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Kirchengeschichte - Religion.

Publié le 17/06/2013

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Kirchengeschichte - Religion. 1 EINLEITUNG Kirchengeschichte, die Geschichte der christlichen Kirchen sowie die Erforschung und Beschreibung dieser Geschichte in der gleichnamigen wissenschaftlichen Fachdisziplin, die zwischen Geschichtswissenschaft und Theologie angesiedelt ist. Die Begriffe Kirche und Kirchengeschichte werden hier ausschließlich als christliche verstanden und sind in diesem Sinn nicht auf andere Religionen anwendbar. 2 DAS URCHRISTENTUM Als Jesu Anhänger seine Auferstehung von den Toten nach der Hinrichtung am Kreuz (um 30 n. Chr.) verkündigten, begann die Geschichte der christlichen Kirche. Jesus selbst hatte nicht vor, eine neue Religion zu begründen. Ihm und seinen frühen Anhängern ging es um nichts anderes als eine Wiederbelebung oder auch Erneuerung des Judentums. Das Denken und Predigen Jesu war von einer stark endzeitlichen Erwartung, von der Ankunft des Königreiches Gottes auf Erden, geprägt. Kreuzigung und Auferstehung Christi blieben im Christentum die zentralen Ereignisse, welche als geschichtliche Heilstaten zur Erlösung aller Menschen angesehen werden. Wichtigste Quelle für unser Wissen über diese Vorgänge sind die Schriften der frühen Christen, die etwa anderthalb Jahrhunderte später zusammengestellt wurden und das Neue Testament der Bibel bilden. Die ältesten literarischen Dokumente des Christentums sind die Briefe, die dem Apostel Paulus zugeschrieben werden, während die Apostelgeschichte des Lukas (geschrieben um 90 n. Chr.) schon einen späteren Rückblick auf die Anfänge darstellt und bestrebt ist, ein möglichst ideales Bild von der Urgemeinde und der Zeit des Paulus zu zeichnen. Die Erwartung der baldigen Wiederkunft Jesu, die noch in den frühen Paulusbriefen eine große Rolle spielt, trat in der Folge zurück. Die Anhänger Jesu, allen voran Paulus, begannen bald nach dem Tod Jesu eine intensive und erfolgreiche Missionstätigkeit. Damit stellte sich die Frage, ob auch Nichtjuden Christen werden können. Mitunter traten Personen erst zum Judentum über, um dann Christen werden zu können. Paulus setzte sich vehement und mit Erfolg dafür ein, auch Nichtjuden zu missionieren. Dies schuf eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das Christentum eine Weltreligion werden konnte. Mit der weiteren Verbreitung des Christentums und seiner Ausprägung als Religion musste es darüber hinaus immer deutlicher zu einem Bruch mit dem Judentum kommen. Dieser Bruch gilt nach der römischen Eroberung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. als vollzogen. Von diesem Zeitpunkt an kann das Christentum als eigenständige Religion angesehen werden. Ein wichtiger Zug des frühen Christentums, der zu seiner schnellen Verbreitung beigetragen hat, war die Abwendung von einem umfangreichen und komplizierten Kultwesen. Es gab ein Urbild des Opfers, das nicht wiederholt werden musste: Durch den Opfertod Jesu Christi galten alle Sünden der Menschheit seit dem Urvater Adam als gesühnt. Dadurch wurden Opfer im Christentum weitgehend überflüssig. Das einzige Zeremoniell des Urchristentums bestand in gemeinsamen Abendmahlszeiten zur Erinnerung an den Begründer der Lehre. Später kam die Taufe hinzu. Während die frühen christlichen Gemeinden von den Ältesten geführt wurden, entstanden im 2. Jahrhundert die Ämter des Bischofs und des Diakons. Gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurde der Katalog derjenigen Schriften festgelegt, die als heilig galten, also in die Bibel eingingen. Von Jerusalem aus verbreitete sich das frühe Christentum in den Zentren des Hellenismus und geriet so unter den Einfluss der hellenistischen Geisteswelt. Vor allem der griechische Logos-Begriff fand Eingang in die christliche Theologie und prägte das monotheistische Gottesbild. Die Sprache der Christen war Griechisch, genauer gesagt Koiné, ein umgangssprachlicher Dialekt des Griechischen. 