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Protestantismus - Religion.

Publié le 17/06/2013

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Protestantismus - Religion. 1 EINLEITUNG Protestantismus, Bezeichnung für die auf die Reformation zurückgehenden christlichen Kirchen und Gemeinschaften, aber auch für deren Vorläufer und später entstandene, aber von der Reformationsbewegung geprägte Kirchen und Gemeinschaften. So gehören die vorreformatorischen Gemeinschaften der Waldenser und Böhmischen Brüder (Hussiten) ebenso zum Protestantismus wie die eigentlichen Reformationskirchen, die sich von Martin Luther (siehe lutherische Kirchen; Luthertum), Ulrich Zwingli und Johannes Calvin (reformierte Kirchen) herleiten, sowie die später entstandenen evangelischen Freikirchen und die anglikanischen Kirchen. Offen sind die Grenzen zu den Pfingstkirchen (siehe Pfingstbewegung) und zu den charismatischen Bewegungen der neueren Zeit. Weltweit gibt es zurzeit etwa 500 Millionen Protestanten, das entspricht einem knappen Viertel der Christenheit. Auf das Zeitalter der Reformation (bis etwa 1560) folgte im 16. und 17. Jahrhundert eine Zeit der Konsolidierung, aber auch der allmählichen Erstarrung in der altprotestantischen Orthodoxie sowie der politischen Auseinandersetzung und der Religionskriege zwischen den Anhängern der Reformation und der Gegenreformation der Altgläubigen; Letztere wurden ihrerseits in der Gestalt des römischen Katholizismus zu einer Konfession innerhalb des gespaltenen westlichen Christentums. Im folgenden Zeitalter des Neu-Protestantismus prägten mit Aufklärung und Pietismus zwei Bewegungen, die sich von der Orthodoxie absetzten, die weitere Entwicklung des Protestantismus. Aufklärung und Idealismus führten Theologie und Kirche im 19. Jahrhundert in die Auseinandersetzung zwischen Glaube und Wissenschaft und zwischen Kirche und Kultur. Das 19. Jahrhundert war auch die Zeit der großen Erfolge protestantischer Missionsgesellschaften. Im 20. Jahrhundert kam es verstärkt zu Bemühungen um Herstellung der Einheit im Protestantismus selbst sowie innerhalb der christlichen Ökumene. In Deutschland existieren lutherische und reformierte Landeskirchen mit je eigenem Profil, aber auch unierte Landeskirchen, protestantische Kirchen des Augsburger Bekenntnisses (AB) bzw. des Helvetischen Bekenntnisses (HB) sowie zahlreiche Freikirchen mit Besonderheiten in Lehre, Gottesdienst und Organisationsform. 2 GRUNDLEGENDE MERKMALE Der Begriff des Protestantismus ist abgeleitet von der Protestation von Speyer 1529, womit die evangelischen Stände Einspruch gegen die Anwendung des Mehrheitsprinzips in Glaubensfragen einlegten, das die evangelische Bewegung stark behindert hätte: Dagegen stellten sie das Bekenntnis zum Evangelium aufgrund eigener Gewissensentscheidung - eine Einstellung, die den Protestantismus bis heute prägt und als grundlegendes Merkmal gelten kann. Kennzeichnend ist ferner ein enges Verhältnis zur Bibel. Die Kritik an den Fehlformen der mittelalterlichen Frömmigkeit führte zur Ablehnung jeder irdischen Heilsvermittlung und damit zur Kritik an der kirchlichen Hierarchie und ihrer Sakramentenverwaltung. Der Kirche der Sakramente wird die Kirche des Wortes entgegengestellt. Die Betonung der persönlichen Gewissensentscheidung sowie die Relativierung und Kritik der Tradition bedingen ein neues Weltverhältnis: Die Welt wird von klerikaler Bevormundung freigesetzt und profan verstanden. Aus der Absage an die geistliche Berufung bildet sich ein neues Berufsethos; im Widerspruch zum priesterlichen Zölibat ersteht die Kultur des evangelischen Pfarrhauses. Der Kirchenbesitz wurde säkularisiert und der politische Bereich der kirchlichen Direktive entzogen, was zugleich die weltliche Obrigkeit stärkte. Im geschichtlichen Verlauf haben diese Grundmerkmale die Bildung von Konfessionen gefördert, wobei die geschichtlichen Gestaltungen in den Vordergrund traten. 