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Reformation - Geschichte.

Publié le 13/06/2013

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Reformation - Geschichte. 1 EINLEITUNG Reformation (lateinisch reformatio: Umgestaltung, Erneuerung), Bezeichnung des Zeitabschnitts und der Bewegung innerhalb der christlichen Kirche, die am Anfang des 16. Jahrhunderts ausgehend von Martin Luther die Vorherrschaft des Papstes in der westlichen Kirche beendete und zur Gründung protestantischer Kirchen (siehe Protestantismus) führte. 2 URSACHEN Das Reich als die politische Organisationsform Deutschlands um 1500 war von einem Dualismus, der zwischen Kaiser und Ständen herrschte, bestimmt. Auch durch eine Reichsreform und die einberufenen Reichstage konnte er nicht aufgehoben werden. Politisch standen also Zentralgewalt und erstarkende Territorialgewalt in Deutschland einander gegenüber. Während in den Städten die Einwohnerzahlen eher zurückgingen, war ein Zuwachs der Landbevölkerung zu verzeichnen. Die Bauern waren abhängig von der Grundherrschaft, was den Boden für soziale Spannungen bereitete. Das Abendländische Schisma, im 14. Jahrhundert hervorgerufen durch das Avignonische Exil, hatte dem Ansehen der Kirche geschadet und forderte eine Auseinandersetzung um die Gültigkeit päpstlicher Macht heraus. Trotz ihrer Zielsetzung, der Umstrukturierung der kirchlichen Hierarchie, verliefen die daraufhin einberufenen Reformkonzilien (Konstanzer Konzil, 1414-1418 und Basler Konzil, 1431-1449) ergebnislos. Das Papsttum erlebte in den Jahrzehnten nach den Konzilien einen Niedergang. Doch war das geistige Klima Deutschlands zwar rom- aber nicht kirchenfeindlich. Wallfahrt, Wunderglauben, Reliquienkult, Heiligenverehrung und Marienfrömmigkeit sowie kirchliches Stiftungswesen nahmen einen festen Platz im religiösen Leben der Menschen ein. Ein Ausdruck des verstärkten Hervortretens nationalkirchlicher Bestrebungen war das Konkordat zwischen dem König und dem Papst in Frankreich, das 1516 die französische Kirche dem König unterstellte. Bereits im 14. Jahrhundert hatte der englische Philosoph und Theologe John Wyclif scharfe Angriffe gegen das Papsttum, gegen den Ablasshandel, gegen Pilgerfahrten und gegen die Heiligenverehrung gerichtet. Er übersetzte die Bibel ins Englische und predigte in der Landessprache, um die Botschaft der Bibel dem Volk zugänglich zu machen. Die Lehren Wyclifs wurden in Böhmen von Jan Hus aufgenommen und weiterentwickelt. Zum Häretiker erklärt, wurde er 1415 vom Konstanzer Konzil zum Tod verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dies zog eine Folge weiterer Inquisitionsprozesse nach sich. Während der italienischen Renaissance begann eine Neubesinnung. Sie trug dazu bei, dass der forschende Blick nun auf die Welt gerichtet war, die als vom Menschen gestaltbar und wandelbar erfahren wurde. Objekt und Ziel der Studien war der Mensch. Auskunft über ihn suchten die Gelehrten der Renaissance in antiker Kunst und Sprache zu finden. Diese geistigen Impulse und besonders die Leitgedanken, die die Wichtigkeit der Sprachenkenntnis betonten, waren es, die den Humanismus bestimmten. Er löste die mittelalterliche Scholastik als herrschende philosophische und theologische Richtung Westeuropas ab. Dadurch verloren die Geistlichen ihr Monopol auf Studium und Lehre, das sie bis dahin innegehabt hatten, und Nichtkleriker begannen, sich mit der antiken Literatur zu beschäftigen. Gelehrte wie der italienische Humanist Lorenzo Valla kritisierten Bibelübersetzungen und andere Schriften, welche die Grundlage der kirchlichen Lehre und Überlieferung bildeten. Außerhalb Italiens waren es vor allem Erasmus von Rotterdam in den Niederlanden, John Colet und Thomas Morus in England, Johannes Reuchlin in Deutschland und Jacques