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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Sprache & Litteratur). Laurence Sterne (1713-1768) schuf mit Leben und Meinungen von Tristram Shandy, Gentleman (1759-1767) einen der bedeutendsten Romane der Weltliteratur und zugleich einen Wegbereiter der modernen Romankunst. Das nachfolgende erste Kapitel des Buches illustriert bereits eindringlich das Verfahren seines Verfassers, seinen Ich-Erzähler immer wieder von der Handlung abschweifen zu lassen. Außerdem stellt es ein gelungenes Beispiel des Sterne'schen Humors dar. Laurence Sterne: Tristram Shandy Ich wollte, mein Vater oder auch meine Mutter, oder eigentlich beide - denn es wäre wirklich beider Pflicht und Schuldigkeit gewesen - hätten bedacht, was sie tun wollten, als sie mich zeugten. Hätten sie sich gehörig vor Augen gestellt, wieviel von dem abhänge, was sie gerade taten, daß es sich nicht nur um die Erschaffung eines vernünftigen Wesens handle, sondern daß möglicherweise die glückliche Bildung und Beschaffenheit seines Leibes, vielleicht auch sein Geist und das eigentümliche Gepräge seines Gemütes und sogar - sie wußten wenigstens das Gegenteil nicht - das Glück seines ganzen Hauses von den Launen und Stimmungen beeinflußt werden könnten, die in dem Momente gerade die maßgebenden waren: - hätten sie das alles gehörig erwogen und überlegt und demgemäß auch gehandelt, - so bin ich lebhaft überzeugt, daß ich eine ganz andere Figur in der Welt gespielt haben würde, als diejenige ist, in welcher mich der geneigte Leser vermutlich erblicken wird. - Ja ihr lieben Leute, glaubt mir nur, diese Sache ist nicht so unerheblich, als manche von euch glauben mögen. Ihr habt wohl alle davon gehört, wie die tierischen Regungen vom Vater auf den Sohn übertragen werden etc., etc. - und noch vieles andere in dieser Richtung. Nun gut, ich kann euch mein Wort darauf geben: neun Zehntel von eines Mannes Vernunft oder Unvernunft, von seinen Erfolgen und Mißerfolgen in dieser Welt hängen von seiner Bewegung und Tätigkeit, von den verschiedenen Spuren und Geleisen, in die man sie bringt, ab, so daß, wenn sie einmal im Gange sind, - gleichviel ob auf gutem oder schlechtem Wege, darum gebe ich keinen Groschen -, sie dahinpoltern wie ein Verrückter. Indem sie aber immer wieder denselben Weg treten, machen sie am Ende eine so ebene und glatte Straße daraus wie ein Gartenpfad, und wenn sie einmal daran gewöhnt sind, bringt sie der Teufel selbst oft nicht mehr daraus. Höre, Alter, sagte meine Mutter, hast du nicht vergessen, die Uhr aufzuziehen? - Ach du meine Güte! rief mein Vater ungeduldig, gab sich jedoch zugleich Mühe, seine Stimme zu mäßigen, - hat seit Erschaffung der Welt eine Frau ihren Mann jemals mit einer so dummen Frage unterbrochen? - Was sagte denn Ihr Herr Vater vorher? - O nichts. Laurence Sterne: Leben und Meinungen von Tristram Shandy, Gentleman. In der Übersetzung von Adolf Friedrich Seubert. Durchgesehen und revidiert von Hans J. Schütz. Frankfurt am Main 1982, S. 13f. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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