3 GESCHICHTLICHE FORMEN Neben den orthodoxen und katholischen Kirchen bilden die protestantischen Kirchen die dritte geschichtliche Grundgestalt des Christentums. Während Orthodoxie und Katholizismus relativ einheitliche Organismen darstellen, präsentiert sich der Protestantismus als ein vielfältiges Phänomen. Es ist dies das Ergebnis eines geschichtlichen Prozesses, in dessen Verlauf sich auf der Basis reformatorischer Einsichten eine Vielzahl eigenständiger Kirchen, Denominationen und Gemeinden konstituiert hat. Dieser Prozess entspricht der Überzeugung, dass die Kirche ständig reformiert werden muss, und insofern kommt er auch nie an ein Ende. 3.1 Die lutherischen Kirchen Die überragende Gestalt des Luthertums ist Martin Luther, dessen 95 Thesen gegen den Ablasshandel vom 31. Oktober 1517 zum Auslöser der Reformation wurden. Großen Anteil am Erfolg Luthers hatte Philipp Melanchthon. Da Luther seit 1521 in Reichsacht war, formulierte Melanchthon für den Reichstag in Augsburg 1530 das Augsburger Bekenntnis, das zu einer wichtigen Bekenntnisschrift des Luthertums wurde. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555, ausgehandelt als Kompromiss zwischen den ,,Altgläubigen" und den Augsburger ,,Konfessionsverwandten" von 1530, wurden die ,,Evangelischen" reichsrechtlich anerkannt; ausgeschlossen davon waren jedoch die Täufer und die Anhänger Zwinglis. Der Augsburger Religionsfriede bedeutete die Sanktionierung der Territorialkirchen und damit auch die Konsolidierung der lutherischen Kirchen. 3.2 Die reformierten Kirchen Die reformierten Kirchen, die sich selbst Nach Gottes Wort Reformierte Kirchen nennen, gehen auf Ulrich Zwingli in der deutschsprachigen Eidgenossenschaft und Johannes Calvin in der französischen Schweiz zurück. Reichsrechtliche Anerkennung erhielten sie erst mit dem Westfälischen Frieden 1648. Der Prediger am Großmünster in Zürich, Zwingli, setzte sich ab 1519 für die Kirchenerneuerung ein. Seine Reformation fand in der Schweiz großen Zuspruch: Auch Bern schloss sich an, die Urkantone blieben jedoch katholisch. Es kam zum Krieg; Zwingli fiel als Soldat in der Schlacht bei Kappel 1531. Sein Nachfolger als Vorsteher der Zürcher Kirche und Reformator wurde Heinrich Bullinger; auf ihn geht sowohl die Confessio Helvetica Prior (Erstes Helvetisches Bekenntnis) von 1536 zurück, die das erste gemeinsame Bekenntnis der reformierten deutschsprachigen Schweiz war, wie auch die Confessio Helvetica Posterior (Zweites helvetisches Bekenntnis), die 1566 als gesamtschweizerisches Bekenntnis gedruckt wurde. Dieses stellt in 30 Artikeln die gesamte Glaubenslehre in systematischer Ordnung dar. Es wurde auch von der Pfalz und den Kirchen von Schottland, Ungarn, Polen und Holland anerkannt. 1549 handelte Bullinger mit Calvin in Zürich den Consensus Tigurinus (Zürcher Konsens) aus. Johannes Calvin war fast eine Generation jünger als Luther und Zwingli. Durch ein Bekehrungserlebnis (wohl 1533) fühlte er sich berufen, die wahre Religion gegen den Götzendienst der zeitgenössischen Kirche durchzusetzen. 1536 kam er nach Genf und verfasste eine Gemeindeordnung, die aber dem Rat der Stadt zu streng war. Calvin wurde ausgewiesen, später aber wieder zurückgeholt. Im November 1541 wurde die von ihm entworfene Kirchenordnung angenommen. Seine Theologie stellte Calvin in der Institutio religionis christianae (Unterricht in der christlichen Religion) in systematischer Form dar: Der ersten Fassung von 1536 folgten mehrere Bearbeitungen und Weiterführungen. Nach der Herstellung des Zürcher Konsenses mit Heinrich Bullinger 1549 wurde das Genf Calvins zur Metropole der reformierten Kirchen in Westeuropa, die in der zweiten Jahrhunderthälfte in mehreren Ländern zur politischen Herrschaft gelangten. Die reformierten Kirchen brachten zahlreiche Bekenntnisschriften hervor, die jedoch nie als Sammlung kirchenrechtlich verbindlich gemacht wurden. Das zweite helvetische Bekenntnis wurde auch in Frankreich, Schottland, Ungarn und Polen gültig, der Zürcher Konsens ging in das schottische Bekenntnis ein. Die verbreitetste reformierte Bekenntnisschrift in Deutschland wurde der Heidelberger Katechismus von 1563. Die Theologie der reformierten Kirchen ist mit Calvinismus nicht ganz korrekt beschrieben. Calvin war nicht ihr Urheber, und er hat sie auch in der zweiten Phase nicht allein geprägt: neben Heinrich Bullinger kommt dieses Verdienst zumindest noch Martin Bucer zu. Calvin wurde dann allerdings der große und prägende Systematiker der reformatorischen Kirchenlehre. Auch in der reformierten Theologie gilt uneingeschränkt allein die Schrift. Die Sakramente sind an das Wort gebunden, sie sind Zeichen der Gnadenverkündigung. 