Lefèvre d'Étaples in Frankreich, die unter Nutzung des neuen Wissens die Kirchenpraxis der Untersuchung unterzogen. Ihr Anliegen, eine genauere Kenntnis der Heiligen Schrift zu erlangen, wurde zur Grundlage der Kritik, die Martin Luther, Johannes Calvin und andere Reformatoren an der Kirche übten. Sie betrachteten allein die Bibel als Quelle religiöser Autorität. Entscheidend für die Verbreitung neuer Ideen und des Schrifttums war die Erfindung des Buchdrucks. Neben der humanistischen Pädagogik führte die deutsche Mystik zur Verinnerlichung des religiösen Lebens. In den durch wirtschaftliche Neuorientierung erblühenden Städten etablierte sich ein erstarkendes Bürgertum. Die großen Entdeckungen jener Zeit erweiterten das geographische Vorstellungsvermögen. 3 GESCHICHTE 3.1 Deutschland und die lutherische Reformation Als im Herbst 1517 Martin Luther seine 95 Thesen, in denen er Theorie und Praxis des Ablasshandels kritisierte, veröffentlichte, hatte er den ersten Schritt über die theologischen Fundamentalfragen hinaus in den Bereich der kirchlichen Praxis unternommen. Damit war der Weg zu einer weiterführenden Kirchenkritik geebnet. Die päpstlichen Behörden befahlen Luther, sich der kirchlichen Gewalt zu unterwerfen. Er fuhr jedoch fort, sich für Reformen einzusetzen. Luther übte Kritik an der Papstkirche, dem System der Sakramente und hielt daran fest, dass der Glaube des Einzelnen auf der Bibel basieren müsse. 1518 wurde der Prozess wegen Verbreitung neuer Lehren und Verdachts der Ketzerei eröffnet. Nach einem ersten Verhör in Augsburg folgte im Juni 1520 die Bannandrohungsbulle. Luther verbrannte sie nach ihrem Eintreffen vor seinen Studenten in Wittenberg. Dieser Akt war ein Symbol des endgültigen Bruches mit der Papstkirche. Die Bannbulle von 1521 bewirkte die endgültige Exkommunikation. Im April 1521 musste sich Luther vor Kaiser Karl V., Fürsten und Vertretern der Kirche auf dem Wormser Reichstag verantworten. Da er sich weigerte, seine Thesen öffentlich zu widerrufen, wurde über ihn die Reichsacht (Wormser Edikt) verhängt. Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise nahm seinen Professor in Schutz. In der Zeit der Zurückgezogenheit auf der Wartburg übersetzte der Reformator das Neue Testament ins Deutsche und verfasste Schriften, in denen er seine Grundsätze darlegte. Längst hatten Luthers Ideen ihre Anhänger gefunden. Mönche verließen ihre Klöster, Priester lösten sich vom Zölibatsgelübde. In Wittenberg lösten die kompromisslosen Forderungen von Andreas Bodenstein (genannt Karlstadt), der sich an die Spitze der Wittenberger Reformation gestellt hatte, Unruhen aus. Luther stellte sich einem radikalen Vorgehen entgegen. Er beurteilte die Spiritualisten, die jegliche Bindung des göttlichen Geistes an Bibelwort und Sakramente leugneten, als ,,Schwärmer". Diejenigen, die an der althergebrachten Ordnung festhielten, d. h. der Kaiser, die meisten Fürsten und der höherrangige Klerus, unterstützten die Papstkirche. Die lutherische Lehre dagegen wurde von den norddeutschen Fürsten, dem niederen Klerus, Kaufleuten und großen Teilen der Bauernschaft befürwortet. Sie sahen in den Veränderungen ihre Chance zur größeren religiösen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Zwischen 1521 und 1525 trug die steigende Zahl von Flugschriften zur Verbreitung der reformatorischen Ideen bei. Schon früh hatte es Bauernunruhen gegeben, doch sollte erst der Bauernkrieg (1524-1526) zu einer weit greifenden Bewegung werden, die im Wirken Thomas Müntzers ihren Höhepunkt und 1525 bei Frankenhausen ein jehes Ende fand. Der Krieg war für die Bauern ein Versuch, ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern. Dabei erhofften sie die Befreiung von bestimmten Diensten, zu denen sie ihren geistlichen und weltlichen