Devoir de Philosophie

Republik Sudan - geographie.

Publié le 06/06/2013

Extrait du document

Republik Sudan - geographie. 1 EINLEITUNG Republik Sudan, Staat in Nordostafrika, größtes Land auf dem afrikanischen Kontinent. Die Republik Sudan grenzt im Norden an Ägypten, im Osten an das Rote Meer, Eritrea und Äthiopien, im Süden an Kenia, Uganda und die Demokratische Republik Kongo sowie im Westen an die Zentralafrikanische Republik, den Tschad und Libyen. Die Fläche des Landes beträgt 2 505 800 Quadratkilometer, die Hauptstadt ist Khartum. 2 LAND In Nord-Süd-Richtung beträgt die größte Ausdehnung des Landes ungefähr 2 250 Kilometer, in Ost-West-Richtung etwa 1 730 Kilometer. Die Republik umfasst drei Landschaftsräume: Der Wüste im Norden, die etwa 30 Prozent der Gesamtfläche ausmacht, schließt sich nach Süden die Sahelzone an. Im äußersten Süden liegt die Überschwemmungs- und Sumpflandschaft des Sudd. Wichtige Flüsse sind der Nil, der bei Khartum aus dem Zusammenfluss von Weißem Nil und Blauem Nil entsteht. Der Blaue Nil hat vor allem für die Landwirtschaft Bedeutung. Einer der wichtigsten Zuflüsse des Nil ist der Atbara, der im Äthiopischen Hochland entspringt. Im Nordwesten hat der Sudan Anteil an der Libyschen Wüste, im Nordosten an der Nubischen Wüste. Das zentrale Flachland wird im Osten von den Red Sea Hills, im Westen vom Djebel Marra im Darfur und im Süden von den Imatong Mountains eingeschlossen. Das Bergland von Kordofan im Zentralsudan erreicht eine Höhe von 1 460 Metern. Die höchsten Erhebungen des Landes sind der Djebel Marra (3 071 Meter) und der Kinyeti (Agorro; 3 187 Meter). 2.1 Klima Das Klima im Sudan ist tropisch bis randtropisch. Die tageszeitlichen Temperaturschwankungen sind in den Wüstengebieten am ausgeprägtesten: Hier liegen die Temperaturen in der Nacht bei gerade 4 °C, am Tag übersteigen sie dagegen oft 40 °C. Staub- und Sandstürme, die so genannten Habubs, kommen häufig vor. Während die Jahresdurchschnittstemperaturen im Süden bei etwa 30 °C und die Niederschläge bei 1 000 Millimetern liegen, beträgt die Durchschnittstemperatur in Khartum 27 °C und der durchschnittliche Jahresniederschlag nur noch rund 250 Millimeter. 2.2 Flora und Fauna Das sumpfige Tiefland der Region Sudd bildet im Süden des Landes ein gigantisches Feuchtgebiet, die Vegetation ist hier u. a. durch Papyrus, Schilf, Wasserhyazinthen (welche die Schifffahrt auf dem Weißen Nil behindern) und Ambatschsträucher (Aeschynomene elaphroxylon, uferbewohnende Hülsenfrüchtler) charakterisiert. Nach Norden schließt sich Feuchtsavanne an, die ein Fünftel der Landesfläche bedeckt, Regenwald begleitet hier als Galeriewald die Flussläufe. Die Feuchtsavanne geht in Trockensavanne mit dichtem Grasbewuchs sowie vereinzelten Akazien und Baobabs sowie schließlich in die noch trockenere Dornstrauchsavanne über. Der Sahel ist die Übergangszone von der Savanne zur Halbwüste und Wüste. Im Sudan wurden etwa 3 100 Pflanzenarten nachgewiesen. Zu den rund 940 Vogelarten des Landes gehören Strauße, Schuhschnäbel, Marabus, Sekretäre, Bartgeier, Rosapelikane, Kuhreiher und Spornkiebitze. Der Sudan ist ein bedeutendes Überwinterungsgebiet für europäische Zugvögel wie Rauchschwalben, Mauersegler, Bienenfresser, Kraniche und Weißstörche. Die Säugetierfauna besteht aus etwa 270 Arten, größere Säugetiere sind u. a. Mantelpaviane, Hyänen, Löwen, Geparden, Leoparden, Honigdachse, Erdwölfe, Giraffen, Flusspferde, Zebras, Wildesel, Mähnenspringer sowie mehrere Arten von Antilopen und Gazellen wie Elenantilopen, Spießböcke, Dorkasgazellen und Rotstirngazellen. Zur Reptilienfauna gehören Nilkrokodile und Königspythons. 