1529 scheiterte das Marburger Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli über das Verständnis des Abendmahls (womit alle Versuche, eine große Allianz der deutschen Protestanten zu schaffen, beendet waren). Auch das Verständnis der Kirche bestimmt sich vor allem vom Wort her. Zentral war von Anfang an der Gedanke der Erwählung des Menschen in Jesus Christus, dessen Heil in keiner Weise von seinem guten Willen oder seiner Disposition abhängt. Daraus entwickelte sich die klassische reformatorische Lehre von der doppelten Prädestination, die über den Jansenismus auch tief in die katholische Kirche hineinwirkte. 3.3 Die unierten Kirchen Die unierten Kirchen in Deutschland entstanden im 19. Jahrhundert in erster Linie aus politischen Impulsen. Vor allem Brandenburg-Preußen war auf die konfessionelle Einung seiner lutherischen und reformierten Untertanen bedacht. Die durch die Obrigkeit forcierten Unionen konnten allerdings vorhandene Strömungen aufgreifen: So war durch den Pietismus das Bewusstsein einer überkonfessionellen Zusammengehörigkeit gewachsen, während die Aufklärung zu einer Abwertung der Konfessionalität geführt hatte. Da jedoch in den verbindlichen Bekenntnisschriften die feierlichen Verurteilungen der jeweils anderen Kirche standen, regte sich auch Widerstand gegen die Unionen, der wiederum Abspaltungen, z. B. der altlutherischen Gemeinden, zur Folge hatte. 3.4 Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) In Deutschland ist der Protestantismus größtenteils in Landeskirchen organisiert. Jede Landeskirche ist selbständig und regelt ihre Belange in eigener Verantwortung. Basis für Verfassung und Organisation der Kirchen sind die Gemeinden. Hier liegt die Entscheidung beim gewählten Gemeindevorstand und beim Pfarrer. Die höchste Entscheidungsvollmacht auf der Ebene der Landeskirchen liegt bei den Synoden, die von den Gemeinden her gewählt sind. Sie bestimmen das Landeskirchenamt oder Konsistorium als Verwaltungsorgane sowie den Bischof oder, wo kein bischöfliches Amt besteht, den Präses oder Kirchenpräsidenten. Die meisten lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen schlossen sich 1948 zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zusammen. Ihr gehören heute etwa 29 Millionen Gläubigen an. Die EKD vertritt die Gliedkirchen in der Öffentlichkeit und in der ökumenischen Zusammenarbeit, sie betreut die großen kirchlichen Werke, gibt Anregungen in gesamtkirchlichen Fragen, berät die Landeskirchen und fördert den Erfahrungsaustausch. 3.5 Die anglikanischen Kirchen Die Anglikaner sind eine weltweit verbreitete Kirchengemeinschaft, die sich vorwiegend durch die Mission im ehemaligen britischen Commonwealth verbreitet hat. Die konfessionelle Identität des Anglikanismus kommt vor allem in zwei Werken zum Ausdruck, die beide auf Vorarbeiten von Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury, und König Heinrich VIII. zurückgehen: The First Prayer Book of Edward VI und die 39 Articles. Das hieraus hervorgegangene Book of Common Prayer ist eine Zusammenfassung von Messbuch und Brevier zum Gebrauch des Volkes. 1553 verfasste Thomas Cranmer 42 Glaubensartikel, die zur Grundlage für die 1571 vom Parlament verabschiedeten und bis heute verbindlichen 39 Artikel der englischen Kirche wurden. Zusammen mit dem Book of Common Prayer können sie als anglikanisches Glaubensbekenntnis angesehen werden. Die anglikanische Kirchengemeinschaft, die heute etwa 70 Millionen Gläubige umfasst, versteht sich selbst als Brücke zwischen Katholizismus und Protestantismus. Die ökumenische Bewegung hat von der anglikanischen Gemeinschaft entscheidende Impulse erfahren. 