Herren gegenüber verpflichtet waren. Die Aufständigen übernahmen verstärkt reformatorisches Gedankengut und die religiöse Sprache zur Formulierung ihrer Wünsche. Die Bauern waren nicht die Ersten, die sich gegen die bestehende Ordnung zur Wehr setzten. Schon unter den Reichsrittern hatte sich Widerstand gegen kaiserliche und kirchliche Bevormundung geregt. Franz von Sickingen kämpfte bis zu seinem Tod 1523 für die Durchsetzung einer Reichsreform und für die Konsolidierung des Rittertums. Nach Ende der Bauernunruhen spitzte sich der Konflikt zwischen Lutheranern und Katholiken zu. Die Reichstage (Nürnberg 1522 und 1526, Speyer 1524) endeten ohne Entscheidung über die Durchsetzung des Wormser Edikts. Letztlich erbrachte der Reichstag in Speyer 1526 einen Kompromiss. Die deutschen Fürsten sollten sich frei für die Lehre Luthers entscheiden können. Drei Jahre darauf wurde der Reichstag erneut einberufen, und die päpstliche Kirche erklärte diese Übereinkunft für ungültig. Die Minderheit der evangelischen Stände verfasste dagegen eine Protestation. Damit wurde das öffentliche Zeugnis für die in Worms verurteilte Sache zum Charakteristikum der reformatorischen Bewegung, und diejenigen, die aus dieser Erneuerungsbewegung der christlichen Kirche hervorgingen, wurden als Protestanten bezeichnet. Philipp Melanchthon verfasste 1530 das Augsburger Bekenntnis, eine zusammenfassende Darstellung der Lehre Luthers. Es wurde auf dem Augsburger Reichstag vorgetragen und danach zur theologischen Grundlage der neuen lutherischen Kirche. Ein gesamtprotestantisches Bekenntnis allerdings konnte es nach dem Scheitern des Marburger Religionsgespräches 1529 zwischen den hinsichtlich der Abendmahlsfrage zerstrittenen evangelischen reformatorischen Bewegungen nicht werden. Da eine Anerkennung von Seiten des Kaisers nicht möglich war, schlossen sich die protestantischen Fürsten 1531 zum Schmalkaldischen Bund zusammen. Durch Kriege mit Frankreich und den Türken in Anspruch genommen, war der Kaiser zunächst auf friedliche Ausgleichsversuche bedacht. Nach dem Ende der Auseinandersetzungen verbündete er sich jedoch mit dem Papst sowie mit Herzog Moritz von Sachsen im Kampf gegen den Schmalkaldischen Bund. Damit begann ein innerdeutscher Religionskrieg. Militärisch unterlegen, mussten sich die Protestanten den kaiserlichen Forderungen unterwerfen. Eine Wendung ergab sich erst, als sich Moritz von Sachsen mit anderen Fürsten gegen den Kaiser stellte und für die Protestanten eintrat. Der Kaiser zog die Konsequenz aus der politischen und religiösen Pattsituation. 1555 wurde auf dem Augsburger Reichstag ein Religionsfrieden geschlossen. Er garantierte die Religionsfreiheit aller Herrscher der deutschen Staaten, wobei die Untertanen den Glauben des Herrschers annehmen mussten. Von nun an galt: Cuius regio, eius religio (,,Wessen das Land, dessen die Religion"). Der Protestantismus war damit offiziell anerkannt. 3.2 Nordeuropa In Nordeuropa wurde die Entstehung lutherischer Kirchen von den Königen unterstützt. Im Auftrag von König Christian III. von Dänemark entwarf der deutsche Reformator Johannes Bugenhagen eine neue Kirchenordnung auf der Grundlage des Augsburger Bekenntnisses. Die dänische Nationalversammlung führte diese Kirchenordnung 1536 ein und säkularisierte den Kirchenbesitz. Zeitgleich wurde die Reformation in dem zu Dänemark gehörenden Norwegen eingeleitet, und seit 1539 setzte sie sich auf Island durch. In Schweden leiteten die in Wittenberg ausgebildeten Brüder Olaus und Laurentius Petri die Reformbewegung. Vom schwedischen König Gustav I. Eriksson Wasa befürwortet und vom schwedischen Reichstag beschlossen, wurde der Protestantismus zur Staatsreligion und kirchliches Gut zum Eigentum des Königs. 