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Zedler: Ohrklingen - Biologie.

Publié le 09/06/2013

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Zedler: Ohrklingen - Biologie. Wie der folgende Lexikoneintrag aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigt, ist Tinnitus kein Leiden unserer heutigen Zivilisationsgesellschaft. Ohrgeräusche können ganz verschiedene Ursachen haben, die keineswegs im Detail aufgeklärt sind. Manche Spekulationen gingen vor rund einem Vierteljahrtausend bereits in die richtige Richtung - insbesondere diejenige über die ,,Stockungen (...) des Geblütes": Durchblutungsstörungen, wie sie auch durch den im Text erwähnten Alkoholmissbrauch auftreten, können mit Schwindel und Ohrgeräuschen einhergehen. Zedler: Ohrklingen Ohrklingen, Ohrschallen, Tinnitus Aurium, Sonitus Aurium. Diejenigen, so es mit dem Platerus halten, zählen vier Arten dieser Beschwerung, als 1) das Ohrklingen und Ohrschallen, da es den Patienten ist, als ob ihnen mit Glocken und Schellen vor den Ohren geläutet würde; 2) das Ohrzischen oder Ohrpfeifen, Sibilus Aurium, Strepitus Aurium, da sie ein Zischen und ein Geräusche in den Ohren empfinden; 3) das Ohrklopfen, Pulsus, sive Pulsatio Aurium, dabey alles auf den Schlag oder den Puls der Schlagadern ankommt und sich solcher in der Hohligkeit der Ohren dergestalt vorstellet, daß man sich einbildet, es klopffe und poche etwas darinne; 4) das Ohrbrausen, Ohrrauschen, Ohrsausen, Fluctuatio Aurium, Susurrus Aurium, da es dergleichen Personen düncket, als wenn ein Wasser vor den Ohren vorbey rauschete. Allein dieser vierfache Unterscheid hat in der Praxis keinen Nutzen, indem die Cur auf eines nausläuffet. Es ist aber das Ohrklingen eine solche Beschwerung der Ohren, da das Gehöre seine natürliche Richtigkeit nicht hat, indem man statt des sonst ordentlichen Klanges oder Tones einer Sache, welcher bey gegebener Gelegenheit in die Ohren zu fallen pfleget, immerzu und ohne Unterlaß ein Klingen, oder ein Sausen und Brausen vor den Ohren empfindet. Es sind hier vornemlich die Häufungen und Stockungen der wässerigen Feuchtigkeiten und des Geblütes, als eine Ursache dieser Beschwerung anzusehen. Sonst aber kan der Magen, wegen des bey sich habenden und aufhaltenden Schwalles und Unrathes, solche Kranckheit auch hervorbringen; angesehen davon nothwendig lauter Cruditäten entstehen müssen, weil die Dauung nicht richtig gehet, und kein guter Milchsafft ausgearbeitet wird. Der Schwindel, es mag nun solcher entweder von den Unreinigkeiten des Magens, oder sonst von einer andern Ursache entstanden seyn, gebieret auch ein Klingen, Saufen und Brausen vor den Ohren. Und aus der Trunckenheit kan solches auch entstehen: Denn wenn sich jemand mit voll- und trunckenmachendem Geträncke angefüllet, so müssen nothwendig, wegen der ausbreitenden Krafft eines starcken und geistreichen Getränckes die Blutgefässe in dem Haupte, und also auch in und bey den Ohren ausgedehnet werden, damit nemlich solches Blut durchlauffen und sich durchpressen möge, und eben solches verursachet hernach dergleichen Klingen, Sumsen, Sausen und Brausen. (...) Daß aber dergleichen Übel von den sich in die Hohligkeit der Ohren einschleichenden Würmern herkommen könne, ist im geringsten nicht zu läugnen, und gar wohl zu begreiffen, wie solches Klingen und Sausen zugehen müsse. (...) Und wenn vielleicht diese Kranckheit von den in die Ohren gekrochenen Würmern, oder selbst von dem überhäufften oder angewachsenen Ohrschmaltze kommen solte, so hat sie doch eben nicht viel auf sich, massen man diesen vermittelst der hierzu dienlichen Instrumente gar leichtlich wegbringen kan. Im Anfange der Cur soll man sich gantz gelinde laxirender Mittel bedienen, damit man nemlich die nach dem Kopf gestiegenen Feuchtigkeiten mählich unterwärts führen und ableiten möge. Johann Heinrich Zedler (Hg.): Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste. Band 25 (O). Halle und Leipzig 1740, Spalten 1063ff. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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