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Longos: Hirtengeschichten von Daphnis und Chloe (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Longos: Hirtengeschichten von Daphnis und Chloe (Sprache & Litteratur). Hirtengeschichten von Daphnis und Chloe, der einzige erhaltene antike Hirtenroman, gilt als Klassiker der erotischen Literatur. Das einzigartige Werk des griechischen Schriftstellers Longos schildert die langsam reifende Liebe zweier Findelkinder, die auf der Insel Lesbos von einem Hirten aufgezogen werden. Die ausgewählte Textstelle beschreibt frivol-unschuldig die erwachende Sexualität der beiden Adoleszenten. Über das Leben des Autors ist nichts weiter bekannt, außer dass er im 2. Jahrhundert n. Chr. lebte und vermutlich aus Lesbos stammte. Longos: Hirtengeschichten von Daphnis und Chloe 24. Wenn nun aber der Mittag kam, da drohte ihren Augen neue Gefahr. Denn wenn sie den Daphnis entkleidet sah, da fielen ihre Blicke auf seine blühende Schönheit, und sie härmte sich, daß sie keinen Theil an ihm zu tadeln fand; er aber wähnte, wenn er sie in der Nebris und dem Kranze sah, wie sie ihm die Schale bot, eine der Nymphen aus der Grotte zu sehn. Dann riß er ihr den Pinienkranz vom Haupte und kränzte sich selbst damit, nachdem er vorher den Kranz geküßt hatte; sie aber zog, wenn er sich entblößt hatte und badete, sein Kleid an, nachdem sie es auch vorher geküßt hatte. Bisweilen warfen sie sich auch einander mit Aepfeln und schmückten Einer das Andern Haupt, indem sie die Haare von einander schieden. Und sie verglich sein Haar, weil es schwarz war, den Myrten, und er ihr Angesicht mit einem Apfel, weil es weiß und röthelnd war. Auch unterwies er sie im Flöten, und wenn sie anfieng, in das Rohr zu hauchen, riß er ihr die Syrinx weg und durchlief selbst mit den Lippen das Geröhr, und während es schien, daß er die Irrende belehrte, gab er ihr recht schicklich Küsse durch der Syrinx Hülfe. 25. Einstmals, als er um Mittagszeit flötete und die Heerde im Schatten lag, war Chloe unvermerkt eingenickt. Wie dieß Daphnis bemerkte, legte er die Syrinx weg und beschaute mit unersättlichen Blicken sie über und über, weil er Nichts zu schauen hatte, und sprach zugleich mit leiser Stimme zu sich selbst: ,,Wie schlummern die Augen! wie athmet der Mund! So duften nicht die Aepfel, nicht der Blütenbusch. Aber ihn zu küssen, scheu' ich mich; der Kuß verwundet das Herz und macht wie frischer Honig rasend; auch fürcht' ich, sie küssend im Schlaf zu stören. O über die schwatzhaften Grillen! Sie werden sie nicht schlafen lassen mit ihrem lauten Geschrill. Aber auch die Böcke klappern kämpfend mit den Hörnern. O über die Wölfe! Sind sie nicht feiger als die Füchse, daß sie diese Böcke nicht rauben!" 26. Indem er auf diese Weise sprach, fiel eine Cicade auf der Flucht vor einer Schwalbe, die sie fangen wollte, in Chloe's Busen, und die ihr folgende Schwalbe konnte jene zwar nicht fahen, strich aber, beim Verfolgen sich nahend, mit ihren Schwingen an des Mädchens Wangen hin. Sie, die nicht wußte, was vorgegangen war, fuhr mit lautem Rufe aus dem Schlaf empor. Als sie aber die Schwalbe sah, die noch in der Nähe schwebte und den Daphnis, der über ihr Erschrecken lachte, verlor sie ihre Furcht, und rieb sich die Augen, die noch nicht ausgeschlafen hatten. Da schrillte die Cicade aus dem Busen herauf, einem Flehenden ähnlich, der für die Rettung seinen Dank bekennt. Von Neuem schrie nun Chloe laut auf und Daphnis lachte, und den Vorwand nutzend, schob er seine Hand in den Busen des Mädchens und zog die Cicade heraus, die auch in seiner Rechten nicht schwieg. Sie aber freute sich des Anblicks, und nahm und küßte sie, und warf die Plaudernde wieder in den Busen hinab. 27. Einst ergötzte sie auch die Holztaube mit ihrer ländlichen Stimme aus dem Walde her, und da Chloe zu wissen begehrte, was sie sagte, belehrte sie Daphnis durch die Erzählung der bekannten Geschichte: ,,Es war einst eine Jungfrau wie Du, o Jungfrau, ebenfalls schön, und hütete viele Rinder in gleichem Alter wie Du. Sie war aber auch gesangreich, und die Rinder erfreueten sich ihrer Musik, und sie lenkte sie nicht mit Schlägen des Hirtenstocks oder des Stachels; sondern unter die Pinie sitzend und in einem Pinienkranze sang sie den Pan und die Pitys. Und die Rinder weilten bei ihrem Gesang. Nicht weit davon hütete ein Knabe Rinder, auch schön und gesangreich wie die Jungfrau, und wetteiferte mit ihren Melodien, und seine Stimme, als eine männliche, tönte stärker und doch süß, weil er ein Knabe war, der ihrigen entgegen. Und so lockte er acht ihrer besten Kühe zu seiner eigene Heerde herüber. Betrübt über die Verminderung ihrer Heerde und den Sieg des Gegners, flehte die Jungfrau zu den Göttern, daß sie ein Vogel würde, ehe sie nach Hause käme. Die Götter erhörten sie und machten sie zu diesem Vogel hier, der wie die Jungfrau auf den Bergen wohnt und tonreich ist wie sie. Und noch jetzt verkündigt ihre Stimme das erfahrne Mißgeschick, indem sie die verirrten Rinder sucht." 28. Solche Freuden bot ihnen der Sommer dar. (...) Longus: Hirtengeschichten von Daphnis und Chloe. Übersetzt von Friedrich Jacobs. Stuttgart 1832, S. 41-44. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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