3.6 Kongregationalismus Mit Kongregationalismus ist ursprünglich ein ekklesiologisches Konzept, ein drittes Modell der Kirchenordnung neben Episkopal- und Synodalverfassung gemeint. Wesentliches Merkmal ist die Autonomie jeder einzelnen Ortsgemeinde. Die Einzelgemeinde (congregation), die ausschließlich aus ,,Gläubigen" besteht, die sich für ihre Kirche am Ort verantwortlich wissen, ist die Basis und repräsentiert zugleich die universale Kirche. Weil Christus allein Herr der Kirche ist, werden andere Autoritäten abgelehnt; es gibt also keinen übergeordneten Klerus, doch können sich die Einzelgemeinden auf der Basis der Gleichberechtigung zu nationalen Synoden vereinen. Theologisch ist der Kongregationalismus zwar dem Calvinismus verpflichtet, doch gibt es kein konfessionelles Bekenntnis und keine gemeinsame Liturgie. Das Gemeindemodell entstand im Gegensatz zum Anglikanismus der englischen Staatskirche; seine Vertreter wurden im 17. Jahrhundert als Independenten bezeichnet. Große Bedeutung gewann der Kongregationalismus in Nordamerika, wohin ihn schon 1620 die Pilgerväter gebracht hatten. Er bestimmte dort das religiöse und politische Leben. 1636 entstand mit dem Harvard College die erste theologische Bildungsstätte des Kongregationalismus. Als Kirchenordnung ist der Kongregationalismus bei den Freikirchen das vorherrschende Modell. 3.7 Die Freikirchen Außer den genannten Kirchen gibt es noch eine reiche Vielfalt von so genannten Freikirchen. Der Begriff besagt, dass man ihr nicht durch Geburt oder durch Taufe im Kindesalter beitritt, sondern in freier persönlicher Entscheidung als Erwachsener oder mündiger Jugendlicher. Prototyp dieser Freiwilligkeitskirchen sind die Täufergruppen, die sich in der Reformationszeit vor allem in den Niederlanden bildeten, namentlich die der Mennoniten und Baptisten. Die Tradition Calvins mit seiner Betonung der Einzelgemeinden führte überdies, vor allem von Schottland und den Niederlanden ausgehend, im Kongregationalismus zu einer Vielzahl von unabhängigen Gemeinden. Diese Kirchen betonen die Eigenständigkeit der einzelnen Gemeinde, so dass es - mit Ausnahme der Verpflichtung auf die Bibel - kaum für alle verbindliche Gemeinsamkeiten gibt. Als Freikirchen organisierten sich auch die meisten Gemeinschaften, die aus der dritten großen Strömung der Reformation des 16. Jahrhunderts, dem Spiritualismus (der Religion des Geistes), hervorgegangen sind. Dazu gehören vor allem die Gruppen, die Luther als Schwärmer und Schwarmgeister verdammt hat ( siehe Schwenckfelder) und die auch als ,,linker Flügel der Reformation" bezeichnet werden. Ein weiterer Typus von Freikirchen entstand durch den Widerspruch gegen das Staats- oder Landeskirchentum oder durch das Aufkommen neuer religiöser Erfahrungen und geistiger Strömungen, die in den Großkirchen keinen Platz fanden. In diesen Gemeinschaften wurde die Kindertaufe beibehalten; sie blieben somit Nachwuchskirchen, sammelten ihre Anhänger aber in der Kontroverse mit den etablierten Kirchen. So entstand aus dem Anglikanismus der Methodismus; er war aus einer religiösen und sozialen Erweckungsbewegung hervorgegangen, die sich von der englischen Staatskirche trennte. In Deutschland bildete sich unter der geistlichen Initiative des Grafen Zinzendorf im 18. Jahrhundert die Herrnhuter Brüdergemeine, die durch die pietistische Erweckung geprägt war. Freikirchen entstanden auch aus Opposition gegen auferlegte Kirchenunionen. Die Freikirchen verstehen sich in der Regel nicht als die einzig mögliche Form der Verwirklichung des Christlichen. Vielmehr gehen sie davon aus, dass es neben ihnen auch andere legitime christliche Gemeinschaften geben kann und gibt. Insofern sind die Freikirchen zumeist ökumenisch aufgeschlossen. Dies unterscheidet sie von den Sekten, die sich allein als im Besitz der Wahrheit glauben, nach außen hin abschotten oder lediglich missionarisch wirken wollen. Das Spektrum der Freikirchen ist groß, die Abgrenzung ist schwierig, je nach angelegten Kriterien kommt man auf eine Zahl zwischen 50 und 100. Auch eine Mitgliederzahl zu nennen ist schwierig, zumal nicht immer klar ist, ob in Selbsteinschätzungen z. B. nur die getauften Erwachsenen oder auch die (noch) nicht getauften Kinder mitgezählt werden. 