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Über Carl Maria von Webers ,,Freischütz" - Texte.

Publié le 22/06/2013

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Über Carl Maria von Webers ,,Freischütz" - Texte. Carl Maria von Webers Sohn Max berichtet in seiner 1864 erschienenen Biographie über seinen Vater vom enormen Erfolg des Freischütz. Die Uraufführung dieser deutschen Oper fand am 18. Juni 1821 am Königlichen Schauspielhaus in Berlin statt. Das Libretto stammt von Johann Friedrich Kind. Über Carl Maria von Webers ,,Freischütz" Am 21. Mai [1821] konnte Weber endlich die Proben zum FREISCHÜTZ beginnen (...) Der Jubel war groß, als Weber bei dem Schützenkönigsmarsche Henning oder Seidler, die bei der ersten Violine saßen, das Instrument wegnahm und anfing selbst zu stimmen. Die drei Quinten sollten so recht frech und unverschämt klingen! Wie hier, so erkannte man in allen folgenden Musikstücken den belebenden Hauch der Originalität, oft befremdet, aber endlich immer freudig an. Nach seiner Weise wußte Weber bald mit mildem Ernste, bald mit Ironie auch hier [in Berlin] die Künstler zu fesseln und straff zu leiten. Die Neigung zu ihm, der Enthusiasmus für das Werk, dessen deutsche echte Schönheit immer deutlicher wurde, steigerte sich mit jeder Probe (...) Diese begannen meist um 10 Uhr und währten bis 1 und 2 Uhr (...) Der Nachmittag gehörte den Freunden, der Abend dem Studium des Theaters, der frühe Morgen der reichen Korrespondenz, den Konferenzen mit Malern, Kostümiers, Maschinisten; selbst Brühl [Generalintendant der kgl. Schauspiele in Berlin] suchte ihn oft schon um 7 Uhr morgens auf. Die Nacht aber fand ihn dann und wann auch bei Lutter und Wegner mit Devrient und [E.Th.A.] Hoffmann, wo letzterer, im Lichte der Flamme des entzündeten, glühenden Punsches, mit Devrient um die Wette Teufelsfratzen schnitt und Höllenkomödie mit stummen, entsetzlichen Gesichtern aufführte, bis den andern die Haut grauste und sie den Spuk mit einer Verwünschung und Anzünden der Lichter bannten! (...) Die Proben folgten nun rasch aufeinander. Im Ganzen hat Weber vom FREISCHÜTZ sechzehn Proben machen lassen. Eine Leseprobe, drei Chorproben, fünf Quartettproben, zwei Sitzproben, eine besondere Probe der Wolfsschlucht allein und vier Generalproben, von denen zwei ganz vollständige Aufführungen waren, wo er vollständiges Kostüm, vollständige Dekoration mit allem Spuk, strenges Zeithalten und vor Allem vollständiges Singen der Sänger verlangte (...) Vier Stunden vor Eröffnung des Schauspielhauses belagerte eine kompakte Masse dessen unglaublich unpraktisch angelegte Eingänge. Nur den vortrefflichen Maßnahmen der Polizei war es zu danken, daß bei dem fürchterlichen Drang und Kampf nach Eröffnung der Pforten nur Kleider verletzt wurden und bloß kleine Quetschungen vorkamen. Das Parterre füllte, dicht gedrängt, Kopf an Kopf, die jugendliche Intelligenz, das patriotische Feuer, die erklärte Opposition gegen das Ausländische: Studenten, junge Gelehrte, Künstler, Beamte, Gewerbtreibende, die vor acht Jahren in Waffen geholfen hatten den Franzmann zu verjagen (...) Die Hautevolée und die Autoritäten der literarischen, musikalischen und gelehrten Kreise Berlins füllten Sperrsitz und Logen. Man sah wenig hohe Beamte, fast gar keine Uniformen. Nach und nach füllte sich das Orchester - die Musiker begannen zu stimmen - das Brausen der in dem übervollen Hause unbequem in glühender Hitze eingekeilten Masse nahm mehr und mehr zu - da erschallte plötzlich Beifallklatschen im Orchester; Weber war eingetreten und das ganze Haus mit tausend, tausend Händen nahm das schwache Signal im Orchester wie ein donnerndes Echo auf. Drei Mal mußte Weber den Taktstock sinken lassen und sich verneigen, ehe er das Zeichen zum Anfange geben konnte. Auf den stürmischen Empfang folgte die feierlichste Ruhe. Und nun entwickelte sich das zauberische Tongemälde der Ouverture in seiner ganzen unwiderstehlich fortreißenden Fülle - der Eindruck war magisch; und als nach den dumpfen, unheimlichen Paukenschlägen zuletzt der gewaltige C-dur-Akkord und dann der lodernde, jubelnde Schluß folgte, da brach ein solcher Sturm des Beifalls, ein solch ungestümes ,,Da capo"-Rufen los, daß dem Verlangen des Publikums Folge geleistet und das Ganze, mit wo möglich gesteigertem Enthusiasmus, wiederholt werden mußte. Die 1. Szene, von Beschort überaus reizend gruppiert und voll Feuer und Leben dargestellt, machte einen außerordentlichen Effekt - aber Kilians Lied und der SpottChor, obwohl mit merkwürdigem Verständnis gesungen, wurde nicht gleich vollständig in ihren musikalischen Gewagtheiten erfaßt und nicht so günstig aufgenommen als in dem darauf folgenden Terzett die Stelle ,,O, laß Hoffnung dich beleben und vertraue dem Geschick", die teils durch den vortrefflichen Vortrag des Chors, teils durch die Erinnerung an die Ouverture, die Herzen wunderbar ergriff und stürmischen Applaus erregte. - ,,Nun lasset die Hörner erschallen" und