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Blaise Pascal: Die Zerstreuung - Anthologie.

Publié le 17/06/2013

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Blaise Pascal: Die Zerstreuung - Anthologie. Blaise Pascals Gedanken sind bewusst fragmentarisch abgefasst. Der vorliegende Auszug illustriert Pascals Vorstellung menschlicher Langeweile, wobei die sinnlose Zerstreuung im Diesseits mit der Idee einer Erfüllung im Glauben kontrastiert. Blaise Pascal: Die Zerstreuung 175 Zerstreuung. - All diesem Elend zum Trotz will er glücklich sein und nichts als glücklich, und ist außerstande es nicht sein zu wollen; aber wie wird er das anfangen? Um es richtig zu machen, müßte er sich unsterblich machen, da er es aber nicht kann, ist er darauf verfallen, sich des Gedankens daran zu enthalten. 176 Da die Menschen kein Heilmittel gegen den Tod, das Elend, die Unwissenheit finden konnten, sind sie, um sich glücklich zu machen, darauf verfallen, nicht daran zu denken. 177 Das Elend des menschlichen Lebens hat den Grund zu all dem gelegt: da sie das erkannt haben, haben sie die Zerstreuung gewählt. 178 Zerstreuung. - Wenn ich mich zuweilen damit beschäftigt habe, die vielgestaltige Unrast der Menschen zu betrachten, die Gefahren und Mühsale, denen sie sich aussetzen: am Hofe, im Kriege, woraus so viele Streitigkeiten, Leidenschaften, kühne und oft böse Unternehmungen entstehen, habe ich entdeckt, daß das ganze Unglück der Menschen aus einer einzigen Ursache kommt: nicht ruhig in einem Zimmer bleiben zu können. Wenn ein Mensch, der genug Vermögen hat, um zu leben, freudig zu Hause zu bleiben verstünde, würde er sein Haus nicht verlassen, um auf das Meer zu gehen oder eine Festung zu belagern. Man wird für teures Geld einen Rang im Heere nur kaufen, weil man es unerträglich finden würde, ständig in der Stadt zu leben; und man sucht die Unterhaltungen und die Zerstreuungen der Spiele nur auf, weil man nicht freudig zu Hause bleiben kann. Aber als ich das näher bedachte, als ich die Ursache all unseres Unglücks gefunden hatte und nun die Begründung dafür ausfindig machen wollte, habe ich entdeckt, daß es eine sehr entscheidende dafür gibt; sie liegt in dem natürlichen Unglück unseres schwachen und sterblichen Zustandes, der so erbärmlich ist, daß nichts uns trösten kann, wenn wir es näher betrachten. Welchen Zustand man sich auch vorstellt: wenn man alle Güter zusammenbringt, die uns gehören können, so ist das Königtum der schönste Posten auf der Welt; man stelle sich aber einmal einen König vor, ausgestattet mit allen Freuden, die ihm zugehören: wenn er ohne Zerstreuung ist, und wenn man ihn darüber nachdenken und nachsinnen läßt, was er ist, wird jene kraftlose Glückseligkeit ihn nicht aufrechterhalten, er wird notwendig den Gesichten verfallen, die ihn bedrohen: von Revolten, die sich ereignen können, und schließlich vom Tod und von Krankheiten, die unvermeidlich sind; so ist er, wenn ihm die Zerstreuung fehlt, unglücklich - unglücklicher als der geringste seiner Untertanen, der spielt und sich belustigt. Blaise Pascal: Gedanken. Nach der endgültigen Ausgabe übertragen von Wolfgang Rüttenauer. Einführung von Romano Guardini. Bremen 1955, S. 72-74. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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