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Barock (Kunst und Architektur).

Publié le 19/06/2013

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Barock (Kunst und Architektur). 1 EINLEITUNG Barock (Kunst und Architektur) (wahrscheinlich aus dem portugiesischen barucca abgeleitet, als eine Juweliersbezeichnung für unregelmäßig geformte Perlen), Stilrichtung der bildenden Kunst und Architektur in Europa und den spanischen bzw. portugiesischen Kolonien im Lateinamerika des 17. Jahrhunderts. Die Ausläufer sind bis gegen Mitte des 18. Jahrhunderts zu beobachten. Die letzte Periode wird aufgrund ihrer anmutigen, verspielteren Ausprägung als Rokoko davon abgegrenzt. Erst im 19. Jahrhundert begann sich der Terminus auch als Epochenbezeichnung durchzusetzen. Siehe Barock (Literatur) Ausgehend von Italien kam der Barockstil als Ausdrucksmittel eines gegenreformatorischen und absolutistischen Repräsentationsbedürfnisses von katholischer Kirche und Feudaladel besonders in den katholischen Ländern Europas zur vollen Entfaltung, während er in den nordeuropäischen Ländern in Form eines barocken Klassizismus eine eigenständige Ausprägung erfuhr. Im Zuge der Missionsbestrebungen des Jesuitenordens gelangte er bis nach Lateinamerika, wo mit Salvador de Bahia in Brasilien eine ganze Barockstadt entstand. 2 FRÜHBAROCK Der Barock hatte seine Wurzeln in der italienischen Kunst der Hochrenaissance vor allem in der Stadt Rom im ausgehenden 16. Jahrhundert. Der Wunsch nach mehr Klarheit und Vereinfachung beflügelte zahlreiche Künstler, sich gegen den Manierismus mit seinen antiklassischen Verzerrungen, Asymmetrien, Bizarrerien und grellen Farben zu wenden. Annibale Carracci und Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, waren die beiden führenden Vertreter der Malerei des Frühbarock. Caravaggios Kunst stand besonders unter dem Einfluss von Michelangelo und der Hochrenaissance. Seine Bilder zeigen Personen aus dem Volksleben, aber auch heroische und einfühlsame Darstellungen religiöser und mythologischer Themen. Die Schule, die sich um die Brüder Carracci bildete, kehrte zu Prinzipien der Hochrenaissance - zu Klassizität und Monumentalität - zurück. Dieser auf antiken Formprinzipien aufbauenden Richtung gesellte sich in Rom um 1630 der Hochbarock hinzu, der im Allgemeinen als der charakteristischste der Barockstile angesehen wird und sich durch überschäumendes Pathos, Theatralik und ungezügelte Bewegung auszeichnet. 3 ITALIENISCHER BAROCK In Italien ist der Barock in Malerei, Skulptur und Architektur eine Antwort auf den Manierismus, die programmatisch 1563 auf dem Tridentiner Konzil formuliert wurde: Ziel der Kunst sei es, durch Einfachheit den Glauben zu lehren und zu pflegen. 3.1 Italienische Barockmalerei Zu den einflussreichen Künstlern, die sich an eine systematische Reform des manieristischen Stiles machten, gehörten die Brüder Annibale und Agostino Carracci sowie ihr Vetter Lodovico Carracci. Annibale hatte sich bereits in Bologna durch seine Fresken einen Namen gemacht, als er 1595 nach Rom kam und beauftragt wurde, das Deckengemälde (1597-1600) für die Galerie des Palazzo Farnese anzufertigen. Es wurde sein bedeutendstes Werk und ein Angelpunkt in der Entwicklung des klassischen Stiles der barocken Malerei. Noch in Bologna waren Guido Reni, Domenico Zampieri, genannt Domenichino, und Francesco Albani Schüler der Carraccis gewesen, bevor sie ebenfalls nach Rom gingen. Auch andere Vertreter des klassizistischen Barock, etwa die französischen Maler Nicolas Poussin und Claude Lorrain, kamen nach Rom, um dort zu arbeiten. Caravaggio, dessen in Rom entstandene Werke wie Die Berufung und das Martyrium des heiligen Matthäus (1599-1600, San Luigi dei Francesi, Rom) ihn zum führenden Maler des römischen Naturalismus