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Soziale Frage Soziale Frage, im 19.

Publié le 15/06/2013

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Soziale Frage Soziale Frage, im 19. Jahrhundert geprägter Begriff zur Umschreibung der gesamten sozialpolitischen Probleme, die im Zuge der industriellen Revolution entstanden, besonders der ökonomischen und sozialen Lage der lohnabhängigen Bevölkerung. Im Zeitalter der Industrialisierung vollzogen sich enorme gesellschaftliche Veränderungen. Die feudale Agrargesellschaft wandelte sich in eine kapitalistische Industriegesellschaft; die allmähliche Auflösung der traditionellen sozialen Systeme wie etwa der Großfamilie oder der Bindung an den Grundherrn ließ auch die traditionellen sozialen Netze verschwinden; die Bevölkerungsexplosion führte zu verstärkter Landflucht und einem Überangebot an Arbeitskräften in den Industriezentren. Dieses Überangebot wirkte sich negativ auf das Lohnniveau aus, was wiederum dazu führte, dass mehrere Mitglieder einer Familie arbeiten mussten, um die bloße Existenz zu sichern; die dadurch in großer Zahl auf den Arbeitsmarkt drängenden Frauen und Kinder erlaubten es den Arbeitgebern, das Lohnniveau noch weiter zu drücken. Arbeitszeiten von 15 Stunden pro Tag waren nicht ungewöhnlich, Nacht- und Sonntagsarbeit durchaus üblich, außerdem wurde auf Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter wenig Rücksicht genommen. Folge dieser Arbeitsbedingungen und -verhältnisse waren Verarmung, katastrophale Wohnverhältnisse (teilweise nur ein Zimmer pro Familie), körperliche und psychische Schäden, sinkende Lebenserwartung sowie eklatanter Bildungsmangel. Erste Maßnahmen staatlicherseits zur Abstellung dieser Missstände wurden Anfang des 19. Jahrhunderts mit den Fabrikgesetzen in Großbritannien ergriffen, seit 1839 auch in Preußen. Daneben entstanden diverse kirchliche und weltliche Organisationen, die es sich zur Aufgabe machten, die Arbeiterschaft zu unterstützen, von denen aber nur wenige eine grundlegende Veränderung der bestehenden Gesellschaftsordnung herbeiführen wollten: der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (1863 von Ferdinand Lassalle begründet), die Internationale Arbeiterassoziation (1864 von Karl Marx ins Leben gerufen), der Verein für Socialpolitik (1872 von Gustav von Schmoller mitbegründet), das Rauhe Haus (1833 von Johann Wichern gegründet), Bethel (ab 1872 von Friedrich von Bodelschwingh geführt) und der Katholische Gesellenverein (1846 von Adolph Kolping gegründet). Auch die Sozialgesetzgebung Otto von Bismarcks - Einführung der gesetzlichen Kranken- (1883), Unfall- (1884) und Invaliditäts-/Altersversicherung (1889) - war eine Reaktion auf die Probleme, sollte aber zugleich zusammen mit dem Sozialistengesetz der immer mächtiger werdenden Sozialdemokratie im Deutschen Reich und ihren Forderungen den Boden entziehen und die Arbeiterschaft dem Staat zuführen. Dennoch war die Bismarck'sche Sozialgesetzgebung ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur politischen Gleichberechtigung der Arbeiter. Verfasst von: Fedor Bochow Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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