3.7.1 Täufererische Gemeinschaften Das Täufertum entstand in der Radikalisierung der reformatorischen Predigt Zwinglis und in der Auseinandersetzung mit ihm. Nach der Loslösung von Zwingli sprachen einige seiner früheren Anhänger der weltlichen Obrigkeit das Recht ab, in Sachen des Glaubens Entscheidungen zu treffen. Dies führte sie bald zur scharfen Trennung von bürgerlicher und christlicher Gemeinde. Das neue Verständnis der Gemeinde führte dann zur Forderung nach der Erwachsenentaufe. Die Ausweisung der Täufer aus Zürich hatte die Folge, dass sich ihr Gedankengut im gesamten deutschsprachigen Raum verbreitete. Aus dem Täufertum gingen die Mennoniten und Hutterer hervor. Im 17. Jahrhundert griffen die Baptisten in England das täuferische Gedankengut auf. 3.7.2 Baptisten Nach einer Selbstauskunft zählen sich 33 Millionen Christen in aller Welt zu den Baptisten. Bekannte Baptisten waren oder sind John Bunyan, Verfasser von The Pilgrim's Progress, der 1968 ermordete Friedensnobelpreisträger Martin Luther King, der Evangelist Billy Graham und der ehemalige Präsident der USA, Jimmy Carter. Pionier des Baptismus in Deutschland war Johann Gerhard Oncken (gestorben 1884). 1941 erfolgte der Zusammenschluss des Bundes der Baptistengemeinden in Deutschland und des Bundes freikirchlicher Christen zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. 3.7.3 Methodisten Der Begründer des Methodismus, John Wesley, entstammte einem anglikanischen Pfarrhaus und war selbst Geistlicher der Staatskirche sowie Dozent an der Universität. Er wirkte in den Jahren von 1735 bis 1737 als Diasporapfarrer und Missionar der anglikanischen Kirche in Nordamerika. Dort lernte er deutsche Emigranten kennen, die ihm die Grundanliegen des deutschen Pietismus nahe brachten. Bei der Verlesung von Luthers Vorrede zum Römerbrief erfuhr er eine neue Glaubensgewissheit. Nach mehreren Begegnungen mit Graf Zinzendorf entfaltete er eine intensive Reise- und Predigttätigkeit, die eine regelrechte Erweckungsbewegung in England, Irland, Wales und Schottland auslöste. Wesley wollte die Trennung der methodistischen Bewegung von der anglikanischen Kirche vermeiden, die aber dann doch erfolgte. George Whitefield wurde zum Begründer des streng calvinistischen Methodismus, der sich 1784 als Bischöfliche Methodistenkirche für selbständig erklärte. Die United Methodist Church ist heute eine der größten protestantischen Kirchen in den USA. In den deutschsprachigen Ländern Europas heißt sie evangelisch-methodistische Kirche. Die Kirche unterhält in Reutlingen ein theologisches Seminar. 3.7.4 Bund freier evangelischer Gemeinden Der Bund freier evangelischer Gemeinden ist ein Zusammenschluss von freien evangelischen Gemeinden und Abendmahlsgemeinschaften auf Landes- und internationaler Ebene, die sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts als Frucht der Erweckungsbewegung zunächst in der Schweiz, in Südfrankreich und in Westdeutschland bildeten. Die Gemeinden feiern das so genannte offene Abendmahl, an dem jeder Gläubige mit der entsprechenden Einstellung teilnehmen kann. 3.7.5 Herrnhuter Brüdergemeine Die Herrnhuter Brüdergemeine oder Brüderunität ging aus den Böhmischen Brüdern hervor. Gründer war der Reichsgraf von Zinzendorf. Seine Tropenlehre, wonach die christlichen Konfessionen nichts anderes als göttliche Erziehungsformen (griechisch Tropoi) sind, nahm Gedanken der ökumenischen Bewegung vorweg. 3.7.6 Quäker - Religiöse Gesellschaft der Freunde Der Gründer der Quäker war der Schuhmacher George Fox, der in England die Machtkämpfe zwischen Katholiken, Anglikanern und Puritanern erlebte. 