3 DIE KIRCHE IN DER SPÄTANTIKE Außerhalb von Palästina und Kleinasien fasste das Christentum zunächst nur in größeren Städten an den Hauptverkehrswegen Fuß: Zu einer Massenbewegung wurde es erst im 3. Jahrhundert. Seine Ausbreitung war begleitet von sporadischen Christenverfolgungen, die unter Diokletian größere Ausmaße annahmen. Diese wurden mit dem Toleranzedikt seines Nachfolgers Galerius im Jahr 311 und dem Edikt von Mailand, das Konstantin der Große 313 erließ, beendet. Konstantin war der erste römische Kaiser, der das Christentum förderte. In konstantinischer Zeit wurde das Christentum Mehrheitsreligion, und 380 wurde es von Kaiser Theodosius zur Staatsreligion erklärt. Ungefähr seit der Mitte des 5. Jahrhunderts gab es eine christliche Reichsbevölkerung; daneben existierten heidnische und jüdische Minderheiten. Die Toleranz, die das Christentum in der Zeit der Minderheit und der Verfolgungen eingefordert hatte, brachte es als Staatsreligion selbst nicht auf: Das christliche Reich war von grundsätzlicher Intoleranz gekennzeichnet und ging gewaltsam gegen Heiden und Juden vor. Das Christentum trat zu einer Zeit in die Geschichte ein, die durch einen religiösen Aufbruch geprägt war. Einen Ausdruck fand dieser Aufbruch in der Bewegung der Gnosis bzw. des Gnostizismus. Die Auseinandersetzung mit dieser Gnosis, die Ablehnung oder auch Übernahme ihrer Ideen, prägte das Christentum in geistiger und organisatorischer Hinsicht als Kirche. Sie selbst interpretierte den Vorgang als Kampf zwischen rechtem Glauben und Häresie. Zu den wesentlichen Charakteristika des kirchlichen Christentums wurden der Kanon der Bibel, das Bischofsamt und das kirchliche Glaubensbekenntnis. In organisatorischer Hinsicht war das Bischofsamt das zentrale und wichtigste aller Ämter. Die Bischöfe galten als Nachfolger der Apostel. Als die Kirche sich immer großräumiger zu organisieren begann, entstand die Institution des Metropoliten: Ein Bischof erhielt den Vorrang vor den anderen Bischöfen seines Sprengels. Aber auch unter den Metropoliten kam es zu einer Rangordnung, schließlich bildete sich die Gliederung in fünf Großräume heraus, an deren Spitze ein Patriarch stand. Die vier Patriarchate von Alexandrien, Antiochien, Konstantinopel und Jerusalem lagen im Osten, das einzige und alleinige Patriarchat des Westens war Rom. Die Geschichte der Kirche des 1. Jahrtausends kann, auch in der Lehrentwicklung, oft als die Geschichte der Konkurrenz und der Rivalitäten dieser Patriarchate gesehen werden; nicht zuletzt hing das Gewicht der römischen Bischöfe und die spätere Machtstellung des Papsttums eng mit der Patriarchatsverfassung zusammen. Mit der bischöflichen Verfassung und dem theologischen Konzept, das in den Bischöfen die Nachfolger der Apostel sieht, hängt zusammen, dass es seit dem 2. Jahrhundert unzählige Synoden oder Konzile, also Zusammenkünfte von Bischöfen, gab. Besonders wichtig waren die ersten vier von ihnen, das Konzil von Nicäa im Jahr 325, das Konzil von Konstantinopel im Jahr 381, das Konzil von Ephesus 431 und das Konzil von Chalkedon im Jahr 451. Auf diesen Konzilen wurden die grundlegenden theologischen Fragen der Trinitätslehre und der Christologie erörtert und entschieden. 4 DIE ENTSTEHUNG DES CHRISTLICHEN EUROPA Der Übergang vom Christentum der Spätantike zur Christenheit des Mittelalters ist durch eine Reihe von Teilchristentümern gekennzeichnet, die zunächst recht unverbunden nebeneinander bestanden, bis eine neue geschichtliche Konstellation deren Zusammenfassung im Reich der Karolinger brachte, das sich zudem durch die Einbindung des Papsttums gegenüber dem Byzantinischen Reich zu legitimieren vermochte. So gab es etwa die keltische Kirche in Irland mit dem sie charakterisierenden Mönchtum und dem Ideal der Wandermönche, die als irisch-schottische Missionare auf dem Festland wirkten. Papst Gregor der Große leitete die Mission der Angelsachsen ein, die zum ,,goldenen Zeitalter" der angelsächsischen Kirche führte. Als herausragender Repräsentant schrieb Beda Venerabilis eine englische Kirchengeschichte. In Spaniens Hauptstadt Toledo trafen sich die Bischöfe des Landes zu Konzilen, um eine rigorose Kirchenordnung festzulegen. 711 wurde dieses westgotische Königtum jedoch vom Ansturm der Araber überwältigt. Deren Vordringen konnte erst 732 bei Tours und Poitiers von Karl Martell, einem Karolinger, zum Stillstand gebracht werden. Die Karolinger sollten bald die Merowinger als Könige des Frankenreiches ablösen. Dessen Begründer Chlodwig hatte sich nach einem Sieg über die Alemannen um 498 durch den Bischof Remigius von Reims taufen lassen und sich mit zahlreichen fränkischen Adligen der katholischen Kirche angeschlossen. Die vom Frankenreich ausgehende Missionierung bedeutete seither immer auch die Einbindung in das fränkische Reich; politisch motivierter Widerstand gegen die Annahme des Christentums wurde mit Gewalt gebrochen. Auch die Angelsachsen wirkten auf dem Festland. Die herausragende und bekannteste