3.3 Zwingli Die schweizerische Reformation entwickelte sich zur gleichen Zeit wie in Deutschland, jedoch als unabhängige Bewegung. Ab 1518/19 fand Ulrich Zwingli als führender Prediger am Münster in Zürich Anerkennung. Beeinflusst vom Humanismus und einem intensiven Bibelstudium kritisierte er in seinen Predigten den Ablasshandel sowie den Missbrauch kirchlicher Macht und erkannte nur die Bibel als die einzige Quelle moralischer Autorität an. Seine Reform bedeutete einen radikalen Bruch mit dem katholischen Kultus. Nichts wurde beibehalten, was sich nicht aus der Bibel erklären ließ. 1523 bis 1525 leitete Zwingli, unterstützt von der Ratsversammlung in Zürich, die Verbrennung von Reliquien ein. Prozessionen und die Heiligenverehrung wurden abgeschafft, Priester und Mönche vom Zölibatsgelübde entbunden und die Messe durch einen schlichteren Kommunionsgottesdienst ersetzt. Die Kaufleute und Händler, die zu den Hauptstützen der schweizerischen Reformation gehörten, bekundeten ihre Unabhängigkeit von der römisch-katholischen Kirche und vom Reich. Auch Bern und Basel nahmen reformatorische Kirchenordnungen an, jedoch blieb die konservative Bauernschaft der Waldkantone katholisch. Zwischen 1529 und 1531 kam es zwischen protestantischen und katholischen Kantonen zu Auseinandersetzungen, bei denen Zwingli ums Leben kam. Nach dem Friedensschluss konnte sich jeder Kanton für eine Konfession entscheiden, wobei die ländlichen Berggebiete katholisch blieben, während sich in den Tälern und großen Städten der Protestantismus durchsetzte. Nachfolger von Zwingli als Haupt der Reformation in Zürich wurde Heinrich Bullinger. Eine radikale reformatorische Nebenströmung sollte nach 1525 von Zürich ihren Ausgang nehmen: die Täuferbewegung, die im Täuferreich 1534/35 in Münster ihren drastischen Höhepunkt erreichte. 3.4 Calvin Nach Luther und Zwingli war der französische protestantische Theologe Johannes Calvin die beherrschende Figur der Reformation. Da er in Frankreich verfolgt wurde, ließ er sich 1536 in der Republik Genf nieder, die gerade unabhängig geworden war. 1542 konnte er den Rat der Stadt Genf dazu bewegen, eine reformatorische Kirchenordnung anzunehmen. Auch die Kirche organisierte er demokratisch: Pastoren, Älteste und Diakone wurden von Laienmitgliedern der Gemeinde in ihre Ämter gewählt. Staat und Kirche waren zwar offiziell getrennt, wirkten aber so eng zusammen, dass Genf im Prinzip eine Theokratie war. Calvin führte, um für moralische Disziplin zu sorgen, eine strenge Ausgabenkontrolle ein und gründete ein Konsistorium, das aus Pastoren und Laien bestand. Kleidung und Lebenswandel der Bürger waren genauestens vorgeschrieben. Nonkonformisten drohten Verfolgung und sogar der Tod. Alle Bürger erhielten zumindest eine Grundausbildung, damit sie die Bibel lesen und verstehen konnten. Die 1559 von Calvin in Genf gegründete Universität besuchten Generationen von Theologen, die die calvinistische Lehre nach Schottland, in die Niederlande, nach Osteuropa und nach Nordamerika brachten. Calvin, theologisch an Luther orientiert, vermochte es, die verschiedenen Standpunkte zeitgenössischen protestantischen Denkens in einem klaren und logischen System darzustellen. 3.5 Frankreich Am Beginn der reformatorischen Bewegung in Frankreich stand eine Gruppe von Humanisten, die sich unter der Leitung von Lefèvre d'Étaples in Meaux bei Paris versammelten. Wie Luther beschäftigte sich Lefèvre d'Étaples mit den Paulusbriefen und leitete aus ihnen die Überzeugung von der Rechtfertigung allein durch persönlichen Glauben ab. Er übersetzte das Alte und das Neue Testament ins Französische. Als Vertreter der Kirche und des Staates die Ähnlichkeit zwischen seinen Thesen und der Lehre Luthers erkannten, wurden zahlreiche Protestanten verfolgt. Diese verließen daraufhin Frankreich und ließen sich in