3 BEVÖLKERUNG Die Bevölkerung im Norden besteht hauptsächlich aus muslimischen Arabern und arabisierten Ethnien, zusammen haben sie einen Anteil von ungefähr 40 bis 50 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Im Süden leben zahlreiche schwarzafrikanische Ethnien und Volksgruppen (die Zahlenangaben schwanken zwischen weniger als 50 und mehr als 500), unter denen die Niloten die zahlenmäßig größte Gruppe stellen. Die bedeutendsten nilotischen Untergruppen sind Dinka, Nuer und Shilluk. Die Einwohnerzahl der Republik Sudan beträgt rund 40,2 Millionen (2008). Die Bevölkerungsdichte liegt bei 17 Einwohnern je Quadratkilometer. Die Bevölkerung konzentriert sich auf Khartum und die Flusstäler von Weißem und Blauem Nil. Ein großes Problem stellen die Flüchtlinge aus den Nachbarländern und die Binnenflüchtlinge dar. 3.1 Wichtige Städte Die wichtigste Stadt ist Khartum; im Großraum Khartum, der auch Omdurman und Khartum-Nord einschließt, leben etwa 4,3 Millionen Menschen. Weitere wichtige Städte sind Port Sudan (305 000) sowie Wad Medani (219 000) und El Obeid (228 000). 3.2 Sprache Die Amtssprache des Sudan ist Arabisch, das von etwa der Hälfte der Einwohner gesprochen wird. Der übrige Teil der Bevölkerung spricht eine der mehr als 100 afrikanischen Sprachen, vor allem aus der nilosaharanischen Gruppe. Englisch ist als Handels- und Verkehrssprache weit verbreitet. 3.3 Religion Etwa 70 Prozent der Menschen im Sudan sind Muslime, rund 20 Prozent Anhänger der traditionellen Religionen und etwa 10 Prozent Christen. Die Muslime im Norden sind überwiegend Sunniten. Zwischen den muslimischen Gruppen im Norden und den christlichen im Süden kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. 3.3.1 Feiertage Die offizielle Zeitrechnung richtet sich nach dem westlichen (gregorianischen) Kalender, während der islamische Mondkalender den Ablauf des Alltags bestimmt. Feiertage der Muslime sind z. B. der Geburtstag des Propheten Mohammed und das islamische Neujahr. Das wichtigste Fest findet jedoch am Ende des Fastenmonats Ramadan statt. Zu den landesweiten Feiertagen zählen der Tag der Unabhängigkeit (1. Januar), der Tag der Einheit (3. März) und der Tag der Arbeit (1. Mai). 3.4 Soziales Der Sudan hat nur sehr begrenzte Gesundheits- und Sozialprogramme. Die Lebenserwartung liegt bei 50,3 Jahren (2008). 4 BILDUNG UND KULTUR Es besteht Schulpflicht von 8 Jahren. 63,2 Prozent der Bevölkerung können lesen und schreiben. Zu den Einrichtungen der höheren Bildung gehören u. a. die Universität von Khartum (gegründet 1956), die Islamische Universität in Omdurman (1912) sowie die Universität Juba (1975). 4.1 Kultureinrichtungen Zu den wichtigen Bibliotheken zählen u. a. die Universitätsbibliothek, die Flinders Petrie Library (benannt nach Sir Flinders Petrie) und das Nationalarchiv, die sich alle in Khartum befinden. Das Nationalmuseum in Khartum zeigt Sammlungen afrikanischer Kunst. Im Palast des Kalifen in Omdurman ist eine Sammlung über die Mahdisten ausgestellt. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Die politische Entwicklung des Sudan ist seit seiner staatlichen Unabhängigkeit am 1. Januar 1956 vom Bürgerkrieg zwischen dem islamischen Norden und dem separatistischen, christlich dominierten Süden sowie einem permanenten Wechsel von zivilen Regierungen und Militärdiktaturen geprägt. 2005 konnte mit dem Sezessionskrieg des Südens der längste Bürgerkrieg Afrikas durch ein ,,Umfassendes Friedensabkommen" ( Comprehensive Peace Agreement, CPA) beigelegt werden. Seitdem wird der Sudan von einer Regierung der Nationalen Einheit (Government of National Unity, GNU) regiert, in der sich Vertreter des Nordens und des Südens die Macht teilen. 2011 soll ein Referendum über die staatliche Souveränität des Südsudan entscheiden, dem bis dahin eine weitreichende Teilautonomie eingeräumt wurde. 5.1 Exekutive Der Sudan ist eine autoritär regierte zentralistische Präsidialrepublik. Staats- und Regierungschef ist der Präsident, der sein Kabinett, den so genannten Ministerrat (Council of Ministers), selbst ernennt. Den Vizepräsidenten stellt gemäß dem Friedensabkommen der Süden, und zwar in Person des Führers der militärischen und politischen südsudanesischen Widerstandsbewegung (Sudan People's Liberation Movement bzw. Sudan People's Liberation Army, SPLM/A). Bis zu einem Referendum über die staatliche Unabhängigkeit genießt der Südsudan auf der Grundlage des CPA weitreichende Autonomie mit eigener Verfassung und eigener Regierung. 