Gestalt ist der Mönch Bonifatius. Die Araber bereiteten nicht nur dem Königreich von Toledo ein Ende, sie schwächten auch das christliche Byzantinische Reich, das den Aufstieg der Karolinger zu Schutzherren des Papstes anerkennen musste. Dieser Aufstieg fand symbolträchtigen Ausdruck in der Krönung Karls des Großen zum Kaiser (,,Cäsar") am 25. Dezember 800 durch Papst Leo III. in der Peterskirche in Rom. Die Missionierung Europas wurde vom karolingischen Großreich und dann von der ihm folgenden deutschen Reichskirche fortgesetzt. Der Christianisierung der Sachsen noch unter Karl dem Großen folgte die Expansion nach Osten, die Christianisierung und Eindeutschung der Slawen, während Polen und Ungarn selbständige Königreiche wurden. Waren schon Sachsen- und Slawenmission gewaltsame Schwertmissionen gewesen, so bedeutete die Christianisierung der Preußen durch den Deutschen Orden im 13. Jahrhundert praktisch die Ausrottung der einheimischen Bevölkerung und eine neue Besiedlung durch deutsche Kolonisten. 5 DIE PAPSTKIRCHE DES HOCHMITTELALTERS Noch im 9. Jahrhundert setzte ein Zerfall und Niedergang des karolingischen Reiches ein. Von dieser Zersetzung waren insbesondere Rom und das Papsttum betroffen. Es wurde zum Spielball der sich gegenseitig bekämpfenden stadtrömischen und mittelitalienischen Adelsparteien. Die blutigen Machtkämpfe gingen als Saeculum obscurum (dunkles Jahrhundert) in die Kirchengeschichte ein. Papst Johannes XII. rief in Bedrängnis den deutschen König Otto den Großen zu Hilfe und krönte ihn 962 zum Kaiser. Otto bemühte sich auf diese Weise, an Karl den Großen anzuknüpfen; die kaiserliche Würde wurde auf längere Sicht ein Schutzamt über die Kirche im Auftrag des Papstes. Darin waren die Konflikte der folgenden Jahrhunderte zwischen Kaisertum und Papsttum angelegt. Der Kandidat für die Kaiserkrone oder der gekrönte Kaiser selbst konnten auf ihre Amtseignung hin überprüft werden. Neben den Konflikten von Papst- und Kaisertum verstärkten sich auch die Differenzen von West- und Ostkirche. Die Trennung in eine östliche und eine westliche Christenheit, die mit der Teilung des Römischen Reiches begonnen hatte und inhaltlich Jahrhunderte vorher durch das Konzil von Chalkedon bestärkt wurde, war auch eine Sprachtrennung: Der Osten sprach griechisch und der Westen lateinisch. Im 11. Jahrhundert verstärkte sich der Gegensatz zwischen dem Patriarch der Ostkirche in Konstantinopel und dem Papst in Rom derart, dass sich beide Kirchenoberhäupter 1054 gegenseitig exkommunizierten ( siehe Schisma). Im Westen wurde die Kirche in der Folge zu einer selbständigen politischen Macht. Eine besondere Rolle spielte dabei die so genannte gregorianische Reform, wie der ,,Aufbruch zu neuen Zielen" mit Blick auf Papst Gregor VII. genannt wird. Ein charakteristisches Dokument des Selbstverständnisses Gregors ist der aus 27 Sätzen bestehende Dictatus Papae, den er zu Beginn seines Pontifikates zusammenstellen ließ. Das Dokument hebt die Stellung der römischen Kirche in der allgemeinen Kirche heraus, zieht daraus Folgerungen für die universale Leitungsbefugnis des Papstes und präzisiert dessen Vorrechte gegenüber Königtum und Reich. Es folgte der Investiturstreit und eine Auseinandersetzung zwischen Gregor und König Heinrich IV. Während der Papst den König exkommunizierte, erklärte der König dessen Papsttum für ungültig. Durch den sprichwörtlich gewordenen Gang nach Canossa erreichte der König die Aufhebung des Banns. Später jedoch besaß er die Macht, den Papst abzusetzen. Gregor musste fliehen und starb 1085 im Exil. Dennoch ging das Papsttum gestärkt aus dem Investiturstreit hervor. Zur herausragenden Gestalt dieser Epoche wurde Papst Innozenz III., der mit erst 37 Jahren zum Papst gewählt worden war. Die neue Machtstellung hatte zur Folge, dass nun die Papstwahl zum Politikum avancierte, in dem die gegensätzlichen Interessen aufeinanderprallten. Die spektakulärste Papstwahl des Mittelalters gehört in diesen Zusammenhang. 