Marcel Duchamp - KUNSTLER.

Marcel Duchamp - KUNSTLER. Marcel Duchamp (1887-1968), französischer Maler und Objektkünstler, einer der bedeutendsten Anreger der Avantgarde im 20. Jahrhundert, Bruder von Raymond Duchamp-Villon und Halbbruder von Jacques Villon. Duchamp wurde am 28. Juli 1887 in Blainville-Crevon (bei Rouen) geboren und war zunächst als Volontär in einer Druckerei sowie als Bibliothekar tätig. 1904/05 besuchte er die Académie Julian in Paris und begann Bilder im Stil der Impressionisten und Cézannes zu malen. Unter dem Einfluss seiner Brüder wandte er sich später dem Kubismus zu und schuf 1912 sein berühmtes Werk Akt, eine Treppe herabsteigend (Philadelphia Museum of Art). Das Bild provozierte bei seiner Ausstellung in der Armory Show 1913 in New York einen Skandal. Nach 1915 schuf Duchamp nur noch wenige Gemälde, darunter sein Meisterwerk Die Neuvermählte wird von ihren Junggesellen entkleidet (1915-1923, Philadelphia Museum of Art; auch als Das große Glas bezeichnet), eine - nach Aussage des Künstlers unvollendete - abstrakte Komposition (Ölfarben und Draht auf Glas), die den enthusiastischen Beifall der Surrealisten fand. Ab 1913 begann Duchamp Alltagsgegenstände als Kunstwerke zu präsentieren und stellte mit der Umgehung des Schaffensprozesses das traditionelle Kunstverständnis radikal in Frage. Bekannte Beispiele solcher Ready-mades (eigentlich Konfektionsware, Ware von der Stange) waren Fahrrad-Rad (1913, Original verloren; dritte Version 1951, Museum of Modern Art, New York), Flaschenständer (1914) und Brunnen (auch Urinoir, 1917). Duchamp schränkte gegen Ende der zwanziger Jahre sein künstlerisches Schaffen spürbar ein und sah sich eher als Inspirator einer Anti-Kunst, die sich in erster Linie als Ideenkunst begriff. Zeitweise wandte er sich dem Schachspiel zu und brachte es darin zu großer Meisterschaft (offizieller Vertreter Frankreichs bei einigen Turnieren), förderte junge Künstler und experimentierte auch mit dem Film (Anémic Cinema, 1926). Unter seinen späteren Arbeiten ragt das ,,Tragbare Museum" (Boite-en-Valise, 1938) hervor, das nahezu alle seine Werke in verkleinerter Form enthält, sowie das Spätwerk Gegeben sei: 1. Der Wasserfall, 2. Das Leuchtgas (1946-1966, Philadelphia Museum of Art). Obwohl Duchamp sich niemals einer der gängigen Strömungen anschloss, ist sein Name doch zumindest eng mit der Entwicklung des Surrealismus und Dadaismus verknüpft. Während seiner Aufenthalte in den USA (1915-1918 und 1920-1921) spielte er eine zentrale Rolle in der Dada-Szene New Yorks und organisierte 1947 mit André Breton in Paris die Ausstellung Le Surrealisme en 1947. Anregend wirkte Duchamp ferner auf Kunstrichtungen wie den Nouveau Réalisme, die Pop-Art und die Concept Art (Konzeptuelle Kunst). Unter anderem griffen die Amerikaner Jasper Johns und Robert Rauschenberg viele Anregungen des Künstlers auf. Duchamp wurde 1955 amerikanischer Staatsbürger. Er starb am 1. Oktober 1968 in Paris. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.