5.2 Legislative Die Volksvertretung des Sudan besteht aus zwei Kammern - Nationalversammlung (National Assembly) und Staatsrat (State Council) -, die gemäß dem Friedensabkommen von 2005 das aus nur einer Kammer bestehende alte Parlament ersetzt haben. Die 450 Mitglieder des neuen Parlaments sind nicht aus Wahlen hervorgegangen, sondern von der Präsidentschaft ernannt worden, wobei 66 Prozent der Sitze für Abgeordnete aus dem Norden und 34 Prozent für Abgeordnete aus dem Süden reserviert sind. Wahlen werden im CPA für 2008/09 in Aussicht gestellt. Der Staatsrat setzt sich aus jeweils zwei Repräsentanten der Gliedstaaten des Sudan zusammen. 5.3 Judikative Das Rechtssystem des Sudan basiert ursprünglich auf englischem Recht. Im Zuge der Islamisierung wurde die Scharia eingeführt, die auf Beschluss des Revolutionären Kommandorates seit Januar 1991 Grundlage der Rechtsprechung im muslimisch dominierten Norden ist und dort für alle Bewohner gilt, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Höchste richterliche Instanzen sind der Verfassungsgerichtshof mit neun Richtern, der Nationale Oberste Gerichtshof und die Nationalen Appellationsgerichtshöfe. Das Rechtssystem im separatistischen Süden des Sudan ist noch in der Entwicklung begriffen. 5.4 Parteien Die wichtigsten Parteien im Sudan sind die an der Regierung der Nationalen Einheit beteiligte National Congress Party (NCP), die aus der nordsudanesischen Nationalen Islamischen Front (National Islamic Front, NIF) hervorgegangen ist, der politische Arm der südsudanesischen Widerstandsbewegung, Sudan People's Liberation Movement (SPLM), sowie die National Democratic Alliance (NDA), ein Bündnis aus Democratic Union Party (DUP) und Umma Party (UP). 5.5 Verwaltungsstruktur Der Sudan untergliedert sich in 26 Bundesstaaten (wilayat), die jeweils über eigene Verwaltungsinstitutionen verfügen: Aali an Nil, Al Bahr al Ahmar, Al Buhayrat, Al Jazirah, Al Khartum, Al Qadarif, Al Wahdah, An Nil al Abyad, An Nil al Azraq, Ash Shamaliyah, Bahr al Jabal, Gharb al Istiwaiyah, Gharb Bahr al Ghazal, Gharb Darfur, Gharb Kurdufan, Janub Darfur, Janub Kurdufan, Junqali, Kassala, Nahr an Nil, Shamal Bahr al Ghazal, Shamal Darfur, Shamal Kurdufan, Sharq al Istiwaiyah, Sinnar und Warab. 6 WIRTSCHAFT Durch die Kämpfe im Süden des Landes und die Hungerkatastrophen kam es immer wieder zu Rückschlägen beim Aufbau der Wirtschaft. 1992 begann der Revolutionäre Kommandorat (RCC), der 1989 die Macht übernommen hatte, Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds über ein Programm zur Senkung der enormen Auslandsschulden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 37 442 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 39,2 Prozent, Industrie 28,5 Prozent, Landwirtschaft 32,3 Prozent); daraus ergibt sich ein BIP pro Kopf von 993 US-Dollar. 6.1 Landwirtschaft 70 Prozent der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Hauptanbauprodukt ist Baumwolle, daneben werden u. a. noch Hirse, Weizen, Reis, Sesam, Maniok und Zuckerrohr angebaut. Der Sudan hat die größte Bewässerungsfläche aller Staaten Afrikas, das Bewässerungsgebiet Al Gasira ist sogar das größte der Welt. Viehwirtschaft wird hauptsächlich von Nomaden betrieben. Weitere landwirtschaftlich nutzbare Gebiete sind das Niltal oberhalb Khartums. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Das wichtigste forstwirtschaftliche Produkt des Sudan ist Gummiarabikum. 90 Prozent des Holzeinschlages werden als Brennholz verwendet. Entlang der Flüsse und an der Küste gibt es Fischerei. Die jährliche Fangmenge beträgt jedoch nur ungefähr 63 600 Tonnen. 6.3 Bergbau Es werden kleine Mengen Chrom, Mangan, Glimmer, Gold und Salz abgebaut. In geringem Umfang wird auch Öl gefördert. 6.4 Industrie Die Industrie beschränkt sich im Wesentlichen auf die Verarbeitung von Agrarprodukten. Wirtschaftliche Bedeutung haben die Textil- und Nahrungsmittelindustrie sowie die chemische Industrie. Insgesamt sind in diesem Wirtschaftsbereich 9 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. 