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Gustave Flaubert (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Gustave Flaubert (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Gustave Flaubert (1821-1880), französischer Schriftsteller. Sein Werk zählt zur Weltliteratur und markiert die Anfänge der Prosakunst der Moderne. Flaubert wurde am 12. Dezember 1821 als zweiter Sohn eines angesehenen Chirurgen in Rouen (Normandie) geboren. Sein Leben verlief äußerst ereignisarm. Bereits in früher Jugend schrieb er Erzählungen, die trotz ihrer unreifen Drastik Interesse verdienen. Von 1840 bis 1843 studierte Flaubert in Paris Jura, musste das Studium jedoch wegen einer Nervenkrankheit abbrechen. In der Folgezeit lebte er sehr zurückgezogen, seit 1846 auf seinem Landgut in Croisset bei Rouen, und widmete sich fast ausschließlich der Schriftstellerei. 1846 lernte er seine mehrjährige Geliebte Louise Colet (1810-1876) kennen, seinerzeit eine angesehene Literatin. Von 1849 bis 1851 bereiste er mit seinem Freund Maxime du Camp Ägypten, den Nahen Osten und Griechenland. Ende der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts unternahm Flaubert eine Reise nach Tunesien, um Eindrücke für seinen Roman Salammbô zu sammeln. 1872 begann er nach umfangreichen Studien auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten mit der Arbeit an dem in vielerlei Hinsicht einzigartigen und ungewöhnlichen Roman Bouvard et Pécuchet (1881, Bouvard und Pécuchet). Er starb am 8. Mai 1880 in Croisset. Nicht weniger bemerkenswert als Flauberts erzählerisches Werk sind die posthum unter dem Titel Correspondance (4 Bde., 1887-1893) veröffentlichten Briefe. Zu seinen zahlreichen Briefpartnern gehörten u. a. Victor Hugo, Iwan Turgenjew, George Sand und Guy de Maupassant, den er überhaupt erst zum Schreiben ermunterte. Von JeanPaul Sartre erschien mit Der Idiot der Familie (5 Bde., 1977-1980) eine monumentale Psychobiographie. 1984 setzte Julian Barnes dem Autor mit dem Roman Flauberts Papagei über die Suche nach dem legendären Vogel, der Flauberts Schreibzimmer bewohnte, ein literarisches Denkmal. 2 WERK Flauberts Jugendwerk steht sowohl in Thematik als auch im Stil noch stark unter dem Eindruck der Romantik. Dennoch sind auch hier bereits Eigenheiten der späteren Meisterwerke zu bemerken. Zu den frühen Erzählungen, die allesamt posthum erschienen und 1980 in einer Neuübersetzung in dem Band Jugendwerke versammelt wurden, gehören Un parfum à sentir (entstanden 1836, erstmals erschienen 1910, Ein riechbarer Duft oder Die Gaukler) und Quidquid volueris (entstanden 1837, erstmals erschienen 1910). Zu Flauberts Frühwerk zählen außerdem Novembre (posthum 1910, November), in dem es dem Autor erstmals gelang, seinem Thema zunehmender Desillusierung und Wirklichkeitsflucht die angemessene Form zu geben, Mémoires d'un fou (posthum 1901, Erinnerungen eines Verrückten) und die erste Fassung der Éducation sentimentale (Jules und Henry), allesamt in der ersten Hälfte der vierziger Jahre entstanden. Flauberts erster und bekanntester, in einem aufreibenden Schreibprozess über fast fünf Jahre entstandener Roman Madame Bovary. Moers de province (1857, Madame Bovary. Ein Sittenbild aus der Provinz), schildert das triste Eheleben der jungen Protagonistin Emma Bovary und ihre Versuche, dem kleinbürgerlichen Leben auf dem Land und ihrem immer mehr verhassten Mann zu entfliehen (,,die Selbstverständlichkeit, mit der er annahm, dass er seine Frau glücklich mache, empfand sie als Schwachköpfigkeit und Kränkung"). Immer mehr kollidieren Emmas Glückserwartungen mit der Langeweile des Alltagslebens: Sie stürzt sich in erotische Abenteuer, die sie nach dem Vorbild der romantischen Literatur inszeniert, begeht Ehebruch, gerät daraufhin auch noch in finanzielle Bedrängnis und nimmt sich aus Verzweiflung schließlich das Leben. Der Roman, in dem es gelang, einem banalen Thema den Einzug in die Weltliteratur zu eröffnen, löste nach seiner Veröffentlichung einen Skandal aus. Es kam zu einem Gerichtsprozess, in dem der Autor der Immoralität angeklagt wurde, da der dargestellte Ehebruch in dem Roman nicht verurteilt wird. Flaubert