machten, war der Hauptrivale von Annibale Carracci. Der Naturalismus breitete sich in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts durch Werke von Orazio Gentileschi und seiner Tochter Artemisia, Bartolomeo Manfredi und Caracciolo, genannt Battistello, und später durch die Arbeiten des französischen Malers Valentin de Boulogne, des Niederländers Gerrit van Honthorst und des Spaniers Jusepe de Ribera in Italien aus. Auch wenn der naturalistische Barock nach 1630 in Italien an Bedeutung verlor, blieb er im übrigen Europa für den Rest des Jahrhunderts tonangebend. Eine andere bedeutsame Entwicklung in der Barockmalerei bahnte sich Ende der zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts an. Viele Künstler versuchten durch Lebendigkeit und Dramatik in ihren Werken die Illusion eines grenzenlosen Raumes zu schaffen. Zwischen 1625 und 1627 malte Giovanni Lanfranco die Kuppel von Sant'Andrea della Valle in Rom mit dem Fresko der Himmelfahrt Mariens aus. Obwohl der Arbeit, einem ersten Meisterwerk des Hochbarock, der Einfluss des Renaissancemalers Correggio und seiner Kuppelfresken in Parma anzusehen ist, waren zeitgenössische Betrachter überwältigt von ihrer illusionistischen Wirkung. Lanfrancos Tätigkeit in Rom (1613-1630) und Neapel (1634-1646) gab entscheidende Anstöße für die Entwicklung des Illusionismus in Italien. Auch Pietro Berrettini, genannt Pietro da Cortona, schuf eine meisterhafte illusionistische Freskenmalerei, wie man am Deckengemälde (1633-1639) des Gran salone im Palazzo Barberini in Rom feststellen kann. 1679 freskierte Giovanni Battista Gaulli, auch Baciccia genannt, das Gewölbe der Kirche Il Gesù in Rom mit der Allegorie Triumph des Namens Christi (1679). Von 1691 bis 1694 arbeitete Andrea Pozzo an der Aufnahme des heiligen Ignatius im Paradies, einem Deckengemälde in der Kirche Sant'Ignazio in Rom. Hier zeigt sich der Hochbarock auf dem Gipfel einer theatermäßigen Inszenierung und Dramatik. 3.2 Italienische Barockskulptur Die Gegenströmung zum Manierismus manifestiert sich im Bereich der italienischen Skulptur erstmals in der Enthauptung der heiligen Cäcilia (1600, Santa Cecilia in Trastevere, Rom) von Stefano Maderno. Der Meister der römischen Barockskulptur aber war Gian Lorenzo Bernini. Seine frühen überlebensgroßen Skulpturgruppen, Pluto raubt Proserpina (1621-1622) sowie Apollo und Daphne (1622-1624, beide Villa Borghese, Rom), zeichnen sich durch virtuose Behandlung des Marmors und eine realistische, dramatische Spannung aus. Die Verzückung der heiligen Teresa von Avila (1646-1652, Cornaro-Kapelle, Santa Maria della Vittoria, Rom) zeigt eine pathetische Theatralik, die gleichsam ein Markenzeichen des Barock ist. Der gewaltige Altarbaldachin (1624-1633) und die Cathedra Petri (1657-1666) im Petersdom zeugen durch Monumentalität und kostbare Materialien (Marmor und vergoldete Bronze) von der üppigen Pracht päpstlicher Repräsentation. Bernini war ein Meister des individuellen Porträts. Seine Marmorbüsten von Costanza Buonarelli (1635, Bargello, Florenz) und Papst Innozenz X. (1647, Palazzo Doria-Pamphili, Rom) bezeugen dies. In dieser Gattung war sein einziger Rivale der Bildhauer Alessandro Algardi. Berninis Vierströmebrunnen (1648-1651) auf der Piazza Navona in Rom bildet mit seinen gewaltigen Statuen, die auf den Gesimsen ein prekäres Gleichgewicht finden, dem Obelisken und den dramatisch inszenierten Wasserkaskaden einen Blickfang, der seinesgleichen sucht. Der Brunnen ist einer der wichtigsten Typen des öffentlichen Monumentes im Barock. Als Architekt baute Bernini die Kolonnaden (1656) des Petersplatzes in Rom und Sant'Andrea al Quirinale (1658-1670). 