6.5 Währung und Außenhandel Die Währungseinheit war bis Mai 1992 das Sudanesische Pfund zu 100 Piastern; danach wurde der Sudanesische Dinar im Wert von 10 Sudanesischen Pfund eingeführt. Notenbank ist die 1960 gegründete Bank of Sudan. Die erste Börse des Sudan wurde 1995 eröffnet. Die Handelsbilanz ist defizitär. Fast die Hälfte der Exporte machten Baumwollfasern und Baumwollsamen aus. Weitere wichtige Exportgüter sind Gummiarabikum, Erdnüsse und Sesam. Die wichtigsten Importgüter sind Maschinen, Mineralölprodukte, Metallwaren und Textilien. 6.6 Verkehrswesen Das Eisenbahnnetz umfasst 5 478 Kilometer (2005), das Straßennetz circa 11 900 Kilometer (1999). Von den Straßen sind etwa 36 Prozent asphaltiert. Die erste befestigte Straße zwischen Khartum und Port Sudan wurde 1980 fertig gestellt. In Khartum, Port Sudan und Wadi Halfa gibt es internationale Flughäfen. Die Flüsse sind auf einer Länge von ungefähr 4 000 Kilometern schiffbar. 6.7 Energie 2003 wurden im Sudan etwa 3,2 Milliarden Kilowattstunden an elektrischer Energie erzeugt; 41,9 Prozent davon stammten aus den Wasserkraftwerken bei Khashm alGirbah und Sennar. 7 GESCHICHTE Große Teile des heutigen Sudan (arabisch: schwarz) gehörten einst zur antiken Region Nubien, die ab dem 16. Jahrhundert v. Chr. nacheinander von Ägypten, dem Reich Kusch, Äthiopiern und Arabern beherrscht wurde. Der Gegensatz zwischen der überwiegend hellerhäutigen Bevölkerung im Norden des Sudan und der negriden im Süden geht bis in nubische und altägyptische Zeit zurück, hängt aber auch mit der Islamisierung und Arabisierung der seit dem 6. Jahrhundert christlich-koptischen Reiche Donga und Soba zusammen, die sich zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert vollzog. Die Islamisierung reichte jedoch nur bis zum Sudd, der als natürliche geographische Grenze den negriden Süden, der Schwarzafrika zugewandt ist, vom muslimischen Norden schied. 7.1 Britisch-ägyptische Herrschaft und Mahdi-Aufstand 1821/22 eroberte Ägypten auf der Jagd nach Gold, Elfenbein und vor allem Sklaven das seit dem 16. Jahrhundert im Sudan bestehende Reich Sennar und machte es zur Kolonie. In den folgenden Jahrzehnten erweiterte Ägypten seinen Machtbereich, bis es 1874/75 mit der Unterwerfung der Region Darfur seine Expansion abschloss. Wenig später geriet Ägypten unter die Kontrolle der Briten, die den Sudan von eigenen Gouverneuren regieren ließen. Gegen diese Fremdbestimmung erhob sich 1881 Mohammed Ahmed ibn Saijid Abd Allah, der sich selbst als der muslimische Heilsbringer ,,Mahdi" verherrlichen ließ. Er rief den Heiligen Krieg aus, besiegte im November 1883 die britisch-ägyptischen Truppen, nahm im Januar 1885 Khartum ein und errichtete das Kalifat von Omdurman. Großbritannien entsandte eine Expeditionsarmee, der es aber erst am 2. September 1898 unter der Führung von Lord Kitchener gelang, den Mahdi-Aufstand niederzuschlagen. Der Sudan wurde in ein britisch-ägyptisches Kondominium überführt, das wie eine Kolonie verwaltet wurde und bis 1953 Bestand hatte. Im Süden des Landes war indessen der Einfluss des Islam durch christliche Missionare zurückgedrängt worden. 7.2 Unabhängigkeit und Sezessionskrieg (1956-1972) Schon im Vorfeld der staatlichen Unabhängigkeit des Sudan regten sich im Süden, in dem überwiegend christliche, aber auch traditionellen Religionen anhängende Stämme dunkelhäutiger Niloten (30 Prozent der Gesamtbevölkerung des Sudan) beheimatet sind, separatistische Bestrebungen gegen die drohende politische Dominanz des muslimischen Nordens. Nach der Unabhängigkeit des Sudan, die am 1. Januar 1956 erfolgte, weiteten sich diese Bestrebungen zur offenen Rebellion aus. Nach einem missglückten Aufstand flohen die führenden Sezessionisten ins Exil nach Uganda, wo sie die Sudan African National Union (SANU) gründeten, die zur politischen Speerspitze des Kampfes für einen unabhängigen Süden wurde. Gleichzeitig formierte sich 1962 die Guerillabewegung Anya-Nya (benannt nach einem Schlangengift), die sich, teilweise unterstützt von Israel, mit den nordsudanesischen Regierungstruppen einen fast zehn Jahre langen Partisanenkrieg lieferte, der schätzungsweise eine halbe Million Tote forderte. 