wurde freigesprochen, doch überschattete der Skandal die Aufnahme des Romans, und es dauerte einige Zeit, bis er Anerkennung als eines der Meisterwerke der französischen Literatur fand. Madame Bovary gilt als eines der herausragenden Werke des Realismus. Hier kreierte Flaubert einen lakonischen, unpersönlichen, gleichsam objektiven Stil, mit dem die alltäglichen Begebenheiten detailreich und präzise beschrieben werden. Mit der subtilen, entlarvenden Darstellung der Figuren und deren Lebenswelt wird nicht zuletzt unterschwellig Kritik geübt an der französischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Doch Flauberts Konzept des Romans als autonomes Sprachkunstwerk weist über die Programmatik des Realismus weit hinaus auf die moderne Erzählkunst, als deren Vorreiter er gelten kann. Von der Erzähltechnik her innovativ sind dabei vor allem das völlige Zurücktreten des Erzählers (personale Erzählsituation), so dass die Figurenperspektive gleichsam ungefiltert zur Geltung kommt, und damit in Zusammenhang neue narrative Mittel wie z. B. die erlebte Rede. Das von Flaubert geforderte kaltblütige und unparteiisch-objektive Schreibprogramm (impassibilité und impartialité waren hierbei Leitbegriffe) ist in Madame Bovary bestmöglich umgesetzt. Das Buch wurde 1934 von Jean Renoir und 1990 von Claude Chabrol mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle verfilmt. Mit Salammbô legte Flaubert 1863 einen historischen Roman vor, der mit exotischem, stark symbolisch aufgeladenem Bilderreichtum und drastischen, detailreichen Schlachtenbeschreibungen einen Söldneraufstand im Karthago zur Zeit nach dem 1. Punischen Krieg zum Thema hat. 1874 erschien La tentation de Saint-Antoine (Die Versuchung des heiligen Antonius), die Überarbeitung eines bereits 1849 entstandenen Werkes. Dies ist eine Bearbeitung der Antonius-Legende, die ein Panoptikum religiöser Vorstellungswelten bietet. Der u. a. von Marcel Proust, Georg Lukács und Walter Benjamin hochgelobte Roman L'éducation sentimentale (1869, Lehrjahre des Gefühls) beschreibt die Desillusionierung des jungen Frédéric Moreau, der sich mit großen Ambitionen aus der Provinz nach Paris begibt, um dort Karriere zu machen, am Ende jedoch seine Entwicklung als gescheitert ansehen muss, die eigene Mittelmäßigkeit erkennt und sich in völliger Indifferenz ergeht (,,Wie glücklich wären wir gewesen"). Dieser umfangreiche Roman, der die Sympathie des Lesers mit der Hauptfigur allmählich ins Gegenteil umschlagen lässt, stellt einen weiteren stilistischen Höhepunkt in Flauberts OEuvre dar. Mit Trois Contes (posthum 1877, Drei Erzählungen) zeigte Flaubert schlaglichtartig noch einmal die besonderen stilistischen Eigenheiten seiner Prosakunst und griff die Sujets früherer Werke wieder auf. Der unvollendet gebliebene Roman Bouvard et Pécuchet (posthum 1881, Bouvard und Pécuchet) schildert die dilettantischen Versuche der beiden Hauptfiguren, sich mit verschiedenen Gebieten der Wissenschaft zu beschäftigen: namentlich mit Landwirtschaft und Gärtnerei, Chemie und Medizin, Geologie und Astronomie, Archäologie, Historiographie, Literatur, Politik, Gymnastik, Magie, Philosophie, Mystik sowie Pädagogik. Die lakonisch-komischen Beschreibungen der ehrgeizigen, aber naiven Anstrengungen geraten zur Satire auf Dilettantismus, Wissenschaftsgläubigkeit und Machbarkeitswahn. Darüber hinaus ist Bouvard et Pécuchet auch Literatur über Literatur und parodiert und persifliert den Stil anderer Autoren, ein Aspekt, der u. a. bis auf James Joyce vorverweist. Das Dictionnaire des idées reçues (posthum 1913, Wörterbuch gängiger Meinungen, auch Wörterbuch der Gemeinplätze) versammelt zahlreiche Klischees der angeblich geistreichen Konversation, mit welcher der Autor die Dummheit und Mittelmäßigkeit seiner Zeitgenossen zu entlarven suchte. 1995 erschienen erstmals komplett in deutscher Sprache Flauberts Briefe an seine Geliebte Louise Colet, die u. a. deshalb von Interesse sind, weil sie die poetologische Konzeption und den Entstehungsprozess von Madame Bovary dokumentieren. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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