3.3 Italienische Barockarchitektur Zu den wichtigsten Architekten des Frühbarock gehört Carlo Maderno, der zwischen 1606 und 1612 die Errichtung des Langhauses und der Fassade des Petersdomes leitete, mit dessen Vierung Donato Bramante knapp 100 Jahre vorher begonnen hatte. Neben Bernini zählen Francesco Borromini und Carlo Rainaldi zu den wichtigsten Vertretern des italienischen Barock. Gemeinsam entwarfen sie Sant'Agnese (begonnen 1652) an der Piazza Navona. Die aus- und einschwingende Fassade von Borrominis San Carlo alle Quattro Fontane (1634-1641) in Rom könnte man wegen ihrer konvex-konkaven Rhythmik, die den Aufriss des Innenraumes aufnimmt, als Inbegriff der Barockarchitektur bezeichnen. Im frühen 17. Jahrhundert bauten Francesco Maria Ricchino in Mailand und Baldassare Longhena in Venedig Kirchen in Zentralbauweise. Longhenas Santa Maria della Salute (begonnen 1631) zeichnet sich durch ihr extravagantes Äußeres und ihre exponierte Lage am Eingang des Canal Grande aus. Guarino Guarini versah die Cappella della Santa Sindone (Kapelle des Heiligen Grabtuches, 1667-1694) in Turin mit einer hohen Kuppel, deren ausgeklügelte geometrische Formen auf islamische Vorbilder zurückgehen. 4 SPANISCHER BAROCK 4.1 Spanische Barockmalerei Vincente Carducho aus Florenz trug dazu bei, in Spanien einen antimanieristischen Malstil im Sinn der Gegenreformation einzuführen. Juan Sanchez Cotan und Juan van der Hamen waren Meister des realistischen Still-Lebens. Sie vereinten niederländische Einflüsse mit Caravaggios Malstil. In Valencia vertrat Francisco Ribalta unter dem Einfluss Tizians und Jusepe de Riberas einen naturalistischen Barockstil. Sevilla und Madrid entwickelten sich zu den beiden wichtigsten Zentren des spanischen Barock. Im frühen 17. Jahrhundert lassen sich typische Merkmale des Barock bei Werken von Juan de las Roelas, Francisco Pacheco und bei Francisco de Herrera dem Älteren feststellen. Francisco de Zurbarán, der sich 1629 in Sevilla niederließ, wurde in seinem Frühwerk von flämischer Druckgraphik beeinflusst, doch sind seine späteren barocken Kompositionen in ihrem unmittelbaren und realistischen Zugang zu religiösen Themen tief bewegend. Zurbarán arbeitete fast ausschließlich für Klöster. Später machte sich in seinem Werk der ausgleichende Einfluss des Bartolomé Esteban Murillo bemerkbar. Schon 1603 wurden in Sevilla Werke von Caravaggio gezeigt. Ihre Popularität ist zum Teil verantwortlich für die starken realistischen Tendenzen, die das Werk eines der größten spanischen Barockmaler charakterisieren: Diego Velázquez y Silva. In Sevilla schuf dieser Werke wie Die alte Köchin (1618, National Gallery of Scotland, Edinburgh). 1623 ging er als Porträtmaler Philipps IV. an den Madrider Hof. Den Höhepunkt seiner Porträts bildet das Werk Las Meninas (1656, Prado, Madrid), auf dem die königliche Familie mit der Infantin Margarita, Mitglieder des Hofstaates und der Maler selbst dargestellt sind. Velázquez schuf auch historische und mythologische Gemälde und arbeitete als Architekt und Entwerfer von Dekorationen. Zwei weitere wichtige Künstler der Generation von Velázquez stammten ebenfalls aus Andalusien: Alonso Cano und Murillo. Cano (auch Bildhauer und Architekt) wurde bekannt durch seine naturalistische Wiedergabe nackter Körperpartien, wie bei Christus in der Vorhölle (vermutlich 1650, County Museum of Art, Los Angeles). Murillo spezialisierte sich auf sentimentale Genrebilder und Darstellungen der Unbefleckten Empfängnis. Bedeutendster Künstler des Spätbarock war Juan de Valdés Leal, dessen zwei Vanitas-Allegorien, für das Hospital de la Caridad in Sevilla, durch die morbide, realistische Darstellung von Skeletten und verwesenden Leichen graueneinflößend wirken. Zur letzten Generation madrilenischer Barockmaler gehören Francisco Rizi, Juan Carreño de Miranda und Claudio Coello, deren Kompositionen sich am italienischen Hochbarock orientierten. 