der Schweiz nieder, wo ihre Zahl zunahm und sich der Calvinismus festigte. Zahlreiche in Genf durch Calvin ausgebildete Pastoren kehrten bis 1567 nach Frankreich zurück, um den Protestantismus zu verbreiten. Auf einer nationalen Synode in Paris kamen 1559 die Abgesandten der protestantischen Kirchen zusammen, um ein Glaubensbekenntnis (Confessio Gallicana) und disziplinarische Regeln zu entwerfen; sie gründeten die erste protestantische Kirche Frankreichs nach Genfer Vorbild. Ihre Mitglieder wurden als Hugenotten bezeichnet. Trotz aller Versuche, sie zu unterdrücken, wuchs die Zahl der Hugenotten an. Die Spaltung Frankreichs in eine katholische und eine protestantische Partei führte zu acht Konfessionskriegen, den Hugenottenkriegen (1562-1598) Als der Hugenotte König Heinrich IV. den Thron bestieg, räumte er seinen Glaubensgenossen mehr Rechte ein. Da allerdings über 90 Prozent der Franzosen Katholiken blieben, trat der König selbst zum Katholizismus über, gewährte aber den Hugenotten 1598 durch das Edikt von Nantes Religionsfreiheit. 1685 wurde das Edikt jedoch durch die gewaltsame Rekatholisierungspolitik Ludwigs XIV. stark eingeschränkt, und zahlreiche Hugenotten mussten Frankreich verlassen. 3.6 Niederlande Kaiser Karl V., der in den Niederlanden über größere militärische Macht als in den deutschen Staaten verfügte, wollte die Verbreitung reformatorischer Ideen verhindern. Er ließ deshalb Luthers Bücher verbrennen. Schon 1520 verdammte die Universität Leuven lutherische Anschauungen. 1522 wurde die Inquisition eingesetzt und scharfe Edikte gegen Ketzer erlassen. Dies führte zum Untergang des Täufertums, das sich zunächst besonders schnell ausgebreitet hatte. Von Nordfrankreich kommend, verdrängte der Calvinismus lutherische Einflüsse und festigte die innere Verbundenheit der Niederländer gegen die katholischen Spanier. 1568 begannen die militärischen Auseinandersetzungen mit Spanien und endeten erst mit dem Westfälischen Frieden. Damit verlor Spanien alle Ansprüche, und die Niederlande konnten zu einem unabhängigen protestantischen Staat werden. 3.7 Schottland Erster Märtyrer der schottischen Reformbewegung war Patrick Hamilton, der 1528 auf dem Scheiterhaufen starb. Er hatte als Student in Wittenberg und Marburg Luthers Lehre kennen gelernt. Später führte John Knox die Reformation weiter. Unter ihm wurde der Calvinismus zur schottischen Staatsreligion. 1560 brachte er das schottische Parlament dazu, ein Glaubensbekenntnis (Confessio Scotica) und ein Moralbuch, die auf Genfer Vorbilder zurückgingen, anzuerkennen. Im weiteren Verlauf gründete das Parlament die schottische Presbyterianerkirche und organisierte eine Kirche, die im Wesentlichen durch die lokalen Kirchenversammlungen und durch eine Generalversammlung verwaltet wurde. Die katholische Königin Maria Stuart versuchte, die protestantische Kirche zurückzudrängen. Nach siebenjährigem Kampf musste sie das Land verlassen, und der Calvinismus setzte sich in Schottland weitestgehend durch. 3.8 England Die Reformation in England war eine nationale Erhebung, bei der König und Parlament gemeinsam handelten, um die kirchliche Gerichtsbarkeit vom Papst auf den König zu übertragen. Im Gegensatz zu den anderen Ländern gab es keine Zersplitterung in regionale Glaubensgemeinschaften. In England vollzog sich der politische Bruch mit dem Papst, nachdem dieser sich geweigert hatte, die Ehe Heinrichs VIII. mit dessen Frau Katharina von Aragón, die keinen männlichen Erben zur Welt gebracht hatte, zu annullieren. Als sich Heinrich VIII. 1533 scheiden ließ und erneut heiratete, exkommunizierte ihn der Papst. Daraufhin ließ sich Heinrich VIII. - und fortan galt das für alle seine Nachfolger - 1534 durch das Parlament mit der Suprematsakte zum Oberhaupt der Kirche von England