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Ötztaler Gletschermumie - Geschichte.

Publié le 13/06/2013

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Ötztaler Gletschermumie - Geschichte. Ötztaler Gletschermumie, bekannt als Ötzi, auch als ,,Der Mann aus dem Eis" oder ,,Mann vom Hauslabjoch" bezeichnet, jungsteinzeitliche Gletschermumie aus dem 4. Jahrtausend v. Chr., die 1991 am Similaun in den Ötztaler Alpen (Österreich/Italien) gefunden wurde. Am 19. September 1991 entdeckte ein Urlauberehepaar auf einer Bergwanderung im österreichisch-italienischen Grenzgebiet der Alpen auf italienischer Seite in einer Felsmulde, 330 Meter südlich des 3 200 Meter hoch gelegenen Hauslabjoches, eine männliche Leiche, die mit dem Oberkörper aus dem tauenden Gletschereis herausragte. Man vermutete zunächst, dass es sich um das Opfer eines Bergunfalls aus dem 19. oder 20. Jahrhundert handelte. Nach einem ersten, missglückten Bergungsversuch wurde die Leiche am 23. September 1991 freigelegt und in das gerichtsmedizinische Institut nach Innsbruck transportiert, wo man anhand der jungsteinzeitlichen Ausrüstungsgegenstände ihre archäologische Bedeutung erkannte. Die Archäologen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck hatten daraufhin die schwierige Aufgabe, die komplizierten Fundumstände zu rekonstruieren. Denn in den vier Tagen zwischen der Entdeckung und der endgültigen Bergung des Mannes aus dem Eis, der bald Ötzi genannt wurde, hatten mehr als 20 Personen die Fundstätte besucht (darunter auch der Extrembergsteiger Reinhold Messner, der als Erster auf das hohe Alter des Fundes hinwies). Der Leiche waren bei den Bergungsversuchen Beschädigungen zugefügt worden, und Gegenstände in der Nähe der Gletschermumie waren entfernt und unbeabsichtigt verstreut oder zertreten worden. Dennoch konnten in einem großen internationalen Forschungsprojekt sensationelle Erkenntnisse über den Mann aus der Jungsteinzeit und seine Lebenswelt gewonnen werden. Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, dass hier nicht ein mit ausgewählten Beigaben bestatteter Verstorbener gefunden wurde, sondern ein Mensch, der mitsamt seiner alltäglichen Bekleidung und Ausrüstung vom Gletschereis konserviert wurde. Bei der Leiche handelte es sich um einen Mann, der nach Radiokarbondaten (siehe Verfahren zur Altersbestimmung) zwischen 3350 und 3100 v. Chr., also während der späten Jungsteinzeit gelebt hat. Er war etwa 45 Jahre alt, ungefähr 1,60 Meter groß und von kräftiger Statur. Seine Kopfbehaarung hat sich nur in sehr geringen Resten erhalten, doch ließ sich rekonstruieren, dass er dunkelbraune, wellige Haare von mehr als neun Zentimeter Länge und einen Bart trug. An Armen und Beinen und auf dem Rücken fanden sich Tätowierungen in Form von parallel angeordneten Strichen und kreuzförmigen Zeichen. Diese bisher ältesten Tätowierungen, die je an einem menschlichen Körper gefunden wurden, stehen wahrscheinlich in Zusammenhang mit Heilbehandlungen, denen sich der Mann unterzogen hatte. Neben Verschleißerscheinungen an Kniegelenken und Lendenwirbelsäule wiesen sein Nasenbein und mehrere Rippen ältere, verheilte Brüche auf; hinzu kam ein nicht verheilter Rippenbruch, den er in dem Zeitraum von etwa zwei Monaten vor seinem Tod erlitt. Die Bekleidung des Mannes bestand aus einer Art Hose in Form von zwei einzelnen Beinröhren aus Ziegenfell, die mit Riemen an einem Gürtel aus Kalbsleder befestigt worden waren, einem ledernen Lendenschurz, einem Obergewand aus zusammengenähten Ziegenfellstreifen in der Form eines Capes, einer Bärenfellmütze, einem aus Gräsern geflochtenen Mantel und aus aufwendig gearbeiteten Schuhen aus Bären- und Hirschfell, die zum besseren Kälteschutz