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Plinius der Jüngere: Ausbruch des Vesuvs - Geschichte.

Publié le 15/06/2013

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Plinius der Jüngere: Ausbruch des Vesuvs - Geschichte. In einem Brief schildert Plinius der Jüngere seinem Freund Tacitus den Tod seines Onkels Plinius des Älteren beim Ausbruch des Vesuvs im August 79. Plinius der Jüngere selbst war beim Vesuvausbruch im vergleichsweise sicheren Misenum im äußersten Nordwesten des Golfes von Neapel zurückgeblieben, während sich sein Onkel - sowohl aus Forscherdrang als auch um Freunden zu helfen - per Schiff nach Stabiae, wenige Kilometer südlich von Pompeji begab und so direkt ins Zentrum der Katastrophe geriet. Plinius der Jüngere: Ausbruch des Vesuvs Mein Onkel war in Misenum und kommandierte dort persönlich die Flotte. Am 24. August etwa um ein Uhr mittags ließ meine Mutter ihm melden, es ließe sich eine Wolke von ungewöhnlicher Gestalt und Größe sehen. Er studierte soeben, nachdem er zuvor in der Sonne gelegen, kalt gebadet und auf seiner Liege einen Imbiss zu sich genommen hatte. Er ließ sich seine Sandalen bringen und stieg auf eine Anhöhe, von der aus man das seltsame Phänomen am besten beobachten konnte. Es stieg eine Wolke auf - von welchem Berg, erkannte der Beobachter aus der Ferne so genau nicht; erst hinterher erfuhr man, dass es der Vesuv war - eine Wolke, deren Gestalt am ehesten einer Pinie ähnelte. Denn sie stieg sozusagen wie ein langer Stamm in die Höhe und zerfloss dann in eine Reihe von Ästen; vielleicht verlor sie sich deshalb so in die Breite, weil ein kräftiger Luftstoß sie zunächst in die Höhe wirbelte, dann aber zu schwach wurde, sie weiter emporzuheben, vielleicht auch, weil sie sich selbst zu schwer wurde. Bisweilen war sie ganz weiß, dann wieder schmutzig und fleckig, je nachdem sie Erde oder Asche mit sich gerissen hatte. Ein so großer Naturforscher wie mein Onkel fand die Erscheinung wichtig und glaubte, sie näher betrachten zu müssen. Er ließ sogleich ein leichtes Boot bereit machen und stellte es mir frei, mitzukommen, sofern ich es wollte. Ich sagte, ich wolle lieber studieren; zufälligerweise hatte er selbst mir eine Aufgabe gestellt. Er ging aus dem Haus, da erhielt er eine Nachricht von Rectina, der Frau des Cascus, voll Schrecken wegen der nahen Gefahr - ihr Gut lag am Fuße des Berges, und man konnte nicht anders als zu Schiffe sich retten; sie bat ihn, sie aus der so großen Gefahr zu befreien. Daraufhin änderte er seinen Plan und verfolgte nun aus Pflichtbewusstsein, was er aus gelehrter Neugierde begonnen hatte. Er ließ vierrudrige Schiffe zu Wasser bringen und ging selbst an Bord, um nicht nur Rectina, sondern auch zahlreichen anderen Menschen - die Küste war wegen ihrer Anmut dicht besiedelt - zu Hilfe zu kommen. Er eilte dorthin, von wo andere flohen, und steuerte geradewegs auf die Gefahr zu, so ganz ohne Furcht, dass er alle Veränderungen, alle Erscheinungsformen dieses Unglücks, wie sie sich seinem Auge darstellten, diktierte und aufzeichnen ließ. Schon fiel Asche auf die Schiffe, immer heißer und dichter, je näher er hinkam, bald auch Bimssteine und andere schwarze, verbrannte und vom Feuer zersprengte Steine. Jetzt stieß er plötzlich auf eine Untiefe, und die Gesteinsmassen vom Berg machten das Ufer unzugänglich, er war einen Moment unschlüssig, ob er zurücksegeln solle; dann aber rief er dem Steuermann zu, der zur Umkehr geraten hatte: ,,Dem Mutigen hilft das Glück; auf zu Pomponianus!" Der war in Stabiae und er musste über eine Bucht fahren, um zu ihm zu kommen - denn das Meer drängt sich hier in sanft gekrümmtem Ufer ins Land. Hier war die Gefahr noch nicht nahe, doch sah man sie schon, und wenn sie wuchs, dann war sie ganz nahe. Pomponianus hatte seine Habseligkeiten schon zu Schiff gebracht, entschlossen zu fliehen, sobald sich der widrige Wind legen würde, der meinem Onkel, um zu ihm zu kommen so günstig war. Mein Onkel umarmte den Zitternden, suchte ihn zu beruhigen und aufzumuntern, und um Pomponianus' Furcht durch seine eigene Ruhe zu lindern, ließ er sich ins Bad bringen. Nach dem Bade setzte er sich zu Tisch und speiste heiter wie immer oder doch, was ebenso großartig ist, anscheinend heiter. Indessen leuchteten von mehreren Stellen des Vesuvs her große Flammen und hohe Feuersäulen, deren strahlende Helle durch das Dunkel der Nacht noch erhöht wurde. Um die Furcht der anderen zu beschwichtigen, erklärte mein Onkel, das seien verlassene Höfe, die das Herdfeuer, das die Bauern in ihrer Aufregung hatten brennen lassen, in Brand gesetzt habe. Dann begab er sich zur Ruhe und schlief so fest, wie man nur schlafen kann, denn wegen seiner Leibesfülle hatte er einen schweren Atem und schnarchte, und dies hörte jeder, der an seinem Zimmer vorbeiging. Aber der Boden des Hofes, von dem aus man sein Zimmer betrat, lag bereits so hoch voll Asche und Bimsstein, dass er, wäre er länger darin geblieben, nicht mehr hätte herauskommen können. Man weckte ihn also; er kam heraus und begab sich wieder zu Pomponianus und den anderen, die wach geblieben waren. Gemeinschaftlich gingen sie zu Rate, ob sie im Hause bleiben oder ins Freie gehen sollten, denn von den vielen, heftigen Erdstößen wankten die Häuser und schienen hin- und herzuschwanken, als ob sie aus dem Grund gelöst wären. Auf der anderen Seite fürchtete man sich im Freien vor dem Herabregnen der Bimssteine, obgleich sie leicht und ausgeglüht waren. Indes wählte man beim Abwägen der Gefahren letzteres, und zwar entschied bei meinem Onkel die vernünftige Überlegung, bei den anderen die Furcht. Um sich gegen den Steinregen zu schützen, banden sie sich mit Tüchern Kissen auf den Kopf. Schon war es andernorts Tag, dort aber herrschte die schwärzeste und dichteste Nacht, nur durch die vielen Fackeln und mancherlei Lichter erhellt. Man beschloss, an das Ufer zu gehen, um aus der Nähe zu sehen, ob es das Meer schon gestattete, etwas zu unternehmen, aber es war so rauh und wild wie zuvor. Dort legte sich mein Onkel auf eine hingebreitete Decke und verlangte ein paarmal einen Schluck frischen Wassers und trank. Dann trieben Flammen und ihnen vorausgehend Schwefelgeruch alle in die Flucht und weckten ihn auf. Er erhob sich, auf zwei Sklaven gestützt und brach sogleich tot zusammen. Ich vermute, der dichte Qualm hat ihm den Atem genommen und den Rachen versperrt, der bei ihm ohnehin von natur schwach und eng und oftmals entzündet war. Als es wieder hell wurde, es war der dritte Tag seit dem, den er als letzten erlebt hatte - fand man seinen Leichnam ganz und unverletzt, in den Kleidern, die er zuletzt angezogen hatte, auf den ersten Anblick eher einem Schlafenden als einem Toten gleichend. Die Briefe des Plinius. Übersetzt und erläutert von J. A. Schäfer. Band 2. Erlangen 1824, S. 77ff. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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