4.2 Spanische Barockskulptur Die Skulptur des spanischen Barock ging im Wesentlichen aus der mittelalterlichen Holzbildhauerei hervor. Realismus und Detailgenauigkeit waren typisch für die spanische Holzskulptur, die in der Regel vielfarbig gefasst und mit Glasaugen, echtem Haar und Kleidern versehen wurde. Zu den bedeutenden Werken der spanischen Skulptur zählen geschnitzte Altaraufsätze von beachtlicher Größe und Figurenreichtum, deren Schöpfer Bildhauer-Architekten waren. Gregorio Fernández, der zumeist in Valladolid tätig war, gilt als bedeutendster Bildhauer Zentralspaniens, während der Süden durch Juan Martínez Montañés und Juan de Mesa aus Sevilla sowie Pedro de Mena und Alonso Cano aus Granada repräsentiert wird. 4.3 Spanische Barockarchitektur Die spanische Architektur des Frühbarock setzte den strengen Stil des Klosterpalastes von El Escorial (1563-1582) bei Madrid fort, so im Palast Buen Retiro in Madrid (begonnen 1631, heute zerstört). Canos Fassade für die Kathedrale von Granada (1667 entworfen) enthält zwar klassische Elemente, weist aber in ihrem plastischen Dekor bereits auf das Rokoko hin. Die prachtvollsten Barockbauten finden sich in Andalusien. Ein typisches Beispiel ist das Hospital de los Venerables Sacerdotes (1687-1697) nach einem Entwurf von Leonardo de Figueroa. Im übrigen Spanien dominiert der wild-üppige Dekorationsstil der Architektenfamilie Churriguera, der besonders in Barcelona, Madrid und Salamanca zu sehen ist. 5 BAROCK IN LATEINAMERIKA Im 17. Jahrhundert orientierte sich die Kunst in der Neuen Welt am Vorbild der Iberischen Halbinsel. Zu den wichtigsten Zentren im spanischen Teil Amerikas gehörten Mexiko, Guatemala (besonders die Stadt Antigua) und Peru (Cuzco und Lima). Die brasilianische Kunst wurde von Portugal bestimmt. In der Malerei waren Caravaggio, Zurbarán und Murillo besonders einflussreich. In den Bildern der Cuzcoschule verbanden sich einheimische mit europäischen religiösen Motiven. Skulpturen der indigenen Bevölkerung bildeten einen wesentlichen Bestandteil der Innenausstattung und äußeren Gestaltung der mehreren hundert Barockkirchen, die damals in allen Teilen der spanischen Kolonien im Stil der Churriguera erbaut wurden. 6 DER BAROCK NÖRDLICH DER ALPEN 6.1 Flämischer Barock Der Begriff des ,,flämischen Barock" ist weiterhin synonym mit dem Werk Peter Paul Rubens, das in seiner frühen Phase von so unterschiedlichen italienischen Malern wie Caravaggio, den Carracci und Michelangelo beeinflusst ist. Deutlich wird dies besonders an Bildern wie Raub der Töchter des Leukippos (1615-1616, Alte Pinakothek, München). Rubens und seine Werkstatt schufen religiöse und mythologische Gemälde, deren Auftraggeber aus ganz Europa kamen. Das Spätwerk des Malers bildet mit seiner reichen Farbgebung, den dynamischen Kompositionen und den üppigen Formen des weiblichen Körpers einen Höhepunkt des Barock nördlich der Alpen. Es manifestiert sich in den 21 monumentalen Leinwandbildern des Zyklus des Lebens der Maria de'Medici (1621-1625, Louvre, Paris). Rubens' bedeutendster Schüler war Anthonis van Dyck. Er malte bedeutende Porträts von Königen und Adeligen, wie das von Karl I. im Jagdrock (1635, Louvre, Paris). Jacob Jordaens und Adriaen Brouwer machten sich besonders mit der Darstellung des Bauerngenres einen Namen, ein Thema, dem sich auch David Teniers und der Niederländer Adriaen van Ostade widmeten. Flämische Barockbildhauer ließen sich häufig von der italienischen Kunst inspirieren. François Duquesnoy arbeitete zur gleichen Zeit wie Bernini in Rom und schuf in der Vierung des Petersdomes die Kolossalstatue des Heiligen Andreas (1633). Auf italienische Einflüsse und auf Rubens gehen die Skulpturen des Artus Quellinus zurück. 