der so tief originell verklingende Walzer war vorüber. Die Szene verdüsterte sich und die Aufmerksamkeit des Publikums war bei der Szene des Max ,,Nein, länger trag ich nicht die Qualen" auf so hohen Grad gesteigert, daß das schöne Arioso ,,Durch die Wälder, durch die Auen", trotz Stümers echt künstlerischem und doch so einfachem Vortrage, in der allgemeinen Spannung fast spurlos vorüberging. Bei dem unerwarteten Eintritte Samiels wehte es wie ein Schauer durch das tiefbewegte Haus, und nur der Lichtblick des ,,Jetzt ist wohl ihr Fenster offen" vermischte in Etwas den unheimlichen Eindruck der Erscheinung, der im letzten Allegro noch erhöht wiederkehrte. Rauschender Beifall krönte den Schluß der Arie. Kaspars Trinklied - so ganz den gewöhnlichen Formen entgegen konzipiert - wurde nicht verstanden, und Blume wollte in seiner Szene nicht recht mit der Stimme heraus - kurz, der Vorhang fiel, der Beifall war lau und der lange Zwischenakt gab Veranlassung zu überaus lebhaften, ja sogar stürmischen Diskussionen. Die Spontinianer [die Anhänger Spontinis] in Masse rieben sich die Hände (...) - Das Haus brauste von streitenden Lauten. Während des Tumults war der Meister wieder an seinen Platz zurückgekehrt. Der Vorhang ging auf, und eine Salve von Beifall begrüßte die leuchtenden, lieblichen Gestalten von Agathe und Ännchen (Seidler und Eunicke), die nach dem dunkeln Lokalton des ersten Akts wie lösende Lichterscheinungen hervortraten. Die Oper von Jugend auf gewöhnt, empfinden wir diese Eindrücke kaum mehr! - Das zauberische Duett, so neu in Form und Behandlung - und noch entschiedener Ännchens frische Ariette ,,Kommt ein schlanker Bursch gegangen", erhielten die Zustimmung des ganzen Hauses. Aber der Glanzpunkt der ersten Vorstellung war unstreitig der Seidler große Szene ,,Wie nahte mir der Schlummer". - Hier verschwand alle Opposition; überrascht, hingerissen folgten die eifrigsten Gegner Webers dem allgemeinen unwiderstehlichen Strome. Orchester, Parterre, Logen, Galerie fühlten den Duft der schönen Nacht, beteten ,,Leise, leise" in totenstillem Schweigen andächtig mit, hörten das Rauschen der Bäume - sahen Max mit dem Blumenstrauß nahen, und mit Agathes Jubel wallten dem Schöpfer dieses Zauberwerkes Herzen, Hände und Seelen in Jauchzen, Klatschen, Rufen ohne Ende entgegen! Von diesem Augenblicke an war der Erfolg der Oper entschieden. Die Wolfsschlucht mit ihrem abenteuerlichen Zubehör, ihren noch nie dagewesenen Instrumentaleffekten und den so recht aus dem Geiste des Meisters geschaffenen, mächtig wirkenden Dekorationen beschloß den zweiten Akt wahrhaft triumphierend (...) War das Getümmel nach dem ersten Akte schon groß gewesen, so wurde es jetzt überwältigend; aber welch anderen Charakter hatten die Ausrufe! Die italienische Partei war verstummt. Wundervoll, herrlich - zart und kräftig - eben so neu wie schön - vortrefflich - kühn aber treffend - tönte es jetzt von allen Seiten. Der Meister aber war in die Loge geschlichen und saß da in einer dunklen Ecke, die Hand der vor Seligkeit still weinenden Gattin in der seinen. - Nach dem Entreakte (...) mußte das Volkslied ,,Wir winden dir den Jungfernkranz", so durch und durch im besten Sinne des Worts populär und deutsch empfunden und komponiert, auf stürmisches Verlangen wiederholt werden, obwohl die Reinwald, seltsam befangen, es mit zitternder Stimme sang. Der Jägerchor, obgleich donnernd applaudiert, wurde, seltsamerweise, doch erst nach der achten oder zehnten Vorstellung dem Publikum ganz eingehend. Seine Melodie war eine der wenigen aus dem FREISCHÜTZEN, die nicht gleich auf den Straßen gesungen wurde. Fürst Ottokar gab das Zeichen zum Schusse auf die Taube, und das herrliche Finale - zwar mit einer Tendenz zur Verkühlung, die seine, im Verhältnis zum Sturmesgang der andern Teile der Oper, etwas zögernde Länge erzeugte -, brachte die Oper in glorreicher Weise zu Ende! Der Vorhang rauschte herab, aber niemand verließ das Haus, das donnernder Applaus und tausendstimmiges Rufen nach dem Meister erfüllte. Endlich erschien er, Mad. Seidler und Mlle. Eunicke an der Hand führend. Kränze, Jubelrufe, Lieder und Gedichte flogen ihm entgegen! - - Der Erfolg war ein ungeheurer und beispielloser. Kritiker, Künstler, Dilettanten und Musikfreunde waren wie berauscht zum ersten Male, für den Abend wenigstens, einstimmig voll Lob, Entzücken und Freude. Das Auditorium brauste auseinander, laut das neue Wunder verkündigend. Max Maria von Weber Ludwig F. Schiedermair: Sternstunden der Oper. Im Spiegel ihrer Zeit. München und Wien 1976, S. 91ff. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« einstimmig voll Lob, Entzücken und Freude.

Das Auditorium brauste auseinander, laut das neue Wunder verkündigend.

Max Maria von Weber Ludwig F.

Schiedermair: Sternstunden der Oper.

Im Spiegel ihrer Zeit. München und Wien 1976, S.

91ff. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation.

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