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Antonio Tabucchi (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Antonio Tabucchi (Sprache & Litteratur). Antonio Tabucchi (*1943), italienischer Schriftsteller. Mit seinen Romanen und Erzählungen, von denen viele um das Leitmotiv der Suche nach der eigenen Identität kreisen und in denen die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit oft fließend sind, ist er einer der populärsten Autoren der italienischen Literatur der Gegenwart. Tabucchi wurde am 23. September 1943 in Vecchiano bei Pisa geboren. Er studierte moderne Literatur in Paris und Pisa. Nach der Promotion lehrte er als ordentlicher Professor für portugiesische Sprache und portugiesische Literatur an der Universität Genua, bevor er an die Universität Siena überwechselte. Gemeinsam mit seiner portugiesischen Frau betreute er die italienische Werkausgabe des portugiesischen Dichters Fernando Pessoa. 1983 ging er im Auftrag der Universität Genua nach Indien und Lateinamerika, um über das Thema Bibliotheken europäischer Gründung in außereuropäischen Ländern zu forschen. Mitte der siebziger Jahre begann Tabucchi, neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten Erzählungen und (zumeist kurze) Romane zu schreiben, die bald auch außerhalb Italiens die Aufmerksamkeit von Kritik und Lesepublikum weckten. Auf seinen in Deutschland erst mit mehr als 20 Jahren Verspätung erschienenen Erstling Piazza d'Italia (1975; Piazza d'Italia) folgten Il gioco del rovescio (1981; Der kleine Gatsby), Donna di Porto Pim (1983; Die Frau von Porto Pim) und Notturno indiano (1984; Indisches Nachtstück), eine mehrdeutige Novelle über die zunehmend surreale Suche eines Mannes nach einem in Indien verloren gegangenen Freund, die 1990 von Alain Corneau verfilmt wurde und mit der Tabucchi über die Grenzen Italiens hinaus bekannt wurde. Nach dem Erzählungsband Piccoli equivoci senza importanza (1985; Kleine Missverständnisse ohne Bedeutung) und dem wie ein Kriminalroman beginnenden, sich mehr und mehr zu einer Suche des Protagonisten nach sich selbst entwickelnden Roman Il filo dell'orizzonte (1986; Der Rand des Horizonts) veröffentlichte der Autor in dem Band Un baule pieno di gente - Scritti su Fernando Pessoa (1990; Wer war Fernando Pessoa?) hochgelobte Essays über den portugiesischen Lyriker Pessoa, mit dessen Leben und Werk er sich als Literaturwissenschaftler eingehend beschäftigt hatte. Anschließend brachte Tabucchi sogar einen auf Portugiesisch verfassten Roman heraus, der in Lissabon angesiedelt ist und in dem der Dichter Pessoa als Nebenfigur auftaucht: Das viel beachtete Requiem (1991; Lissabonner Requiem) ist charakteristisch für die Erzählkunst Tabucchis, da hier seine profunde Kenntnis der Geschichte und Kultur Portugals in atmosphärisch dichte Schilderungen des Vorkriegslissabon münden; die Erlebnisperspektiven der Protagonisten, bei der sich beständig Reales und Fiktives zu einer melancholisch-poetischen Welterfahrung verbinden, ähneln dabei bewusst den Wahrnehmungsmustern Pessoas. Mit dem ebenfalls in Portugal, nun konkret vor dem historischen Hintergrund des Salazar-Regimes der dreißiger Jahre angesiedelten Roman Sostiene Pereira. Una testimonianza (1994; Erklärt Pereira. Eine Zeugenaussage) konnte Tabucchi die vorangegangenen Erfolge noch übertreffen. Thematisch kreist das Buch, dessen Titelfigur wiederum hinsichtlich der Existenzbedingungen Züge Pessoas aufweist, um die Problematik eines integren individuellen Daseins unter rigorosen gesellschaftlichen Bedingungen und um den Dissens zwischen passivem Lebenstraum und aktiver Lebensführung. Erklärt Pereira wurde 1995 von Roberto Faenza mit Marcello Mastroianni in der Hauptrolle verfilmt. Der große internationale Erfolg dieses Films löste in Deutschland einen regelrechten Tabucchi-Boom aus; viele seiner älteren Bücher wurden jetzt erst ins Deutsche übersetzt. So kam auch der bereits 1991 erschienene assoziativ-sprunghafte Roman L'angelo nero (Der schwarze Engel) erst 1996 in Deutschland heraus. Die retrospektive Polyphonie des Werkes basiert auf Stimmenklängen während einer Gewitternacht in Pisa, ,,die von irgendetwas hergetragen werden, wer weiß, wovon". Dabei dient das intertextuelle Spiel der literarischen Aufarbeitung einer verdrängten (auch politisch relevanten) Vergangenheit. Auf Gli ultimi tre giorni di Fernando Pessoa (1996; Die letzten drei Tage des Fernando Pessoa), einem weiteren Buch, das Pessoas Stil nachempfunden ist, folgte La testa perduta di Damasceno Monteiro (1997; Der verschwundene Kopf des Damasceno Monteiro), ein Kriminalroman nach einem authentischen Mordfall. Si sta facendo sempre più tardi (2001; Es wird immer später), vorgeblich ein Briefroman, tatsächlich aber eine Erzählung, umkreist sprachlich virtuos und nuancenreich das Thema Liebe aus der Perspektive verschiedener alternder Männer. Ebenfalls dem Thema Altern und Tod gewidmet ist der in postmoderner Manier mit Zitaten und Anspielungen angereicherte Roman Tristano muore (2004; Tristan stirbt), in dem ein sterbender Mann einem mitprotokollierenden Schriftsteller monologartig sein Leben nachzuerzählen versucht. Tabucchi wurde mit zahlreichen Literaturpreisen geehrt. Zu seinen Auszeichnungen zählen der Prix Médicis (1987), der PEN-Club-Preis (1992), der Premio Viareggio (1994), der Premio dei Lettori (1994), der Europäische Literaturpreis (1997) sowie der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur (1998). Verfasst von: Joachim Nagel Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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