mit Heu ausgestopft waren. Außer einem Feuersteindolch, einem Beil aus Eibenholz mit Kupferklinge und einem Köcher mit Pfeilen trug der Mann einen Bogen bei sich. Zudem fanden sich eine Rückentrage aus Holz und Fell, eine lederne Gürteltasche mit diversen Kleinwerkzeugen aus Stein und Knochen (u. a. ein Dorn aus Hirschgeweih zum Abhäuten von Tieren) und zwei Birkenrindengefäße, von denen eines zum Transport von Holzkohleglut diente. Vergleiche der Gerätschaften mit anderen Funden zeigten, dass es sich bei dem Toten vom Hauslabjoch um einen Angehörigen der jungsteinzeitlichen Bevölkerung des südtirolerischen Vinschgaus handelt, die mit der norditalienischen Remedellokultur in Kontakt stand. Diese bäuerliche Gesellschaft betrieb in dem Tal südlich des Hauptkammes der Ötztaler Alpen Ackerbau und Viehzucht und nutzte seit mindestens 4000 v. Chr. für ihre Schafe und Ziegen im Sommer die Hochgebirgsweiden des inneren Ötztales nördlich des Hauptkammes. Das Hauslabjoch stellt als Gebirgspass die Verbindung zwischen diesen beiden Gebieten dar. Kleidung und Ausrüstung des mumifizierten Mannes waren den klimatischen Verhältnissen im Hochgebirge angepasst und ermöglichten ihm, über mehrere Monate hinweg autark zu leben. Isotopenanalysen von Proben aus Zähnen, Knochen und Darm des Mannes ließen darauf schließen, dass dieser sich zeit seines Lebens nicht weiter als 60 Kilometer von seinem späteren Todesort entfernt aufgehalten hatte. Seine Kindheit verbrachte er vermutlich im Eisacktal und sein Leben als Erwachsener im unteren Vinschgau. Diese Rückschlüsse waren möglich, weil regionale Unterschiede in der Isotopenzusammensetzung von Boden und Wasser mit der Aufnahme von Nahrung und Trinkwasser auf die im Körper eines Menschen eingelagerten Mineralien übertragen werden. Eine frühere Annahme, wonach der Mann im Herbst zum Hauslabjoch aufgebrochen war, steht im Widerspruch zum Nachweis von Pollen der Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia) im Darminhalt der Mumie: Dieser zu den Birkengewächsen gehörende Baum blüht südlich des Alpenhauptkammes vom Frühjahr bis zum Frühsommer, und der wohl mit Nahrung oder Wasser aufgenommene Pollen war zum Todeszeitpunkt frisch. Schlehenfrüchte und Getreidekörner, die der Mann als Proviant bei sich trug und die zunächst auf den Herbst als Todeszeitpunkt hinzuweisen schienen, muss er dagegen nicht kurz vor seinem Tod frisch gesammelt haben. Einer DNA-Analyse (siehe Nucleinsäuren) seines Darminhalts zufolge hatte der Mann vor seinem Tod Rothirsch- und Steinbockfleisch sowie Getreide gegessen. Man geht heute u. a. aufgrund von Computertomographien davon aus, dass entweder eine 21 Millimeter lange Pfeilspitze aus Feuerstein, die 2001 bei Röntgenuntersuchungen im Bereich der linken Schulter des Mannes entdeckt wurde, in kurzer Zeit zum Tod führte oder dass die unmittelbare Todesursache eine Verletzung des Hinterkopfes war (durch einen Sturz oder Schlag), die ein Schädel-Hirn-Trauma verursachte. Der Pfeil war fünf bis sieben Zentimeter tief in den Körper des Mannes eingedrungen und hatte ihn von hinten getroffen. An Axt und Kleidung fanden sich Blutspuren mehrerer anderer Personen. Nach über sechsjährigen Untersuchungen an der Universität Innsbruck wurde die Mumie 1998 in das neue Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen (Italien) gebracht, wo sie in einer besonders ausgestatteten Kühlkammer aufbewahrt wird und von der Öffentlichkeit durch ein kleines Fenster besichtigt werden kann. Die bei der Mumie gefundenen Kleidungsstücke und Waffen sind in Vitrinen ausgestellt. Verfasst von: Margit Mersch Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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