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Kapitalismus Kapitalismus, Bezeichnung für die den Feudalismus ablösende Epoche der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, deren Wirtschaftssystem durch Privateigentum an Produktionsmitteln und die marktförmige Steuerung des Wirtschaftsgeschehens gekennzeichnet ist.

Publié le 16/06/2013

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Kapitalismus Kapitalismus, Bezeichnung für die den Feudalismus ablösende Epoche der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, deren Wirtschaftssystem durch Privateigentum an Produktionsmitteln und die marktförmige Steuerung des Wirtschaftsgeschehens gekennzeichnet ist. Im Allgemeinen unterscheidet man - wie bereits Werner Sombart - drei Phasen des Kapitalismus: 1. den Frühkapitalismus (ab dem 15. Jahrhundert), 2. den liberalen Hochkapitalismus (ab dem 18. Jahrhundert, auch ,,Manchester-Liberalismus") und 3. den Spätkapitalismus (ab Ende des 19. Jahrhunderts). Entscheidende Impulse für die Entwicklung des kapitalistischen Wirtschaftssystems gingen von der Industrialisierung (siehe industrielle Revolution), d. h. der mit ihr einhergehenden Entwicklung des Fabriksystems aus, das umgekehrt aber kein kapitalistisches Wirtschaftssystem voraussetzt. Die klassische Wirtschaftstheorie betrachtet den Kapitalismus als ein Wirtschaftssystem, das sich durch Angebot und Nachfrage selbst reguliert. Wesentlich ist also die Abwesenheit einer zentralen staatlichen Planungsinstanz. Staatliche Eingriffe beschränken sich innerhalb des kapitalistischen Gesellschaftssystems auf die Setzung von Rahmenbedingungen. Adam Smith behauptete in An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776), dem Klassiker der kapitalistischen Theorie, das durch den Kapitalismus geförderte individuelle Gewinnstreben stehe nicht nur nicht im Gegensatz zur allgemeinen Wohlfahrt, sondern sei im Gegenteil unabdingbare Voraussetzung für den Wohlstand einer Nation. Privateigentum und Wettbewerb würden wie ,,von einer unsichtbaren Hand" zum Wohl der Gesellschaft gelenkt. Staatliche Einflussnahme und Lenkung seien dagegen der Wohlfahrt abträglich. Die Entscheidungen der einzelnen Wirtschaftssubjekte orientieren sich am Marktgeschehen und sind dabei vom Konkurrenzprinzip und dem Ziel der Gewinnmaximierung geleitet. Auftretende soziale Verteilungsprobleme sollen nach der heute vorherrschenden Theorie der sozialen Marktwirtschaft durch sozialpolitische Eingriffe des Staates gemildert werden. Max Weber hat die spezifische Rationalität des Kapitalismus und deren Dynamik einer psychologischen Deutung unterzogen und verortete den Geist und die Antriebskräfte des Kapitalismus in der protestantischen Ethik - der Kapitalismus ist geprägt durch den Typus des freien Unternehmers, der seine Antriebskraft aus einer religiös bestimmten Askese und Heilserwartung bezieht. Karl Marx untersuchte in seinem Hauptwerk Das Kapital die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Produktionsweise ausführlich und prägte dadurch entscheidend den Kapitalismus-Begriff. Das Kapital beginnt mit der Ware: Waren auf dem Markt sind Eigentum, d. h. eine Nutzung ist nur möglich, wenn für die Ware Geld bezahlt wird. Die Ware ist nicht einfach ein nützliches Arbeitsprodukt (Gebrauchswert); ihr ökonomischer Zweck besteht in der Versilberung, also im Verkauf (siehe Tauschwert). Der Ursprung einer Ware liegt in der Produktion. Auch dort werden durch das Eigentum die Arbeitsprodukte von der produktiven Arbeit getrennt. Die Früchte der Arbeit gehören nicht den