1969 putschte sich General Jaafar Mohammed an-Numeiri an die Macht im Sudan, errichtete eine Militärdiktatur und ließ sich 1971 formell zum Präsidenten wählen. 1972 beendete er den Bürgerkrieg, indem er den drei südlichen Provinzen im Abkommen von Addis Abeba Autonomie versprach. Mit der Verfassung von 1973 wurde der Sudan in ein Einparteiensystem umgewandelt. Nach dem Ende des Bürgerkrieges erlebte das Land eine vergleichsweise hohe wirtschaftliche und politische Stabilität, die allerdings in den späten siebziger Jahren durch einen gewaltigen Zustrom von Flüchtlingen aus Eritrea, Uganda und dem Tschad bedroht wurde. 1983 führte an-Numeiri die Scharia ein; für alle Bürger, auch die nichtmuslimischen galt von nun an islamisches Recht. 7.3 Die Regierung al-Baschir An-Numeiri wurde 1985 durch einen Militärputsch gestürzt. Ein Jahr später übernahm Sadiq al-Mahdi, der Urenkel des Mahdi und Führer der Umma-Partei (UP), die Regierung; aber schon im Juni 1989 wurde al-Mahdi wieder gestürzt, und zwar durch einen Militärputsch unter General Omar Hassan al-Baschir. Al-Baschir errichtete ein islamistisches Militärregime und vereinte in seiner Hand die Ämter des Staatsoberhaupts, des Regierungschefs und des Oberbefehlshabers der Streitkräfte. Die politische Opposition wurde rigoros unterdrückt und die Islamisierung des ganzen Landes unter der Führung des Chefideologen Hasan at-Turabi rücksichtslos vorangetrieben. 1993 löste al-Baschir die Militärregierung formell auf und ließ sich als Staatspräsident einer zivilen Regierung vereidigen. 7.3.1 Sezessionskrieg (1984-2004) Der zunehmend radikaler werdende Islamisierungskurs, der bereits unter an-Numeiri eingesetzt hatte, die ökonomische Benachteiligung und die systematische Verschleppung des Autonomieprozesses durch an-Numeiris und die nachfolgenden Regierungen sorgten dafür, dass der Süden nach mehr als einem Jahrzehnt relativer Ruhe 1984 erneut zu den Waffen griff und der Bürgerkrieg wieder aufflammte. Er wurde auf Seiten des Südens nun hauptsächlich von der 1983 gegründeten Sudan People's Liberation Army (SPLA) unter der Führung von John Garang gegen die mit dem Regime in Khartum verbündete South Sudanese Defense Force (SSDF) geführt. Dieser von Hungersnöten begleitete längste Bürgerkrieg Afrikas musste erst mehr als zwei Millionen Menschen das Leben kosten und über vier Millionen Menschen heimatlos machen, ehe es 2002 nicht zuletzt auf Betreiben der Intergovernmental Authority on Development (IGAD) zu ernsthaften Verhandlungen kam. Diese mündeten in ein ,,Umfassendes Friedensabkommen" (Comprehensive Peace Agreement, CPA), das im Januar 2005 in Naivasha (Kenia) unterzeichnet wurde. Die Einhaltung des Abkommens, das dem Süden bis zu einem Referendum über die staatliche Unabhängigkeit für die Dauer von sechs Jahren Autonomie und politische Teilhabe an der Zentralregierung garantiert, wird seit Frühjahr 2005 von einer Friedenstruppe der Vereinten Nationen im Rahmen der United Nations Mission in Sudan (UNMIS) überwacht. Das Friedensabkommen war nicht zuletzt deshalb möglich geworden, weil die sudanesische Regierung die Entspannung im Verhältnis zu den Nachbarn Ägypten und Libyen sowie zu den europäischen Staaten und den USA nicht aufs Spiel setzen wollte, die sich seit ihrer religiösen Mäßigung in der Politik und seit der Aufnahme von Erdölexporten im April 2000 Bahn gebrochen hatte. Allzu lange war der Sudan wegen der Unterstützung des Irak im Golfkrieg 1991 in der arabischen Welt weitgehend isoliert gewesen und hatte international u. a. wegen der Beherbergung des Terroristen Osama bin Laden als Schurkenstaat am Pranger gestanden. 