6.2 Niederländischer Barock Zu Beginn des 17. Jahrhunderts orientierten sich viele Niederländer wie Hendrik Goltzius nach wie vor am Manierismus. Caravaggios Barockstil wurde in den Niederlanden bekannt, nachdem einige Künstler, darunter Gerrit van Honthorst und Hendrik Terbrugghen, aus Italien in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Ab etwa 1620 hatte der Naturalismus in Utrecht Fuß gefasst. Frans Hals schuf zwischen 1620 und 1640 Porträts, die durch ihre deftige Pinselführung und Ungezwungenheit auffallen. Die Nachtwache (1642, Rijksmuseum, Amsterdam), eigentlich ein Gildenporträt, wurde von Rembrandt, dem größten niederländischen Barockmaler, geschaffen. Von seiner Hand stammen zahlreiche Bildnisse, historische, mythologische und religiöse Darstellungen und Landschaften von unglaublicher Virtuosität, deren berühmt gewordene Hell- Dunkel-Effekte Generationen von Künstlern beeinflusst haben. Unübertroffen war Rembrandt auch als Radierer. Charakteristisch für die Kunst Jan Vermeers um die Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Schaffung einer psychologischen Atmosphäre und eine meisterhafte Beherrschung des Lichtes. Die für ihn typische Art des sorgfältigen Entwurfs und seine subtile Farbgebung wurden oft nachgeahmt, blieben aber unerreicht. Landschafts- und Tierbilder, Still-Leben und Architekturdarstellungen wurden nun wichtige Zweige der niederländischen Barockmalerei. Bis etwa 1650 herrschte in der niederländischen Skulptur der Manierismus vor. Flämische Bildhauer machten dann in den Niederlanden den Barock populär. Zu nennen ist hier Quellinus, der für die innere und äußere Ausstattung des Amsterdamer Rathauses verantwortlich war. Baubeginn für das von Jacob van Campen entworfene Gebäude, in dem sich jetzt der königliche Palast befindet, war 1648. Es zeigt die damals tonangebende Vorliebe für einen Klassizismus, der durch die im Druck erschienenen Entwürfe des italienischen Baumeisters Andrea Palladio inspiriert war. 6.3 Englischer Barock Die englische Barockmalerei stand ganz unter dem Einfluss von Rubens und van Dyck, die eine ganze Generation von Porträtmalern prägten, während die Bildhauerei von italienischen und flämischen Künstlern angeregt wurde. Der Architekt Inigo Jones studierte die klassizistischen Bauten des Andrea Palladio in Italien, deren Einfluss man seinem Banqueting House (1619-1622, London) ansieht, dessen spektakuläres Deckengemälde - die Allegorie vom Krieg und Frieden (1629) - von Rubens stammt. Der Baumeister Sir Christopher Wren bereiste Italien. Seine Pläne für die Saint Paul's Cathedral (begonnen 1675, London) zeigen, dass er sich mit Bramante, Borromini und anderen italienischen Architekten auseinandergesetzt hatte. Wren, der für den Wiederaufbau Londons nach dem Stadtbrand von 1666 verantwortlich war, beeinflusste in den folgenden 100 Jahren die Entwicklung der Baukunst in England und den amerikanischen Kolonien wesentlich. 6.4 Französischer Barock Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war die am Manierismus orientierte Schule von Fontainebleau nach wie vor mit Aufträgen zur Ausstattung des Schlosses beschäftigt. Die Ausschmückung der Dreifaltigkeitskapelle mit Gemälden (1619) durch Martin Fréminet stand dabei unter traditionellen Vorzeichen. Der Manierismus prägt auch das druckgraphische Werk von Jacques Callot und Jacques Bellange. Die Nachtstücke von Georges de La Tour mit Kerzenbeleuchtung verweisen dagegen auf Caravaggio. Die naturalistische Richtung des Barock wurde von Künstlern wie Valentin de Boulogne vertreten, der in Italien gelebt hatte, und von jenen, die den flämischen Realismus kennen gelernt hatten, etwa den Gebrüdern Le Nain oder Philippe de Champaigne. Von entscheidender Bedeutung für die Geschichte der französischen Barockmalerei ist der Klassizismus