1294 wurde ein Einsiedler aus den Abruzzen als Strohmann in der Hand der untereinander rivalisierenden und sich gegenseitig blockierenden Gruppen als Cölestin V. gewählt, der schon nach wenigen Monaten wieder abdankte. Auf ihn folgte mit Bonifatius VIII. ein diplomatisch erfahrener Staatsmann und gebildeter Jurist, der allerdings in der Auseinandersetzung mit König Philipp IV. von Frankreich zu Fall kam. Am Tag vor seiner angesetzten feierlichen Exkommunikation ließ der König den Papst gefangenen setzen. Das 12. und 13. Jahrhundert waren Glanzzeiten der Theologie. Nach Abaelardus und Petrus Lombardus erreichte mit Thomas von Aquin die Hochscholastik ihre Blüte. Die Bettelorden der Dominikaner und Franziskaner entstanden; die alten Orden der Zisterzienser und Prämonstratenser wurden reformiert, und die Mystik gewann in den reformierten Klöstern sowie in den Häusern der neuen Orden Raum. Nachdem das Papsttum seinen Vorrang gegenüber dem Königtum dem Anspruch nach durchgesetzt hatte, waren Verteidigung und Ausbreitung des Glaubens Aufgaben der Kirche geworden, der die weltliche Gewalt zu dienen hatte. Kreuzzüge und Ketzerverfolgung waren die grausame Umsetzung dieser politischen Theorie. 1095 rief Papst Urban II. die ,,Franken" zur Befreiung des Heiligen Landes auf, 1096 bis 1099 fand der erste von insgesamt sieben Kreuzzügen mit dem Ziel der Befreiung Jerusalems statt. Der 4. Kreuzzug wandte sich jedoch unter dem Einfluss Venedigs gegen Konstantinopel. 1204 fiel die Stadt in die Hände der abendländischen Heere. Der Hass, den die ,,Lateiner" mit ihren Gräueltaten in Konstantinopel auslösten, vertiefte den Dissens zwischen der Ost- und Westkirche ins Unermessliche. Der 6. und 7. Kreuzzug waren ein Unternehmen des französischen Königs Ludwig IX., der vor Tunis den Tod fand. Eine Verirrung besonderer Art war der Kinderkreuzzug von 1212: Tausende Kinder wurden von Betrügern in die Sklaverei verkauft. In Spanien wurde aus dem Kreuzzug ein Eroberungskrieg gegen die ,,Ungläubigen". Von diesem Krieg war es nur noch ein kleiner Schritt zum bewaffneten Angriff auf die vermeintlichen inneren Feinde der Kirche, die Häretiker. So kam es von 1209 bis 1229 zum Albigenserkreuzzug in Südfrankreich. Häresie wurde als Widerspruch zum herrschenden Kirchendogma verstanden. Häresie galt als Teufelswerk - und somit der Kampf gegen sie eine vordringlichen Aufgabe. Als Häretiker waren Religionsgemeinschaften verfolgt, die sich gegen die etablierte Kirche wandten. Die Katharer (von deren Namen sich die Bezeichnung Ketzer ableitet) bildeten die erste organisierte Gegenkirche des Mittelalters. Eine innerkirchliche Erweckungsbewegung waren die Waldenser, die Anhänger des Petrus Waldes, eines zum asketischen Leben bekehrten reichen Kaufmanns aus Lyon. Dazu kamen zahlreiche lose Zirkel von Anhängern der Bewegung des freien Geistes. Als neue Abwehrmaßnahme gegen die Ketzer und zur ,,Reinerhaltung des Glaubens" ersetzte die mittelalterliche Kirche das Rügeverfahren nach Anklage durch das Inquisitionsverfahren. Man begann nun damit, Häretiker zu denunzieren oder sie zu einer Selbstanklage zu bewegen. Seit 1231 wurden mit weitgehenden Vollmachten ausgestattete Inquisitoren für einzelne Kirchenprovinzen bestellt. Die Durchführung der Inquisition wurde vor allem den Dominikanern und Franziskanern übertragen. Anfangs übernahm die Inquisition nur das Anklageverfahren und übertrug die Bestrafung der weltlichen Gewalt. Späterhin folterte sie und vollstreckte die ergangenen Urteile auch selbst. Besonders grausam wütete die Inquisition im 15. Jahrhundert in Spanien unter dem Dominikaner und königlichen Großinquisitor Tomàs de Torquemada. Neben der Hexenverfolgung sah die Inquisition ihre Aufgabe auch in der Verurteilung der frühen protestantischen Lehren. Über mehr als sechs Jahrhunderte war die Inquisition eine etablierte Einrichtung der christlichen Kirche. In Italien wurde die Inquisition 1859 abgeschafft, im Kirchenstaat gab es sie bis zu dessen Ende 1870. Nach der Wahl eines Neapolitaners zum Papst Urban VI. 1378 spaltete sich die abendländische Christenheit in eine avignonesische und römische Obedienz. Da nun zwei Kurien zu unterhalten waren, wurde der kuriale Fiskalismus noch gesteigert, allerdings mit Konzessionen an das sich herausbildende landesfürstliche Kirchenregiment. Die römische Kurie bezog dabei den Ablass systematisch in ihr fiskalisches System mit ein. Beendet wurden die innerkirchlichen Differenzen erst mit der Wahl des römischen Kardinals Odo Colonna am 11. November 1417 auf dem Konstanzer Konzil. Auf diesem Konzil war 1415 Jan Hus auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Er war der Führer einer der zahlreichen Protest- und Reformbewegungen des Spätmittelalters, die im kirchengeschichtlichen Rückblick als vorreformatorische Bewegungen erkannt werden. 1452 krönte Papst Nikolaus V. den Habsburger Friedrich III. zum Kaiser; es war die letzte Kaiserkrönung, die ein Papst in Rom vornahm. 