7.3.2 Darfur-Konflikt Weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit war Anfang 2003 ein seit Jahrzehnten schwelender Konflikt in den drei Bundesstaaten der Region Darfur (,,Heimat der Fur"), die ethnisch nicht zum ,,arabischen Sudan", sondern zum islamischen Westafrika gehört, zu blutigen Auseinandersetzungen eskaliert. Diesem Konflikt fehlte die religiöse Komponente des Bürgerkrieges zwischen Nord und Süd, hier kämpften Muslime gegen Muslime; die Hintergründe des Konfliktes waren vielmehr ethnischer, politischer und wirtschaftlicher Natur. Darfur wurde wie die Randregionen im Süden und im Nordosten seit Bestehen des unabhängigen Sudan von der Zentralregierung vernachlässigt bzw. ausgebeutet und seine schwarzafrikanische Bevölkerung durch die Regierungspolitik der Arabisierung diskriminiert. Hinzu kam der alte Konflikt zwischen nomadisierenden arabischen Viehzüchtern aus dem Norden und sesshaften schwarzafrikanischen, in Darfur heimischen Ackerbauern sowie deren Streit um die immer knapper werdenden Wasserressourcen und Weide- und Ackerbauflächen. Vor diesem Hintergrund formierten sich in Darfur die Sudan Liberation Army (SLA) und das Justice and Equality Movement (JEM) und riefen zum Kampf gegen die Regierung auf. Ihnen gegenüber standen sowohl Regierungstruppen als auch von der Regierung unterstützte Reitermilizen, die so genannten Janjaweed (arabisch: diabolische Reiter). Diese Janjaweed-Milizen kämpften nicht nur gegen die Widerstandsorganisationen, sondern führten einen regelrechten Terrorfeldzug gegen die Zivilbevölkerung, der durchaus als ,,ethnische Säuberung" gegen die ansässigen Ethnien der Fur, der Zaghawa und der Masalit bezeichnet werden konnte. Erst als im Frühjahr 2004 hunderttausende Flüchtlinge in den Tschad zu gelangen versuchten, konnte die Regierung die verheerende humanitäre Katastrophe in Darfur nicht mehr kaschieren, so dass sich die Weltöffentlichkeit mit dem Konflikt befasste. Nach einer Flut wirkungsloser Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (UN) und mehreren vergeblichen Verhandlungsrunden kam erst infolge massiven Drucks von Seiten der Afrikanischen Union (AU), der USA und der Europäischen Union (EU) im Mai 2006 ein Friedensabkommen zustande ( Darfur Peace Agreement, DPA). Es sichert der Region Darfur ein höheres Maß an politischer Mitbestimmung und einen größeren Anteil an den Reichtümern des gesamten Landes zu. Ferner verpflichtet das Abkommen die Regierung zur Entwaffnung der Janjaweed, die inzwischen jedoch völlig außer Kontrolle geraten zu sein schienen. Rebellen, die sich dem DPA verweigerten, haben sich mittlerweile in einer so genannten National Redemption Front (NRF) neu formiert, um den Kampf gegen die Zentralregierung fortzusetzen. Trotz des Friedensabkommens gingen die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Darfur weiter; der seit 2004 dort eingesetzten Friedenstruppe der AU gelang es mit ihren etwa 7 000 Soldaten nicht, die Einhaltung des Abkommens durchzusetzen und die Zivilbevölkerung vor den Übergriffen der Milizen und der Armee zu schützen. Gegen den Willen der Zentralregierung, die dies als Verletzung der Souveränität des Sudan betrachtete, beschloss der UN-Sicherheitsrat bereits im Sommer 2006, die personell schlecht ausgestattete Friedenstruppe der AU durch eigene Blauhelmtruppen auf insgesamt rund 20 000 Mann aufzustocken und den UN die Führung der Mission zu übertragen. Erst etwa ein Jahr später, im Juni 2007, stimmte die sudanesische Regierung der Stationierung eines etwa 19 000 Mann starken UN-Kontingents zu, das aber vor allem aus afrikanischen, keinesfalls aus westlichen Ländern rekrutiert werden sollte. Im August schließlich verabschiedete der UN-Sicherheitsrat - nach langwierigen Auseinandersetzungen über den Umfang des Mandats und die Möglichkeit von Sanktionen gegen die sudanesische Regierung - eine entsprechende Resolution (Nr. 1769), der zufolge bis zum Jahresende insgesamt 26 000 Mann (20 000 Soldaten und 6 000 Polizisten) in Darfur einsatzbereit sein sollten. Seit Ausbruch des Konflikts waren in Darfur nach Schätzungen der Vereinten Nationen etwa 200 000 Menschen ums Leben gekommen, ein großer Teil davon durch Hunger und Krankheiten; mehr als zwei Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben. Verfasst von: Roland Detsch Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Es besteht Schulpflicht von 8 Jahren.