im Werk von Nicolas Poussin. Zwar verbrachte dieser die meiste Zeit seines Lebens in Rom, doch hatte er wie sein Landsmann Claude Lorrain größten Einfluss auf die Kunst seiner Heimat. Gegen Ende des Jahrhunderts bildeten Klassizismus und Hochbarock in den Deckenfresken von Charles Le Brun im Schloss von Versailles eine Synthese. Den spätbarocken Bildern Antoine Coypels sieht man sehr deutlich den Einfluss von Rubens an, besonders jenen Werken, die für die königliche Kapelle in Versailles entstanden. Die Skulpturen von Pierre Puget reflektieren ebenfalls den römischen Hochbarock, während François Girardon und Antoine Coysevox mit ihren Monumentalskulpturen für den König in der Tradition des Klassizismus stehen. Girardons Gruppe Apollo und die Nymphen (1666-1672) in der Thetisgrotte von Versailles zeugt von der französischen Vorliebe für eine keusche Version antiker Vorbilder. Das Schloss von Versailles (begonnen 1669), das für Ludwig XIV., den Sonnenkönig, von Louis Le Vau, André Le Nôtre und Charles Le Brun erbaut wurde, ist das bedeutendste Bauwerk des französischen Barock. Seine ausgewogen proportionierten klassischen Formen, die weitläufigen Gartenanlagen und die schwelgerische Pracht des Interieurs verherrlichen die Macht der Monarchie. Die Anlage ist von vielen europäischen Herrschern nachgebaut worden. Ein vergleichbares Vorhaben war die Erweiterung (1667-1674) des Louvre durch Le Vau, Le Brun, Claude Perrault und andere Baumeister. 6.5 Deutscher und österreichischer Barock Einschneidende Ereignisse wie der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) in Deutschland und die türkische Invasion in Österreich verzögerten die Ausbildung der Barockkunst in diesen Ländern. Hier kam der Spätbarock erst ab 1700 zu einer glanzvollen Entfaltung. Herausragende deutsche Barockmaler waren Adam Elsheimer, der 1600 nach Rom ging, dort die klassische Malerei studierte und von den italienischen Malern beeinflusst wurde, und Johann Liss, der 1621 nach Venedig reiste und in Italien arbeitete. Johann Baptist Zimmermann und Cosmas Damian Asam, letzterer von Pozzo in Rom ausgebildet, waren die bekanntesten Freskenmaler ihrer Zeit. Die deutsche und österreichische Bildhauerkunst des 17. Jahrhunderts orientierte sich nach wie vor an der Spätgotik beziehungsweise am Manierismus. Der Überlinger Altar (1613-1619) von Jörg Zürn zeugt von der Kontinuität der alpenländischen Holzschnitzkunst. Der Altar der Lutherischen Pfarrkirche in Insterburg (1623) von Ludwig Münstermann zeigt Einflüsse des Manierismus. Balthasar Permoser aus Kammer bei Traunstein übernahm Stilelemente des italienischen Hochbarock und wurde zum führenden Barockbildhauer in Dresden, wo seine Skulpturen für die von Matthäus Pöppelmann geschaffene Erweiterung des Dresdner Schlosses (Zwinger, begonnen 1711) zum prachtvollen Erscheinungsbild des gesamten Komplexes beitrugen. Auch in Wien erhielt die Barockarchitektur wie in Dresden große Förderung durch den Hof. Der Baumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach stellte mit seinem Meisterwerk, der Wiener Karlskirche (1716-1737), unter Beweis, dass er die italienischen Vorbilder gekonnt umzusetzen verstand. Andreas Schlüter, der 1699 das Berliner Stadtschloss vollendete (1950 gesprengt), und von Knobelsdorff, der das Schloss Sanssouci in Potsdam und die Berliner Oper baute, waren die größten preußischen Barockbaumeister. Der bedeutendste Barockbau Süddeutschlands dürfte die Würzburger Residenz sein, die nach Plänen von Balthasar Neumann errichtet wurde und Deckengemälde von Tiepolo aufweist. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Longhenas Santa Maria della Salute (begonnen 1631) zeichnet sich durch ihr extravagantes Äußeres und ihre exponierte Lage am Eingang des Canal Grande aus.