erklären. Damit schuf er eine unabhängige anglikanische Staatskirche. Zwischen 1536 und 1539 wurden die Klöster aufgehoben und ihr Eigentum durch den König beschlagnahmt. Da dabei die Motive eher politischer als religiöser Natur waren, versuchte der König, die Lehre Luthers zu unterdrücken. Mit den Sechs Artikeln (Blutiges Statut), die das Parlament 1539 verabschiedete, wurde die Leugnung der theologischen Grundsätze des mittelalterlichen Katholizismus für Häresie erklärt und der Gehorsam gegenüber dem Papst als kriminelles Vergehen verurteilt. Diese Edikte trafen sowohl die Protestanten, als auch die Katholiken. König Eduard VI. führte die protestantischen Lehren in der anglikanischen Kirche wieder ein. Das Blutige Statut wurde 1547 aufgehoben und Martin Bucer nach England eingeladen, um zu predigen. 1549 wurde ein Gebetbuch in englischer Sprache, das Common Prayer Book, veröffentlicht, um die Gottesdienste in der anglikanischen Kirche zu vereinheitlichen. 1552 wurde es revidiert und ein neues Glaubensbekenntnis mit 42 Artikeln eingeführt. Nachdem der Versuch von Maria I. Tudor, den Katholizismus wieder zur Staatsreligion zu machen, scheiterte, setzte Königin Elisabeth I. 1563 den Protestantismus ein. Die Artikel des anglikanischen Glaubensbekenntnisses, auf 39 reduziert, waren nun protestantisch geprägt und standen dem lutherischen Bekenntnis näher als dem calvinistischen, wobei jedoch die episkopale Organisation und die katholischen Riten beibehalten wurden. Die so genannten Nonkonformisten, denen die Reformen der englischen Kirche zur Zeit Elisabeths I. nicht weit genug gingen und die sich stärker von Rom abgrenzen wollten, bildeten zahlreiche Gemeinschaften, wie z. B. die Brownisten, die Presbyterianer, die Puritaner und die Quäker oder andere calvinistische Gruppen. 3.9 Kleinere Glaubensgemeinschaften Neben den drei großen Kirchen - der lutherischen, der reformierten und der anglikanischen - entwickelten sich auch zahlreiche kleinere Gemeinschaften, wie z. B. die Hutterer und die Mennoniten. Sie wurden sowohl von katholischer und lutherischer Seite als auch von anderen protestantischen Kirchen abgelehnt. Die Antitrinitarier formierten sich vor allem in der Schweiz, den Niederlanden und Polen. 4 BEDEUTUNG Die Reformation gehört neben der Renaissance und der Französischen Revolution zu den wichtigsten geistesgeschichtlichen und politischen Bewegungen Europas. Ihre Auswirkungen sind bis heute noch in kirchlichen wie auch politischen Strukturen spürbar. Zur evangelischen Kirchenreformation gehören neben der lutherischen Reformation auch die Kirchenreformen, die von Zwingli und Calvin geprägt sind, sowie die englische Reformation. Ergebnis der Reformation ist die Formierung dieser drei Richtungen als eigenständige Kirchen. Allen gemeinsam ist, dass sie die Bevormundung der Gläubigen durch die hierarchische Papstkirche aufheben und der Kirche den äußeren Ordnungs- und Amtscharakter verleihen, der aber nicht die Heilsgewissheit des einzelnen Christen zu verwalten hat. Sie wird einzig im Glauben erfahrbar und ist an keine vom Menschen zu beurteilenden Vorleistungen geknüpft. Durch die Reformation verloren Adel und katholische Kirche an Macht. Diese veränderten mittelalterlichen Machtstrukturen beseitigten religiös begründete Beschränkungen des Handels und des Bankwesens und machten den Weg frei für die Entwicklung des modernen Kapitalismus. Durch die Verbreitung der reformatorischen Schriften in der jeweiligen Landessprache (nicht mehr Latein!) entwickelten sich die Nationalsprachen und die Nationalkulturen. Außerdem entstanden neue Schulsysteme, die zur Volksbildung beitrugen. 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« Die Bauern waren nicht die Ersten, die sich gegen die bestehende Ordnung zur Wehr setzten.

