe, die sich direkt an die Menschen wendet. Einen großen Einschnitt in den christlichen Engelsglauben brachten im 18.

Jahrhundert die Ideen der Aufklärung.

Soweit man Gott als höchstes Wesen überhauptakzeptierte, war er allenfalls „der große Uhrmacher”, der zwar die Welt geschaffen, sie dann aber ihrem eigenen Schicksal überlassen hat.

Engel als Boten zur Menschenweltgalten somit als überflüssig. 3.3 Islam Auch im Islam existiert eine ausführliche Engelslehre, der Glaube an die Engel (arabisch: malak, Plural mala’ika ) zählt zu den islamischen Glaubensgrundsätzen.

Ihre Existenz und ihr Wirken gelten auch heute als Tatsache, weshalb ihr Schmähen als Blasphemie gilt.

Nach islamischem Verständnis sind Engel als geflügelt vorgestellte undaus Licht geschaffene, geschlechtslose geistige Kräfte oder Wesen, die Gott lobpreisen und die Menschen beschützen, sie aber auch überwachen und züchtigen.

Zu ihrenAufgaben gehört es, gute und schlechte Taten aufzuzeichnen.

Engel stehen ganz im Dienste Gottes, ihre hervorstechenden Eigenschaften sind ihre Fehlerlosigkeit und ihreSchönheit. Der bedeutendste Engel im Islam ist Jibril (Gabriel), der Engel der Offenbarung, der als Überbringer der Gottesworte an die Propheten und des Korans an Mohammed gilt.Weitere namentlich genannte Engel sind u.

a.

Israfil, Azra’il, Mika’il und der abgefallene Engel Iblis, der aus Ärger über die Erschaffung des Menschen Gott den Gehorsamverweigerte. 4 DIE DARSTELLUNG DER ENGEL IN DER CHRISTLICHEN KUNST Die Künstler der frühen Christenheit ( siehe frühchristliche Kunst und Architektur) stellten Engel als Männer da, die von irdischen Männern nicht zu unterscheiden waren.

Sie trugen eine weiße Tunika, einen mantelartigen Umhang als Obergewand und Sandalen, eine Kleidung, die bis ins Mittelalter auf den bildlichen Darstellungen dieEngelskleidung blieb.

Flügel hatten die Engel zunächst nicht, erst seit dem 5.

Jahrhundert erhielten alle Engel mächtige Flügel – auch wenn diese in der Bibel lediglich beiden Cherubim und Seraphim zu finden sind – und dazu den Nimbus (Heiligenschein) als Ausdruck ihrer Lichtgestalt. Im byzantinischen Einflussbereich ( siehe byzantinische Kunst und Architektur) trugen die Engel von Anfang an Flügel und wurden, je nach Rang und Stellung, mit prunkvoller byzantinischer Hoftracht ausgestattet.

Oft wurden sie mit dem Purpurmantel, dem kaiserlichen Ornat, ausgezeichnet und standen auf Podesten, einezeichenhafte Erhöhung, die sich auch im Westen über die Jahrhunderte erhalten hat. Im Mittelalter blieb das Engelbild südlich der Alpen weitgehend der byzantinischen Tradition verpflichtet.

Im Norden hingegen wurden Gestalt und Gebärden dynamischerund ausdrucksstärker, wie in der frühmittelalterlichen Buchmalerei zu sehen ist.

Seit dem 13.

Jahrhundert war die Engelsdarstellung einem ständigen Wandel unterworfen.Engel trugen vielerlei symbolische Gegenstände wie Kerzen oder Buchrollen, als Lobsänger Gottes wurden sie mit Musikinstrumenten ausgestattet.

Anzahl, Farbe, Form undGröße der Flügel variierten von mächtigen Schwingen bis zu den Stummelflügeln der Putten.

Unter dem Eindruck der höfischen Kultur entstanden ritterliche Engel,besonders der Erzengel Michael wurde oft in voller Rüstung oder im Kettenhemd dargestellt.

Der priesterliche Engel war in liturgische Kleidung gehüllt, das antike weißeEngelsgewand wurde zur Albe, dem priesterlichen Untergewand.

Ein einschneidender Wandel, der das Engelsbild bis in die Gegenwart prägt, war im 14.

Jahrhundert derFrauen- und Mädchenengel, eine Neuorientierung, die bei Giotto und seinen Zeitgenossen ihren Anfang nahm. Weibliche Engel wurden mit sehr viel Schönheit ausgestattet, ihre Flügel und Gewänder waren prächtig, oft der zeitgenössischen Mode angepasst; häufig musizierten sie.Der herbe Ernst der Männerengel wich einem Ausdruck paradiesischer Freude. Eine weitere einschneidende Veränderung vollzog sich im 15.

Jahrhundert in der Darstellung der Kinderengel, als Ausdruck einer gefühlsbetonten, mystischen Frömmigkeit.Während der oft vogelähnlich aussehende Kinderengel ein Phänomen des Nordens war, entwickelte sich in der italienischen Frührenaissance der Typus des übermütigenkleinen nackten Engelputto (lateinisch puttus : kleiner Knabe), teils mit, teils ohne Flügel.

Visuell immer weiter reduziert, blieb schließlich das Bild eines Engelsköpfchens mit Flügeln übrig.

Ikonographisch gehen Putti auf die antiken Eroten zurück, die als geflügelte Knaben an römischen Grabmälern zu finden sind. 5 ENGEL IN DER HEUTIGEN ESOTERIK Das spirituelle Interesse an einer jenseitigen Geisterwelt hat sich im Lauf der Zeit aus den konfessionellen Kirchen in die esoterischen Bewegungen verlagert. Erich von Däniken hat die alten Göttermythen als dunkle Erinnerungen an Besucher aus dem All interpretiert: Als Beweis zieht er auch die biblischen Engelsgeschichtenheran.

Der Biologe Rupert Sheldrake versucht einen Zusammenhang zwischen der überlieferten Engellehre und der modernen Naturwissenschaft zu finden und fordertzusammen mit dem Theologen Matthew Fox eine „Resakralisierung” der Erde und des Weltalls, da in allen Lebewesen wie auch in der unbelebten Materie komplexeAktivitätsstrukturen am Werk seien, die mit Engeln gleichzusetzen seien.

Nach Sheldrake und Fox ist das Universum einem evolutionären Prozess unterworfen, der von„morphischen Feldern” gesteuert wird, die wie das menschliche Gehirn schöpferische Intelligenzen sind. Ein weiteres Kuriosum der Esoterik ist das von der Innsbrucker Hausfrau Gabriele Bitterlich (1896-1978) ins Leben gerufene „Engelwerk”.

Über Jahre hinweg will sie inOffenbarungen alles über das Wirken der Engel und Teufel erfahren haben; ihre Erkenntnisse hat sie auf über 80 000 Manuskriptseiten zusammengestellt.

Die Anhänger desWerkes können über ein Stufensystem von Weihen in den inneren Kreis der Engelwelt gelangen. Auch der persönliche Schutzengel hat sich in der Esoterik wieder einen Platz erobert.

So soll die von der katholischen Kirche heiliggesprochene Gemma Galgani (1878-1903)ein enges und vertrautes Verhältnis zu ihrem Schutzengel gehabt haben, ebenso Therese Neumann von Konnersreut (1898-1962), die über ihren Schutzengel Informationen. »

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