GuarinoGuarini versah die Cappella della Santa Sindone (Kapelle des Heiligen Grabtuches, 1667-1694) in Turin mit einer hohen Kuppel, deren ausgeklügelte geometrische Formenauf islamische Vorbilder zurückgehen. 4 SPANISCHER BAROCK 4.1 Spanische Barockmalerei Vincente Carducho aus Florenz trug dazu bei, in Spanien einen antimanieristischen Malstil im Sinn der Gegenreformation einzuführen.

Juan Sanchez Cotan und Juan van derHamen waren Meister des realistischen Still-Lebens.

Sie vereinten niederländische Einflüsse mit Caravaggios Malstil.

In Valencia vertrat Francisco Ribalta unter dem EinflussTizians und Jusepe de Riberas einen naturalistischen Barockstil.

Sevilla und Madrid entwickelten sich zu den beiden wichtigsten Zentren des spanischen Barock.

Im frühen17.

Jahrhundert lassen sich typische Merkmale des Barock bei Werken von Juan de las Roelas, Francisco Pacheco und bei Francisco de Herrera dem Älteren feststellen. Francisco de Zurbarán, der sich 1629 in Sevilla niederließ, wurde in seinem Frühwerk von flämischer Druckgraphik beeinflusst, doch sind seine späteren barockenKompositionen in ihrem unmittelbaren und realistischen Zugang zu religiösen Themen tief bewegend.

Zurbarán arbeitete fast ausschließlich für Klöster.

Später machte sichin seinem Werk der ausgleichende Einfluss des Bartolomé Esteban Murillo bemerkbar. Schon 1603 wurden in Sevilla Werke von Caravaggio gezeigt.

Ihre Popularität ist zum Teil verantwortlich für die starken realistischen Tendenzen, die das Werk eines dergrößten spanischen Barockmaler charakterisieren: Diego Velázquez y Silva.

In Sevilla schuf dieser Werke wie Die alte Köchin (1618, National Gallery of Scotland, Edinburgh).

1623 ging er als Porträtmaler Philipps IV.

an den Madrider Hof.

Den Höhepunkt seiner Porträts bildet das Werk Las Meninas (1656, Prado, Madrid), auf dem die königliche Familie mit der Infantin Margarita, Mitglieder des Hofstaates und der Maler selbst dargestellt sind.

Velázquez schuf auch historische und mythologische Gemäldeund arbeitete als Architekt und Entwerfer von Dekorationen. Zwei weitere wichtige Künstler der Generation von Velázquez stammten ebenfalls aus Andalusien: Alonso Cano und Murillo.

Cano (auch Bildhauer und Architekt) wurdebekannt durch seine naturalistische Wiedergabe nackter Körperpartien, wie bei Christus in der Vorhölle (vermutlich 1650, County Museum of Art, Los Angeles).

Murillo spezialisierte sich auf sentimentale Genrebilder und Darstellungen der Unbefleckten Empfängnis.

Bedeutendster Künstler des Spätbarock war Juan de Valdés Leal, dessenzwei Vanitas -Allegorien, für das Hospital de la Caridad in Sevilla, durch die morbide, realistische Darstellung von Skeletten und verwesenden Leichen graueneinflößend wirken.

Zur letzten Generation madrilenischer Barockmaler gehören Francisco Rizi, Juan Carreño de Miranda und Claudio Coello, deren Kompositionen sich am italienischenHochbarock orientierten. 4.2 Spanische Barockskulptur Die Skulptur des spanischen Barock ging im Wesentlichen aus der mittelalterlichen Holzbildhauerei hervor.

Realismus und Detailgenauigkeit waren typisch für die spanischeHolzskulptur, die in der Regel vielfarbig gefasst und mit Glasaugen, echtem Haar und Kleidern versehen wurde.

Zu den bedeutenden Werken der spanischen Skulptur zählengeschnitzte Altaraufsätze von beachtlicher Größe und Figurenreichtum, deren Schöpfer Bildhauer-Architekten waren.

Gregorio Fernández, der zumeist in Valladolid tätig war,gilt als bedeutendster Bildhauer Zentralspaniens, während der Süden durch Juan Martínez Montañés und Juan de Mesa aus Sevilla sowie Pedro de Mena und Alonso Canoaus Granada repräsentiert wird. 4.3 Spanische Barockarchitektur Die spanische Architektur des Frühbarock setzte den strengen Stil des Klosterpalastes von El Escorial (1563-1582) bei Madrid fort, so im Palast Buen Retiro in Madrid(begonnen 1631, heute zerstört).