Arbeitern, sondern sind Eigentum des Fabrikbesitzers (Kapitalisten), vermehren also dessen Eigentum. Nach Marx besteht also der Zweck der kapitalistischen Produktion nicht in der Versorgung der Bevölkerung mit Gebrauchsgütern, sondern in der Vermehrung von abstraktem Reichtum (Geld). Geld ist das eigentliche Produkt der kapitalistischen Produktion; die Produkte sind bloßes Mittel, um angelegtes Geld zu vermehren. Geldvermehrung ist nicht nur ein Ziel, sondern zugleich ein unerbittlicher Zwang, der die Ökonomie beherrscht: Wenn die Produktion in finanzieller Hinsicht enttäuscht, werden die Produkte auf Halde gelegt, Fabriken geschlossen und Arbeiter entlassen. Für die beiden Klassen führt das kapitalistische Produktionsverhältnis zu ganz unterschiedlichen Resultaten: Arbeiter sind durch das Eigentum zunächst einmal von allen Mitteln der Bedürfnisbefriedigung getrennt. Um sich zu erhalten, sind sie gezwungen, ihre Arbeitskraft gegen Lohn zu verkaufen. Im kapitalistischen Betrieb vermehren sie während der Produktion fremdes Eigentum. Die im Arbeitsprozess hergestellten Produkte müssen Arbeiter auf dem Markt als Waren kaufen. Hier vermehrt der Lohn wiederum fremdes Eigentum und ist bald aufgebraucht, so dass der Zwang entsteht, die eigene Arbeitskraft immer wieder verkaufen zu müssen. Anders stellt sich das Resultat des Produktionsprozesses für den Fabrikbesitzer dar: Fremde Arbeit vergrößert sein Eigentum. Ökonomisch betrachtet fungiert sein Geld als Kapital, es vermehrt sich. Nach Marx reproduziert sich dieses Produktionsverhältnis immer wieder und erzeugt auf der einen Seite wachsenden Reichtum, auf der anderen Seite bleibende Armut (gemessen am hergestellten materiellen Reichtum). Der Kern (und das von ihm entschleierte Geheimnis) der kapitalistischen Produktion liegt Marx zufolge in der so genannten Mehrwertproduktion. Dabei geht es um die Aneignung der Produktivkraft der Arbeit durch den Fabrikbesitzer. Kurz gesagt besteht rentable Arbeit darin, dass sie mehr leistet als sie kostet. Damit ist sie Quelle des Gewinns, und dieser Gewinn läßt sich steigern durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität. Darüber hinaus sind die Methoden der Mehrwertproduktion den Arbeitern abträglich: Gesundheitsschädigungen, Arbeitshetze, Arbeitslosigkeit sind die Folgen. Grundlage des ganzen Vorgangs ist nach Marx der Umstand, dass die Arbeitskraft als einzige Ware nicht nur einen Wert hat, sondern auch Wert erzeugt (Wertgesetz), und zwar über den eigenen Wert hinaus. Dieser ökonomische Umstand (und nicht etwa Betrug, Ungerechtigkeit oder persönliche Profitgier) ist es, der die Benutzung fremder Arbeitskraft so lukrativ macht. Andererseits verortete Marx an dieser Stelle eine fundamentale Umwälzung und Verbesserung der Lebensverhältnisse: Nach Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise stehe die Mehrarbeit (also die Arbeit, die über die Reproduktion der Arbeitenden hinaus geht) prinzipiell zur Diskussion. Denn erstmals sei nun eine gesellschaftliche Entscheidung darüber möglich, ob Mehrarbeit überhaupt stattfinden solle und wenn ja, für welche Zwecke. Marx untersuchte auch die Rolle des Kreditwesens. Es ermöglicht den Produktionsbetrieben die Expansion, auch über die Grenzen der gesellschaftlichen Zahlungsfähigkeit hinaus, so dass es immer wieder zu Krisen kommt. Die Banken setzen für die Produktionsbetriebe Maßstäbe hinsichtlich der Rentabilität und erzwingen so Rationalisierungsmaßnahmen. Da der Gewinn des Unternehmens auch die Fremdkapitalzinsen abdecken muss, steigen die Ansprüche an die Leistung der