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Zedler: Adler - grösseste unter allen Raub-Vögeln - Biologie.

Publié le 09/06/2013

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Zedler: Adler - grösseste unter allen Raub-Vögeln - Biologie. Dieser Lexikoneintrag von 1732 wurde zu einer Zeit geschrieben, als der Ausrottungsfeldzug gegen Greifvögel in Deutschland bereits deutliche ,,Erfolge" zeigte. So waren die Bestände des Steinadlers im Erzgebirge und Thüringer Wald schon im Jahrhundert zuvor erloschen, im Harz starb dieser Adler 1759 aus. Wie der hier wiedergegebene Textauszug zeigt, rottete man Tierarten aus, über die man kaum etwas wusste: Der mehrere tausend Wörter lange Eintrag Adler besteht zu großen Teilen aus abstrusen Phantastereien, daneben finden sich u. a. tierquälerische Empfehlungen, wie man junge Adler zur Jagd abrichten soll. Zedler: Adler - grösseste unter allen Raub-Vögeln Adler, lateinisch Aquila, griechisch '?etó?, frantzösisch Aigle, italiänisch Aquila, spanisch Aquila; ist der grösseste, stärckste und geschwindeste unter allen RaubVögeln, seine Stärcke beruhet mehr auf der Fertigkeit der Knochen und Bindigkeit der Nerven, als auf der Schwere seines Leibes, dieweil er wenig Fleisch hat. Er hat einen langen und krummgebogenen Schnabel, eine krummgebogene oder hoggerichte Nase, der Schnabel ist an der Spitze schwartz, und in der Mitten blaulich, sonst sehr hart und vest, wird aber hernach in dem Alter schwach, fähret gleichwohl in dem Wachsen, wie auch die Klauen, biß in das Alter immer fort, biß er endlich zuwächst, und dadurch am Fressen verhindert, wird. Nun meinen zwar einige, daß der Adler zu selbiger Zeit gar nichts geniesse, und die Natur diesem Vogel deswegen einen krummen eingebogenen Schnabel gegeben habe, um den andern Thieren nicht alles wegzufressen: Dennoch versichert Aelianus, daß, ob er wohl ziemlich fasten könne, er doch sein Leben durch das Geträncke erhalte, welches er theils selbst sucht, meistentheils aber von seinen Jungen erhält, welche ihn indessen erquicken und ernehren, biß er sich selbst geholfen, und von seinem krummen Schnabel befreyet, den er solange wider einen Felsen schlägt, biß die obere Krümme davon abspringt. (...) Er hat seine Wohnung auf den allerhöhesten Bergen und Felsen, da sonsten keine andern Vögel oder Menschen hinkommen, die andern Thiere aber sich in grosser Menge finden. Hält sich derowegen gerne auf in den Mitternächtige Ländern, als in Polen, Britannien, Schweden, Dännemarck, Preussen, Reussen, Litthauen und Liefland, allwo es viele Wasser-Vögel, eines langsamen Flugs, Lämmer, und dergleichen giebt, und dahero auch an selbigen Orten, wegen der guten Fütterung, sehr groß und starck wird. Weder diese seine Wohnung, noch auch sein Nest, verändert er jemals, sondern kommt alle Jahre wiederum dahin, dahero auch einige muthmassen, daß er deswegen lange lebe, weil er in der einmal gewohnten Luft beständig bleibe. Er legt drey Eyer, davon aber nur zwey, bisweilen aber alle dreye, binnen 30 Tagen ausgebrütet werden, und wann die Jungen noch nicht flick worden, so setzen oder nehmen sie die Alten auf ihre Flügel, und tragen sie durch die Luft, damit ihnen in ihrer Abwesenheit nichts Böses widerfahre; sie kämpfen und streiten auch mit wunderbarer Hertzhaftigkeit für sie, verschonen auch dabey ihres eigenen Leibes nicht: ehe sie die harten und groben Speisen verdauen können, saugen die Alten das Blut aus dem gefangenen Raube, fassen es in ihre Schnäbel, und schütten es den Jungen ein; lehren sie nochmals, wenn sie starck und flick worden, fein gemächlich fliegen, und wenn sie dieses genugsam können, tragen sie ihnen keine Speise mehr zu, sondern jagen sie in die Ferne von sich hinweg, oder thun dieses auch aus Mißgunst vor der Zeit, ehe sie noch fliegen, und ihre Nahrung suchen können. (...) Wann man deren einen fangen, und gerne zähmen will, soll man sich in einem Korbe an einem langen Seile von den obersten Gipffeln der Berge und Felsen zu dem Nest herab lassen, den Jungen geschwind heraus nehmen, sich aber vor den Alten wohl vorsehen, (...) Die Jungen muß man beständig an einem dunckeln und finstern Orte halten, erstlich auf die Hand zu fliegen, nochmals andern Vögeln nachzueylen, gewöhnen, und ihnen dieselben zum Raub überlassen. Damit er aber nicht wegfliege, muß man ihm entweder die Federn am Schwantz zusammen nehen, oder die Federn um den Hindern ausrauffen, daß er daselbst die Kälte empfinde, destoweniger in die Luft begehre, und sich des allzu hoch über sich Fliegens enthalte. Die alten Adler lassen sich selten fangen, doch kan man es mit einer Henne oder todten Hunde werckstellig machen; sie sind aber sehr wilde, lassen sich dahero gar nicht zähmen, sondern werden mit den Jahren, je älter, je ärger. Wann sie abgerichtet sind, kan sie ein starcker Mann, wiewol mit grosser Mühe, auf der Hand tragen, und zum Haasen- und Rehe-Fang gebrauchen. Wenn sie zu fliegen begehren, soll man sie mit Gewalt nicht aufhalten, damit sie einem den Arm nicht beschädigen, oder müssen mit Hauben und verdeckten Augen getragen werden. So oft sie etwas gefangen, muß man ihnen etwas von dem Raube lassen, damit sie desto begieriger werden. In Africa werden sie dermassen abgerichtet, daß sie nicht allein Haasen, Dämgen, Rehe und Füchse, sondern auch grosse und grimmige Wölffe fangen können, sich ihnen auf die Köpfe setzen, bis sie selbige endlich mit ihrem Kratzen und Beissen bezwingen. Den jungen Hirschen und Stieren streuet er mit seinen Fittigen Staub und Sand in die Augen, wodurch er sie blendet, und endlich fället. Johann Heinrich Zedler (Hg.): Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste. Band 1. Halle und Leipzig 1732, Spalten 517ff. 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