1453 eroberten die Türken Konstantinopel und beendeten damit das christliche oströmische Reich. In Rom leitete Nikolaus V. das Zeitalter des Renaissancepapsttums ein, das mit Alexander VI. seinen Höhepunkt erreichte. Als Papst vermittelte Rodrigo Borgia im Konflikt zwischen Portugal und Spanien um die ,,Aufteilung der Welt" und schuf 1494 den Vertrag von Tordesillas (siehe Demarkationslinie): Sein Schiedsspruch hieß auch - in Anlehnung an die so genannte Konstantinische Schenkung - Alexandrinische Schenkung. Als Entgelt für diese ,,Schenkung" verpflichtete sich der spanische König, in den neu entdeckten Gebieten für die Ausbreitung des Glaubens zu sorgen - das aber war die Voraussetzung für das königliche Patronat in den eroberten Gebieten. 6 DIE CHRISTLICHEN KONFESSIONEN UND DIE EUROPÄISCHEN NATIONEN 6.1 Reformation und Gegenreformation: das Zeitalter der Glaubenskämpfe Der Missbrauch einer mittelalterlichen Frömmigkeitsübung, genannt Ablasshandel, löste mit der Reformation eine Bewegung aus, die das Ende der mittelalterlichen Christenheit heraufbeschwor. Die Verteidigung seiner 95 Thesen gegen den Ablasshandel führte den Augustinermönch und Theologieprofessor Martin Luther zu der Behauptung, der Papst sei der Antichrist. Reform der Kirche bedeutete damit den Bruch mit Rom. Auf die Bannandrohungsbulle antwortete Luther dementsprechend mit der Schrift Wider die Bulle des Antichrist. Aus der Reform der Kirche wurde die Reformation mit der Etablierung von neuen Kirchentümern, den christlichen Konfessionen. Der Reichstag von Augsburg 1530 ermöglichte die Einführung neuer Kirchenordnungen (siehe Augsburger Bekenntnis), worauf sich auf der Grundlage von Luthers Wirken eigenständige Territorialkirchen bildeten. Diesen Kirchen wurde durch den Augsburger Religionsfrieden 1555 die öffentlich-rechtliche Anerkennung gewährt, die dann durch den Westfälischen Frieden 1648 bestätigt wurde. Neben den lutherischen Kirchen entstanden die reformierten Kirchen, die sich selbst ,,nach Gottes Wort reformierte Kirchen" nannten. Sie gingen auf das Wirken der beiden anderen großen Reformatoren neben Luther - Ulrich Zwingli in der deutschsprachigen Eidgenossenschaft und Johannes Calvin in der französischen Schweiz - zurück. Reichsrechtliche Anerkennung erhielten die reformierten Kirchen erst mit dem Westfälischen Frieden 1648. Alle Versuche, eine große Allianz der deutschen Protestanten zu schaffen, endeten schon 1529 mit dem Scheitern des Marburger Religionsgesprächs zwischen Luther und Zwingli über das Verständnis des Abendmahls. Sowohl Luther als auch Kaiser Karl V. drängten auf ein Konzil zur Wiederherstellung der religiösen Einheit des Christentums. Luther hatte gleich zu Beginn der Auseinandersetzungen an ein allgemeines Konzil appelliert und ein Reformprogramm dafür entworfen. Nach einigem Zögern berief Papst Paul III. ein Konzil nach Trient ein (siehe Tridentinum), das erst 1545 zustande kam und sich in drei Sitzungsperioden bis 1563 hinzog. Für den Beginn der Gegenreformation war das Trienter Konzil von entscheidender Bedeutung. Es bewirkte auch eine nachhaltige Neuformierung des Katholizismus. Das ursprüngliche Ziel der Wiederherstellung der Kircheneinheit konnte nicht erreicht werden und wurde nach Beendigung der zweiten Periode auch nicht mehr angestrebt. Kirchengeschichte wird nunmehr zur Geschichte der konfessionellen und regionalen Kirchen. Für die Gegenreformation wurde der von Ignatius von Loyola neu gegründete Jesuitenorden ein wichtiges Instrument. 6.2 Das Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung Die Glaubenskämpfe mit ihren Religionskriegen hatten zur Folge, dass weltlichen Themen in Öffentlichkeit und Politik ein größerer Stellenwert eingeräumt wurde als religiösen Fragen. Mit der Aufklärung entstand eine Geisteskultur, die sich nicht mehr ausschließlich religiösen Traditionen verpflichtet fühlte und auch deutlich kritische Positionen gegenüber der katholischen Kirche entwickelte. Auch innerhalb der Kirche änderte sich einiges: Ein Zusammenleben der - inzwischen legitimierten - Konfessionen konnte nur unter Beschränkung ihres Absolutheitsanspruchs gesichert werden. Für die Kirchengeschichte drückt sich die neue Situation in Leitbegriffen aus, die nicht mehr dem kirchlichen oder theologischen, sondern dem politischen und geistesgeschichtlichen Bereich entnommen wurden. Nach ,,Reformation und Gegenreformation" ereignet sich die Geschichte der Kirchen nun thematisch ,,im Zeitalter der Aufklärung", ,,zur Zeit des Absolutismus", ,,bis zur Französischen Revolution" usw. Kennzeichnend