1647 kam Fox ,,unter Zittern" zu der Überzeugung, dass die Antwort auf die Frage nach Gott jeder Einzelne in sich trägt. Von diesem Zittern und inneren Beben (englisch to quake), das ihn und seine Anhänger beim Erfahren des ,,inneren Lichts" überkam, stammt der Name Quäker. Die Selbstbezeichnung lautet Society of Friends (Gesellschaft der Freunde); ihre Gründung erfolgte 1652. Die Bewegung litt unter mehreren Verfolgungswellen, doch erhielt noch während der Verfolgungszeit der Quäker William Penn die Konzession zur Gründung einer englischen Kolonie in Amerika, wo er 1681 das nach seinem Namen genannte Staatswesen Pennsylvania als politische Verwirklichung quäkerischer Frömmigkeit gründete und auf dem Prinzip der Gewissensfreiheit und der Gewaltlosigkeit aufbaute. Bekannt sind die Quäker für ihre sozialen Aktionen in allen Notlagen dieser Welt. Durch solche Hilfsprogramme (hauptsächlich Schul- und Kinderspeisungen) nach den beiden Weltkriegen wurden sie auch in Deutschland bekannt. 3.8 Der Kulturprotestantismus In weiterem Sinn werden die Theologen seit Friedrich Daniel Schleiermacher bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts dem Kulturprotestantismus zugerechnet, die die Tradition der Reformation mit der modernen Kultur zu vermitteln suchten. Geradezu zur Symbolfigur des Kulturprotestantismus wurde der Berliner Kirchen- und Dogmenhistoriker Adolf von Harnack mit seiner liberalen Darstellung Das Wesen des Christentums von 1900. Insgesamt stand der Kulturprotestantismus den Gruppierungen des liberalen Protestantismus nahe, sein Spektrum war jedoch weit gefächert und reichte politisch vom Imperialismus bis zum Pazifismus und Sozialismus. 4 DAS WESEN DES PROTESTANTISMUS Charakteristisch für den Protestantismus sind die Ablehnung des Gewissenszwanges und die alleinige Normativität der Bibel. Das Wesen des Protestantismus wird im protestantischen Prinzip gesehen. In der Konkurrenz zum Katholizismus entwickelte sich ein kulturelles Überlegenheitsgefühl. Georg Friedrich Wilhelm Hegel stellte Subjektivität und Autonomie als Prinzipien des Protestantismus heraus, und nach dem Tübinger Theologen Ferdinand Christian Baur ist der Protestantismus das Prinzip der subjektiven Freiheit, der Glaubens- und Gewissensfreiheit und der Autonomie des Subjekts. Ernst Troeltsch erörterte in kulturgeschichtlich-soziologischer Betrachtungsweise die Bedeutung des Protestantismus für die Entstehung der modernen Welt, während Max Weber in Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1904/05) die Entstehung der kapitalistischen Gesellschaft aus calvinistischer Ethik und rationaler Lebensführung ableitete. Gegenüber dem Katholizismus wird das konfessionelle Profil des Protestantismus markiert durch die reformatorischen Prinzipien (allein durch Gnade, allein aus Glauben, allein Christus, allein die Schrift), in Bezug auf die kirchliche Form durch den Vorrang des allgemeinen Priestertums, in Bezug auf Glaube, Verhalten und Handeln durch Vielgestaltigkeit und Weltbezug. Die meisten theologischen Streitpunkte, die einst zur Reformation führten und den Protestantismus hervorbrachten, gelten heute nicht mehr als Kirchen trennend. Wichtiger als die Lehrunterschiede, die von vielen Gläubigen in beiden Konfessionen nicht mehr nachvollzogen werden können, sind allerdings immer noch die unterschiedlichen Lebenswelten von Katholiken und Protestanten. Angesichts der Probleme, vor die sich das Christentum insgesamt gestellt sieht, muss daraus aber kein gegenseitiger Ausschluss mehr folgen: An Stelle der Opposition könnte zunehmend eine fruchtbare Komplementarität treten. Innerhalb des größeren Ganzen der Christenheit dürfte der Protestantismus weiterhin als kritisch-prophetisches Prinzip bedeutsam bleiben. Bearbeitet von: Karl Pichler Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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« scheiterte das Marburger Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli über das Verständnis des Abendmahls (womit alle Versuche, eine große Allianz der deutschenProtestanten zu schaffen, beendet waren).