Canos Fassade für die Kathedrale von Granada (1667 entworfen) enthält zwar klassische Elemente, weist aber in ihrem plastischen Dekorbereits auf das Rokoko hin.

Die prachtvollsten Barockbauten finden sich in Andalusien.

Ein typisches Beispiel ist das Hospital de los Venerables Sacerdotes (1687-1697)nach einem Entwurf von Leonardo de Figueroa.

Im übrigen Spanien dominiert der wild-üppige Dekorationsstil der Architektenfamilie Churriguera, der besonders inBarcelona, Madrid und Salamanca zu sehen ist. 5 BAROCK IN LATEINAMERIKA Im 17.

Jahrhundert orientierte sich die Kunst in der Neuen Welt am Vorbild der Iberischen Halbinsel.

Zu den wichtigsten Zentren im spanischen Teil Amerikas gehörtenMexiko, Guatemala (besonders die Stadt Antigua) und Peru (Cuzco und Lima).

Die brasilianische Kunst wurde von Portugal bestimmt.

In der Malerei waren Caravaggio,Zurbarán und Murillo besonders einflussreich.

In den Bildern der Cuzcoschule verbanden sich einheimische mit europäischen religiösen Motiven.

Skulpturen der indigenenBevölkerung bildeten einen wesentlichen Bestandteil der Innenausstattung und äußeren Gestaltung der mehreren hundert Barockkirchen, die damals in allen Teilen derspanischen Kolonien im Stil der Churriguera erbaut wurden. 6 DER BAROCK NÖRDLICH DER ALPEN 6.1 Flämischer Barock Der Begriff des „flämischen Barock” ist weiterhin synonym mit dem Werk Peter Paul Rubens, das in seiner frühen Phase von so unterschiedlichen italienischen Malern wieCaravaggio, den Carracci und Michelangelo beeinflusst ist.

Deutlich wird dies besonders an Bildern wie Raub der Töchter des Leukippos (1615-1616, Alte Pinakothek, München).

Rubens und seine Werkstatt schufen religiöse und mythologische Gemälde, deren Auftraggeber aus ganz Europa kamen.

Das Spätwerk des Malers bildet mitseiner reichen Farbgebung, den dynamischen Kompositionen und den üppigen Formen des weiblichen Körpers einen Höhepunkt des Barock nördlich der Alpen.

Esmanifestiert sich in den 21 monumentalen Leinwandbildern des Zyklus des Lebens der Maria de’Medici (1621-1625, Louvre, Paris).

Rubens’ bedeutendster Schüler war Anthonis van Dyck.

Er malte bedeutende Porträts von Königen und Adeligen, wie das von Karl I.

im Jagdrock (1635, Louvre, Paris). Jacob Jordaens und Adriaen Brouwer machten sich besonders mit der Darstellung des Bauerngenres einen Namen, ein Thema, dem sich auch David Teniers und derNiederländer Adriaen van Ostade widmeten. Flämische Barockbildhauer ließen sich häufig von der italienischen Kunst inspirieren.

François Duquesnoy arbeitete zur gleichen Zeit wie Bernini in Rom und schuf in derVierung des Petersdomes die Kolossalstatue des Heiligen Andreas (1633).

Auf italienische Einflüsse und auf Rubens gehen die Skulpturen des Artus Quellinus zurück. 6.2 Niederländischer Barock Zu Beginn des 17.

Jahrhunderts orientierten sich viele Niederländer wie Hendrik Goltzius nach wie vor am Manierismus.

Caravaggios Barockstil wurde in den Niederlandenbekannt, nachdem einige Künstler, darunter Gerrit van Honthorst und Hendrik Terbrugghen, aus Italien in ihre Heimat zurückgekehrt waren.

Ab etwa 1620 hatte derNaturalismus in Utrecht Fuß gefasst.

Frans Hals schuf zwischen 1620 und 1640 Porträts, die durch ihre deftige Pinselführung und Ungezwungenheit auffallen.

Die Nachtwache (1642, Rijksmuseum, Amsterdam), eigentlich ein Gildenporträt, wurde von Rembrandt, dem größten niederländischen Barockmaler, geschaffen.

Von seiner Hand stammen zahlreiche Bildnisse, historische, mythologische und religiöse Darstellungen und Landschaften von unglaublicher Virtuosität, deren berühmt gewordene Hell-. »

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