Schon unter den Reichsrittern hatte sich Widerstand gegen kaiserliche undkirchliche Bevormundung geregt.

Franz von Sickingen kämpfte bis zu seinem Tod 1523 für die Durchsetzung einer Reichsreform und für die Konsolidierung des Rittertums. Nach Ende der Bauernunruhen spitzte sich der Konflikt zwischen Lutheranern und Katholiken zu.

Die Reichstage (Nürnberg 1522 und 1526, Speyer 1524) endeten ohneEntscheidung über die Durchsetzung des Wormser Edikts.

Letztlich erbrachte der Reichstag in Speyer 1526 einen Kompromiss.

Die deutschen Fürsten sollten sich frei für dieLehre Luthers entscheiden können.

Drei Jahre darauf wurde der Reichstag erneut einberufen, und die päpstliche Kirche erklärte diese Übereinkunft für ungültig.

DieMinderheit der evangelischen Stände verfasste dagegen eine Protestation.

Damit wurde das öffentliche Zeugnis für die in Worms verurteilte Sache zum Charakteristikum derreformatorischen Bewegung, und diejenigen, die aus dieser Erneuerungsbewegung der christlichen Kirche hervorgingen, wurden als Protestanten bezeichnet. Philipp Melanchthon verfasste 1530 das Augsburger Bekenntnis, eine zusammenfassende Darstellung der Lehre Luthers.

Es wurde auf dem Augsburger Reichstagvorgetragen und danach zur theologischen Grundlage der neuen lutherischen Kirche.

Ein gesamtprotestantisches Bekenntnis allerdings konnte es nach dem Scheitern desMarburger Religionsgespräches 1529 zwischen den hinsichtlich der Abendmahlsfrage zerstrittenen evangelischen reformatorischen Bewegungen nicht werden. Da eine Anerkennung von Seiten des Kaisers nicht möglich war, schlossen sich die protestantischen Fürsten 1531 zum Schmalkaldischen Bund zusammen.

Durch Kriege mitFrankreich und den Türken in Anspruch genommen, war der Kaiser zunächst auf friedliche Ausgleichsversuche bedacht.

Nach dem Ende der Auseinandersetzungenverbündete er sich jedoch mit dem Papst sowie mit Herzog Moritz von Sachsen im Kampf gegen den Schmalkaldischen Bund.

Damit begann ein innerdeutscherReligionskrieg.

Militärisch unterlegen, mussten sich die Protestanten den kaiserlichen Forderungen unterwerfen.

Eine Wendung ergab sich erst, als sich Moritz von Sachsenmit anderen Fürsten gegen den Kaiser stellte und für die Protestanten eintrat.

Der Kaiser zog die Konsequenz aus der politischen und religiösen Pattsituation.

1555 wurdeauf dem Augsburger Reichstag ein Religionsfrieden geschlossen.

Er garantierte die Religionsfreiheit aller Herrscher der deutschen Staaten, wobei die Untertanen denGlauben des Herrschers annehmen mussten.

Von nun an galt: Cuius regio, eius religio („Wessen das Land, dessen die Religion”).

Der Protestantismus war damit offiziell anerkannt. 3.2 Nordeuropa In Nordeuropa wurde die Entstehung lutherischer Kirchen von den Königen unterstützt.

Im Auftrag von König Christian III.

von Dänemark entwarf der deutsche ReformatorJohannes Bugenhagen eine neue Kirchenordnung auf der Grundlage des Augsburger Bekenntnisses.

Die dänische Nationalversammlung führte diese Kirchenordnung 1536ein und säkularisierte den Kirchenbesitz. Zeitgleich wurde die Reformation in dem zu Dänemark gehörenden Norwegen eingeleitet, und seit 1539 setzte sie sich auf Island durch. In Schweden leiteten die in Wittenberg ausgebildeten Brüder Olaus und Laurentius Petri die Reformbewegung.

Vom schwedischen König Gustav I.

Eriksson Wasabefürwortet und vom schwedischen Reichstag beschlossen, wurde der Protestantismus zur Staatsreligion und kirchliches Gut zum Eigentum des Königs. 3.3 Zwingli Die schweizerische Reformation entwickelte sich zur gleichen Zeit wie in Deutschland, jedoch als unabhängige Bewegung.

Ab 1518/19 fand Ulrich Zwingli als führenderPrediger am Münster in Zürich Anerkennung.

Beeinflusst vom Humanismus und einem intensiven Bibelstudium kritisierte er in seinen Predigten den Ablasshandel sowie denMissbrauch kirchlicher Macht und erkannte nur die Bibel als die einzige Quelle moralischer Autorität an.

Seine Reform bedeutete einen radikalen Bruch mit dem katholischenKultus.

Nichts wurde beibehalten, was sich nicht aus der Bibel erklären ließ.

1523 bis 1525 leitete Zwingli, unterstützt von der Ratsversammlung in Zürich, die Verbrennungvon Reliquien ein.

Prozessionen und die Heiligenverehrung wurden abgeschafft, Priester und Mönche vom Zölibatsgelübde entbunden und die Messe durch einenschlichteren Kommunionsgottesdienst ersetzt. Die Kaufleute und Händler, die zu den Hauptstützen der schweizerischen Reformation gehörten, bekundeten ihre Unabhängigkeit von der römisch-katholischen Kirche undvom Reich.