Auch das Verständnis der Kirche bestimmt sich vor allem vom Wort her.

Zentral war von Anfang an der Gedanke der Erwählungdes Menschen in Jesus Christus, dessen Heil in keiner Weise von seinem guten Willen oder seiner Disposition abhängt.

Daraus entwickelte sich die klassischereformatorische Lehre von der doppelten Prädestination, die über den Jansenismus auch tief in die katholische Kirche hineinwirkte. 3.3 Die unierten Kirchen Die unierten Kirchen in Deutschland entstanden im 19.

Jahrhundert in erster Linie aus politischen Impulsen.

Vor allem Brandenburg-Preußen war auf die konfessionelleEinung seiner lutherischen und reformierten Untertanen bedacht.

Die durch die Obrigkeit forcierten Unionen konnten allerdings vorhandene Strömungen aufgreifen: So wardurch den Pietismus das Bewusstsein einer überkonfessionellen Zusammengehörigkeit gewachsen, während die Aufklärung zu einer Abwertung der Konfessionalität geführthatte.

Da jedoch in den verbindlichen Bekenntnisschriften die feierlichen Verurteilungen der jeweils anderen Kirche standen, regte sich auch Widerstand gegen die Unionen,der wiederum Abspaltungen, z.

B.

der altlutherischen Gemeinden, zur Folge hatte. 3.4 Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) In Deutschland ist der Protestantismus größtenteils in Landeskirchen organisiert.

Jede Landeskirche ist selbständig und regelt ihre Belange in eigener Verantwortung.

Basisfür Verfassung und Organisation der Kirchen sind die Gemeinden.

Hier liegt die Entscheidung beim gewählten Gemeindevorstand und beim Pfarrer.

Die höchsteEntscheidungsvollmacht auf der Ebene der Landeskirchen liegt bei den Synoden, die von den Gemeinden her gewählt sind.

Sie bestimmen das Landeskirchenamt oderKonsistorium als Verwaltungsorgane sowie den Bischof oder, wo kein bischöfliches Amt besteht, den Präses oder Kirchenpräsidenten. Die meisten lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen schlossen sich 1948 zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zusammen.

Ihr gehören heute etwa29 Millionen Gläubigen an.

Die EKD vertritt die Gliedkirchen in der Öffentlichkeit und in der ökumenischen Zusammenarbeit, sie betreut die großen kirchlichen Werke, gibtAnregungen in gesamtkirchlichen Fragen, berät die Landeskirchen und fördert den Erfahrungsaustausch. 3.5 Die anglikanischen Kirchen Die Anglikaner sind eine weltweit verbreitete Kirchengemeinschaft, die sich vorwiegend durch die Mission im ehemaligen britischen Commonwealth verbreitet hat.

Diekonfessionelle Identität des Anglikanismus kommt vor allem in zwei Werken zum Ausdruck, die beide auf Vorarbeiten von Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury, undKönig Heinrich VIII.

zurückgehen: The First Prayer Book of Edward VI und die 39 Articles .

Das hieraus hervorgegangene Book of Common Prayer ist eine Zusammenfassung von Messbuch und Brevier zum Gebrauch des Volkes.

1553 verfasste Thomas Cranmer 42 Glaubensartikel, die zur Grundlage für die 1571 vom Parlament verabschiedetenund bis heute verbindlichen 39 Artikel der englischen Kirche wurden.

Zusammen mit dem Book of Common Prayer können sie als anglikanisches Glaubensbekenntnis angesehen werden. Die anglikanische Kirchengemeinschaft, die heute etwa 70 Millionen Gläubige umfasst, versteht sich selbst als Brücke zwischen Katholizismus und Protestantismus.

Dieökumenische Bewegung hat von der anglikanischen Gemeinschaft entscheidende Impulse erfahren. 3.6 Kongregationalismus Mit Kongregationalismus ist ursprünglich ein ekklesiologisches Konzept, ein drittes Modell der Kirchenordnung neben Episkopal- und Synodalverfassung gemeint.Wesentliches Merkmal ist die Autonomie jeder einzelnen Ortsgemeinde.

Die Einzelgemeinde (congregation), die ausschließlich aus „Gläubigen” besteht, die sich für ihreKirche am Ort verantwortlich wissen, ist die Basis und repräsentiert zugleich die universale Kirche.

