Devoir de Philosophie

Der erste Entwurf: Abû Ya qûb al-Kindî

Publié le 06/01/2010

Extrait du document

Diese Anfänge sind untrennbar verknüpft mit dem Namen Abû Ya qûb al-Kindî (ca. 800-ca. 870). Er wurde schon von seinen Zeitgenossen als «der Philosoph der Araber« bezeichnet, womit zum Ausdruck gebracht werden sollte, dass ihm der entscheidende Anteil an der Begründung der philosophischen Wissenschaft in arabischer Sprache zukam. Auch sonst war Kindî eine auffällige Erscheinung. Die Quellen berichten jedenfalls, dass er ein privilegiertes Leben führte. Aus einer einflussreichen südarabischen Familie stammend, studierte er zunächst in Kufa (wo sein Vater den Posten des Gouverneurs innehatte), dann in Basra, und verbrachte anschließend viele Jahre am Kalifenhof in Bagdad (mit einem kurzen Intermezzo, in dem er in Ungnade gefallen sein soll). Das Leben in der Metropole hatte den Vorteil, dass Kindî die rasante Entwicklung in den verschiedenen Wissenschaften unmittelbar miterlebte. Was auch immer in der Hauptstadt übersetzt wurde – er rezipierte es und griff die Thematik alsbald in einem eigenen Werk auf. So entstand ein OEuvre von beachtlicher wissenschaftlicher Breite: Schriften zu Astronomie und Astrologie, Optik und Mathematik, Musik und Medizin, Phonetik und Alchemie; Texte, aus deren Widmungen hervorgeht, dass sie an die verschiedenen Träger der neuen Bildung (Kalifen, Ärzte, auch Dichter) adressiert waren.

« Aristoteles noch mit Johannes Philoponos, sondern mit Texten des Neuplatonikers Proklos verbinden.

– Proklos ist esdann auch, dessen Überlegungen das vierte Kapitel des Textes begleiten.

Hier versucht Kindî nämlich, Gott zubeschreiben, und entwickelt dabei eine negative Theologie, die ganz im Banne des späten Neuplatonismus steht.

Siebeschließt jedoch nicht den Text.

Vielmehr kommt es am Ende zu einer letzten gedanklichen Wendung.

Denn jetztheißt es, der ferne, unerkennbare Gott habe unsere Welt nicht von Ewigkeit her bewirkt, sondern in der Zeit ausdem Nichts geschaffen – womit schließlich das religiöse Dogma von der Schöpfung aus dem Nichts anerkannt ist.

Alldas belegt, dass Kindî virtuos mit seinen Quellen umging.

Er versuchte – wie das schon verschiedene christlicheAutoren der Spätantike getan hatten – möglichst viele philosophische Konzepte und Argumentationsstrategien mitseinen eigenen religiösen Überzeugungen zu verbinden.

Das gilt, wie wir gerade gesehen haben, für seinmetaphysisches Hauptwerk; aber es gilt auch für die kleineren Schriften aus seiner Feder.

Sie gaben Kindî dieGelegenheit, einzelne Fragen aus anderen Bereichen der Philosophie (Physik, Psychologie, Ethik usw.) zu erörternund jeweils seinen Standpunkt dazu darzulegen.

Handelte es sich dabei um Themen der Naturphilosophie, so warseine Haltung durchweg aristotelisch.

Das zeigen beispielsweise seine Traktate Über die Ursache des Werdens undVergehens und Darlegung der Tatsache, dass sich die Natur der Himmelssphäre von den Naturen der vier Elementeunterscheidet, die weitgehend an Aristoteles' Vom Werden und Vergehen bzw.

Über den Himmel angelehnt sind.Anders liegt der Fall bei Fragen der Psychologie und der Ethik.

Hier stand Kindî eindeutig in platonischer Tradition,wobei die einzelnen Elemente seiner Lehre sogar unterschiedliche Strömungen innerhalb des Platonismus(mittelplatonisch-hermetisches Gedankengut; eine platonisierende Über die Seele-Interpretation aus der Spätantike;arabische Neoplatonica wie die Theologie des Aristoteles) reflektieren.

Trotz dieser Abhängigkeit von seinen Vorlagenfand Kindî aber auch den Weg zu eigenen Konzepten.

Das wird am deutlichsten in einer Abhandlung, die sich nurüber wenige Seiten erstreckt.

Die Rede ist von der konzisen, aber überaus einflussreichen Schrift Über den Intellekt.Sie behandelt ebenfalls ein klassisches Problem, diesmal wieder aus der Schulüberlieferung des Aristotelismus.

Dochan diesem Text wird sichtbar, dass Kindî nicht nur virtuos mit tradierten Lehrmeinungen umgehen konnte, sondernoriginelle Beiträge zur Philosophie geleistet hat.

Die Fragestellung, die zur Debatte stand, ist allgemein bekannt: Esging darum festzustellen, was Aristoteles gemeint haben könnte, als er in Über die Seele III 5 die Unterscheidungzwischen dem aktiven und dem passiven Intellekt einführte.