für die neue Epoche ist das Staatskirchentum und das Ringen der Landeskirchen um Eigenständigkeit. Das Staatskirchentum in Österreich wurde nach seinem Exponenten, Kaiser Joseph II., Josephinismus genannt. Unter dem Patronat der Könige von Spanien und Portugal setzte mit deren Expansion die Weltmission ein. Kolonialpolitik und Zwangsbekehrungen gingen dabei Hand in Hand. Die englische Kirche hatte sich in der Reformationszeit von Rom gelöst und als anglikanische Kirche ein eigenes Profil gewonnen. Ihre Entwicklung bestimmte außerdem weitgehend das entstehende Kirchenwesen in Nordamerika. Gegen den Zentralismus des erneuerten Papsttums suchte die Kirche in Frankreich (Ecclesia gallicana) ihre Rechte durch den so genannten Gallikanismus zu wahren; als leitende Minister der zunehmend absolutistischen Regierung wirkten die Kardinäle Richelieu und Mazarin. Unter den französischen Calvinisten, den Hugenotten, wurde in der Bartholomäusnacht 1572 ein Massaker angerichtet; 1598 gewährte ihnen das (1685 dann widerrufene) Edikt von Nantes die Bürgerrechte. 6.3 Französische Revolution und Säkularisierung Vor allem zwei Ereignisse zeigen die Dominanz der Nationen und der Politik gegenüber Religion und Kirchen: die Französische Revolution mit ihren Folgen und die Eroberung Roms 1870 durch die Truppen des italienischen Risorgimento, die das Ende des Kirchenstaates bedeutete. Zu den Folgen der Französischen Revolution gehörte auch die Säkularisation in Deutschland, die das Ende der Feudalkirche mit sich brachte. Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 ordnete die Enteignung und Säkularisierung von 22 Erzbistümern und Bistümern, 80 Abteien und über 200 Klöstern an. Die Entmachtung und die damit verbundene Verarmung der katholischen Kirche bereitete aber den Weg für die Bildung der Volkskirche des 19. Jahrhunderts und für die Herausbildung des typischen deutschen Konfessionalismus, der Profilierung von Katholiken und Protestanten im Gegeneinander. Einen drastischen Ausdruck fand dies in dem durch den preußisch-kaiserlichen Reichskanzler Bismarck geführten so genannten Kulturkampf. Von 1871 bis 1880 versuchte er, mit dem Argument einer angeblichen kulturellen Überlegenheit der Protestanten die Katholiken aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen. Für den Protestantismus und seine Kirchenordnung erfolgte ein vergleichbarer Bruch später - mit der Abschaffung der Monarchie nach dem 1. Weltkrieg, die zugleich das Ende des Bündnisses von Thron und Altar bedeutete. 7 KIRCHEN UND CHRISTENTUM IM 20. JAHRHUNDERT Im 20. Jahrhundert haben die Kirchen und das Christentum politisch und kulturell nur eine Randrolle eingenommen. Sie haben die großen Themen der Geschichte nicht bestimmt und in den großen politischen Katastrophen des Jahrhunderts eine eher unentschiedene Rolle gespielt. Während der Herrschaft des Nationalsozialismus wurden Christen, die sich gegen das Regime wandten, in Konzentrationslagern ermordet. Aber ein Großteil der Repräsentanten der Amtskirche arbeiteten mit den Nationalsozialisten zusammen. Auch in den ehemals sozialistischen und kommunistischen Ländern gerieten die Kirchen in eine neue Situation: Erstmals gingen Staatsapparate offensiv gegen Kirchen vor. Während sie in einigen Ländern (z. B. Polen) große Machtpositionen behalten konnten, wurden sie in anderen Ländern unterdrückt, verstanden sich als Oppositionsbewegung oder suchten ihren Platz als Kirche im Sozialismus. Neue Perspektiven eröffnete auch die Einsicht in die Beschränktheit des kirchlichen und christlichen Eurozentrismus und der Dialog mit anderen Religionen. Eine politischemanzipatorische Dimension artikulierten Bewegungen wie die Befreiungstheologie in Lateinamerika und die Kirche von unten in Deutschland. Ein epochales Ereignis für die katholische Kirche - mit Wirkungen weit über den kirchlichen und katholischen Bereich hinaus - war das von Papst Johannes XXIII. einberufene 2. Vatikanische Konzil. Einen kirchengeschichtlich bemerkenswerten Akzent mit hohem Symbolwert setzte Papst Johannes Paul II. mit seinem im Rahmen eines Gottesdienstes am 12. März 2000 abgelegten Schuldbekenntnis der Kirche. Bearbeitet von: Lars Göhler Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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« Die Araber bereiteten nicht nur dem Königreich von Toledo ein Ende, sie schwächten auch das christliche Byzantinische Reich, das den Aufstieg der Karolinger zuSchutzherren des Papstes anerkennen musste.