Auch Bern und Basel nahmen reformatorische Kirchenordnungen an, jedoch blieb die konservative Bauernschaft der Waldkantone katholisch.

Zwischen 1529und 1531 kam es zwischen protestantischen und katholischen Kantonen zu Auseinandersetzungen, bei denen Zwingli ums Leben kam.

Nach dem Friedensschluss konntesich jeder Kanton für eine Konfession entscheiden, wobei die ländlichen Berggebiete katholisch blieben, während sich in den Tälern und großen Städten der Protestantismusdurchsetzte.

Nachfolger von Zwingli als Haupt der Reformation in Zürich wurde Heinrich Bullinger. Eine radikale reformatorische Nebenströmung sollte nach 1525 von Zürich ihren Ausgang nehmen: die Täuferbewegung, die im Täuferreich 1534/35 in Münster ihrendrastischen Höhepunkt erreichte. 3.4 Calvin Nach Luther und Zwingli war der französische protestantische Theologe Johannes Calvin die beherrschende Figur der Reformation.

Da er in Frankreich verfolgt wurde, ließ ersich 1536 in der Republik Genf nieder, die gerade unabhängig geworden war. 1542 konnte er den Rat der Stadt Genf dazu bewegen, eine reformatorische Kirchenordnung anzunehmen.

Auch die Kirche organisierte er demokratisch: Pastoren, Ältesteund Diakone wurden von Laienmitgliedern der Gemeinde in ihre Ämter gewählt. Staat und Kirche waren zwar offiziell getrennt, wirkten aber so eng zusammen, dass Genf im Prinzip eine Theokratie war.

Calvin führte, um für moralische Disziplin zusorgen, eine strenge Ausgabenkontrolle ein und gründete ein Konsistorium, das aus Pastoren und Laien bestand.

Kleidung und Lebenswandel der Bürger waren genauestensvorgeschrieben.

Nonkonformisten drohten Verfolgung und sogar der Tod.

Alle Bürger erhielten zumindest eine Grundausbildung, damit sie die Bibel lesen und verstehenkonnten.

Die 1559 von Calvin in Genf gegründete Universität besuchten Generationen von Theologen, die die calvinistische Lehre nach Schottland, in die Niederlande, nachOsteuropa und nach Nordamerika brachten.

Calvin, theologisch an Luther orientiert, vermochte es, die verschiedenen Standpunkte zeitgenössischen protestantischenDenkens in einem klaren und logischen System darzustellen. 3.5 Frankreich Am Beginn der reformatorischen Bewegung in Frankreich stand eine Gruppe von Humanisten, die sich unter der Leitung von Lefèvre d’Étaples in Meaux bei Parisversammelten.

Wie Luther beschäftigte sich Lefèvre d’Étaples mit den Paulusbriefen und leitete aus ihnen die Überzeugung von der Rechtfertigung allein durch persönlichenGlauben ab.

Er übersetzte das Alte und das Neue Testament ins Französische. Als Vertreter der Kirche und des Staates die Ähnlichkeit zwischen seinen Thesen und der Lehre Luthers erkannten, wurden zahlreiche Protestanten verfolgt.

Diese verließendaraufhin Frankreich und ließen sich in der Schweiz nieder, wo ihre Zahl zunahm und sich der Calvinismus festigte.

Zahlreiche in Genf durch Calvin ausgebildete Pastorenkehrten bis 1567 nach Frankreich zurück, um den Protestantismus zu verbreiten.

Auf einer nationalen Synode in Paris kamen 1559 die Abgesandten der protestantischenKirchen zusammen, um ein Glaubensbekenntnis (Confessio Gallicana) und disziplinarische Regeln zu entwerfen; sie gründeten die erste protestantische Kirche Frankreichs nach Genfer Vorbild.

Ihre Mitglieder wurden als Hugenotten bezeichnet.

Trotz aller Versuche, sie zu unterdrücken, wuchs die Zahl der Hugenotten an.

Die SpaltungFrankreichs in eine katholische und eine protestantische Partei führte zu acht Konfessionskriegen, den Hugenottenkriegen (1562-1598) Als der Hugenotte König Heinrich IV.den Thron bestieg, räumte er seinen Glaubensgenossen mehr Rechte ein.

Da allerdings über 90 Prozent der Franzosen Katholiken blieben, trat der König selbst zumKatholizismus über, gewährte aber den Hugenotten 1598 durch das Edikt von Nantes Religionsfreiheit.

1685 wurde das Edikt jedoch durch die gewaltsame. »

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