Weil Christus allein Herr der Kirche ist, werden andere Autoritätenabgelehnt; es gibt also keinen übergeordneten Klerus, doch können sich die Einzelgemeinden auf der Basis der Gleichberechtigung zu nationalen Synoden vereinen.Theologisch ist der Kongregationalismus zwar dem Calvinismus verpflichtet, doch gibt es kein konfessionelles Bekenntnis und keine gemeinsame Liturgie.

DasGemeindemodell entstand im Gegensatz zum Anglikanismus der englischen Staatskirche; seine Vertreter wurden im 17.

Jahrhundert als Independenten bezeichnet. Große Bedeutung gewann der Kongregationalismus in Nordamerika, wohin ihn schon 1620 die Pilgerväter gebracht hatten.

Er bestimmte dort das religiöse und politischeLeben.

1636 entstand mit dem Harvard College die erste theologische Bildungsstätte des Kongregationalismus.

Als Kirchenordnung ist der Kongregationalismus bei denFreikirchen das vorherrschende Modell. 3.7 Die Freikirchen Außer den genannten Kirchen gibt es noch eine reiche Vielfalt von so genannten Freikirchen.

Der Begriff besagt, dass man ihr nicht durch Geburt oder durch Taufe imKindesalter beitritt, sondern in freier persönlicher Entscheidung als Erwachsener oder mündiger Jugendlicher.

Prototyp dieser Freiwilligkeitskirchen sind die Täufergruppen,die sich in der Reformationszeit vor allem in den Niederlanden bildeten, namentlich die der Mennoniten und Baptisten.

Die Tradition Calvins mit seiner Betonung derEinzelgemeinden führte überdies, vor allem von Schottland und den Niederlanden ausgehend, im Kongregationalismus zu einer Vielzahl von unabhängigen Gemeinden.Diese Kirchen betonen die Eigenständigkeit der einzelnen Gemeinde, so dass es – mit Ausnahme der Verpflichtung auf die Bibel – kaum für alle verbindlicheGemeinsamkeiten gibt. Als Freikirchen organisierten sich auch die meisten Gemeinschaften, die aus der dritten großen Strömung der Reformation des 16.

Jahrhunderts, dem Spiritualismus (derReligion des Geistes), hervorgegangen sind.

Dazu gehören vor allem die Gruppen, die Luther als Schwärmer und Schwarmgeister verdammt hat ( siehe Schwenckfelder) und die auch als „linker Flügel der Reformation” bezeichnet werden. Ein weiterer Typus von Freikirchen entstand durch den Widerspruch gegen das Staats- oder Landeskirchentum oder durch das Aufkommen neuer religiöser Erfahrungen undgeistiger Strömungen, die in den Großkirchen keinen Platz fanden.

In diesen Gemeinschaften wurde die Kindertaufe beibehalten; sie blieben somit Nachwuchskirchen,sammelten ihre Anhänger aber in der Kontroverse mit den etablierten Kirchen.

So entstand aus dem Anglikanismus der Methodismus; er war aus einer religiösen undsozialen Erweckungsbewegung hervorgegangen, die sich von der englischen Staatskirche trennte.

In Deutschland bildete sich unter der geistlichen Initiative des GrafenZinzendorf im 18.

Jahrhundert die Herrnhuter Brüdergemeine, die durch die pietistische Erweckung geprägt war.

Freikirchen entstanden auch aus Opposition gegenauferlegte Kirchenunionen. Die Freikirchen verstehen sich in der Regel nicht als die einzig mögliche Form der Verwirklichung des Christlichen.

Vielmehr gehen sie davon aus, dass es neben ihnen auchandere legitime christliche Gemeinschaften geben kann und gibt.

Insofern sind die Freikirchen zumeist ökumenisch aufgeschlossen.

Dies unterscheidet sie von den Sekten,die sich allein als im Besitz der Wahrheit glauben, nach außen hin abschotten oder lediglich missionarisch wirken wollen.

Das Spektrum der Freikirchen ist groß, dieAbgrenzung ist schwierig, je nach angelegten Kriterien kommt man auf eine Zahl zwischen 50 und 100.

Auch eine Mitgliederzahl zu nennen ist schwierig, zumal nicht immerklar ist, ob in Selbsteinschätzungen z.

B.

nur die getauften Erwachsenen oder auch die (noch) nicht getauften Kinder mitgezählt werden. 3.7. 1 Täufererische Gemeinschaften Das Täufertum entstand in der Radikalisierung der reformatorischen Predigt Zwinglis und in der Auseinandersetzung mit ihm.

Nach der Loslösung von Zwingli sprachen. »

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