Dieser Aufstieg fand symbolträchtigen Ausdruck in der Krönung Karls des Großen zum Kaiser („Cäsar”) am 25.

Dezember800 durch Papst Leo III.

in der Peterskirche in Rom.

Die Missionierung Europas wurde vom karolingischen Großreich und dann von der ihm folgenden deutschenReichskirche fortgesetzt.

Der Christianisierung der Sachsen noch unter Karl dem Großen folgte die Expansion nach Osten, die Christianisierung und Eindeutschung derSlawen, während Polen und Ungarn selbständige Königreiche wurden.

Waren schon Sachsen- und Slawenmission gewaltsame Schwertmissionen gewesen, so bedeutete dieChristianisierung der Preußen durch den Deutschen Orden im 13.

Jahrhundert praktisch die Ausrottung der einheimischen Bevölkerung und eine neue Besiedlung durchdeutsche Kolonisten. 5 DIE PAPSTKIRCHE DES HOCHMITTELALTERS Noch im 9.

Jahrhundert setzte ein Zerfall und Niedergang des karolingischen Reiches ein.

Von dieser Zersetzung waren insbesondere Rom und das Papsttum betroffen.

Eswurde zum Spielball der sich gegenseitig bekämpfenden stadtrömischen und mittelitalienischen Adelsparteien.

Die blutigen Machtkämpfe gingen als Saeculum obscurum (dunkles Jahrhundert) in die Kirchengeschichte ein.

Papst Johannes XII.

rief in Bedrängnis den deutschen König Otto den Großen zu Hilfe und krönte ihn 962 zum Kaiser.Otto bemühte sich auf diese Weise, an Karl den Großen anzuknüpfen; die kaiserliche Würde wurde auf längere Sicht ein Schutzamt über die Kirche im Auftrag des Papstes.Darin waren die Konflikte der folgenden Jahrhunderte zwischen Kaisertum und Papsttum angelegt.

Der Kandidat für die Kaiserkrone oder der gekrönte Kaiser selbst konntenauf ihre Amtseignung hin überprüft werden. Neben den Konflikten von Papst- und Kaisertum verstärkten sich auch die Differenzen von West- und Ostkirche.

Die Trennung in eine östliche und eine westlicheChristenheit, die mit der Teilung des Römischen Reiches begonnen hatte und inhaltlich Jahrhunderte vorher durch das Konzil von Chalkedon bestärkt wurde, war auch eineSprachtrennung: Der Osten sprach griechisch und der Westen lateinisch.

Im 11.

Jahrhundert verstärkte sich der Gegensatz zwischen dem Patriarch der Ostkirche inKonstantinopel und dem Papst in Rom derart, dass sich beide Kirchenoberhäupter 1054 gegenseitig exkommunizierten ( siehe Schisma). Im Westen wurde die Kirche in der Folge zu einer selbständigen politischen Macht.

Eine besondere Rolle spielte dabei die so genannte gregorianische Reform, wie der„Aufbruch zu neuen Zielen” mit Blick auf Papst Gregor VII.

genannt wird.

Ein charakteristisches Dokument des Selbstverständnisses Gregors ist der aus 27 Sätzenbestehende Dictatus Papae, den er zu Beginn seines Pontifikates zusammenstellen ließ.

Das Dokument hebt die Stellung der römischen Kirche in der allgemeinen Kirche heraus, zieht daraus Folgerungen für die universale Leitungsbefugnis des Papstes und präzisiert dessen Vorrechte gegenüber Königtum und Reich.

Es folgte derInvestiturstreit und eine Auseinandersetzung zwischen Gregor und König Heinrich IV.

Während der Papst den König exkommunizierte, erklärte der König dessen Papsttumfür ungültig.

Durch den sprichwörtlich gewordenen Gang nach Canossa erreichte der König die Aufhebung des Banns.

Später jedoch besaß er die Macht, den Papstabzusetzen.

Gregor musste fliehen und starb 1085 im Exil. Dennoch ging das Papsttum gestärkt aus dem Investiturstreit hervor.

Zur herausragenden Gestalt dieser Epoche wurde Papst Innozenz III., der mit erst 37 Jahren zumPapst gewählt worden war.

Die neue Machtstellung hatte zur Folge, dass nun die Papstwahl zum Politikum avancierte, in dem die gegensätzlichen Interessenaufeinanderprallten.

Die spektakulärste Papstwahl des Mittelalters gehört in diesen Zusammenhang.

1294 wurde ein Einsiedler aus den Abruzzen als Strohmann in der Handder untereinander rivalisierenden und sich gegenseitig blockierenden Gruppen als Cölestin V.

gewählt, der schon nach wenigen Monaten wieder abdankte.

Auf ihn folgte mitBonifatius VIII.

ein diplomatisch erfahrener Staatsmann und gebildeter Jurist, der allerdings in der Auseinandersetzung mit König Philipp IV.

von Frankreich zu Fall kam.

AmTag vor seiner angesetzten feierlichen Exkommunikation ließ der König den Papst gefangenen setzen. Das 12.

und 13.

Jahrhundert waren Glanzzeiten der Theologie.

Nach Abaelardus und Petrus Lombardus erreichte mit Thomas von Aquin die Hochscholastik ihre Blüte.

DieBettelorden der Dominikaner und Franziskaner entstanden; die alten Orden der Zisterzienser und Prämonstratenser wurden reformiert, und die Mystik gewann in denreformierten Klöstern sowie in den Häusern der neuen Orden Raum. Nachdem das Papsttum seinen Vorrang gegenüber dem Königtum dem Anspruch nach durchgesetzt hatte, waren Verteidigung und Ausbreitung des Glaubens Aufgaben derKirche geworden, der die weltliche Gewalt zu dienen hatte.

Kreuzzüge und Ketzerverfolgung waren die grausame Umsetzung dieser politischen Theorie.

1095 rief PapstUrban II.

die „Franken” zur Befreiung des Heiligen Landes auf, 1096 bis 1099 fand der erste von insgesamt sieben Kreuzzügen mit dem Ziel der Befreiung Jerusalems statt.Der 4.