63,2 Prozent der Bevölkerung können lesen und schreiben.

Zu den Einrichtungen der höheren Bildung gehören u.

a.

die Universitätvon Khartum (gegründet 1956), die Islamische Universität in Omdurman (1912) sowie die Universität Juba (1975). 4.1 Kultureinrichtungen Zu den wichtigen Bibliotheken zählen u.

a.

die Universitätsbibliothek, die Flinders Petrie Library (benannt nach Sir Flinders Petrie) und das Nationalarchiv, die sich alle in Khartum befinden. Das Nationalmuseum in Khartum zeigt Sammlungen afrikanischer Kunst.

Im Palast des Kalifen in Omdurman ist eine Sammlung über die Mahdisten ausgestellt. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Die politische Entwicklung des Sudan ist seit seiner staatlichen Unabhängigkeit am 1.

Januar 1956 vom Bürgerkrieg zwischen dem islamischen Norden und demseparatistischen, christlich dominierten Süden sowie einem permanenten Wechsel von zivilen Regierungen und Militärdiktaturen geprägt.

2005 konnte mit demSezessionskrieg des Südens der längste Bürgerkrieg Afrikas durch ein „Umfassendes Friedensabkommen” ( Comprehensive Peace Agreement, CPA) beigelegt werden. Seitdem wird der Sudan von einer Regierung der Nationalen Einheit ( Government of National Unity, GNU) regiert, in der sich Vertreter des Nordens und des Südens die Macht teilen.

2011 soll ein Referendum über die staatliche Souveränität des Südsudan entscheiden, dem bis dahin eine weitreichende Teilautonomie eingeräumt wurde. 5.1 Exekutive Der Sudan ist eine autoritär regierte zentralistische Präsidialrepublik.

Staats- und Regierungschef ist der Präsident, der sein Kabinett, den so genannten Ministerrat (Council of Ministers), selbst ernennt.

Den Vizepräsidenten stellt gemäß dem Friedensabkommen der Süden, und zwar in Person des Führers der militärischen und politischen südsudanesischen Widerstandsbewegung ( Sudan People’s Liberation Movement bzw.

Sudan People’s Liberation Army, SPLM/A). Bis zu einem Referendum über die staatliche Unabhängigkeit genießt der Südsudan auf der Grundlage des CPA weitreichende Autonomie mit eigener Verfassung und eigenerRegierung. 5.2 Legislative Die Volksvertretung des Sudan besteht aus zwei Kammern – Nationalversammlung (National Assembly) und Staatsrat (State Council) –, die gemäß dem Friedensabkommen von 2005 das aus nur einer Kammer bestehende alte Parlament ersetzt haben.