Darüber hatten sich schon seine spätantikenKommentatoren wie Alexander von Aphrodisias, Themistios und Johannes Philoponos den Kopf zerbrochen, ohnejedoch zu einem Konsens gekommen zu sein.

Kindî kannte ihre Lösungsvorschläge.

Aber er wählte einen eigenenWeg, um die Aussage des Aristoteles zu deuten.

Dabei nahm er zwei Weichenstellungen vor, die für die gesamtenspäteren Diskussionen über diese Frage maßgeblich bleiben sollten.

Zum einen interpretierte er den aktiven Intellektaus Über die Seele im Lichte des Neuplatonismus.

Von ihm heißt es nämlich, er sei die Ursache und das universalePrinzip aller Intellekte – womit die spätere Hypostasierung des aktiven Intellekts, die uns bei Fârâbî begegnen wird,angelegt ist.

Zum anderen versuchte Kindî, den Vorgang des Denkens differenzierter als seine Vorgänger zubeschreiben.

Zu diesem Zweck nahm er als erster Autor drei Stufen der geistigen Erkenntnis in den einzelnen Seelenan.

Es sind dies: der potentielle Intellekt, d.

h.

das Vermögen des Menschen zu denken; der aktualisierte Intellektoder erworbene Intellekt, der sich bereits Wissen (z.

B.

Schreibkunst) angeeignet hat, es aber nicht aktuellgebraucht (also momentan nicht schreibt); und schließlich der sichtbare Intellekt, der das erworbene Wissen auchaktualiter anwendet und sich auf diese Weise nach außen manifestiert.

Die Abhandlung Über den Intellekt hat KindîsNachruhm gesichert.

Sie wurde nicht nur von zahlreichen islamischen Autoren gelesen, sondern auch innerhalb deslateinischen Mittelalters mit großem Interesse rezipiert.

Daneben sollte jedoch nicht vergessen werden, dass –zumindest im islamischen Kulturkreis – noch eine weitere These, die Kindî vertreten hatte, für lange Zeit mit seinemNamen verbunden wurde.

Gemeint ist seine Haltung zur Religion.

Ihr Kennzeichen bestand darin, dass er diephilosophische Erkenntnis und das Wissen, das sich aus der Offenbarung ableitet, noch nicht auf eine gemeinsameepistemologische Basis stellte, sondern unvermittelt nebeneinander bestehen ließ bzw.

in Konfliktfällen der Religionden Vorrang gab.

Ein Beispiel für diese Haltung ist uns bereits begegnet.

Gemeint ist die Tatsache, dass Kindî gegenEnde seiner Schrift über die Metaphysik ohne nähere Begründung die Lehre von der Schöpfung aus dem Nichtseinführte (wobei er diese Lehre allerdings an anderer Stelle ausführlicher erklärte).

Daneben lassen sich weitereBeispiele für das Nebeneinander von religiösen und philosophischen Lehrmeinungen aufzählen: der Glaube an dieAuferstehung des Leibes (der nicht mit der platonischen Seelen- lehre abgestimmt wird); die ingeniösen, aberunsystematischen Versuche der Koranexegese (etwa in der Schrift Darlegung des Niederwerfens des äußersten(Himmels)Körpers, einer Auslegung von Sure 55 Vers 6); oder auch das Eingeständnis, dass die Philosophie immer nurschrittweise der Wahrheit näher komme, während den Propheten ein vollkommenes und ewiges (weil göttliches)Wissen zuteil werde.

Man hat aufgrund solcher Aussagen versucht, Kindî in die Nähe der islamischen Theologie zurücken.

Dabei wurden vor allem zwei Argumente geltend gemacht: seine eigene, in vielen Äußerungen spürbareRücksichtnahme auf das islamische Dogma; und die Tatsache, dass die Theologen, mit denen er es zu tun hatte(d.h.

vor allem die mu'tazilitische Schule), ihrerseits ausgesprochen rationalistisch argumentierten und damit demphilosophischen Denken nahe kamen.

Beides trifft zu, aber daraus lässt sich noch keine Abhängigkeit ableiten.

Dennbei aller Gemeinsamkeit der behandelten Themen und Interessen blieben die Erkenntniswege, die Kindî bzw.

dieMu'taziliten einschlugen, in wesentlichen Punkten getrennt.

Jede Seite hatte ihre eigene Lehrtradition, ihre Quellenund ihre Vorbilder.

Jede hatte ihre eigenen Begriffe und bildete eigene Methoden aus.

Man wird Kindî deswegen nichtgerecht, wenn man ihn als Grenzgänger der islamischen Theologie deutet.

Er war Philosoph und wurde als solchervon seinen Zeitgenossen und seinen Nachfolgern verstanden – wenn auch mit der Besonderheit, dass er diePhilosophie in den Dienst des islamischen Dogmas gestellt hat.. »

↓↓↓ APERÇU DU DOCUMENT ↓↓↓

Liens utiles