Kreuzzug wandte sich jedoch unter dem Einfluss Venedigs gegen Konstantinopel.

1204 fiel die Stadt in die Hände der abendländischen Heere.

Der Hass, den die„Lateiner” mit ihren Gräueltaten in Konstantinopel auslösten, vertiefte den Dissens zwischen der Ost- und Westkirche ins Unermessliche.

Der 6.

und 7.

Kreuzzug waren einUnternehmen des französischen Königs Ludwig IX., der vor Tunis den Tod fand.

Eine Verirrung besonderer Art war der Kinderkreuzzug von 1212: Tausende Kinder wurdenvon Betrügern in die Sklaverei verkauft.

In Spanien wurde aus dem Kreuzzug ein Eroberungskrieg gegen die „Ungläubigen”.

Von diesem Krieg war es nur noch ein kleinerSchritt zum bewaffneten Angriff auf die vermeintlichen inneren Feinde der Kirche, die Häretiker.

So kam es von 1209 bis 1229 zum Albigenserkreuzzug in Südfrankreich. Häresie wurde als Widerspruch zum herrschenden Kirchendogma verstanden.

Häresie galt als Teufelswerk – und somit der Kampf gegen sie eine vordringlichen Aufgabe.

AlsHäretiker waren Religionsgemeinschaften verfolgt, die sich gegen die etablierte Kirche wandten.

Die Katharer (von deren Namen sich die Bezeichnung Ketzer ableitet) bildeten die erste organisierte Gegenkirche des Mittelalters.

Eine innerkirchliche Erweckungsbewegung waren die Waldenser, die Anhänger des Petrus Waldes, eines zumasketischen Leben bekehrten reichen Kaufmanns aus Lyon.

Dazu kamen zahlreiche lose Zirkel von Anhängern der Bewegung des freien Geistes. Als neue Abwehrmaßnahme gegen die Ketzer und zur „Reinerhaltung des Glaubens” ersetzte die mittelalterliche Kirche das Rügeverfahren nach Anklage durch dasInquisitionsverfahren.

Man begann nun damit, Häretiker zu denunzieren oder sie zu einer Selbstanklage zu bewegen.

Seit 1231 wurden mit weitgehenden Vollmachtenausgestattete Inquisitoren für einzelne Kirchenprovinzen bestellt.

Die Durchführung der Inquisition wurde vor allem den Dominikanern und Franziskanern übertragen.Anfangs übernahm die Inquisition nur das Anklageverfahren und übertrug die Bestrafung der weltlichen Gewalt.

Späterhin folterte sie und vollstreckte die ergangenenUrteile auch selbst.

Besonders grausam wütete die Inquisition im 15.

Jahrhundert in Spanien unter dem Dominikaner und königlichen Großinquisitor Tomàs de Torquemada.Neben der Hexenverfolgung sah die Inquisition ihre Aufgabe auch in der Verurteilung der frühen protestantischen Lehren.

Über mehr als sechs Jahrhunderte war dieInquisition eine etablierte Einrichtung der christlichen Kirche.

In Italien wurde die Inquisition 1859 abgeschafft, im Kirchenstaat gab es sie bis zu dessen Ende 1870. Nach der Wahl eines Neapolitaners zum Papst Urban VI.

1378 spaltete sich die abendländische Christenheit in eine avignonesische und römische Obedienz.

Da nun zweiKurien zu unterhalten waren, wurde der kuriale Fiskalismus noch gesteigert, allerdings mit Konzessionen an das sich herausbildende landesfürstliche Kirchenregiment.

Dierömische Kurie bezog dabei den Ablass systematisch in ihr fiskalisches System mit ein.

Beendet wurden die innerkirchlichen Differenzen erst mit der Wahl des römischenKardinals Odo Colonna am 11.

November 1417 auf dem Konstanzer Konzil.

Auf diesem Konzil war 1415 Jan Hus auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden.

Er war derFührer einer der zahlreichen Protest- und Reformbewegungen des Spätmittelalters, die im kirchengeschichtlichen Rückblick als vorreformatorische Bewegungen erkanntwerden. 1452 krönte Papst Nikolaus V.

den Habsburger Friedrich III.

zum Kaiser; es war die letzte Kaiserkrönung, die ein Papst in Rom vornahm.

1453 eroberten die TürkenKonstantinopel und beendeten damit das christliche oströmische Reich.

In Rom leitete Nikolaus V.

das Zeitalter des Renaissancepapsttums ein, das mit Alexander VI.

seinenHöhepunkt erreichte.

Als Papst vermittelte Rodrigo Borgia im Konflikt zwischen Portugal und Spanien um die „Aufteilung der Welt” und schuf 1494 den Vertrag vonTordesillas ( siehe Demarkationslinie): Sein Schiedsspruch hieß auch – in Anlehnung an die so genannte Konstantinische Schenkung – Alexandrinische Schenkung.

Als Entgelt für diese „Schenkung” verpflichtete sich der spanische König, in den neu entdeckten Gebieten für die Ausbreitung des Glaubens zu sorgen – das aber war dieVoraussetzung für das königliche Patronat in den eroberten Gebieten. 6 DIE CHRISTLICHEN KONFESSIONEN UND DIE EUROPÄISCHEN NATIONEN. »

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