Die 450 Mitglieder des neuen Parlaments sind nicht aus Wahlen hervorgegangen, sondernvon der Präsidentschaft ernannt worden, wobei 66 Prozent der Sitze für Abgeordnete aus dem Norden und 34 Prozent für Abgeordnete aus dem Süden reserviert sind.Wahlen werden im CPA für 2008/09 in Aussicht gestellt.

Der Staatsrat setzt sich aus jeweils zwei Repräsentanten der Gliedstaaten des Sudan zusammen. 5.3 Judikative Das Rechtssystem des Sudan basiert ursprünglich auf englischem Recht.

Im Zuge der Islamisierung wurde die Scharia eingeführt, die auf Beschluss des RevolutionärenKommandorates seit Januar 1991 Grundlage der Rechtsprechung im muslimisch dominierten Norden ist und dort für alle Bewohner gilt, unabhängig von ihrerReligionszugehörigkeit.

Höchste richterliche Instanzen sind der Verfassungsgerichtshof mit neun Richtern, der Nationale Oberste Gerichtshof und die NationalenAppellationsgerichtshöfe.

Das Rechtssystem im separatistischen Süden des Sudan ist noch in der Entwicklung begriffen. 5.4 Parteien Die wichtigsten Parteien im Sudan sind die an der Regierung der Nationalen Einheit beteiligte National Congress Party (NCP), die aus der nordsudanesischen Nationalen Islamischen Front ( National Islamic Front, NIF) hervorgegangen ist, der politische Arm der südsudanesischen Widerstandsbewegung, Sudan People’s Liberation Movement (SPLM), sowie die National Democratic Alliance (NDA), ein Bündnis aus Democratic Union Party (DUP) und Umma Party (UP). 5.5 Verwaltungsstruktur Der Sudan untergliedert sich in 26 Bundesstaaten (wilayat), die jeweils über eigene Verwaltungsinstitutionen verfügen: Aali an Nil, Al Bahr al Ahmar, Al Buhayrat, Al Jazirah, Al Khartum, Al Qadarif, Al Wahdah, An Nil al Abyad, An Nil al Azraq, Ash Shamaliyah, Bahr al Jabal, Gharb al Istiwaiyah, Gharb Bahr al Ghazal, Gharb Darfur, GharbKurdufan, Janub Darfur, Janub Kurdufan, Junqali, Kassala, Nahr an Nil, Shamal Bahr al Ghazal, Shamal Darfur, Shamal Kurdufan, Sharq al Istiwaiyah, Sinnar und Warab. 6 WIRTSCHAFT Durch die Kämpfe im Süden des Landes und die Hungerkatastrophen kam es immer wieder zu Rückschlägen beim Aufbau der Wirtschaft.

1992 begann der RevolutionäreKommandorat (RCC), der 1989 die Macht übernommen hatte, Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds über ein Programm zur Senkung der enormenAuslandsschulden.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 37 442 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 39,2 Prozent, Industrie 28,5 Prozent, Landwirtschaft32,3 Prozent); daraus ergibt sich ein BIP pro Kopf von 993 US-Dollar. 6.1 Landwirtschaft 70 Prozent der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt.

Hauptanbauprodukt ist Baumwolle, daneben werden u.

a.

noch Hirse, Weizen, Reis, Sesam, Maniokund Zuckerrohr angebaut.

Der Sudan hat die größte Bewässerungsfläche aller Staaten Afrikas, das Bewässerungsgebiet Al Gasira ist sogar das größte der Welt.Viehwirtschaft wird hauptsächlich von Nomaden betrieben.

Weitere landwirtschaftlich nutzbare Gebiete sind das Niltal oberhalb Khartums. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Das wichtigste forstwirtschaftliche Produkt des Sudan ist Gummiarabikum.

90 Prozent des Holzeinschlages werden als Brennholz verwendet.

Entlang der Flüsse und an derKüste gibt es Fischerei.

Die jährliche Fangmenge beträgt jedoch nur ungefähr 63 600 Tonnen. 6.3 Bergbau Es werden kleine Mengen Chrom, Mangan, Glimmer, Gold und Salz abgebaut.

In geringem Umfang wird auch Öl gefördert. 6.4 Industrie. »

↓↓↓ APERÇU DU DOCUMENT ↓↓↓

Liens utiles