Arbeiter zusätzlich. Allgemein charakterisierte Marx das Verhältnis von produktivem und Finanzkapital als das von ,,feindlichen Brüdern". Der Staat schließlich, so Marx, bediene sich am abstrakten Reichtum, den die kapitalistisch angewandte Arbeit schaffe. Er setze gewaltsam die Rahmenbedingungen für die kapitalistische Produktionsweise und ergreife insofern Partei. Der Klassenkampf von unten müsse sich daher auch gegen den Staat richten. Für Marx werden in der sozialistischen Gesellschaft die Voraussetzungen für ein Absterben des Staates geschaffen, da Marx den Staat als gewaltsame Klammer von Klassengesellschaften begreift. Ziel ist eine klassenlose Gesellschaft, in der die Kennzeichen des Kapitalismus (Ware, Geld, Eigentum) zugunsten einer rein gebrauchswertorientierten Produktion (Wertform) aufgehoben sind. Die Utopie, die Marx hegte, bestand jedoch nicht in einer Arbeitsgesellschaft. Die Arbeiter sollten gemeinschaftlich die Kontrolle über die Produktionsmittel ergreifen und dann per Automatisierung die Abschaffung der Arbeit ins Auge fassen. Marx betrachtete die Arbeit als Last, disponible Zeit dagegen als wahre Freiheit. Schon sehr früh analysierte Marx unter dem Stichwort Imperialismus, was heute mit dem Begriff Globalisierung erfasst wird, nämlich die immanente Tendenz des Kapitals, auch Ressourcen außerhalb der nationalen Grenzen für die Kapitalverwertung zu nutzen. Konkret geht es dabei um Absatzmärkte im Ausland, d. h. um die (zusätzliche) Nutzung ausländischer Zahlungsfähigkeit, um Rohstoffe und Bodenprodukte, aber auch um die Benutzung (billiger) Arbeitskraft anderswo. So genannte multinationale Konzerne können heute tatsächlich Löhne und Produktionsbedingungen weltweit vergleichen und ausnutzen. Marx bezeichnete das Kapital als vaterlandslos. Von seinem Engagement hänge das Aufblühen oder Veröden ganzer Regionen ab. Die Staaten versuchen daher, sich durch die Schaffung günstiger Geschäftsbedingungen als Kapitalstandort zu profilieren und am so erzeugten Wachstum zu partizipieren. Die Marxsche Kapitalismuskritik zielt in der Tat auf eine fundamentale Umwälzung der Ökonomie, der Gesellschaft, ja des ganzen Alltags ab. Bereits zu Lebzeiten von Marx wurde seine Theorie allerdings missverstanden und uminterpretiert, meist im Sinne eines Programms, das angeblich auf einen sozialen und gerechten Staat abziele. In dieser (revisionistischen) Denktradition (Marxismus, Sozialdemokratie, Revisionismus) muss man wohl auch den politökonomischen Charakter der Sowjetunion und der Länder des realen Sozialismus sehen. Hier wurde zweifellos der welthistorische Versuch unternommen, den Kapitalismus zu überwinden. Man konzentrierte sich auf die soziale Ebene und entmachtete die Bourgeoisie, zugunsten der Staatsmacht. Die kapitalistischen essentials wie Lohn, Preis, Profit, Ware und Geld wurden jedoch nicht abgeschafft, sondern sollten durch ein System staatlicher Vorschriften gezähmt und für den Nutzen der Arbeiterklasse funktionalisiert werden. In der Tat wurde auf diese Weise eine neue Produktionsweise, zugleich aber gravierende innere Widersprüche geschaffen, an denen das System von Anfang an litt. Der staatssozialistische Ansatz wurde schließlich, zweifellos unter massivem äußeren Druck, beendet; damit wurde nun auch im Osten das Werk von Marx für irrelevant erklärt und ins historische Abseits gerückt. Seither gibt es tatsächlich eine one world, die alternativlos durch den globalen Kapitalismus geprägt wird. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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